ein Kapital von mehr alg 30,000 fl. aus.*) 8 verfteht fic) vor felbft, dag, um unfere Wrfgabe {еп gu fonnen, neben den pofitiven RKvaften, die wir befigen, in unfern Gemiithern eine moralifdye Gumme pon Gemeinfinn und Aufopferungsfihigteit vorhanden fein mug. Soll- ten und diefe Gigenfchaften feblen einer fo hohen Uufgabe gegenitber? Haben wir doch Proben davon, veiche Proben, bei fo vielen fleinen und untergeordneten Gelegenheiten gegeben! Wird aber der jegige Dtoment verfaumt, baut dev Kunftverein felbftftinudig, fo haben wir wohl fiiv lange, vielleicht fitr immer die Centralifation des hicfigen Riinftlerlebens unmiglidd gemacht und eine Verfaumnifk begangen, die mit der materielfen Einbufe die Verar- mung ver Runft felbft in ihrem Schoofe tragen wird. Wollen wir eine folde Sdhuld auf uns laden? Sch fix meinen Cheil und alle, die mit mir find, wir verwabren uns hiemit feterlid, cine fo un- heilvolle VerfaumnifR mitverfasuldet zu haben! &8 folgt nun eine furze Angabe, wie und wo der Gedanfe ju verwirllichen ware. Dak ver Baw befehloffen worden, ift fdon gee fagt worden und wir rufer dent Unternehmen von Herzen ein Фант зи. Bugleich mahnt uns dies aber, die and) in Berlin yu sftern Malen vielfach erwogene und mit Bntereffe ооо Зее einer Vereinigung ber hiefigen Bereine in einer gemeinfamen Lofalitit wie- ber anguregen. Gingelne Wnidufe find wiederholt gemadjt worden. Runichft galt e8 ven gum Xhetl befiehenden, gum Theil gewiinfdsten innern Berkehr aud) duferlid) herguftellen. Der jiingere Miinftler- vereit und ein Titeravifder Verein waren e8 hauptfichlic&), die fic Пу die Ausfiibrung intereffirter. Mur dufere Verhiltniffe, nament- lid aber der Mangel einer paffenden Lofalitdt und die enormen Miethspreife ver fnapp vorbhandenen ftanden im Wege und immer Lauter treten die Winfde nad) einem eigenen Haufe Hervor. Buch der Runftoercin jehnt fich nach einer angemeffeneren Waunrlichfeit. Bielleiht ware die Sache fchon weiter, wenn nicht diejenigen, denen das Hiuferbanen am leichteften von der Hand geht und die am fchnelfften bamit bei ber Hand find, die Herren Architelten, wenn, fagen wir, diefe nicht fiir ihren Berein, der eine fo hohe und um- fafferide Bedeutung erlangt hat und in [dhinfter Blithe fteht, auch eine Wohnung befagen, welche fiir die Bereingzwede nichts yu wiin- fen tibrig [apt Wohlan, wir haben wenigftens nicht unterlajfen wollen, eine unferer Cieblings-Bdeen fiir Das Berliner Kunftleben wieder in Er. innerung gu bringen, Mtdchte der Tag ihrer Verwirflichung nicht alfgufern fein! %. ©. Chher vor Abasverus. Delgemalde von SEnlins Schrader. Die Gefchidte von dev Efther tft oftmals Gegenitand bifonert- fher Darftellung geworden, und ohne Bweifel gehirt diefelbe gu den fiir die malerife Behandlung dautbariten Stoffen. Kann diejenige unter den Kiinften, deren Aufgabe e8 ijt, vas Schone in Lleuchtender Sarbenpradt зи fchildern, fic) ein willlomnneres Motiv denken, als pie fiegreiche Macht weiblicer Gchdnheit in ihrem Triumphe ju zeigen? liv einen Maler, der gerade im Reiche ver Farbe als einer der Grofmeifter Тео, Их einen Miinftler wie Julius Sehra- per mufte ein folder Gegenftand die Veranlaffing werden, fein La- lent in fchinfter Entfaltung gu bewahren und im Triumphe der SGcinheit pen Triumph feiner Kunft gu feiern. Das ift in War Heit denn auch ver Fall. *) Dads Hans foftet natitrlid) otel mehr; oa8 Dlehe Cann entweder auy dem Wege ber Hyvothefen ober aud auf dem ber Wktien befchafft werden. Wer hat wicht mit utnerer wohlthuender Befriedigung die prach- tige Gefdhidte im Buch Efther gelefen, die fo pragmatifd fdlicht die duferen Vorginge bid in’s legte Detail fdildert, wahrend alle inneren Greigniffe, die wedhfelnden, oft leidenfchaftlid erregten Empfindungen