Giferer filr bie нех зши Deppich machen unten; derfelbe bat
feinen Grund in der puritanifchen Scheu vor allem religisfen Bilowerk,
weldhes jugleich auf rie Bezeichnung Kunftwerk Anfpruch machen darf.
&8 lohut nicht, fich bieriiber befonders ausjufprecjen, denn abgefehen
davon, baf nicht eingufehen ift, warum die Glasbilder zerftreuender
auf anddchtige Gemiither wirfen follten, als Fresfen oder Oelge-
mide, fo wird e8 wohl bei dem ausgemadten Gag fein Bewenden
haben, da® nur eine leichtfertige, frivole, finnliche Runft von der
Religion ableite, die ernfte ftplvolle, bas finnliche Element ber be-
fonders bei den Glasbildern hervortretenden Farbe durch edle Sdin-
heit dex Formen bindende Kunft, aber ftets und unter allen Um-
ftinden gur Qeligion hinfithre.  Cbhenfo fann wohl das Farbenfpiel
eines Teppichs die Gedanfen, fei e8 mit leeven Phantafiefpielen, fei
e8 mit dem Bemithen befdhiftigen, Form und Sinn in dies Farben-
gemenge gu bringen, aber fchin andgefiihrte heilige Geftalten, die
bemt Auge entgegentreten, das durch die Fenfter hinansirren will,
werden e8 wieder guriidgeleiten und erheben зи dem, bet dem der
Geift in dev Rivdhe fein foll; eB ift, als ob das Liebe Himmelslicht,
das in das Gotteshaus eintreten will, ИФ fammle zu frommen Ge-
banter, welche fichtbar werden in allerlet heiligen Geftalten, oder als
ob fic) in den grofen Senfteraugen der Kirche widerfpiegelt, was in
ihrem frommen Herzen, Dem Altave, vorgeht; e8 ift, als ob heilige
Traume in verflarten Geftalten vovitbergleiten.

Biele von unjeren Lefern haben gewifk die Rirde in der Bore
ftadt Au bet Miinchen gefehen und ©8 ИЕ ihnen noch ber herrliche
Gindrud gegenwartig, welden die dort ansgefithrien Glasgemilbe
auf den Vefchauer machen. Wir find fo ftrenge, felbft diefe Neeifter-
ftiicle fir nicht fivenge genug im Stl gu erfldven, aber e8 ift uns
ein Hinausfdweifen in’s Beweglicde, entfchieden Malevifche ебет,
als ein Fefthalten an Geftalten, veren Geele ja doc bei der Be-
rithrung Euch unter den Handen entflieht, fo dak Bhr nichts, als
dent Leichnam bebaltet.

Man wolle behersigen, was Kugler in feinem Auffage ,, iiber
ben Betrieh der monumentalen Glasmalerei“*) gefagt hat: ,,Der
ausfibrende Glasmaler mug feines Materials und der Verhaltniffe
deffelben beint Brennen ebenfo vollftdnudig Herr fein, wie fiir die
Sphire, in welcher cx thatig ЧЕ eine abfolut gediegene Kunfthiloung
befigen; wonad) alfo, im Fall die Gacher fich [cheiden, der Figuren-
mater als folcher und nicht minder der Ornamentmaler als folder
fein Foc) yu erfitflen im Gtande fein muff. Cine gediegene Ни
lerifche Tiichtigkeit und Freiheit ift aber hierbet um fo mehr erfor-
verlich, ale die Wusfithrung, aud) wenn fie Ropie iff, doch in enerz
ВИ бет, mehr oder weniger breiter Weife behandelt werden mug, was
fein nuc mechanife) arbeitender Ropift — und leider meint man nur
зи Бана, dag gur Ausfithrung der Glasgemilne cin folder geniige
— erreichen fann. Der KRomponift, der etwa die Rartons fertigt,
muf aber ebenfo nicht blo (dhaffender Minftler im Wligemeinen, und
zwar ein Miinftler bon demjenigen grofartigen Talente, das iiberalf
fiir monumentale 3wede erjordert wird, fondern er mug jugleid)
aud) im Gtande fein, jich dent jamimtlicjen, befonderen Anforderun-
gen, weldje fic) aus der Beftimmung und Technif diefes Faches
{ou fir die Rompofition ergeben, mit Veichtigkeit gu fiigen. Daf
der fomponivende Riinftler, wenn ev nicht mit eigener Hand gur Wus-
fithrung {cpreitet, die legtere itherwachen mug, dag iiberhaupt eine
bis ins eingzelnfte Detail durchgefiihrte fitnftlerifche Oberleitung nv-
thig ift, died habe ich wohl nidt naher dargulegen. Die gréfte Ge-
biegenbeit ber Wrbeit aber wird ohne Rrweifel eintreten, wenn der
fomponivende und die Oberleitung fiihrende Mitnftler fich gugleich
felbft als Glasmaler zu bethatigen im Stande tft und nad бус

