bemiegebaude №18 16 die erfte Stelle eingenomimen. Belanntlich
begleitet ver Gefang bes Rinigh Domchors diefe Schauftellung,
welche bas Bublifum ftarf gu befuchen pflegt und welde ihm gu
einem fiinftlerifd-religivfen Bediivfuif geworbden find, abnlich wie die
Ovatorien in dev Ofterzeit. Und in der Chat, unter all’ den zahl-
reichen Ausftellungen, welche die Weihnachtszeit in Berlin bietet und
welde, mit allen benfbaren Oaffinements hergeftellt, oft geradezu
aus ivgend einer Zauberwelt genomimen gu fein fdeinen, itben die
Transparente in der Wfademie doch die ficherfte und eine wahrhaft
magifce Anziehung. Mean fonn von Gefdhiften oder aus Mangel
on Sutereffe abgehalten fein, an ben bunten und heiteren Darbie-
tungen bed Chriftmarits theilgzunehmen: aber man wird e8 niemals
verfiumen, den ddmmerig dbinffen, mit einem fliifternden erwartungs-
vollen Wuditorvium angefiillten ,fangen Gaal  der WUfademie зи бе
treten, unt fic) immer wieder bom nenem durd Auge und бу ме
alte befeligende Botfchaft von ver Erfcheinung des Erlfers vor das
Heiouftfein fithren gu laffen. Dieje Art von Rultus hat fo etwas
Cinfaces, Whgefdhlofjenes, Gerflartes — man hort nichts, als die
menfdlidhe Stimme, aber fie fpricht fic aus in. Mufif, man fieht
nichts, als bas vielfarbige Licht, aber e8 Hat fid) gu fchinen Ge-
fialten verdidjtet und befeftiqt, gleichfamt als ob die Tine fic) vor
unfern Augen in Kirper Heideten, um mit doppelter Gewalt i in-
fere Geele зи odringen. Dice eigenthiimlidhe Zufammenwirfung
gweier Ritnfte Hat, wie unfere Lefer fic) evinnern werden, einem
unferer gefdisten Mitarbeiter Gelegenheit зи fehr intereffanten
Afthetifchen Unterfudungen gegeben. (Mean vergleice Carftens-
Bahrgang Ny. 28 und 29.)

Die Reineinnahme einer foldhen Weihnacdhtszeit fiir den Berein
nad Ubzug der nit unbedeutenden, jedesmal eta 1100 Thlr. be-
tragenden Roften, fchwantt gwifden 1000 und 1400 Thly. und er-
reichte einmal die Gumme von 2050 Thy. — Das war im Jahre
1851, wo die Kiinftler gum erftenmale eigne und gwar fehr gelungene
RKompofitionen anftatt der Kopien nach alten wand nenen Meiftern
geboten Hatten. *) Leider iff man vom diefem mahrend 3 Sabre
feftgehaltenen Brauch nenerdings abgegangen und hat fic) bem Ro-

piren wieder gugewendet. тей fieht der Gag feft: Lieber eine

gute Ropie al eine mafige Rompofition aus eigenen Mitteln und
bedenft man, В ао тех Mtitgliederfreis jabrlic) feds grofe Rom-
pofitionen fchaffen foll, die den Anforderungen eines gebifbeten fiinft-

lerifden Ginnes geniigen miiffen, und daf der Cinjelne Zeit und —
Rraft dabei als Viebes- und Vereinsgabe darjubringen hat, fo ift  

am Gnde die Aunlehuung an fohon Borhandenes oder vielmehr die
einfacke Entlehuung deffelben nidht gu ocrwundern. Deffenungeadtet
ware felbftfchdpferifdye Thatigheit fasn und eS fragte fic, ob
night andere auf die Frdering der gegenwartigen Kunft ausgehende
Bereine hier eine Verbindung anfniipfen tonnten, welde in irgend
citer naher feftzuftellenden Weife ben Urhebern der Bilder — etwa
nur der befter — materiellen Vorfdjub Тебе, фойе vielleicht Ber-
vielfiltigungsredjte erwiirbe, jedenfalle aber die religidfe Kunft for-
теще.

Sm Gangen ift der Vereinskafje aus den Weihnachts-Ausftel-
идеи bigher dic Gumme von 13,200 Thru. zugefloffen. — Der
fiinftlerifcen Xhatighett feiner Mitglieder und zwar vorndmlid) dev
jenigen, welche bet der Weihnadts-Ausftellung oder fouft feine Be-
theiligung gefunden haben, verdanft der Gere eine nicht unbedcu-
tende Gammlung von Zeidnungen, Kupferfticen, Wquareflen, Ocl-
ети und Sfulpturen, devert Veriverthung gum Beften des VBereins
man beabfichtigt, fobald gur Ausftellung und etwanigen Verloofung
eine geniigende Angahl vorhanden fein wird.

