ibrer Runft hiftorifd yollfommen erflirt wird. Wn diefem Denfmal
	 zetgt fic) denn aber and) die [cbwade Seite diefer realiftifchen Rich-
	 

tung, namlid) das Sthllofe in der Anordnung. Wie freudig 19
nimlic) aud) die Lebendigheit und die Wahrheit jener leidtragenden
Gtatuetten in allen Xheilen, bejonders in ben ebenfo weichen, als
wahren Falten der Gewander bewundere, fo hat doc) die Weife, wie
fie ohne irgend mit dem WUrdhiteftonifchen des Denkmals verbunden,
oder aud) nur darauf begogen gu fein, eingelu herumwanten, etwas
Rufalliges und Willfiihrliches, ja Genveartiges. Dergleidjen verletst
nun in Werfen monumentaler RKunft den gebildeten Runftfiun in
ber Sculptur noc) ungleid mehr, als in der Malerei, welche ит
  fo mance andere Vorgiige einen Erfag getvahrend, folcjen Ntangel
> eher vergeffen (apt.
Das Denfmal des Herzogs Johann ohne Furdt hat lange nidt
  Die Bedeutung des vovigen. Denn eS ift mit Uusnahme, Рав реше
— Gemahlin, Margaretha von Baiern, neben ihm rubt, in Фе далей
Form, bis auf die tranernden Mince, eine getvene Nachahming des
vorigen, welded erft ине pater, mimlich vom Bohr 1444 bis
1474, auf Gebeif Philipp des Guten, von dem Avagonefen, Behan
be fa Berta, genannt be Roca, mit Hilfe der beiden franzsfifen
Bildhauer, Jehan de Drogu’es und Antoine le Mouturier, ausge-
fithrt worden iff. Uebrigens zeigt fich dtefer Riinftler tu Devfelber.
Richtung, wie Claes Sluter, al8 fo ausgezeicnet, ba ev jenent
gtemlich nahe fommt. Nur die gothifden Gerzierungen verrathen
den Heinliden und etwas verfdpnirfeltenr Gefdmad jener Zeit.

Die WAltarfdhreine, gu deven Betvachtung ich jegt ithergehe, find:
im Bohr 1391 yon demt fdyon oben genannten Qacques be Bakrjze
gu Dendermonde fiir Philipp den Kithnen ansgefiihrt und nad) der
Rarthaufe von Dijon gebradt worden. Die лефей vergoldeter
gothifchen Formen ihrer Urchiteftur find noch yon reinem Фома
und fehr pracifer UAnsfithrung. Der Gefammieindrud ungemein
pradtvolf und fcbdu. Auf her AnGenfeite der Fliigel bes einet,
veidjeren und fcjdneven, befinden fich muthmaflich von ber Hand
von Meldhior Broederlan, der als Maley jenes Herjogs be-
faunt ift, die Berklindigung, die Heimfuchung, die Oarbringung im
Tempel ind die Flucht nach Aeghpten. C8 find dicfes bie bedeu-
tendften Bilder der niederlindifden Schule, weldye mix aus der Beit
unmnittelbar wor Феи van Eh befannt find, und daher fehr widtig,
um bad BVerhaltni® oerjelben gu ben Bilbernm diefer Теинен зи Lerten.
Sie jftehen auf per Grenje der traditionelfen, idealiftifder und
per vealifitfcben Runft. Die Luft ift mod) golden, dte Felfen in dew
Landfdaften haben uod) die conventionelle, urfpriinglicy aus Byzanz
ftammende Form; fo findet fich and) hier ein Baum von der fpigen,
conventionclfen Form, wie auf gleichseitigen, niederlandifden Minia-
turen, mit denen fic itberhaupt in allen Stitcfen purchans itherein-
ftimmen. Im Gangen find die Temperafarben von angemein lidter
und. aver Wirking, in dent agurnen, ginnoberrothen und gritnen Ge-
windern felbjt von grofer Kraft. Der Ton des Gleifdhes ift dage-
gen giemlid) blak. Die Formen der Mipfe find noch metjt weid
und rindlich, dod) die BZiige dfter fehon fehy indivibuell, und einige
Mal, befonders die de3 Simeon und ber Maria, anf dem gelune
genfter Bilbe, der Darbringung, von febr feinem Schinheitsgefiiht.
Dagegen bietet dev Sofeph auf der Flucht in Geftalt und Tradht
{феи Фа8 Beifpiel eines gemeinen Realismus. In den Gewindern
finden fic) noch durchweg die weiden, ftplgemifen Falten. Das
Rind ift hier immer von villigen, aber uidht nach der Natur ftudir-
ten Formen. ewteres gilt and) von allem Tlbrigen. Go find die
mageren Hanbde gwar gut bewegt, aber nidjt verftanden. Der fel
auf der Gludt ift vollends fehr fdwac). Giner der edelften Rdpfe
ЦЕ ber von. Cherubimr und Seraphim ишаебене Gottvater auf der

 
	Berhindigung, welder auf bie Wearia herabfdaut. Die Wusfiihrung
ift ебу forgfaltia, die Erhaltung gut. Wuf den inneren Seiten der
	Demerkungen tiber Kunflwerke
in einigen Provingen von LSrankreic), mit befonderer Beriickfich-
figung altfrangififcer und altniederlindifiher Kunf,
	Bon G. F BWaagen.
Dijon.
Das Mtufeum.

