hauerei fo viel fchwieriger fet. Dem nativliden Gefithl jet
nimlich felbftverftindlid) in der itberwunbdenen Gchwierigfett das
Hauptverdienft des Minfilers, ja vie Runft felbft gu Legen. Зи
einem gewiffen Ginne fann man bas GErftere felbft хот бен Феи
Standpuntt gugeben. ав Зее liegt aber davin, daf man bei
jener weitverbreiteten Wnficdit nidt die eigentlich finftlerifden, fon-
bern faft ausfdlieflic) die materiellen Schwierigtciten im Auge
gu haben pflegt. Unb diefe geben. fo wenig einen Ntaafftab fiir
Gripe bes Riinftlers oder fiir den Rang einer Kunft (denn aud)
dies wird hierbei vermifdht) dah wir im Gegentheil, follen einmal
bie Kinjte um ben Vorrang fiveiten, ihn derjenigen guerfennen witr-
den, die ant fretefter von der Ntaterie und von firperlidjer Arbeit
wire, — der Boefie ndmlich, deren Material das Wort iff. Wir
fiivebten nicht bierin bei ixgend Semand von wirtlid) finftlerifder
Bildung auf Widerfprud зи овен.

G8 witrde pemnach der Plaftif die qrihere materielle Sdhwie-
rigfeit, wenn fie erwiefen wire, eher eine niedvigere ftatt der hdhern
Stufe anweifen, und in der That haben wir bas fdjon von adjtba-
rev Seite behaupten Hiren. Wher ift denn in der That die Seulptur
{hlechthin fo viel fchwerer als die Malerei? Ntan fennte verlan-
gen — da eS fich um Руане handelt — pak der Beantworter
Diefer Frage beiderlei Technif und gwar int Grofen geitht Бане,
und in Crmangeliung eines Lebenden an den gittlichen Midel-Angelo
appelliven, von deffen Urtheil wir oben Crwahnung gethan. Gr hat
aber leider nicht gefagt, was er fitr fdwerer gehalten, und die Gage
meldet fogar, dah ev mit unerhirter Energie und titanifcer Luft in
dem MNarmor gewiithet, jedod) an den Sresfer der Sixtina fid
weidlid) — gequalt habe. Wir laffen dies dabhingeftellt, da e8 doch
eben nichts weiter beweifen twitrde, als dak er mehr Bildner als
Maler gewefen; — essendo non pittore, wie fein eignes Geftind-
nif foutet.

Um anf dite allgemeine Wnficht von ber Schwierighett der
Sculptur guriic&yufommen, fo begritndet fie fich, wie leidht ум erva-
then, felten oder nie in wirflicher Renninif und Anfdauung. Bn
allen Handen, auch den jingften und fchsnften, fpielt heuizutage ber
Crayon und der Marber-, wenn nicht der VBorftpinfel, und was
Seder verfuct, halt natiivlid) Seder fiir nas Leidhtefte von der Welt.
Die Sculptur dagegen hat fich zu ihrem Gli den VDilettantisnms
fo giemlich vom eibe gehalten. G8 flingt unglaublich, ift aber
buchftablich wahr, dag Taujende in der fogenannten gebildeten Welt
nicht wiffen, wie ein Meifiel ausfieht, und wie ein Mtodellirholz —
heift. Mit Ginem Wort, bie Techuif des Bilbhauers ift dem gro-
fen deutfchen Bublifum ein inneres Wfrifa, von dem e8 faum die
Propufte fenut.

Die Haupt[dhwierighit ber Senlptur befteht in Bieler Augen
bavin, bak mon , nits Gndern fdnne ; fie leudhtet панно
Sede ein, der den Werth des Gummi Glafticum fennen gelernt,
und beritht wefentlid) in der Vorftellung, dak man ohne weitere
Borbereitung in den Marmor hincinarbeite (ein anderes Material
Fennt oder beviidfidtigt man ndmlich nicht) — ungefabr, wie man
einen Braten zerlegt. Oak eine Thonflige, etn Shonmodell oder
gar mebrere von verfdjiedencr Dimenfion vorhergehen, daf der Chon,
abgefehen von feinem tiglichen Cintroduen, cit fo weidjes tnd
fcmiegfames Material ift, als die Maleret unr irgend cins befigt,
dak in diefem Stadium feiner Arbeit der Bildner mit Leichtigheit
einen verfehlten Kopf oder Arm amputirt, in verandertcr Stelling
wieder anfiigt ober durd) einen beffern erfegt — da, wenn es mun
wivilid) an den Mlarmtor geht, ihm aus untergeordneten Handen die
exfte rohe Form gegeben, dak ganz mechanifeh gemeffen, gelothet
und punctirt wird, ehe nad und nad) der Held odry die Фи
ans vem Block fteigt, — alles das find Mhfierien, deren Enthiil-

 
	 

Шиа ИЕ felterr mit einer ЗА pon unglaubigem Сбуймиией о:
genomtmen wird.

