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„Зафъет wir fo viel vorausgefchict haben, fonnen wir unbe-

penflich unfere Ueberzeugung dahin ausfprechen, da e8 als Dar-
ftellung fdfterlicjer und mittelalterlicher Baufunft Deutfdhlands, fo-
weit wir Gelegenheit zur Beobachtung gehabt haben, feines Gleiden
nidt hat. Es ift nicht ein zerftirtes ет, е8 ift nur ein eingelner
Bogengang davon, und dennod) hat e& der Kiinftler verftanden, in
piefem fleinen Raum Motive gufammengudvangen, die und ftunden-
fang befchaftigen finnen. Зи jeden Winkel, in jede Spalte hat der
Nordwind pen fallenden Schnee getrieben, und die verdbeten Mifchen
und verfallenen Heiligenbilder find in bas Reid des Winters ge-
Hilt. Die verlaffenen Altre und ansgetretenen Stufen fithren die
Phantafie in jene Zeiten guriié, wo fromme Beter dort in Vereh-
rung fniceten, und die tinenden Sntervallen der Orgel die gemithten
Kiume purdjogen. Der gripe Metz des Bildes Liegt in der Art,
wie e8 Stimmungen зи evweden verfteht. Wenn der Reifende in
Mitten dex gebrochenen Bogenginge und Colonaden griechifcher Tem-
pel oder rimifcer Bader fteht, fo wanbdert fein Gebante auf dem
Bufpfade der Beit guritc in jene Periode, wo das tigliche ели
und Geriujd ded Handel oder Vergnitgens dahinrollte, wahrend
jest dort Wes Cindhe und Verwiiftung befundet. — So fann auch
Hier der Befdhaner die zerbrodjne Dede, vow welder der Meirtel all-
mahlig Hevabbricelt, nicht anfchauen, ohne fich felbft ein Gemalde der
Beit zu entwerfen, in welder ber befapubte Miinch an dtefen ein-
ftiirzenden Wliiren fetnen Rofentrang herbetete und feierliche Progeffio-
nen heiliger Ginfiedler fic) durd) diefe Hallen hindurchwanden. 8
fliiftert vernehmbar von der Vergangenheit — bald ergihlend von
einer qualoollen Buge sur Ertdptung ded Fleifdes, bald von einer
barmberzigen Handlung, durch die Kummer und Betriibnif gemilvert
wurde, Dem fromimen Katholifen fcheint e8 die Tage guritdgurufen,
wo die heiligen Meliquien Schaaren von Pilgern nach den Klsftern
Hingogen, welche die gewethten Refte bewahrten; — den Proteftan-
ten evinnert e8 an das Ceremoniel Der Frithftunde und an die Meffe
bes Abends — und fo Mtanchem wet e8 geheime Whnungen vom
Snquifationsverfahren, das in unterirdifden, nimimer vom Tageslichte
befdhienenen Mellern ausgelibt wurde. eglidem Beobachter giebt
e8 irgend eine Unfchauung eit, die mach dent Hange feines Gemii-

thes gefarbt iff.

Vielerlet ift itber Hew Charatter des Lichtes gefprodjen, welded —
auf bie Wand ves perfpeltivifd) gedffneten Ganges fllt. Der Cine
Halt 8 fiir Gonnenticht, von einem aufen befindliden Gegenftande

vefleftict, Andere betrachten daffelbe als die direften Gonnenftrahlen,
wihrend eine dritte Partei es fiir finftlides Richt, von einer Laterne
oder Faceln hervithrend, ausgiebt. Die legtere Annahme fteht gang
im Widerfyrud mit dem Geifte des Bilbes. Das Gebdude ift nim-
lich durchaus Ruine, der ‘uferften Beriviiftung itbergeben, und
e8 ift unglaublich) und widerfinnig, anjunehmen, dak eit Ding, wie
eine Gampe, die fortwahrende Gorgfalt erfordert, dovt hingehangen
fei, ohne dak der Bwed der Beleudtung flar wird. Da e8 fein
refleftivtes Licht fei, Beweift dev durd) den Bogengang fichthare
Thur; die Lidhtftrahlen, die feine Spigen farben, fommen aus der-
felben Richiung. Die ploufibelfte Annahme fcheint die zu fein, daf
ber Cichtfirom durd) eine Oeffnung geworfen wird, die der Riinftler
fily paffends angefehjen hat, auferhalh des Gefidhtsfeldes gu halten.
Die Orangenfarbe des Lidjtes, Der einige Cinwiirfe gemadt worden
find, ift vollfommen bevedhtigt, wenn man die dunfle Barbe der
Mand, auf die e8 fallt, geborig in Erimagung ей.

