mun die andere Ronfirultion ber Xhorflitgel, welche erft in romani-
fer Zeit erfunden worden ift. Hier wird die ganze Thitrflade aus
diinnen Tafeln gufammengefitgt, deren fraftigen Zufammenbalt die
Metallbinder Herftellen, miittelft deren fic) die Khir ,,auf fichtbare
und deshalb um fo befriedigendDeve Weife in ihren Angeln bewegt.”
Sn reichher Gerdftelung vergweigen fich diefe Gander, itherall durch
fraftige Nagel mit der Thitrplatte verbunden, iiber die ganze Flache,
ebenfofehr jum Samu al8 zur Befeftigung derfelben dienend. Diefe
RKonftruftion befolgt, wie der Verf. treffend bemerft, nas der Natur
entlehnte Syftem, weldes bei den Blattern mit ihrem Rippenwwerf
am denilichften herbortritt. Wenn indefS der Verf. die Entftehung
diefer neuen Ronftruftion paher ableitet, daB ,,der verdnberte obere
Abjdhlug ber Chitren, die aus dem rdmifejen Bogen hervorgehende
romanifd) - bygantinifche Ueberwilbung der Chitrsffnungen das Wn-
bringen des oberen Zapfens unftatihaft madte , fo miiffen wir dem
widerfprecben. Saft niemals find nimlich in romanifden oder
byantinifdhen Bauten die Thirsffnungen oben rund gefdhloffen;
vielmehr ift e8 die Regel, dak ein hovigontaler Sturz diefelben be-
Dect, weldhem ber Darliber liegende Rundbogen als Entlaftungsbogen
dient; ja, die bedentfame Schmuicung des badurds gebilbeten Bogen-
felbes (Lympanons) mit der Geftalt Chrifti oder der Sdhugpatrone
der Kirche ift allein Durch) diefe Anordnung miglidh.

Als glangendfies Beifpiel oer gweiten Gattung fieht man anf
derfelben Tafel die Darftellung ber Porte de la Bierge von Notre
Dame zu Paris, eine prichtige Arbeit bes XID. Sahrhunderts, welche
fo fehr ba8 Gtaunen der Zeitgenoffen erregte, dak das Volf fie als
ein durch Hilfe des Teufels herborgesaubertes Werk betrachtete. Die
folgende Tafel enthilt in grofem Mtaftabe ein Stic vom Meetall-
befchlage der SG. Annen-Pforte jener Kathedrole, ein bewunderns-
wilrdiges Werk derfelben Zeit. Wir diivfen hierbei die vorzitglicd
fchine, freie und wirfungsvolle Wrt der Lithographifthen Darftelfung
(andgefiihrt von WW. Biegler) nicht mit Stillfchweigen itbergehen.

Wuf der viterten Tafel werden flinf berithmte antife Randelaber
mitgetheilt, in deren Mritif wir dem Verf. im Wllgemeinen durchaus
beiftimmen. Diefe Werke, fammilicd) der fpdteren rdmifden Beit
angehirend, unterfdjetden fic) von den auf Taf. IIL bed erjten Geftes
enthaltenen fritheren Arbeiten diefer Art durch griferen Reidhthum
plaftifder Uusfchmiicdung, aber aud) durch willfiivlidere, unorganifde
Rujammenfesung. УМЕ Recht bemerkt daher ber Berf., ba in die
fer Umbildung ber alteren cinfacheren Yornt bereits der Beginn des
Berfalles wahrjzunehmen fei. Die Eritifden Bemerfungen, die er
im Gingelnen beifiigt, find nach mancher Geite hin Lehrreich und
beherzigenswerth. Die fiinfte Tafel bringt Wbbiloungen von Fon-
tainen unb gwar wieberum ein ftatiliches Renatffancewerk des Bild.
haners Fra Giovanni Aguola, im 3. 1557 и Hafen von
Meffina ervichtet; daneben gwet einfad) fchine antife Fontainen ats
der Sammlung des Louvre. Das legte Blatt endlidh enthalt in
vorgiiglich gelungener Darftellung (nur an einigen Stellen etwas zu
{ост пир Барто hart, mehr wie Metall als wie Marmor wire
fend) ein prachtvolles antifes Basrelief aus den Uffizien, ein Mufter
reidher und dabei Har entwidelter Wrabesfen, obwohl darin nicht
mehr die feufche Cinfachheit griechifer, fondern die iippige Fille
rimifder Runft Lebt.

