—- 140 —— lich nicht im Wadhfen begriffen! aud an ihrer rubmvollen Sez [chichte — und die Gefchichte ber Runft ift ein integrivendDer Theil berjelben, dev’ nicht am leidhteften wiegt — gu fdjleppen, und es wiirde faft wunderbar fein, wenn fie im Stande wire, diefelbe auf geiftigem Gebiete gu veproduciven! Denn die Periode groRartiger Conception und nationalen Schaffens fojeint in Holland fiir lange verfdwunden gu fein! — Mige man jedoch riiftig fortfahren, das Material zufammen gu tragen, gu fichten und gu ordnen — und ber Gerfaffer der vorliegenden Schrift verbdient in diefer Hinficht alle Anerfennung! — die Bufunft wird eS nicht an einer Бои» Иен Runfigefchichte feblen Laffen. Aber nicht auf Holland — wiv haben im diefer Begiehing unfer Wuge mit Zuverficht auf Deutfaland gerichtet, wo befonders in unferem Zeitalter die Kunft- wiffenfdaften einen fo erfreulichen Wuffdwung genommen, und wo ohne Bweifel auch die hollindifche Runftgefdichte gum Wbfdhlug ge- bracht werden wird. Der Verfaffer fucht fodann guerft ven vielfad) verunglimpfter und mifbverftandenen Shavakter Steen’8 in aAffhetifder Hirificht wie- perherzufteller und feinen Rang auf dem RKunftgebiete feines Landes zu ervirtern unb ju beftimmen und gwar aus feinen Werfen jfelbft, wobet ev die Ausfpritche anerfannter Kunftfchriftfteller und Kiinftler zu Mathe zieht, unter welden ifm befonders Sofua Reynolds gu Statten fommt, deffen Wusfpruch itber 3. Steen ex feinem Buche alg Motto vorgefest: Jan Steen has a strong manly style of painting, which might become even the design of Rafaelle, and he has shown the greatest skill in composition, and manage- ment of light and shadow, as well as great truth in the ex- pression and character of his figures*). — Gon frangififchen Schriftitelfern find e8 befonders Ch. Blanc, Paillot de Montabert, Gujtave Plane, Burtin, Descamps, die ev gu Rathe gieht oder befimpft — von Deutfchen Fiorillo, Kugler, Rathgeber, Nagler, Sdhnaafe, Waagen. Das Werk Mt. Unger’s: das Wefen der Nta- levei,” fcheint diveft ohne Ginflug auf den Verfaffer geblieben gu Чей, und er fceint e8 nicht gu Юлием. Nun ift e8 aber von allen Kunjt- fchriftftellern gerade Me. Unger, ber einen tiefen Bli in das BWefen per hollindifdhen Kunft gethan hat, und wir finnen bet diefer Ge- legenheit nicht unterlaffen, Herrn Weftrheenen anf Ungers treffliches Werk aufmerffam yu machen. Daffelbe wiirde ihn bet feinen gu- finftigen Studien iiber einzelne Riinftler feines Landes und befonders liber die fo retche Kategorie der Hollindifden Lanbdfdaftsmaler unend- lich fovbern. Der Verfaffer Gt in feinem Refultate iiber 3. Steen als Giinftler diefen nidt eigentlich als einen fchdpferifchen Genins gelten, al welden er von den hollindifden Malern nur den eingigen Rem- branbt anzunehmen geneigt ift, aber al8 den in intellettuelfer Hinficht hervorragendften der Боль фен Genvemaler, der vermige feines ftets regen Humors, als Grundgug feines Talents, die Crfdet- nungen ded Volkslebens, in originaler Weife und ftets mex mit alfer Pragnanz und Kraft, welde die griften Meeifter feiner Schule aus- zeichnen, gur Anfchauung gebracht Habe, wobet er mir in eingelnen UAnforderungen der Kunft von feinen gleidhgeitigen Meitftrebenden iiber- troffen werde. Wir verweifen in Betreff der Kunftanfidten des Ver}. auf die Leftiive Des Buches felbft. — Dann geht der Verfajfer in derfelben Weife, wie e8 bet dev Wiirdigung Rembrandt nothig war, pag liber, den grofen Ritnftler von den Flecken, wodurd) fein mora- lifer Shavafter von Kunfifdriftftellern wie Houbrafen, C. Wevper- nant wd deren Nachfehretbern verunglimpft worden, ju fauberi, *) San Steen hat einen ftrengen manntiden Styl, welder fid) jelbft bis gu Rafael erheben бе; сх ба bie grdpte Gelchidlidteit im ber Compofition gezeigt, fo wie in der Bertheilung