Wir halten das Mlofter fiir die Perle der Jahresausfiellung.
Wir find Leiner von Denen, die iiber eine gebeugte Madonna in
Eniziteen gevathen, cinfad) deshalb, weil fie gu jenem Runfigenre
gehirt, welded das modenfarbige Gefchwi ded Tages ,,fublimen
Styl  nennt. Nehmen wir an, da die Natur, die Sdhipfung des
Almichtigen, itber menfcjliche Morveftur erhaben ift,, fo folgt mit

 

SES fy А URED
	Dothwendigheit, Dak dev Hbchfte Kunfiftyl im Фет еидйеи ЭП евеи
an biefes Vorbild befteht. Wir glauben, dah folde Gebaude nidht
bloB miglice, fondern wirllide Eziftenzen find, und ihrent Sdhapfer
gebithrt Daher ber Name eines Riinfilers vom exften Mange.

Wir wiffer, dieje Theorie wird in unferm Lande wenig Gnade
finden, aber fie Drdngt fich uns unmittelbar auf und deshalb gerade
wollen wir an iby fefthalten.”

ав man zufammen, was wir min ither den Minftler gehsrt
haber, fo ift gu fagen, da ex mit raftlofem, ja leivenfdbaftlidem
Sleih das Gebiet gefucht und erobert at, in iweldem fein Talent
glangen und meldhes er, fo befchrinft e8 immer fei, gang fir fich
in Anfpruch nehinen follte. Wie Mitetert fagt:

Sn Sebent lebt ein Bild ев, was er werden fol,

So lang ev das nicht ift, ИЕ nidt fein Friede voll.
Wie wunderbar, dak ein armer Schufterfnabe, in einer modern ge-
bauten, grofen Stadt geboren und zum Handwerk des Hans Sachs
angehalten, fic) an die Staffelet fesen mug und mittelalterliche Wr-
chitefturen im Gehneefleibe malen. Wher evinnern wir uns an die
Wichtigheit dev erften jugendliden Cindriide. Gollte der Weihnadhts-
markt von Berlin wohl ofne Schuld daran fein?
	Die hunfilerifde Ausfdhmickung der Altlerdenfelder-
мифе in Wien.
	Sobald e8 die Witterung geftatiet, werden die Riinftler, denen
bie malerifce Wusfahmiicung der Wtlerdhenfelderfirde anvertraut
wurde, fich im der Maumen derfelben einfinden, gahlreicher wielleidt
als int verfloffenen Sahre, wo einer diefer Ritnfiler fic) Studien
halber in Rom, ein andever im Aufivage der Regierung in Paris
aufhielt, und mit frifder Graft an der Bollendung 568 Werkes are
beiten. Die Kuppel, die Decengemilde des Haupt: und des Sei-
tenfchijfes ditrften ganz, ein Theil der Wandgemilte im Preshyterium,
in Dem Haupt-, Dem Seiten- und OQuerfdiffe, und unter dem УНИИ
hove diirfte im Gaufe diefes Sahres grofentheils sn Ende gefiihrt,
die Vorhalle in Ungriff genonmmen werden. Unter diefen Umftinden
fheint es mix nicht unpaffend gu fein, den ganjzen Bildercyflus, der
и ет Я фе zur WAusfiihrung Tommt, furz darzuftellen, da diefe
Wandgemilde jedenfalls das bedeutendfte, fier das Cingige ift, was
auf bem Gebiete der firchlicher Mtaleret im ganjzen Umfange der
Monarchie in diejem Augenblide sur Ausfiihrung fommnt.

Die Riumlichfeiten, welche mit Wandgemalden ausgefdmirdt
werden, find dic Borhalle, das Hauptfchiff mit den beiden Seiten-
{differ und dem Raum unter dem Weufifchor, bas Querfchiff und
bas Preshhytertum. Go groke Schwierigkeiten auch in ver Зее
tigung сеет Эбииие, in dev Anordinmg und Verthetlung ver Gee
genftinbde fid) bargeboten haben, ficher find Rinftlern felten Wand-
flichen gurv Unsfehmiicung iibergeben worden, ое Го [би beleuchtet
dem Befdauer entgegentreten. Daf der Grundgedante, der fic) in
piefem Bilderchtlus ausdvridt, aus firdlider Wnfchauung entfprun-
gen und dem Geift dev Kirche entfprechend ift, ftellt fic) als eine fo
felbftverftindliche aus der Anordaung der Gegenftinde felbft hervor-
gehende Thatfadje dar, раб 160 darauf weitlauftiger juvitcsufommen
wohl nicht ndihig habe.

Die Vorhalle, vem Maler Binder anvertrant, Пе das
Werk des ewigen VBaters, alS Weltenfchipfer dar, und zwar anf
dent feds Wandflacen die feds Schipfungstage, auf den gwalf
Gewslbflachen die swolf HimmelSzeichen; die Heine Bogenfliche, die
ither Dent Haupteingange in das Sunere der Я фе liegt, geigt die
SGabbathruhe des Hervn in drei feiernd anbetenden Cngeln dem
rubenden Weltenfchipfer gegeniiber.