Bei diefer Gelegenheit fawd er WAnlok, die St. Katharinentirde da-
felbft, nach ihrer im Sahre 1842 gefdehenen Ernenerung im Sunern,
in Ungenfdein gu nehmren, und, erfiillt von Bewunderung iiber das
Pradhtgebiude — fie ift namlich eine der fchinften in der Mart —
und eingedenf defen, bap er in derfelben getauft und eingefeqnet
worden, befehlieft ev fofort, gu ihrer Berherrlichung bas Seinige
beigutragen, niimlich ihr jene gwilf in Ghps geformten Apoftel zum
Gefchent gu machen. Der Antrag, den ev defhalb bei der betveffen-
den firdlicden Behirde in der Stadt unter Beifitqung der eingigen
Bedingung machte, dak die Koftem fitr die Wufftelfung und Zufammen-
fegung dev foloffalen Bilber — er hat fie auf 300, hichftens auf 400
Thr. angefehlagen — in Brandenburg aufzubvingen waren, wurde
natitrlich mit Freunden angenommen, fofert eine freiwillige Gubfcrip-
tion eviffnet, bet welther 235 Shir. 25 Sgr. eingefommen, yu denen
pie Commune der Stadt noc) 200 Thlr. ans fthdttfden Meitteln
bewilligte, und fo fonnten bereits im December des Bahres 1850
get Bildfaulen пище werden: die de8 Apoftels Andreas und
bie bes Simon von Rana; die Roften ber Herbeifdaffung und Aufe
fteflung waren hinveichend gebedtt.

Wein der Erwerbung der itbrigen gehn traten mit einem Male
Hinderniffe in den Weg. Herr Devaranne, von dem wir oben
berichtet haben, dafX er die Kunftwerfe in Ghps, die Movdelle, in
Berwahrung hatte, weigerte fic pldglich, die iibvigen Statuen heraus-
zugeben, weil er meinte, fich im rechilichen Gefike derfelben gu bee
finden, unb obwohl er bie beiden oben erwalnten habe verabfolgen
faffen, boch nidjt verpflidtet зи м, auc) bie anbdern fo ofne
Weiteres ohne feglidhhe Cntfdhadigung auszuliefern; ihm ware bet
Dev Uebergabe derfelben, behufs ded Binfguifes, von feiner Seite
bie Berbindlidfett auferleqt worden. Unb мех Umftand, die-
fed Borgeben liek fich purdaus nicht anf dem Wege des Rechtes
befeitigen. Die Sache gevricth иг8 Stoden, da nod obendrein der
Herr Devaranne feine Forderung, wofern er die Mtodelle ausliefern
follte, anf 500 Thtv. ftellte, viel gu hod), al8 dak bie vorhandenen
Gelder hierzu geveicht Hatten. Cndlid) ward ein giitlicher Vergleich
verfudt und urd) den Vorftand ber Rirche im Winter 1852/1853
st Stanve gebracht. DOemgemag сте der Snhaber jener Mo-
delle, biefelben ansliefern zu wollen gegen dte ermafigte Gunme von
250 Shien. Nun war aber diefe Forberung noch immer fiir die vov-
handenen Geldmittel gr hoc, und augerdem hatte fid) bei Muf-
ftellung der beiden erften Vildfaulen heransgeftellt, dak fich die Roften
bedentend Hiher beliefen, alg der Hery Wredow fie gefchabt. Зи
Diefer neuen Berlegenheit wandte fid) der Borftand der betveffenden
Kirche, Dem die Gache mehr al jedem Wndern am Herzen lag, im
Mai 1853 in einem Smmediat-Gefud an Se, Mojeftdt ben Ksnig
und bat um einen Зи ив von 450 Thlrn., und unterftiigt vom
Generaldirettor ber fonigliden Dtufeen, vem Феи Geheimen Rathe
pon Olfers, — er hatte fic) fcpon frither von dent aufergewshulicen
Kunjtwerthe der Bildwerke itberzeugt — und von dem Herrn Bau-
rath Ruoblaud in Berlin —- er hat felbft die Beichnungen yur Bore
fage an Ge. Majeftiit gefertigt — ward bas Gefucdh unter dem
28. Geptember 1854 Wilervhichften Oris bewilligt.

