Heliosaufgang fiir Elias Himmelfahrt, Hermes Kriophoros fur Chri-
fius al8 guter Hirte aufgefithrt Nad) meiner Meinung ware ed
hier fdjwer gut entfcheiden, ob hierbet nur die Rompofition aus ber
griechifchen Mtythologie entnommen, oder ob micht auch eine innere
VerEniipfung gwifchen den griechifden und jemitifen Mythen ftatt-
fanbe, und ob nicht die milbe verfohnende Perfinlichfeit des Hermes
einen Ginfluk zur Wahl feines Typus fire Chriftus ebenfo wie beim
Apollon gehabt habe.

Wihrend nun fo auf dev einen Seite die dufere Geftalt mytho-
Logifcher Perfonlichfeiten gur Darftellung chriftlider Anjchaungen
Diente, und fomit cine Verfdmelgung mythologifder Form mit
riftlichem Buhalt ftattfand, Бе die griechifde Mythologie felbjt
in ihrem inneren BWefen und ihrer Bedeutung durd die Runft awd
gu der chriftlichen Bett fort und gwar fo, dak die Perfiulichfeiter
und Gegenftinde devfelben, theils felbftandig, theile mit chviftlichen
Darftellungen untermifcht, theils auch purdh die Macht des Chriften-
thims, bald mehr, bald weniger umgemandelt erjdeinen. Den
Uchergang зи diefer Behandlung der Dipthologie machen dite
p. 143—157 befprodenen Paralellen mythologifder und chriftlicher
Perfonen, wie Simfon und Hevafles, Veftalinnen und MVtaria u. W.

Diefe Macht, welche fic die Mythologie neben bem Chriften-
thu bewabrte, lag hauptfidlic) in den allgemein menfchliden Mto-
tiver, welde iby nicht alfein an und fiir fich gum Grunde lagen,
fondern aud) nod) durch beftimmte Veranlafjungen des Lebens her-
vorgerufen wurden, Зи diejer Weife treten dite mythologifden Per-
fonen und Gegenftinde meiftens noch gang felbftindig auf, wie dies
yon Piper, p. 164—186, an Wpolle, Mars, Victoria auf Mtiinjen,
p. 186—194 jan Genus, Amor und Neufen anf Hochgeitsbildern,
p. 199230 an Unterwelts- und Meteergittern (biefe fymbolifd
bie Fahrt ins jenfeitige Leben andeutend) auf Grabdentmalern nach-
gewiefen wird. Die Kirche verhielt fid) hierbei in doppelter Steflung,
entiweder bap fie vermittelud an die mbpthologifden Borftellungen
anfniipfte, ober ihnen and) entjdieben gegenitbertrat, wie died naz
mentlidh bei Benugung Bacdhifdher und Erotifer Scenen fiir Grab-
pentmaler, p. 207-—217, hervovtrat. Diefe Hatten nicht allein als
mythologifde Perfonen, fondern auch als Gottheiten der Ntyfterien-
fulte im BGolfsbewufifein ihre Geltung und muften al8-folde der
Rirvche voppelt gefahrlich erfcheinen, befonders da die Ntyfterien leider
nur git oft in Orgien ausarteten.

Die Vermifdhung mythologifcher und dhriftlider Anfdauun-
gen gu einent eigenthiimliden felbftindigen Ganjen fand befonders
feit ber Beit ftatt, wo nicht allein in Stalien, fondern aud in den
andere romanifce und germanifden Lander eine allgemeine Bile
bung entfiand, die theils auf dem Chriftenthume, theils auf natio-
naler Vergangenheit begriindet war. Dies tweift Piper einerfeits
p. 254—277 an ben Dichtungen bes Dante und an ben unter
feinem Ginflug ftehenden Malern Giotto und Oreagua, andererz
 618 р. 284—254 an der Entwicelung des deutfden Minnedienftes
und Den Ucbertragungen antifer Stoffe ins oeutfche Epos nad. —
Auffallend ift, dak der Berf. gu unferem Bedauern feine Forfchune
gen Hier nicht weiter ansdehut und пи п aud) die Spuven
mythologifcer Anfohauungen bei dew iibrigen italienifchen Dichtern,
namentlid) Lorquato Taffo, und in dem portugififden Epos der
Lufiade bes Camtoens, fowie in Den deutfden Heldengedichter, vorz
flirt, befouders ba ev p. 277— 290, wo ev ben Uebergang vot
Mittelalter in die Nenzeit behandelt, Ahuliche Beifpiele pes W2rrina-
bene und Benrho berithrt. Namentlich die Lufiade des Camoens
bictet in der Feindfcaft de8 Bacchus und der Venus und bent
Vicbeslohn der Heimftehrenden Portugicfen auf per Zauberinfel ine
teveffante Biige vom Uebergang der Mythologie in die chriftlichen
Anfchauungen dar, ebenfo das Biindnif der unterivdifdhen Gutter
mit WArmibe in Taffos befreitem Serufatemt und die Liebe her Penns
	Theil allein gum Gegenftande fener Betrachtungen gemacht Hat. Зи
Bedauern ift e8, bak Piper feinem Werke шеи grbferen Umfang
gegeben und und feine Unfidten nicht auch davitber fundgethan hat,
wie fic) der religibfe Geift des Chriftenthums in den Formen der
Architettur und Teftonif verfsrpert, und wie ev die formelle Seite
per religivfen Sfulptur und DMtalerei artffaft, ba er die chriftlide
Mythologie fo ansfithrlid) und griindlid) ourchgearbeitet Hat. ие
licherweife traten in bdiefer Beziehung die Werke von Kugler, Litbte,
Senaafe und Otte dem Piper fdhen Bude ergingend guv Seite, fo
bak dicfer Mangel fiir das praftifche Bedirfnif weniger fihlbar
hervovtritt.