mit feiner SGhlbe ermahnt und dadurd von der Phare tafie nur unt fo Lebendiger ergriffen werden. Schon in frither Zeit hat man babher vie Gefchichte mehrfach auszufdmiicten gefudt, und in dem ants diefertt Streben Hervorgegangenen Bruchftiid, weldhes unter bie Apofrhphen des alten Teftaments verwiefen ift, wird der verhingnifvolle Gang Efthers gum Konige Whasverus alfo ergiblt: wilnd am dvitten Tage legte fie ihre tigliche Reider ab und 3009 ihren fnigliden Schmud an, Und war febr fdin und rief Gott Den Heiland an, dev Wiles fiehet; und nahm gwo Metigde mit fid und Iehnete fich gierlich auf die eine, die anbere aber folgete ifr und trug iby die Sdleppe am Rod. Und iby Angeficht war fehr fchsn, lieblid) und froblics geftaltet; aber ihr Herz war voll Wugft und Gorge. Und da-fie durd alle Thitren Hinein fam, trat fte gegen bem Sénige, Da er faf auf feinem finiglidhen Stuhl in feinen fnig- lichen Gleibern, die von Gold und Gdelfteinen waren, und war fcveclich angujehen. Da ev nun die Augen aufhub und fahe fie gorniglicy an, erblafte die Rinigin und fanf in eine Obnmacht und legte ba8 Haupt auf vie Ntago.” Dies ift Der Moment, den Schrader flix feine Darftellung ge- walt hat. Der Konig hat links vom Befchauer anf feinem foft- baren Giuble gefeffen und ift aufgefprungen in aller fchwerfilligen таб, рав der goldbrofatene Mantel in breiten Falten fic) iiber die Arinlehne geftaut hat und deutlich das Haftige der voraufgegan- genen Beweguug ausdriidt. Das adht ovientalifde, amit dichtem jhwarzem Haargelod bededie Haupt fiegt in dunflem Schatten, bem der jugendlide Diener Halt itber ithnr hoc evhoben den bunten Biderjdhirm, aber trode erfennt man deutlich das frohe Staunen itber vie Schinheit feiner Kinigin. Gein Gcepter fenkt fic) unwill- fiirlic vor ihrer Hervlichfett, Mund und Mugen find fo Тебу ge- niefendes, freudiges Sdhauen, bak er Ге fie gu wecemt, fie aufzue richten vergift, fie die in ihrer Ohiumacht all feine Mtadht befiegt. Und nun vor ihm dies fchine Феб, gufammenbrechend, hin- finfend vor ber Gewalt, die unbedingt iiber Leben und od gebictet, eine itppige Schinheit, wie fie fein mupte, um felbft einen orienta: lijden Despoten feffeln зи fonnen; Wrme und Hande, die man gern um feinen Hals fiihlen michte, und Gewander, die den edlen Wuchs nur noc Haver hervorheben. BVortvefflic) hat der Riinjtler verftan- ben, die Obumadcdht nicht blop treu mach dem Leben, fonder auch {hin und anjiehend darguftellen. €8 ijt, als erbleichen fichtlid vor unfern Augen mehr und mehr die Rofen diefes lieblichen Wngefidts, und unter pen fein gezeichneter Brauen febliehen fich Wugen, die uns unfre Phantafie of8 wunderfehin malt, wahrend der Heine Mund hewuftlos wie gu einem Geufzer fic) wffnet. Gin weikes golodurdwirttes Gewand von feiner Letneiwand fliept iiber die fds- nen Formen de Rsrpers Herab. Die Ronigin ftiigt fic) unwill- fithrlich auf die altere Dienerin, welche thy jur Seite fteht, in thie tiger Hiilfsleiftung fofort den linfen rim um die fcjlanfe Geftalt gelegt hat und gugleich ded wichtigeren Beiftaudes nicht vergift, denn iby ausdrudsvolles Gefidt, defen marfirte pnreigearbeitete Biige zu dem jugendlich unberiihrten Wusdrud der Konigin einen inteveffanten Gegenfag bieten, heftct den eindvinglid) flehenden Bric auf den Konig. Die andve Dienerin, jung und viiftig, ift fchnell borgefprungen und hat in rafehent Griff aud) ibverfeits ifve Herrin aufgefangen, ‘реш fie, fich tief nicderbeugend, die widerftandslos sujammenbrecjende Geftalt aufredt Halt. Diefe Bewegung ift fo richtig und pragnant, der Borgang iiberhaupt in allen Cinjeluheiten jo lebendig und wabhr aufgefaBt, das Sneinandergreifen der verfdjie- denen Perfonen fo gliiclic) motivirt, dabei fo fahlicht und ungefudht,