Go war benn auch diefes Hemmnif befeitigt: es fonnte nun
Herr Devaranne befriedigt und Her Transport der Bildfaulen ein-
geleitet werden. Derfelbe gefchah im der gweiten Halfte des Jah-
8 1855. Sekt handelte e8 fic) aber wieder um die Frage, an
weldem Plage in dev Kirche und in welder Orduung oder Reihen-
folge felbige aufguftellen ware. Mad) vielemt инф [идет Ueber-
legen und Begutachten beftimmte Se. Mtajeftat e8 felbft fo, fie follten
ihre Stelle finden im hohen Chor unter Befeitigung ber dort be-
findliden Chor- und Rirdhenftiihle, und gwar vor dem Hochaltare
awifcen bern Pfeilern und in folgender Reihe.
	Tempelteh ein Hoc. Htejer eviwtederte den Coaft mit fehdnen
  Worten auf die Wiener,

Nun folgten lout Programm: Nachmittagsbeluftiquugen. Bu
dem Ende begab man fic) nad aufgehobener Tafel in’s Freie, wo
ein Markt aufgeftellt war. Hier unter Bawmen trie ,, Wurftel 
feine Sdwinte, dort Lud ein viefiges Bild mit poffirltcyen wilden
Thieven gum Befuch der Menagerie ein, in der ED. Swoboda mit
bewundernswerthent Humor und unermitdetem Gifer [еще wilben
BHeftien Зее, die aber nadher befehen wie Mehlwitrmer, Stallpint-
fer, Raninden, Ragen 2c. ausfahen, aber unter fremben Namen
hier Gaftroflen gaben und allerdings purd) hingugefiigte Bemalung
einen abentenerliden Unblid gemdhrten. In der Mtitte des PBlaves
propucivte ПФ ein Quacfalber (LAllemande), der die dvolligften
Krantheiten an Ort und Stelle furivte, und bas Publifum aus dem
fchallendften Gelachter nicht herausfommen ев. Weiterhin hatte
ein Gebzeltner feinen Kram, wo Lauter Figuren, aus fritheren Muai-
feften entnommen, in dent Lebjeltenen Styl nachgebildet зи haben
waren: Aud) eine Buchhandlung und ein Bilberfram fand fich vor,
gu pem beinahe alle Theilnehmer des Feftes ihr Scherflein beige-
tragen Hatten. Wit diefen Gchwanken ging ber Tag зи Ende, und
Der ungeordnete Ritdweg wurde angetreter. у. ®.
	Die neven Dildfiulen dex ов Apoftel
in der St. Katharinenkirde 3u Brandenburg a. d. §.
	Brandenburg, reid fdyon an manderlet mittelalterliden
Denkmalern, ift eS neuerdings nod) mehr geworden durd) gwalf neuvere
Runftwerfe. Um aber das Gefchichtliche derfelben den Lefern diefes
Blattes in Haves Cicht gu ftellen, miiffen wir etwas weit ausholen.

Die Stadt Helfingfors in Finnland, die Oauptitadt des Grof-
fiirftenthums, ward in neuefter Zeit unter Kaifer Nicolaus auferor-
pentlich bevorzugt: fo wurde 3. B. die Candesuniverfitht im Jahre 1829
pon Who, nach dem grofen Grande in diefer Stadt, dabin verlegt.
Sie wurde aud) durd) eine neue Riche gefchmitdt, die St. Nicolat-
fircje, feit 1830 begann der Bau. Zur Vergierung derfelben, fdjon
im Aeufern, befahl Se. Majeftat die Bildfinlen der gwalf Apoftel
in foloffaler Grife, von etwa 10 Fup Habe, in Zink anfertigen gu
(afer: fie follten auf dem Geftms der Hauptmauern ringéum gu
ftehen fommen. Beauftragt mit der BVieforgung ber Gache ward gue
nicht ег ое тие Ban-Intendant Lohrmann in Helfing-
for8; ber wanbte fid) wieder anderweitig an den finiglich-preugifden
Baurath Ludwig Ferdinand Heffe in Berlin und iibertrug foldem
das Weitere und Nahere. Sundrderft waren nun da die Statuen
in Gps gu mobvelliven: diefe Arbeit ward den Berliner Bildhauern
Wredow, Schievelbein, Berges und Blafer gu Theil. Fitr jedes
Hildwerk wurden ihnen 600 Thlv. accordirt, fo daf allein bie Gyps-
figuren 6000 Thlv. gu ftehen fomen. Selbige wurden angefertigt
in den Sabren 1844, 45 oder 46. Mit bem ЗИ ив dagegen ward
per Fabritbefiger Devaranne in Berlin beauftragt: er ftellte ihn
in den Bahren 1847 und 1848 fer, fo dak mun die befagten Bild-
fiulen nach Helfingfors abgefandt werden fonnten. Die Mtovelle
nerblieben, zerfcjuitten, wie fie gum Bwede des Zinfguffes — wo
bas gewshnlich und nothwendig iff — eine Menge Sticke waren,
in Berwabhrung ves Hercn Devaranne, und er hatte angeblic) im
Sabre 1849, in Folge eines ahnlicjen Auftrages aus реш ТАБ ей
Rufland, die Wusficht, fie nod) ein Mal benusen gu finnen.

6% war aber in vemfelben Sabre 1849, daf dev Bildhauer
PBredow, der erfte der oben genannten, eingeborner Brandenburger,
eintt bei {einen Berwwandten in feiner Gaterftadt gum Befuch weilte.