Wie fid пин aber die veligibfer Sdeen und An-
fhauungen des Chriftenthums in Perfonen und Gegen-
ftinden durcd Stulptur und Malerei dargeftellt haben,
piefe Unfgabe gu LSfen ift dem Prof. Piper in feiner „Уно уе
und Symbolif dev chriftlichen Kunft” auf das tvefflichfte gelungen,
rnd wir Bnnen mit Recht behaupten, dak durch) ihn in diefer Hing
ficht erft vie Wiffenfdhaft der chriftlichen Wrchaologie begriindet ijt.
Der erfte Theil des Piper’fchen Buds umfaft 510 Octavfeiten und
beginnt mit einer Ginleitung p. 1—36, welde den Begriff der
Wiffenfohaft, thre Bedeutung fiir Kunft und Meligion, ihre Cinthei-
{ung nod) den Runftarten, nad) geographifder und chronologifder
Entwidiung und nach den Gegenftinden befpridit, fopann 12 epodhe-
machende Runftwerke aufpahlt und gulekt die bi8 1846 erjchienenen
literavifchen Hiilfemittel und Bearbeitungen der chriftliden WArdhiio-
Logie fritife) belenchtet. Man evfennt aus diefer Cinleitung von vorn
Herein vie wiffenfdjaftliche Stelfung und Anordnung ves Buches,
wodurd) ¢8 fic) namentlich den Werke itber Alterthumsfunde пойте
dig 3uv Seite ftellt, wahrend die meiften WUrheiten itber neueve Kunft-
gefchidjte cine foldje ftrenge wiffenfchaftliche Wnordnung vermiffen
laffen. An die Cinleitung reifht jich der erfle Bheil mit der Ueber-
фин: Bon den hiftovifh-mpthologifhen BVorftellungen
per Hriftliden Kunft. Die Bedeutung diefes Theils liegt рами,
Daf vex Verf. nachweifet, wie eine Neenge religidfer Vorftellungen
und fiinftlerifher WAnfchauungen aus dev gviechifcher und rénrifden
Mythologie it das Shriftenthum iibergegangen find, und zwar in
einer voppelten Weife, dak mythologifde Perfonen und Gegenftande
einerfeits als Xypen fir chriftliche Vorftellungen dienten, anderer-
feits in ihver eigentlichen mpthologifden Bedeutung unter chriftliche
Darftellungen aufgenommen wurden. Hierin liegt ein grofes Bere
pienft, ав Piper vom theologifden Standpunkt nachgewiefen hat,
wie da8 Chriftenthum, indem feine religtdfen Borftellungen gu finft-
lerifehen Anfohauungen gelangten, nicht immer felbftfchdpferifd) диф
trat, fondern in grofer Menge aus den Outellen griechifd-rimifder
Mythologie fchipfte. Hierdurd) fernen wir, dak das Chrifienthum,
went e8 auch als Sreal in dev Perfdulichfeit Chrifti vollendet da-
ftand, dod) in feiner Ausbreitung und Verldrperung nicht als ein
in fic) abgefdloffenes fertiges Gane in die Welt trat, fonder, an
pie Vorzeit anfuriipferd, mit ihr und dew begleitenden Zeitverhilt-
niffen in Weehfelwirkung ftand. Schon die flinjtlerifche Gorm mye
thologifcer Geftalten war fo michtig, bak jie in beftimmten Typen
gur verforperter Darftellung chriftlider Perfonen und Gegenftinde
Diente. Soldhes hat Piper an der Bernging des Zensideals gur
Darfteliung fiir Gott-Bater und von den Typen bes Apollon,
Herakles, Orphens fiir Chriftns nachgewiefen und p. 37—158
pure die verfchiedenen Beiten chriftficher Nunftentwidling verfolgt.
Gr unterfeheidet hierbet zwifchen formellen und materiellen Ty-
pen, deren Unterfdhied davin liege, dag von jenen die Rompofi-
tion und Gruppirung, von diefen der Charafter dev Perfin-
ПО entnommen ift, eine fehr feine, oft aber neshalh fchwer gu
Hegriindende Unterfdeinung. 308 formelle Typen find namentlid
per HeSperidenbaum mit dem Drache fiir ven Pavadiefeshaum, der