Die jzahlreidhen Gegenftinde deffelben (der gedrucite Catalog
enthalt 992 Nrn.), weldje eine ganze Reihe von, gum Thetl anfehu-
lichen, Raument eines ftattliden Gebdudes anfiillen, find von fehr
verfdiedener Art. WAufer fehr vielen Bilbern, unter denen indef
Beniges von Bedeutung ijt, findet man hier qréfere Gculpturen,
dghptifdhe WAlterthiimer, eine Brongen, Wbgiiffe gefchnitiner Steine,

pielertet Gerdth und aflerlei Curiofititen. Weit nas Bedeutendfte,

fowohl wegen bed Runftwerths, als wegen der funfthiftovifden Wich-
tigfeit, find die beiden bevithinten Grabmaler der Herzige von
Burgund, Philipps de8 Kiihnen und feines Gohnes Bohann ohne
Fureht, welche fic) urfpriinglich in der Kirche ber von erfterem, vor
dem Bahr 1383 in der Mahe von Dijon evbanten Rarthaufe be-
fanden. Qachftder aber fommen get Wltarfehretue in Betrachi,
weldje devfelbe Herr im Bahr 1391 in diefelbe Rirdhe geftiftet
hatte. Nachdem in der Revolution die Karthaufe zerftirt, vie Grab-
Denfmaler verftitimmelt waren, find fie feit dem Bahr 1818 mit
grofer Gorgfalt wieder hergeftellt und im Bahy 1827 in bem
ftatilidjen Gaal des Mufeums fehr gwedunigig aufgeftellt worden.
Hier haben aud jene Wltarfdreine in den Jahren 1819 und 1827
ihre Stelle gefunden.

Weit bas bebentendfte der beiden Grabmialer ift wieder das
bes Herzogs Philipp de8 Miihnen. Wnf einem Garcophag von
fhwarzem und weifert Dtarmor ift der Herzog itherlebensgrop
fiegend dargeftellt. Gowohl Kopf und Hinde, von der gropter und
meifterlichften Naturwahrgeit, als feine prichtigen Reider find be-
mati. Unten бий иш den Earcophag eine Art Gallerie, in der
fich in fleinemt MaaBftabe die Statuen des weltliden wie des geift-
(бей Perfonals vom Hofe des Hergogs und Windje verfcpiedener
Orden befinde, welche fammitlich in Gebdhrden und Ausoruc auf
pas Lebbaftefte und Зои ihren Schmerz gu erfennen geben.
Seine funfthiftorifde Bedeutung erhalt aber dicfes fine Oenfmal
purd die urfundlide Beglaubigung, dag e8 von vem Bildhauer
(ymaigier) des Herjogs Clauxy Gluter, einem Hollinder, mit
Hilfe von feinent Neffen Clauz be Vonfonne *) und einem anderen
BHildhauer des Herjogs, Aaques Pe Baerjze, genannt be la Barfe,
nod) bei Lebgeiten ded Herzogs begonnen und bald nad) feinem 1404
erfolgten Code beendigt werden iff. G8 geht пам daraus here
yor, dag die Aushiloung der Sculptur in der realiftifdjen Richtung,
weldje ich fiir die wallonifdle Genslterung dev Miederlande urd ju
Tournay befindlide Denkmaler yom Jahr 1341 ab uachgewiefen, **)
fic) auch itber die germanifche Benslferung evftvect und gu Anfang
bes fiinfzehnten’ Sahrhunderts eine Hohe erveicht hat, welche der in
den nichften Sahrzehnten von ben Britdern van Ey in dev Malerct
erreihten, um nidts nachgicht und mithin Legteren Vorbilder ge-
wabrie, wodurd die Erfcheinung der wunderiwiirdigen Ansbiloung  

 

 
	*) Qu einer, ir bem treffliden und gruudlidhen Bericht ither ме Ueherrefte
der Феи: bee vormatigen Karthaufe oon Orn. von Gaint- Menin abge-
prudten MUrfunde wird diefer Claes van dent Berbe, oder van den Verwe gee
nannt, worans fowohl feine nieberlindifde Wbfunft erhellt, als dag ber Vorname
port Sluter ebenfalls Claes gewefen, und nur von den Franjgofen in Claux ume
gewandelt worden iff.

**) Ueber eine alte Bilbhanerfdule yu Tourney im RKunftblatt von 1848

Rr Lund 3.