von Cicht und Gdjatten, aud ift ihm grofe Wahrheit int Ausdrud unb Charatter feiner Giguren eiger. ии Нетании Jan Steen. Etude sur l art en Hollande. Par T. van We- strheenen Wz, La Haye. Martinus Nyhoff 1856. Gs ift ein havakteriftifdhes Beichen des Yollandifden Kunjt- gefchinads, daft ein einfidtiger, gemiffenhafier und fir die Kunjt feines Landes bLegeifterter Sehriftfteller, wie der Verfajfer obiger Schrift, zuerft befaunt geworden durd) die im vovigen Jahre erfchie- nene Brocjitre: ,,.Zen Woord over Kunst en Kunstbescherming in Nederland,“ gunichft den San Steen gum Gegenftande jeines Studinms wiht, nachdem von andern hollandifden Runft- und Gefchichtsforfdern dev grofe Rembrandt abgehandelt worden, min- Heftens infofern das Material gu einer Gefdjidhte Rembrandt’s von ihnen erfchipfend zufammengetragen twurde. (Daf ©. Я) fpater cine vollftindige Gefchidhte diefes RKunft = Heres gufammen- geftelit, fcheint jedod) in Holland felbft wenig befannt.) Denn wie wir auch bet Gelegenheit der Befprechung des Meufeums van der Hoop im vorigen Sahrgange des Kunftblatts bemerften, ift 3. Steen unftreitig ber populiivfte der Hollandifchen Maler. Ghe dev Berfaffer guv Wiirdigung und Rehabilitirung des Rinftlers und Menfdyen 3. Steen jelbft fommt, ergeht ev fic) in feiner Ginleitung in ansfihrlichen Getrachtungen itberhaupt und hollin- pifche Kunftgefchidhte befonders, und beginnt mit dem Wusfpruche: »die Kunftgefhidte Holland’s muk nod) gefehrieben werden! Gr meint hiermit nicht allein die f. g. plaftifcjen, foudern alle Schwefter- fiinfte, weift auf die Schwierigfeit eines folchen Unternehinens hin, weldjem fich Unfenntnif bes Materials und deffen veellen Werthes, fo wie namentlich der Mtangel einer hinlinglichen Beurtheilung der Erfheinungen und Thatfacen GSeitens dev bornivten Mritif auf hollindifchem Runjtgebiete entgegenftelle, und meint mit Recht, da ein folches foloffales Unternehmen nicht wohl dag Werk einer ein- zigen Beder fein fonne. Der Verfaffer appellict fodaun an den hollandifchen Nationalgeift, ein fo ehrenvolles Werk nicht fremben Handen. gu iiberlaffen, ba bod) fo viele talentvolle Cingeborene fabig,. pie Werfe der Genies in der grofen Domaine der vaterlandiden Kunft yu begreifen und gu fdagen, Er fommt dann, nachdem er pie Bemiihungen auslandifder, Kunftforfcher anerfannt, die fic) mit рег hollindifcen Runft— wenn auch mehr im AWllgemeinen und infofern die Runft ihrer refp. Vander mit der hollindifcen gufommen- ange — befchaftigt, gu dem Sehluffe, raf nur ein Autodthone des Landes im Stande fei, die Hollandifde Kunft vom Afthetifden, gee fhichtlicen und philofophifden Standpuntte gang gu beurtheilen und darzufteller. Wir theilen ganz die Meinung bes Verfaffers, dak nur ein SeErififieller, der as Leben und Treiben des Bolfes, fo wie die Gefchichte des Landes an der Quelle felbft beobachtet und ftubdirt bat, im Gtande ИЕ, irgend ein Geld dex Gefchichte deffelben mit Е gut bearbeiten, find jedoc) der unmafgebliden Deeinung, рой die Welt Тебе lange witrde marten mitffen, um eine trefflice hollandifce Kunfigefhidite — abgefehen von einer Gefchichte im weiteren Sinne, die ben Hollindern gleichfalls felt — vollendet gu fehen, wenn Diefes Lediglich den Hollindern anheimgeftellt witrde. Berheblt 8 fid) per Verfaffer doc) felbft nicht, da im Betreff piefer widhtigen Wn- gelegenheit im Qande felbft eine grofe Gleidhgitltigteit und Lauheit Herrfde, wenn auch unter ber ,,aufgeflirten Kaffe nidjt alle Sym- pathie fiir Kunftangelegenheiten gefdhrunben fet, und da die gevinge Ginficht der gegenwartigen Minftler in das eigentlidhe Wefen der vaterkindifden Runft fehy gu beflagen!“” — Wie an fo vielen anbdern Laften hat bie fleine hellindifche Nation, deren Kvafte wahr- *) Зш Sabrgange 1854 der gefchidtliden Sabrbuder von Maumer.