Weittelalters der Gig der Conventualinnen gewihnlid) auf einer
weftliden Empore war, fo ift eine folche, bem regelmapigen Gebraud
entgegenftehende Unordnung des gangen Gebindes doch eine feltene
Ausnahme. Ferner war in der Anlage diefer opulenten Kirche dafitr
geforgt, Daf jebe Monne von ihren Kranfengimmer aus die Meffe
hiren fonnte. Wegen dex bedeutenden Breite ber Seitenfdjiffe macht
bas Sunere einen ungemein Ион, freien, hallenartigen Gindrud.
Die Beleudinng fommt hauptfadlich von her Sidfeite, wo jede
Rapelle ein дтове8 gothifdes Fenfter Hat, wahrend auf der Убе
feite, wo das Rlofter ehemals fic) anfdlof, je gwet fleine Rund-
bogenfenfter wicht viel Lidht verbreiten. Wlle Theile der Rivche find
mit Sterngewslben bededt, die auf Ronfolen ruben und im Chor
ohne Rippen aus freier Hand gemanert find. Die Oftwand des
Chores hat gwet fpibbogige Genfter. Wltar, Rangel und Nomnendor
find reid) gefdnigte und vergoldete Rofofo - Avbeiten. Ueberhaupt
zeigt fic) das Runfthandwerk diefer fpaten Epocje in Danzig von
einer Liichtigheit und Goliditit, die fowohl auf die Bracdte und
RKunftliebe der Birger, als auf die forgfaltige ЗПеде der Зефий
giinftige Sdhliffe maden aft. Cine Grabfehrift vor dem Chor aus
bem 3. 1616 fiel mir durch ihre oviginelle Naivetit auf. Ste Шви:
tet: ,Credo, quod S. Mater Ecclesia Romana catholica credit,
et nihil aliud nec aliter.*) Christoph Heinecke Linweber.
Herr, fo eS eit Brrthum iff, fo find wir von Div betrogen.” Hier
finbet fic) auch ein fchiner Rronleuchter aus Meffing, von der WUrt,
wie mehrere in der Plarientirche vorfommen. Cin gefdnigtes Nta-
Donnenbild fteht in ber Mitte. Daffelbe umgeben gwalf metallene
Reifen, Die in ovaler Biegung fic) emporranfen, mit fleinen frab-
benartigen Blattcyen werfehen, fo dah e8 den WAnfchein gewinnt, als
ftehe die Miadonna vergittert in einer Laube golbner Rofengweige.
Bon diejen ldfen fich am unteren Ende in qragzidfem Scdhwung, eben-
falla mit Blatichen reich befewt, andere Ranfen ab, deren Ende den
Lichttrager bilbet. Oben werden die anffteigenden Reifen von einer
Krone gufammengefagt, unter welder die Himimelsfinigin fteht. —
Das Aeufere der Kirche ift von hidfter Cinfadheit, nur am Chor
gliedern Strebepfeiler die monotonen Waffen. Der Xhurm, mit
antitifirenden Pilafterftellungen twunbderlich befleidet, wird von einer
RBopfhaube bebdedt.

Ganz пабе bei der vovigen liegt die Ratharinenfirde, die
Hauptpfarrfirde und wahrideinlid) aud) die altefte ver Wltftadt. Er-
wihnt wird ihr Name guerft im 3. 1248, dod) riihrt der Яети des
gegentartigen Gebiudes erft aus den Sahren 1326—1330, und
eine abermalige Erweiterung evfubr fie im WUWnfange des folgenden
Sahrhunderts. Daraus аи ИФ aud) die unregelmafige Geftalt
pes Shores, ver fic) dreifdiffig Dem Langhaufe vorlegt, und zwar
fo, daB feine бе Nebenhalle die Breite des entfpredenden SGei-
tenfchiffes betrichtlich itberflitgelt. Un der Stellung ver Strebepfeiler
amt Ghorende giebt fid) die Erweiterung Ddiefes Theiles ebenfalls
pentlich fund, denn fie tehnen fic) in fohrager Richtung mitten an
bie gegenwirtige Sdlupwand. DOas Langhaus vertritt eine von den
bisher betradhteten Rirdjen Ddurdaus abweidende Grunbdrifform.
Night allein find die Seitenfchiffe nur hath fo breit als das mittlere,
fondern ¢8 fehfen auch die Rapellenreifen, da die Strebepfeiler nach
auger gelegt und nur an dem neuen Cheilen dee Chores nad) innen
gezogen find. Das Langhaus erfcheint daber enger, fcpmaler, als
bei GS. Marieh und S. Birgitten, obwohl das Mittelfmiff mit её
ner Lichten Weite von 37 Fuh jene beide noc) iheririfft. wei
Pfeilerpaare tragen die Gewslbe des Chores, dann folgt ein Paar
fraftiger Pfeiler, weldje weit vorfpringend einem reich profilirten
Triumphbogen auffteigen Lajfen; vier Pfeilerpaare trennen fobann

 
	*) 3 $. „38 glaube, was die beilige ищет, die ebmifd-fatholiidhe Kirde,
glaubt, nidgis Unbereds und nidt anbers.”
	die bret Sdiffe 028 Заизусе8, пир сии)  ФИевЕ fic) eine mad-
tige Thurmbhalle in ganger Breite des Gebsudes an, in direfter Ver-
bindung mit dem Langhaus. Mit diefer ftattlichen Raumentfaltung
und einigen an ber Sitdfeite uachtriglic angebanten Hallen erreicht
die Rirdhe die Flichenausdehnung der vorher erwihnten Birgitten-
firdhe.