Wihrend man in diefer und ahulider Art die Schwierigheiter
ber Geulptur nicht fowohl itberfdagt, als fic) unvidhtig vorftellt,
‘werden, wie wir bereits aubdeuteten, die eigenthiimliden Schwierig-
feiten ber malevifden Tednif und Behandlung (im weitefter Sinn
diefes Lesten Wortes) iheils wunterfdigt, theils gang und gar nidt
gefannt, obgleich oder weil man fid) bet diefer Runft weit mehr
au fait glaubt. G8 ift namentlich auffatlend in Begiehung auf dad
Colerit, wie gering und unflar die Anfpritche, wie verworren die
Begriffe der meiften Befdauer find. Nicht wie bei mandhen Rinft-
lern hat das Beifpiel einiger grofen Meifter von tiberlegener Zeich-
ming und Compofition gu einer gewiffen Gleichgiiltigteit gegen die
Sarbe gefithrt, eben fo wenig ift man im Ganjen geneigt, gleich) dem
Роз фен Publifum, auf deu finnlidjen Reig und die Pract des
Golorits einen befondern ithertriebenen Werth gu legen. 68 Ш
fclimmer als Beides: e8 fehlt — trog ded ansgebreiteten Dilet-
tantigmus — gradezu an dem Gefdmadsorgan, gleichfam an dein
Gaumen dafiir. Selbft die neutfde Rritif Hat an diefer Stelle
ihre Achillesferfe. BWielleicht ift e8 eine Ytationalfdwade; aber
befferungsluftiq, wie wir Deutfche gu fein pflegen, ware gerade hier
ein fchines Stilt gu jaten und gu bauen. Denn be fferungsfa-
hig find wir aud. Wir erinnernm uns nod mit wahrer Freunde,
wie vor ein Paar Jahren ем еее Portrait, von ver Hand
eines unferer уе Иен jungen Dealer, wefentlic) purd) den
SGehmelz ver Farbe, durch den ovriginellen und glitdliden Wecord
vot Sleifdton, Reidung und Hintergrund, man mddhte fagen, Furore
madte. Biele hegriffen vas freilic) nicht, fie juchten fich den Bei-
fall bev Renner, das Cntgiiden der Mitnfiler lediglid Durch das
allerdings ganz anmuthige Geficht der Dargeftellten yu evtlaren.
Aber Hoffentlich filhlter Die Mteijten doch, wie e8 gu gehn pflegi,
mehr als fie beqriffen.

Vebrigens, um nicht ungeredt gm fein, ift auch fiir pas Begrei-
fen auf Diefent Felbe noch wenig gefdeher, und eine We fthetif
deS Golovits 3. B. wohl noch gu fojreiben. Der nidt phyfifalifde
Theil von Githe’s Farbenlehre, fo aphoriftifd с8 ift, fcheint im-
mer nod), wenn nicht a8 Cingiqe und Befte, doch das Buginglich{te
in diefer Wrt gu fein. Wie hoffen ein anderes Mtal darauf guritc-
fommen 311 diirfet.
		Wenn nichts weiter, fo wird bod) das Cine aus der vorbher-
gehenden Betrachtung hervorgetreten fein, dag bet aller Untlarheit
liber Das innere Wefen und den dueren Apparat beider Miinfte we-
nigftens das Bewnuftfein ihrer tiefen und durchgdingigen Ber fdie-
denheit allgemein vorhanden iff, За, diefes Bewnftfein, Нет
wir hingu, mug um fo lebendiger fein, al8 in der That Sculptur
und Maleret vielleicht noc) niemals fo ftrenge ihre Gebiete von ein:
aber gefdieden Hatten, als in ber heutige Cpode. Ganz anders
war e8 ficher ju jener Beit, da ber grofe Phidtas bei feinen
ryselephantinen Werken den Maler Rifias gum Helfer hatte, ganz
anders damals, als nicht blof ein cingelnes Univerfalgenie, wie
Michelangelo, fondern aud) andere titdtige Rrafte vor und neben
ihn, Giotto nnd Orcagna, BVerrocdio, Bandinelli und wie fie heifer,
beiden himmlijcen Sdhweftern gugleid) opferten. Bielleidht ift uns
(anb nicht hier alfein!) iiher ber Gchirfe ber Unterfdeidung
bas Gefiihl ves Zufammenhangs, dev innigen VerwandtfdaftYnur
allju fehy abbanben gefommen, und man thate nicht tibel, e8 wieder
anfgujuden. Denn Miles in Wem erfcheinen dod) Plaftif und Ma-
ferei gerade nur deswegen fo fdjarf gegen einanbder abgegrenst, weil
fie — fo nabe benachbart find.