wahrenden Kriege endlich die Preufen unterjodjt Hatten, der traptige
Hort dentfher Gefittung, bie gerade durch den nationalen Gegenfag
verfcharft, fic) hier in glangvollfter Weife durch Schdpfung einer
madhtigen Herrfchaft, urd) Erwedung einer reicjen Rulturbliithe mit
organifatorifcer Kraft dofumentirte. WAnderthalh Jahrhunderte wahrte
per Giang Marienburgs. ls darauf ber Orden durch innere Wuf-
Lofung feinen Guferen Untergang herbeifithrte, fiel fein ftolzes Haupt-
foloR in bie Gewalt der Polen, Deven Staroften iiber drei Bahr-
Hunderte fang hier ihre wilbe Hofhaltung fiihrten. Nad) der pol:
nifchen Wirthfdaft follte die Marienburg nod) tiefer finfen. ls
fie mit ber erften Theilung Polens im 9. 1772 an Preugen fam,
wurbe dev vielfad) verwilftete Bau in eine Raferne, dann in ein
Kriegsmagazin verwandelt, ber Herrlide Konventsremter widerhallte
vom Taftfchritt exergirender Refruten, und die Pradtraiume ver Hoch-
meifterwohnuung wurden fogar gu einer Fabrik und зи Wobhnungen
ber Gabrifarbeiter entwiirdigt. За e8 war nae daran, daf man
im 3. 1801 da8 hohe und bas mitilere Schlog abgebrocken hiite,
um aus den alten Biegeln ein neues Diagagin aufzubauen.

Aber nin war aud der Wendepunft fitr bas Gefchice der Mta-
rienburg gefommen. Der jiingere Gilly, deffen Vater gu jenem
Ubbrud) gerathen hatte, gab. fish, begeiftert yon der gropartigen
Schsiuheit des elend verftiimmelten Werfes, ber genauen architetto-
nifchen Wufnahme deffelben hin, und feine im 3. 1808 von Frid
veroffentlicdbten Zeichnungen entziindeten nah und fern bie Theilnahme
flix Das gemiphandelte Denkinal einer grofen Vorgeit. May von
Sdenfendorf erhob guerjt feine Stimme gum @фиве der ebrinitrdi-
get Ueberrefte, und von num an war die Griftenz der Ntarienbdurg
gefidhert. Wie fie einft im Often die Vorkimpferin fiir deutfde
Gefittung gewefer war, fo tirde fie nun, gleid nach dem fiegreid)
beendeten Befreiungstviegen, der Punkt, at weldjen fich die ourd
das Vaterlandsgefiihl neu belebte Schigung der eigenen gefchidht-
Yichen Ueberrefte, der Werke einer grofen nationalen Kunft zuerft
wieder entflammte unb fraftigte, Die Regierung ging mit gqutem
Beifpiel voran, erlenchtete Manner nahmen die Angelegenheit riiftig
in die Hand, und bald wetteiferten Stadte, Rorporationen, Familten
und Gingelne in Beiftenern und Stiftungen fiir die Wiederherftettung
des grofartigen Banes. Bett ijt verfelbe, foweit e8 thunlid) war,
dem alten Zuftand in den Beiten feines hichften Glanzes wieder nahe
gebradht, und wenn aud, gumal in den jiingften Sahren, die Reftau-
rationsarbeiten einen bedenfliden Charafter angenommen haben, fo
ift da8 Gange dod) wohl geeignet, im Befdhauer den wiirdigften Gin-
bru hervorzurufer.

- Du wirft еше аи тие Schilderung des umfangreiden Banes
mir gern erlaffen: beim beften Willen vermidhte id) cine folde doch

 
	nicht yu geben; aud) darf id) wohl bet Dir eine genauere. Befannt:  
	fhaft mit dem Gillh-Fridfden Pradhtwerfe vorausjesen. бет
wenig habe ich mic) auf bie Gefchidte von der allmablicen Ent-
ftehung ber eingelnen Theile des Shloffes eingulajfen, da ich hier
mir wiederholen иию, was 8. von Quaft in fetner treffliden
@фий iiber Nearienburg*) mit der fcharffinnigen Griindlichteit,
welche alle WUrbeiten diejes Forfdjers Lenngeidjnet, behandelt und er-
Brtert hat. Mur die allgemeinen Refultate diefer Sdrift, in welder
eine forgfaltige Unterfudhung bes Baues mit eiudringender gefchidt-
licher Renninif und fritifcer Benngung der von Wnderen bereits
feftgefteliten Thatfacen Hand im Hand geht, will ich fury hervor-
heben.

