Micht felten fomumt зи jener gewshuliden Bedeutung bes CEpt-
thetons ВЕЧЕ eine tiefere. Mean fprict dann auch wohl von
Коша ет Witrde rc. und meint jene Rube und Wbgefehloffen-
heit, jene Grife und Fille der Anfchauung, die wir allerdings an
plaftifden Meifterwerfen vorzugsweife wabhrnehmen. Wher eB find
dies feinesweges Cigenfcaften, worauf die Maleret nicht pringipiell
gleichen Wufpruch hatte, eben fo wenig, als die Sculptur gugeben
wiirde, dag die Grazie und Lebendigheit der Bewegung, der WMus-
drud der Leidenfdaften ausfcblieBlich der Mtaleret angehiren follten.
Sene Propheten und Sibhllen des grofen Florentiners, gewik bas
Hichfte, was auf diefem Felde geleiftet worden — fie find wenig-
ftens uach unfrem Gefiihl nicht im Mtindefien plaftifder, im gu
let angeflibrien Sinn, al8 fein marmorner Moles — matlerifd iff,
ja eber diefes als jenes. — Mit einer Heinen Wendung fonn ПБУ
gens das plaftifche Lob in diefem Ginn leicht in einen Gabel um-
{chlagen. G8 ift ein febr relatives Compliment, wenn eine [ebende
Schinheit mit einer wandelnden Bildfaule verglichen wird. Unter
Hunderten wird e8 faum Ciner auf Haffifche Meinheit ber Formen,
flatt auf eine geiviffe talte, (eblofe Regelmiapigteit begiehen; ja fiir
Viele iff oon der legtern felbft bie Schouheit wenig verfdhieden.
Shin ift befanntlich nach einem grofer Denker, was alfgemein
(ohne Sutereffe) gefallt; wir haben indeffer taufendmal fagen hiren:
Gie ift fchsn, aber fie gefallt miv nicht. Und fo gweifeln wir denn,
um auf die Kunft guritdzufommen, doch fer, dak der Vergleich mit
einer Statue, wenn aud) als Lob gemeint, immer aud) ein wirklides
fie ein Gemilde enthalte. G8 wird leicht eine Statue gemeint
werden, wie fie nicht fein follten. Gin trefflides Bild und ein
treffliches Sculpturwert haben gwor mit einander gemecin, dak beide
fobu find; man fann fie mit einander vergleichen. Wher man
fant nicht da8 eine gum Mtaakjtab bes andern machen.

War eS ziemlich einfad) ansgumittelu, was in der Megel unter
bem Plaftifden in der Mialerei verftanden wirr, fo ift e8 win fo
{chwieviger feftzuftellen, wads man bet Gculpturen al8 malerifd
meift angufechten, felter zu Loben pflegt. Diefe Sehwierigheit liegt
gum gropten Theil fdjon davin, bak diefer gange legtere Begriff den
meiften Ntenfchen nod) unendlich weit, [drwantend, vielbentig ift, ja
wir fichen nicht an gu fagen, in der That fchwer (oder unmiglid)
in eine Fovmel zu hannen ift. Sedermann begeichnet wohl знай
dasjenige damit, was yur Darftellung in Farbe und Betdnung geeig-
net ijt. Was dies nun aber, und warum e8 geeignet fei, daritber
фени die Mteiften, benfen felbft mande Kiinftler nicht nach, und
unter ben Denfenden ihrerfeits ftrahlen die Wnfichten darither weit
gugeinanber. €8 liegt eben auch unendlich viel davon im bloen
Gefihl, im verfchiedenen Фета, ja in der augenblidliden Stim-
ming, Mun wird aber die Schwierigheit nocd bedeutend grifer,
wenn der angewendete Begriff zur Sprache fommt, d. }. wenn
nicht vom Malerifeen in der Natur, fondern oon den malerifden
Berdienfter oder Schwadhen eines Bilbes die Rede ЦЕ. Ут бе
Die gripte Untlarheit, hier hirt man oft son den Gebildetften die wi-
perfprechendften, wunderlichften Urtheile. Dazu fommt das Sdjlimmite,
bak, wie fchon bemerft, fo Biele fich trog alledem a la portée der
Malerei glauben, die htmmelwett davon entfernt find.

Iudeffen wird doch im Allgemeinen die betreffende Schwache
infoweit gefiihlt, dah man feltner vom Wealerifden auger der Mra-
levet, ndmlich (um wieder juriicgufehren) vom Malerifden in der
Gculptur fpricht, und e8 fest dies fcon immer eine gripere Ren-
nevfdjaft, oder doch deren Anfpruch vovans. Aud) hat man weniger
Veranlaffung. Die moderne Seulptur ijt, wie fcjon mehrmals be-
merft, wenig 34 auffallenden Sejritten diefer Urt geneigt. Daher
in foldjen Fallen die tadel{nde Erwdhnung, die meiftens berechtigt
fein mag. Aber e8 befindet fic) innerhalb der Plaftif eine Reihe
von Momenten, die fic als entfdieden malerifeh and dennod als

 
	56а БетефизЕ betvacjten lalfen, unb die inggemein fein Mtenjc
Ны Grfteves anfieht.

