gehenden Betvactungen mehr als einutal berithrt, wie bald die vor-
geriidte Sculptur der Mtalerei, bald umgefehrt, die ftitkende Hand
gum gemeinfamen Weiterfdreiten geboten Hat. Mtige darum auch
bie Landfchaft imumerhin das Hsdhfte erveiden, was ihr erreidbar
ift! €8 wird der Hiftorie nidt genommen, fondern gewonnen fein.
Oder miipte e8 er Hiftorie ein Machiheil fein, wenn fie 3. B. das
feine Gefiihl fir Stimmung der Tages- und Sahresgeiten, ein Lieb-
fingsfind der mobernen Landfchaftsmaleret, auch zuweilen um ihre
Heiligen und Helden fpielen lieBe — natitvlich da, wo e8 hingebirt,
bet der Darftellung ded concreten Moments? Sie hat e8 auch be-
reitS gethan, und nicht ohne Olid. Wenn Washington durd den
tritben Wintermorgen, auf dem beeif’ten Strom einem Siege entge-
genfabrt, ober wenn er bie halbverfdhmadhteten Mlichilinge wieder
in ben heifer Sommer- und Schlachitag von Monmouth suri
treibt *) — gehiven da nicht diefe neblige Grithe, diefe ftaubige
Mittagsqlut mit gur Darftellung? Ober ift das fdledhthin verwerf-
lider Naturalismus? Wir fennen Lente, die nicht weit davon find,
e8 au behaupten. Wher wir ubehten, noch viel weiter hinauf, jedes
unbefangene Gefiihl fragen, ob nicht 3. B. eine Rrewzigung eine
andre Stimmung verlange, al8 eine Wuferftehung, eine Berfuchung
	%) ©. Зеиве ш эиешо.
	tn ber Wilfte eine andre, al8 ein Whendgang nad) Entaus? Und
ob denn wohl dtefe Bilder fajlechter werden witrden, je wabhrer
‘ее Stimmung in Colorit, in Cuft und andfchaft der Situation
entfpredend wire? €3 Wnnte nur Cinen Grund geben, diefe Frage
gut berttetnen, derfelbe, um welden Beuris jene angepidter Trau-
ben weglifchte. Die Trauben waren gut, aber iby Trager taugte
nichts. Wir aber veden nicht von jener falfden Wahrheit, mag fie
SGperlinge oder Meenfden tinfden wollen, wir meinen aud) nicht
gu vergeffer, dag bie Hauptfache Hauptfache bleiben mug. . Wher
habt Shr wahre Menfcen, wahre Heilige gemalt, fo werden ihnen
auc ein wahrer Horizont und wahre Wolfen nicht Whbruc thun!

Wenn ixgend Ctwas der modernen Kunft und nod mehr dev
mobernen Runftanfchauung fehlt, fo ift e8 das BewuLtfein, va Sdea-
ltidt und Realitét nidt unvereinbare Gegenfage, fondern vielmebr
nuv die nothwendigen Pole jeder Tiinftlerifdhen Darftellung find.
Hier wie andersivo, nicht gefesliche und nothwendige Gonderung,
fondern offener Bwiefpalt, iiber dem fdbretenden Contraft die
ftille Ginheit wergeffen! Фоф с8 wird nicht immer fo bleiben.
Auch die Sculptur und Mtaleret ftehen fich ferner, al8 je, greifer
weniger als je in bas gegenfeitige Gebict iiber. Wher um fo beffer
fonnen und werden fie fics miteinanbder vertragen.
	monumentaler Art haben ausfithren laffen. Obgleich vie Mehrgahl
berfelben unter den Runfifreunden durch die vielen Stidje, welde
man gembbnlicy unter dem Mamen der Ecole de Fontainebleau be-
greift, befannt ift, hat doch meines Wiffens Niemand in Deutfchland
nenerdings daritber Rechenfchaft gegeben, was von diefen Mtalereien
nod) vorhanden ift, und in weldhent Buftande fich diefed befindet.
Selbft was Millin in feinem befannten Reifebericht dariiber bei-
bringt, ift turg und oberfladlich. Wis Louis Philippe zur Regierung
gelangie, befand fic) das ganze Sdhlog, und namentlich) die Male-
reien, itt Buftanbe ber grbften BVernadhlaffiguug. Gr lieR es fic
baher angelegen fein, diefelben durd) verfchiedene ausgezeidhnete Wealer
in Stand fegen gu Laffen. Nach dem Zuftande der Mtalereien, nach
Dem mehr ober minder geeigneten Naturell ber Miinftler muften
diefe Reftaurationen natirlich fehr verfcjieden ausfallen. Die Re-
volution von 1848 hat leider die Gollendung derfelben verhindert.