Mad) diefen neuen iberwiegend vortreffliden Gaben, die burd
ben einfidtsvoll gefdcpriebenen Text erhihte Bedeutung gewinnen,
fehen wir dem weiteren Fortgang diefes lobenswerthen Unternehmens
mit gutem Bertrauen entgeqen. Ww. 2,
	bie Erftndung weniger als die Kritif ber Borgug des дефавеи
Herausgebers gu fein fcheint, fo witrde er vielleicht gwecmapiger han-
deli, wenn er nidjt fowohl felbft Meufter gu entwerfen, als vielmebr
frembe, anevfannt alé fdin daftehende vorjufithren und in feiner
fcharffinnigen, verftindnifvollen Auffaffung 3u analhfiven fudte.
Ginnig und gut motivirt erfdeint dagegen die Verfledhtung der Or-
ramente deS oberen Pahmens mit den Ranken der Riidwand. Als
Armlehne ИЕ jederfeite ein Schwan angewandt, wie e8 fcheint cise
bem Herausgeber beliebte Bilbungsweife, denn wir fanden fie auf
Taf. IV der erften Vieferung an dem von ihm entworfenen Rubhefiz
ebenfalls fo verwendet, Dod) vermigen wir fie hier ebenfowenig gut-
gibeifen wie dort. Man wolle uns nidt mifverftehen, ale ob die
Geftalt des Sdhwanes als foldje uns fiir diefe Anwendung unpaffend
сене: пи Gegentheil wird bie elaftifhe Kraft bes gebogenen
Haljes, der ausgebreiteten Sdwingen fich als recht geetgnet erwei-
fen, die Funttion einer Armlehne in ihrer Widerftandsfahigheit an-
{Фи зи chavafterifiven. Wber die Bwedmipigheit verlangt vor
allen Dingen, da die obere Biegung der Lehne fiir das Wufftitgen
deS Эблие8 geeignet fei, wahrend die Seicnung dev Seitenanficdt
ergiebt, Daf Dies micht der Fall ift. Sly die Borberanficht ftellt fic
auperbdem die wegen der Wushauchungy bes Sikes angenommene
[chiefe, aus dem Gleidgewidt gedvingte Lage der Schwiine als un-
{chin dar. Nicht minder muiffen wir Hier tadelu, Daf jeder derfelben
nur einen Sigel befigt, eine Willtiivlichfeit, die gegen die Gehan.
heit fo gewif verfiiRt, mie gegen bie Natur. Dagegen finden wir
den Entwurf des Seffels (ebenfalls in dret Urfichten mitgetheilt)
woblgelungen, die Verhiliniffe fdan, die Wnorduung zwecimafig, die
Hinftlerifdhe Darftellung des Struftiven Har, harmonifcd) und dabei
reid) und phantafievoll. Die Armlehne wird hier jederfeits von
eintert gefliigelien Widder gebildet, deffen vorfpringender Kopf fammt
Dent Largen Hirnerpaar, das fich feft an die aufwarts gebogenen
Sliigel fchlieBt, ebenfo ausdrudévoll als paffend fiir den Bwed des
Mufftiigens ber Avme wie ber Handhabung und Bewegung des
Seffels gebildet ijt.

Hie gweite und dritte Tafel evlautern eine ausfiihrlidjere Wb-
hanbdlung itber Змеи und ive Bildung, die gu den gelungenfter
Partieen ded Buches gqehirt. DOer Verf. geht auch hier von dem
Bwed der Thiiven aus, den ev ра ausfpridt, ав fie neben der
fdweren, ftabilen, unverritdébaren Manerfliice fic) al8 den nur 3eit-
weiligen Зет ив der Cingang gewabhrenden Wandésffnungen dar-
ет, daB alfo eine gewiffe eichtigteit und Beweglichfeit in ihrer
Bildung fich mit ficherer Feftigfeit verbinden imiiffe. Gobdann Веб
cr die beiden verfchiedenen Wrien, wie dies bisher bewerfftelligt wor-
den ift, Har hervor, Die eine Art Ш die im der Wntifen HbLiche,
wo fraftige, burch Schrauben oder Bolzjen verbundene Streifen
ringsumt und in mehreren Querverbindungen den feften Rabhmer
бен, deffen eingelne WAbtheilungen entwebder dur) dine Platten
oder ditreibrodenes Gitterwert ansyefiillt merden. Gie bieten in
pen al8 zierliche Rofetten entwidelten Rspfen der Nigel und Bol-
gen, noc) mehr aber in den als Bildflachen ju behandelnden Gillun-
gen der Kunft die fchinfte Gelegenheit gu bedeutjamer, aus der
Ronftruftion fic) ergebender Ausfdmitdung. Von diefer WUrt findet
man auf Taf. I drei Beifpiele, aus antifer, mittelalterfider und
Neuerer Beit, namic) vom Pantheon, von einer Rirdhe gu Ravello
und von ©. Bincent de Baul yu Paris. Schade, dak der Heraus-
geber nicht jene fchine, ihrem Kerne nach ohne Zweifel antife Thiiv
aus ber Sophientirde zu Conftantinopel, welde in Galgenberg’s
Practwerfe dargeftellt ift, hier mit aufgenommen hat!

Auden der Berf. die Borglige diefer Thiirbifrung nachweift,
nerfdiweigt ex gugleid) den Meangel derfelbe nidjt, der darin be-
fteht, dak der Mechanismus ihrer Bewegung nidht dargelegt, fondern
verdectt gu werden pflegt. Anf dem entgegengefesten PBringip bernht