Auf Herm ftcil anfteigenden vedten Ufer der hier vor Silden
nach Norden flieRenden Nogat, wenige Meiler vow der Netiindung
	*) Beitrage gur Gefhidte der Baulunft tr Preufer. Зои %. 5. Qa ft.
HI. Sdhlof Marienburg. (Befouders abgedrudt aus den Neuen Preunpifden
Provinjial-Slattern, Bb. XI. Heft 1— 3.)
	> btefes Stromes in’s frifde Half, evhebt fid) die Vearienburg, wohl
; unbedingt die grofartigfte Burganlage des ganjen Mittelalters. Aber
  erft imt Gaufe ber Beit, mit dev fteigenden Macht bes Ordens, ge-
  виде das SajloB gu der Ansdehnung, in welder wir e8 heute noc}
- erbliden. Wnfangs, und gwar etwa feit 1280, begniigte man fic
mit Wiffithrung bes anf dem hochften und gugleich fiidlidften Buntte
 gelegenen Hochfchloffes. Der ftrenge, поф mit romanifden Wnflan-
gen gemifdte frithgothifdhe ОН, Феи dev ndrdliche Blitgel diefes
Theiles zur Sdau tragt, begeichnet ihn al8 den alteften Bautheil.
Mn btefen fcdhlof fic) der Weftfliigel und, befonders feit dem Cingug
bes Hodnneifters Siegfried von Feudhtwangen im 3. 1309, der
weitere Uusbau des Hodhfchloffes. Im nvBrdlicen Fliigel, nach Often
 gewendet, wurde die Rapelle angelegt, und vom Hodhmeifter Werner
pon Orfeln (1324—1330) im Snnern ausgefeptitet und wabrfdcein-
lid) aud) mit der prachtvollen ,,golbenen Pforte  verfehen, deren
Detailbildung, wie F. в. Quaft mit Recht bemerft, den Hschften
Triumph des gothijden Biegelbaues feiert. Фев von Wltenburg
(1835—1841) verlingerte die Rapelle nad) Often, wie wir fie jest
fehen und gab ihr ein UntergefdhoR, welded die Gruft vex Hodh=
meifter und bie ©. Annenfapelle enthalt. Derfelbe Hochmeifter be-
gaun aud) wabrfdeinfid) ben Bau des Mtittelfaloffes mit bem herr-
lichen MNemter, fo wie die Vorburg und. ohne Bweifel die damit gu-
fammenhangende Brice iiber die Nogat, deren alte Befeftigungsthiirme
tod) Spuven ihres Mauerwerks zeigen. Grit in der langen und
glingenden Regierungseit Winridhs won Ruiprode (1851— 1382)
ift Hidhft wahrfceinlich ver Bau bes Meittelfchloffeds, befonders der
impofanten Hochmeifterwohuung beendet worden, wie aud) das fo-
loffale Marienbild an ber Oftfeite der Rirche mit prddtiger Wtofatt
gefdhimiidt wurde. Go tragt die Marienburg in ihren wefentlicer
Heftandtheilen die Charattersiige der beften und edelften Beit bes
gothifden Styles.

Das Hof HloR bildbet mit feinen vier Fliigeln ein fangliches
Viereé von 192 Fup Ringe und 168 Fug Breite bei etwa 70 Fu
Hihe. In der Meitte liegt ein Hof, der ehemals in gwei Gefdhoffen
mit Rrenjggangen umgogen war. Rings wmfdloffen Griben die
Burg, und der eingige Cingang war das am weftliden Ende bes
Nordfliigels befindliche Portal. Diefer Fliigel fpringt mit feinem
Bfilichen, vie Kirche enthaltenden Theile betrachtlich aus dem itbrigen
Rirper hervor. Hier erhebt fich- aud) an der fiidliden Seite hart
am Shor ver Rirche ber hohe Schlofthurm, wahrend bas Weftende
Diefes де burch gwei niedrigere Thiirme bezeichnet wird. Um
‘bas ganze SchloB 30g fic) itber bem oberften Gefdoffe fowoht an
per Mufenfeite als nach dem inneren Hofe ein bedediter Bertheidi-
gungsgang. Wm meifter hat der Vandalismus in der Zerftirung
Ddiefer alteften Theile der Mtarienburg gewiithet; ja fo griindlich ift
bie Verwiiftung derfelben durd) Fortbrechen der RKrengginge, Wbreiffer
per fammitlidhen Gewstbe, namentlid) des fehinen Rapitelfaates, Be-
feitigung der Fenfter und felbft dev alten Thitre de3 Portals bewirit
worden, daB man bet der Reftauration fid) mit der Schloftirche
und ber dazu gehsrigen Annenfapelle fammt dem Thurm hat bee
gniigen miiffen.

Die SHhloKtirdhe evftredt fid) cinfdiffig im einer Lange von
131 Fuf bet 80 Fup Breite und 45 Fug Hohe. Фе сени
man noc) ihren alteren und jiingeren Thetl. Wcht einfach) . flare,
wunderfdine Sterngemilhe von eleganter Fornt und gierlich [ебет
SaHwingung bedecen den gamer Naum, der polygon aus dent Adhteck
feinen Ghorfchlug bildet. Die Dienfte der Gewilbe ruher anf bale
bachinartigen Konfolen, unter welden fic) Heiligenftatucn von etwas
furjen Berhaltniffer, aber nicht ohne Wiirde, auf anderen Konfoler
befinden. Der legtc Gchlufjtein der Gewilbe jcigt bie Madonna
mit Dem Kinde, von иеци. биде рем umgeben. Die Winde find
ringsum mit cleganter Blendbigen auf gekuppelten Shulden belebt.