Um bet etwas gang Aenferlidem gu beginnen, fo ift unfrer
Beit gwar bie polydrome Sculptur fremb, ja guwider, aber die
Sarbe, die Lofalfarbe nimlich, feinesweged gleichgiiltiger, als irgend
einer anbern, fowobhl fiir das Bildweré felbft, als feine Umgebing.
Und mit vollem Rechi. Wher ift e8 nicht eine vdllig malerifde
Riidficht, wenn wir (und alle Welt) weike Marmorgeftalter gern
yon faftigent Saubgriin, von efrwilrdig-graner Urehiteftur fid ,,ab-
heben” faffen? Wenn wiv bet den antifen Bronjen nicht allet die
Bollendung der Form, fondern and) die pradhtige tiefgriine Patina
bewwundern und legtere fiir unfre neuen Werke winfden und аи
nachgubilben Тифеи? Ba, fo wenig gleichgiiltiq ift uns diefes Mto-
ment in der Plaftif, dak Niemand das ftumpfe, blaugrane Bink aud
in ber edelften Form ertragen mag, und Wiles verfucht wird, би
wenigitens tranfitorifd ein angenchmeres Rolovit 3u verfdaffen. Und
nicht etwa nur das gebildete Bublitum, felbft unfer Volk hat Ge-
fiihl fir dies malevifche Element ber Sculptur, 8 exgzahli fich
nicht alfein, baf das Edhaus der MinigSftrafe nicht verdndert wer-
det риф, weil e$, vom Schloffe gefehen, ven Hintergrund bes
Grofen Churfiirften biloe, e8 fcreibt aud) bes Lewtern vielbewun-
deries Colorit naiv genig einer Beimijdung edleren Metals zu, ohne
jemals von ,,fovinthifchem Gry  etwas gehirt gu haben.

Gine andere Wrt von MRitcfichten, die der Maleret verwandt
find, tritt ba auf, wo Bilbwerke nicht fir einen freien Blak, fondern
alg Schmuc einer Wrchiteftur oder itherhaupt vorgugsweife fiir Etne
Wnficht bevechuet werden miffen. Das Lebtere ИЕ пи und fiir fich
fon gewiffermaafen malerifeh. Wenn in Palaften ves Barodfiyls
burd) einen gemalten Grofpeft, durch gentalte Statuen die Sllufton
grigerer Riumlichteit, offuer Ausficht evgeugt werden foll, was wir
weber lobe noch unbedingt verdammen wollen, fo wird hier umge-
fehrt Die wirfliche Staine gleichfam gum Cheil eines malerifden
Ganzen, nur oak deffen Uebriges ebenfalls der Wirkichfeit angehsrt.
Die Sache hat aber aud) thre mehr innerlide Фе. G8 treten
Dann nimlich leicht gewiffe perfpeftivifche Bedingungen ein, bie dent
urfpriingliden Wefen ver Plaftif frembd find. ©8 ift wicht mehr von
jener frither erwahnien mepbaren Richtigheit die Rede, fondern von
einer velativen. Wan witrde fich tiufden, wenn man hierin eine
Perirrung neverer Epochen erblictte. Wierdings iibertreffen fene itber-
fhlanten, affeftirt gewenbdeten Geftalten be8 Rococo, mit denen die
Baluftraren alterer Kirchen und Palate bevdlfert find, oft neuere
Werke Uhulichen Zweds bet weitem an gefilligen Berhalinig, weil
dort der Luftperfpeltive, auch einer wefentlich malerifchen Rircficht,
pie eigentlidhe Richtigheit оба geopfert Ц. Wber die Gache ift
alter und villiq bevechtigt, Wich der Antife find derartige Beobach=
tungen, und, wenn mart eS fo nennen will, Raffinements feineswegs
fremb gewefen. Wir Lefer von Pallasbilnern, deren Gines, in der
Nahe plumpen und. ungefalligen Wnfehens, bet fetner Mufftellung am
rechten Ort das andre gierliche weit iibertraf. Und fo ijt mar
aud), wie wir glauben, mit Recht ber Unficht, da gewiffe Mangel
eines der berithmteften Refte des WMlterthumns, des vatifanifden Wpoll,
fic vollftindig aus der Unnahme статей, раб сх Ме eine ganz
beftimimte Wnficht gebildet morden.

Mit dem Vorigen hingt auf’s engfte ein Oritter Punk gufam-
ment, der vielleicht ebenfo vollftindig im Wefen der Plaftif begriindet,
benuod in feinen Wirfungen etwas entfdhieden Malerifdes befist.
Man weik, welde Rolle in der Malered die Reflere fpiclen, und
wie bas Geheimnif der Mobdellirung, des Hellountels und felb{t des
Rolorits gu grofem Theil in ihuen verborgen Пед Aber weit
weniger befannt und beachtet ift die Wichtigheit des Reflexes in pla-
ftifjen Werken. Wie in einem Gemalde die verfchiedenen Lofal-
tine nach dem Gefes ber Romplementarfarben einander wedhfelweife