34 Бенаф fie nach ber ungefdbren Reitfolge ihrer urfpriingliden
Musfihrung.
	Hie Galerie Franz L
	Pemerkungen dber Kunftwerke
in cinigen Provingen von Srankreid), mit befonderer Beriichfi ch-
figung alifransififcher und altniederldndifher Kunf.
Sou G. F. Waagen.
	Diefe Bemerfungen find die Ergebniffe von Reifen, welche ich,
wihrend meiner Uufenthalte in Paris tm den Bahren 1846 und
1855 yon dort aus in die betreffenden Brovingen gemacht babe.
Wiles, was antife Kunft betvifft, habe ich Hier nicht berithrt, theils
weil die Gegenftinbde berfelben fchon vielfad) behandelt worden, theils
weil id) cine Wefrenlefe der Wrt einem anderen Orte vorbehalten.
Ghenfo habe ich auch vom frithften Mittelalter bis gur Merjeit alle
Denfmiler der WUxchiteftur ausgefdhlofjen. Diefelben find nadmlich
nicht allein in Granfreich vielfac) in Werken, wie in Beitfchriften
befhrieben, abgebildet und hiftorifd) und fritif) gewiirdigt worden,
fondern aud) in Dentfhland ift in den Werfen yon Sdnaafe
Kugler, von Quaft, Mertens ein Uehnliches gefchehen. Ци»
gleich weniger ift Diefes in beiden Gandern dev Gall in Betreff der
Malereien und felbft der Bilbhauerarbeiten, welche in den Brovin-
zen Это ап und in Rirden, in Cofalmufeen, in faiferlidjen
SHliffern, wie im Privathefige vorhanden find. Ich werde daher
porgugsweife von Malereien und deren Wbyweigungen, Glasmalereien
und gewirtten Teppichen, mdchfidem aber non Sculpturen und Gee
genfiinden der Teltonif handeln. Bilder, welche den Namen von
Meiftern tragen, bon denen ich fie nicht alten fann, werde ich nur
erwahnen, wenn ber beigelegte Name von grofer Bedeutung, oder
ber Werth Hes Bildes an fic) nambaft iff. Um die leiver im der
Kunftliteratur fo fehr Hhaufigen Wiederholungen gu vermeiden, werde
id) bei folden Denkmilern, weldye fcpon ausfithrlic) in leicht gu-
ginglidjen Werfen von anderen RKunfiverftindigen, wie 3. B. von
Millin oder Paffavant befprochen worden find, unter Verweifung
parauf, mich furz faffen, Cingelues nachtragen und nur abweidende
Anfichten etwas n&her begritnden.
	Has Schiog“ зи Fontainebleau.
Diefes in fo vielen Begiehungen intereffante Schlof ift befannt-
lich der Hauptort, worin die Rsnige von Sranfreid von Franz L.
bis Ludwig XIU, meift in Fresfo, aber auch in’ Oel Mtalereten
	Dtejelbe Yat im ЗарыниВ зих Заиде nur eine fehr mapige
Riefe. Die Kompofition, und auch grdftentheils die Wnsfiihrung
ber viergehn, theils gwifden den GSenftern, theils an der Wand die-
fen gegeniiber befindlidjen Sresfomalereien, deren jede 8 Fuk hoch
und 18 Fuh breit ift, riihrt von Roffo Fiorentino her, welder
befanntlic) von den italienifehen Wtalern am friihften fiir Этанз Г
bergleichen ausgefiihrt hat. Die Mehrzahl der Gegenftiinde ift der
griechifchen Mythologie entlehnt. Da diefelben nicht im geringften
untereinander gujammenhangen (aman fieht 3. B. nebeneinander die
That von Cleobis und Biton, Danae, welche den goldenen Regen
empfangt, und ben Tob hes Adonis), fo bin id) der Anfidht, рав
Diejenigen Recht haben, welche darin mehr oder minder фене
Deziehungen auf die Cebensfdhidfale und die Cigenfdjaften Franz I.
finden, um fo mehr, al8 diefer Rinig in gwet allegorifdjen Vorftel-
идеи, deren eine ihn al8 Befchiiger der Minfte und Wiffenfdpaften,
bie andere als Herrfdher und Vereiniger feines Volfs in Frieden
und Krieg darftellt, und eine folde allegorifde Anwendung aus der
antifen Welt dem damaligen Zeitgefdhmad befonders eigen war. Let
der haben diefe, noc) unveftauvirvten Bilder, gumal die swifchen den