zehniten Sahrhunbderts und bei Biirgerhaufern felbft nod) des funf- zebniten hervorgeht. Gegen das Bahr 1000 erhalt exft die Rivcje bes reichen Rlofters Tegernfee Glasfenfter ftatt per Titdher und Teppiche, mit denen man bisher die Fenfterdffnungen dort verfdplop; im dreizehnten Sahrh. Yount jene urfpriinglide Wrt des Fenfterver- Hingens nod auf einem firftlichen Sahlof in Oefferveid vor und im fitnfjehnten werden die Glasfenfter der Biivgertwohnungen ди Bafel und Wien als etwas Bemerlensiwerthes hervorgehoben. Diefe Stufentetter ift chavatteviftifd) fiir das Mtittelalter. Damit hing pann jufammen, ав man felbft im Wnfange jener Epodje e8 nod nicht ganz in der Gewalt hatte, farblofes Glas gu ergielen, denn fo wie ung der farblofe, fo war fiir fene dlteren Zeiten der farbige Buftand ded Glafes der normale. IndeR fing man dod) bereits im vierten chriftliden Sahrhundert nacweislid) an, die Fenfter der Riv- chen mit Glas gu feblieen, und da man nun einmal farbiges Glas al8 da8 gewihnlide hatte, fo lag der Зи пабе, die Farben durch Заки, Sdhinheit und Harmonie dem Auge wobhlgefillig зи machen. Go entfiand умей eine Art von Mofaif, von welder der Uebergang zur wirtlichen Glasmalerei, ©. h. zur bildlicen Darftel- {ung von Siguren durch gufammengefegte Stitde verfchieden gefarbter Glafes, deffen Bleifaffung gugleich als Contour dev Zeichnung diente, fdnell gemacht war. Diefer widtige Schritt wurde, wie der Verf. barlegt, noch vor Wblauf bes gehnten Bahrhunderts gethan. Die iltefte nadjweislide Vebung der neuen Runft finden wir gegen Gude jenes Sabrhundert8 im babrifden Rlofter Tegernfee. Wenn aber ber Gerf. daraus folgert, га Deutfdland die Wiege der Glasina- ferei gewefer fet, fo fcpeint wns dies den Anfpritdhen gegenitber, welche and) Этом an die Priovittt der Crfindung erhoben hat, nod) nicht siweifellos feftguftehen. Der Wunfd, der eigenen Nation pie Ehre grofer Entdedungen gugufchreiben, ift ein natitrlider, und wir ehren bas patriotifdye Gefithl, weldjes thn hervorruft. Wher in ber Runfige(hicdte hat ein folches Beftreben lange Beit dahin ge- Табе, baf man iiber die wirklidhe Befchaffenheit der Thatfachen fid tinfehte, und daher diirfen wir aud) in der vorliegenden Frage nicht verhehlen, daf die Forfdung ither die Gewifheit der fragliden That- face nod) nicht das ent{dhetdende Wort gu fprechen vermtag. уе wigen wir aber, bak in Granfreicd) wie in Deutfdjland die Voraus- fegungen gu der neuen Erfindung gleidmapig vorhanden waren, daf beide Vinder зи gleicer Beit unabhingig von einander die grofen SdHaipfingen des romanifdjen Bafilifenbares und bald nachher des Gewslbfpftems gemacht haber, dah fie itberhaupt gu fener Beit in gleicher Weife den iibrigen Lanbdern in der Geftaltung der neuen Kulturverhaltniffe vorangingen, [о пб сиб bie gletchgeitige Gre findung der Glasmalerei beiden felbftindig angurechnen fein. Giebt boch ein Sabrhundert ober anderthalb fpiter ber deutfde Mind) Theophilus in fener Diversarum artium schedula fogar den Gran- sofen das Lob, da fie in der Kunft des Giebens bunten Fenfter- glafes vorgitglic) gefdhict feten. Gewif ift aber, dak die Glasmaleret оси Зое an England, von Deutfehland dagegen an ен und Spanien mitgetheilt wurde. Die alte veutfche Glasmalerei, von welder der Verf. fodann ausfdlichlich hanbelt, veicht vom elfter Jahrhundert bis ws fieb- zehnte und wird in givet Hauptperioden, deren Grane ии 1350 fallt, der Betradhtung vorgefiihrt. Bn der erften Cpoche binden die Glasgemilde fich ftreng an die Arehiteftur, der fle dienen; fie wer- ben als farbige Teppiche behandelt, mit Arabestenmujtern ausgefiillt, swifdher welchen die feinen figiirlicjen Darftellungen in rirhiger avcitettonifder Haltung cingefiigt find. Eo (cbt in diefen Fenftern, befonders in denen ber romanifdhen Beit, die