 

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	*) Mir haben (Bahrg. 1852. Mr. 1) ausfubriidyer iver diefe Wueftelling
beridtet.
	Die ибмден Crwerbungen des Vereins beftehen auger in der
jahrlichen Beitriigen und Zinfen bes Kapitals noch in Geldgefcenten
und Ginnahmen von andertveitigen, ganz oder theilweife fiir ign
veranftalteten Wusftellungen. DOurd) dergleichen verfchiedene Wus-
ftellungen ift bem Berein eine Cinnahme von 3058 Thr. erwadhfen.
— Bn rumder Gumime ftellt ИФ nun das Vermigen bes Vereins
auf 23,200 Thlv., die theils in Papieren angelegt, theile — feit
Erlangung der von des Konigd VNtajeftat werliehenen Korporations-
rechte — auf ein Berliner Grundftid hypothefarifd eingetrager find.
Bon diefer Gumine gehiven etwa 16,150 Thlr. dem unantaftbaren,
7050 Thr. dem zu Unterftiigungen disponiblen Refervefonds an.

Die Mitglieder- Anzahl, bei der Stiftung 33, ift gegenwirtig
bis anf 80 geftiegen. Uuferdem hat der Verein cine Anzahl vor
Ehrenmitgliedern, welde Stellung fic) 3u erwerben nach bem Statut
jedem Freunde und Ginner der Kunft freifteht, wenn er mit BVer-
zichtleiftung auf jede etwanige Unterftiigung den jabrlicen Beitrag
bon 4 Thly. leiftet ober das Bermigen um eine Gumme von mine
peftens 50 Thirn. auf einmal vermehrt. $, ©.
	Die Proportionen von vier antiken Statuen.
	 

Sn der Abjidht, den Entwidlungsgang ber Kunft in Refit

auf die Darftellung der Proportionen des menfehlicjen Kirpers ge-

naueren Unterfudhungen зи unterwerfen, habe id) intr verwidenen
Winter u. a. eine groke Angahl antifer Statnen nach den Gype-
abgiffen ber Mtiindhener Wfademie ausgemeffer, und will von den
gefundenen Waafen hier beifpielshalber die von zwei manntiden
und gwet weiblidben Siguren mitthetlen, welche trogdem, dah man
bie beiden erftern ftets als Wufter eines forreften und firengen
Styls, die beiden lewteren aud) wegen ihres Ausdruds bewundert
hat, noch feinen fpegiellenr Meffungen unterworfen зи fein fdjeinen.
34 meine unter jenen die unter dem Namen ,,Germanicus” und
w Achilles” befannten Statuen, unter diefen die ,, Venus von Melos”
und die , Diana von Verfailles . Die beiden Legteren Laffen zwar
den eigenthiimliden Thpus des weibliden Rirpers gegenither dem
minnlidjen nicht fo entfdieden Hhervortreten, mie 3. BG. die medi
ceifche Venus umd die Nachbilbungen ber Enidifchen Uphrovite; aber
trogdem Iaffen fid) auch an ihnen die haratteriftifden Ubweidungen
nicht verfennen, und namentlid) founen fie in Betreff de8 Berhatt-
niffes ihres Oberforpers gum Unterfdrper, des Kopfes zum Rumyf
2c. al Beftdtigungen deffen dienen, twas ich fiber pie Differenzen
des minnticjen und weibliden Rirperbaues in meiner Proportions.
Tehre anjfgeftellt babe.

Sd habe mich bei den WMeeffungen des Meterfrftems bebdtent
und die Centimeter al8 ganze Babhlen, die Millimeter als Decimal-
britche bejeicjnet. Damit man aber die gefundenen Mlaafe als
Proportionaltheile einer und derfelben Totalhihe theil$ unter fich,
theils mit den Normalmaagen, wie fie dem von mir entdedten Broz
portionalgefes entfprechen, bequem vergleidjen fdune, habe ic) hinter
ben Maafen in Centimetern gugleicdh die ihnen entfprechendften Mage
in Taufendfteln ber Xotalhdhe angegeben und in ber erften Mubrif
bie Mormalmaage felbft, wie fie fid) flir die betreffenden MWbtheilun-
gen des menfdjliden Kérpers aus einer Lonfequent fortgefebten Gin-
theifung und Untereintheilung ber Totathihe nach dem Verhaltnif
des ,,goldenen Gdynitts” ergeben, beigefiigt.

Cine Vergleichung dev hier gufammengeftellten Maafe, fofern
fie famumtlid auf Taufendftel der Totalhihe veducirt find, zeigt, wie
iwentg diefelben cinerfeits unter fic), anbdererfeits von den aufgeftell-
ten Normalmaafen abweiden. Die lesteren liegen dem graftert
Theil nach gwifchen den Grtremen ber Wbweicungen in per Dette