Зи der UAusfiihrung machen fic) gewiffe Verfchiedenheiten мое
fchen Chor und Schiff geltend: dort die Pfeiler gierlid) mit Rehle
und gwet Rundftiben auf den Geen profilirt, hier mur mit einem
Rundftabe verfehen; dort die Scheidbsgen sweifacd ausgeectt und ab-
gefdhragt, hier auferdemt noc) mit Runbdftaben eingefabt; dort die
Sterngewslbe ohne Konfolen, aber mit feinen, zierlic) profilirten
Rippen, hier bie Gewslbe bis unter die Pfeilergefimfe hinabfteigend
urd auf Ronfolen ruhend, in den Seitenfchiffen ohne Rippen. Doch
bebingen biefe Unterfdhiede feinen irgend erheblidjen Wechfel des
ftoliftijden Sharafters. -

Von Kunftwerken findet fich Hier nicht viel. Wlenfalls ift ein
Seitenaltar als reiches Holjfchnigwer’ vom WAnfange bes 16. Qahrh.
zu пение. Gr enthalt in plumpen, ausdrudslofen Figuren die
Kriming ber Maria, daneben einen minnlicen und eine weibliche
Heilige. Dagegen ift bas blof Dekorative, ein itppiges gothifces
Ranfenwerk, won titchtiger Wrbeit, dabei reich vergoldet und bemalt.
Den unteren Theil bildet eine niichterne Darftellung bes h. Whend-
	110018. Wud) hier wieder gwei von dew bereits erwahnten hiibjden
gothifden AWrmleuchtern. WAuferdent ftatiliche Rronleudter von
Mel fiita.
	Mm Зенветен И die Weftfagade bas Bntereffantefte, weil fie
‘durd) die breite Vorhalle gu einer in Danzig ungewshnlid) daftehen-
‘den Behandlung fommt. Hier legen ПФ die Fliigel der Halle mit
tiedrigen Pultbadern an die wudhtige Wtaffe bes vierectigen Thuvr-
mes. Biindelartige Vifenen, dagwifehen Glendbigen, gliedern die
Flachen und fteigen fialenartig auf. Wud) vie Thurmwand ift urd
Blendbigen reichlidh belebt. Den WbfehluR bilbet eine gopfig fons
felfafte Spige, mit vier Ghnlid) bebanbdelien Edthiirmden. Abwei-
dhend ift auch, dah das gange dveifciffige Langhans unter einem
пущен hohen Dache liegt. Cin fchlanfer Dachreiter front daffetbe.
Dagegen vertritt ber Chor mit feinen pret Oachern und deren gier-
lichen Giebelfeiten die herrfcjende Dangiger Travition. —

Wus ber Wliftadt nen’ id) noch die Rarmeliterfirde, eine
ber unbebeutenderen, obwohl fie, im 3. 1470 begonnen, auf einen
piel ausgedehnteren Blan berechnet war. Der Chor befteht aus vier
fer fcbinen Sterngewilben mit fetnen Rippen auf Ronfolen; die
Spannweite betragt 44 Fuk. Das Langhaus iff nach einem Brande
pom 3. 1668 einfdiffig mit flacker Dede angebaut. Wm Weuferen
treten bie Gtrebepfeiler cinfad Heraus; der Oftgiebel erhalt durch
gwet zierliche achtedige Treppenthiirmejen und lebendige Gialenbe-
frinung malerifchen Welz. Gine nbvdlid) anftofende Rapelle ijt durch
Sterngewslbe, weldje auf einer fehlanten achtedigen Gaule ruben,
ausgezetchnet. Die Rippen geigen derbes Profil. Die Krengaginge,
quinn Sheil erhalten, haben rippenlofe Rreuggewslbe anf vjerectigert
Wandpfeilern.

Mit ber Dominifanerfirde, jebigen fatholifden Pfarrlirde
1 GS. Nikolaus, betreten wir bas Gebiet der Rechtftadt. Schon
im %. 1227 wurbe urfundlid) dem Orden eine hier vorhandene Mie
folnifapelle iibergeben. ©. Nikolaus war der Sdyugpatron ber Bie
fcher, weldhe damals die Gegend an der Mtottlau bewohnten. Von
der Grbauung der gegenwartig vorhandenen Rirde hat man ше
Nachricht; inde ift diefelbe unbedenflic) al8 die Alteffe der Danziger
Kirdhen angufehen, als diejenige, welche guerft den in der Folge hier
heimifden Styl deutlic) ausgepragt zeigt. Walrfcheinlid) fallt ihre
Gntftehung in die erfte Halfte des 14. Bahrhunderts. Sie hat
	бои ben geraden Chorichlup, ме Dreitherlung des DOaches, die eine