hierbet bis tief in’s preizehnte Sabhrhundert fortgeht, dic verklirte Crinnerung an die unten Tiicher, mit denen man eheutals die Oeffuungen verhangte, fort. Ginnig befpricht fodann dev Verf. die Darftellungen, welde gahlreidh ausgeftellten ЗЗещеЦеи der risftigen Lhatigtett, bes frifchen Gedeifens diefer jungen Wnftalt, die unter der tiidtigen eitung Rofenfelder’s die Reime ъеи ег Яиий, die in diefem abge- fdloffenen Granglande fo Lange gefclummert, gu neuent Leben ju erweden anf’s Gchinfte begonnen hat. Bei dem fiir alles geiftige Schaffen fo empfinglichen Sinne der Bewohner (aft fic) mit Sicer- heit vorausfegen, bak anc) die Gunft duferer Yirbderung dem jun- gen Baume nicht fehlen werde. Mit den beften Witnfdjen verlies 1$ die Stadt und die Provinz, die mir fejnell befannt und lied geworden war. Dir aber, Lieber Freund, шие 19, 508 Фи Did) bald anfmachen migeft, um durd) eigene UAnfchauung dort gu ergadnzen, wad ich in meinen ungureidenden Dtittheilungen nv an- audenten permodte. Krunetliiecatue. $\е мифе Glasmalerei. Gefchichtliher ECntwurf mit Velegen yon Wilhelm Wadernagel. Leipzig 1855. ©. Hirzel. (8. 180 ©.) Sdon oft haben wir Gelegenheit genommen, uns bet Vejpre- chung von eiftungen der modernen Glasmaleret liber die bei diefer Tedhnit gu befolgenden Pringipien anggufpredjen und eine giemlid) allgemein hentgutage verbreitete inrige Auffaffung ded Wefens ber @lasmaleret yu belampfen. Diefer Irrthum ift gleid) fo момент anderen auf verwandten Runfigebieten ein Kind des Virtuofenthums. Die Ridhtung auf virtuofenhafte AWusbildung des Weuferlicen, rein Technifchen ift aber in vielen Beziehungen verderblich, weil fie regel- Иа аби verfithrt, ther bem Schein das Sein, Ибех dem blog Aeuferliden das Suneve, Her den Meitteln den Bwed gu vergeffen. Wie nun Nichts beffer geeignet iff, von Brrpfaven auf den rech- ten Weg juritchyubringen, als die gefchichtliche Erfenntnif ves Gegen- fiandes, fo fehen wir auch hier die Frage nad) Wefen und Bejtim- mung der Glasmalerei in der vorliegenden Sehrift auf geiftvoll iiberzeugende Weife durch eine hiftorifde Unterfuchung beantwortet. Der Verf. Eniipft mit dew beiden yu Bafel gehaltenen Vorlefungen, pie er bier verdffentlicht, an einen prattifden Swed an, mimic) die Ausftattung bes dortigen, neuerdings reftaurirten Meiinfters mit Glasgemilden, und filhrt unmerflich leife feine Zuhirer und Refer in dic Anfange diefer recht eigentlich) dem Mtittelalter angehirenden Knit hinein. Ueberall merft man gletd, dak man e8 nidt blof mit einem in ben fojrifilichen Ueberlieferungen wie in den Dent milern wohl ovientirten, fondern auch mit einem durd) feinen Runft- finn ansgezeidneten Giihrer gu thun hat, und fo giebt man fid) gern einer Daritellung hin, die in eleganter Form den Laien mit dem Gegenftande vertraut gu macjen und dod) gugleid) burd) gebdiegene Grindlichfeit auch dem Kundigen mancherlet WAnregung und, befon- bers ir fcjriftliden Beugniffen, manch frudjthares Rirnlein an neuer Ginficht und Kenntnif gu bringen weif. Bn graue Borzeit aghptifden ober gor indifden Alterthums verliert fich die Grfindung des Glafes. Wie alten Bilfer des Orients und Oecivents fehen wir frithzeitig im Befiy deffelber. Dok bedienten nod) vie Rimer fic) diefes Materiales nur gu Ge- Бабе ober gu Seuneigegenftinder, gulegt aud) gur foftbaren BVer- Heidung der BNinde und Decker. Ehenfo verftanden and) die alter Gallier und Germanen gum DBediixfuif des Pubes buntes Glas зи bereiten, But Anfange ves Mtittelalters war Dicfer wie jeder andere Ruufibetrich ausfdlicflices Cigenthium der MLBfter; aber auch Рае mals blich man noch Tange Beit bet der fritheren Befdhrintung des Gebraudhes ftehen, und {pit ued) miiffen Glasfenfter of8 Celtenheit Letrachict worden fein, wie aus manden Beifpieleu fogar ded dvet-