 
	*) Rl. Sériften OT. GS, 491.
	dernip at die BWusfuhrung jelbft Hand anlegt. — Chenfo wefentlich
ift foblieplich der Befig eines Lofals auch denjenigen aufern Cin-
ridtungen, die das neue Gebinde der Glasmalereianftalt gu Min.
chen bereits in nachabmungswiirdiger Weije befigt.”

Su рем fdinen Gebinde namlich befindet fid) anger den
Beidhnen- und Malfalen, auger den Magazinraumen, den Oefer und
Laboratorien auch ein fehr hoher und gerdumiger Gaal guv Bufame-
‘mnenftellung grofer Arbeiten und zur sffentlichen Schau derfelben.
Der Gaal hat ein foloffales Fenfter, deffen Mtaafe den grofter
Kirchenfenftern entfpreden; verfdhiedene Galerien, welche an den
Wanden herumgehen, Laffen dem Befdhauer Gelegenheit, aud in der
Hohe den eingelnen Theilen des Bildes uahe fontmen gu fSnnen und
eine in dev gegeniiberliegenden Wand angebrachte Oeffnung erlaubt,
die Darftellung aus miglichft grofer Entfermung gu betrachten und
gu beurtheilen.

Cin foldhes Lokal ift eine unbedingte Nothwendigkeit, wenn et-
was Gutes in der Glasmaleret gefdhaffen werden foll. CEs gehirt
gu den ndthigen Werkzeugen und mit dem mangelnden Werkserg
fehlt immer gewiffermafen ein Stic Hand.

Ws die Glasbilder zur WAukivde gemacht wurden, hatte man
auch in Minden bas Gebaude der neen Anftalt nocd) nidt und
e8 hat ohne allen Bweifel died den Cinflug vermehrt, melden auf
eine gu feine Ansfiihrung in ben Cingelnheiten bas haunfige Ropiren
aus Der aliflandrifden Sdule durch Boifferée’s Beranlaffung ge-
habt hat. — Man fann nun nicht fagen, dah eine gu grofe Detail
durchbifung der Fehler der hier ausgeftellten Glasbtlder fei. Biel
mehr haben die Farben etwas Grelles und Hartes; einige leuchten
gu ftark Herbor und ba8 Ganje zeigt nicht die Wirkung einer har-
menifdh durdharbettenden und mobdellirenden Hand. Зи gewiffen
Grade ift die etwas derbe und grelle Ausfihrung romentlid) bei dex
Anbetung der Konige ohne Bweifel Wbfidt und in der That page
fie gu der nainen Steifheit bes guien Zwoll; wenngleic man in
der Entfernung der Naturwahrheit, namentlich in ver Carnation
(allerdings eine fehr fchwere Partie) und der Luft, fo wie einem
Theile der Vegetation offenbar zu weit gegangen iff. Aber warunt
Зо? fragen wir wieder. Whe fiinf Perfonen, die aufer dent
Chriftfinde auf dent Bilbe find, fenfen vie Wugen, fo dag man wirk
lich nur Die des Knaben fieht. Diefe etwas unbeholfene Wri, die
Anbetung auszudriiden, fleidet den Rupferftich ganz gut und bat
dort etinas Mihrendes; aber in diefen iiberlebensgrofen Geftalten
vermehrt e8 das Ceblofe derfelben betvachtlich.

Das Pringip der Verbleiung, oft ein Gegenftand pes Anftofes
bet Glasgemalden, ift hier ein purchaus zwedmafiges.

Wir wiinfhen der Anftalt von Herzen von der Mtunificeng ihres
féniglihben Herr ein cignes Gebinde und grofe Maume und einen
Uinmiler oder Mtarefchall an ber Spike. Denmichft aber einige
Uufgaben, die hier in Berlin blieben. E8 evijtirt ja ein Karton von
Ява flix die Petvifirde, fiir das Hauptfenfter derfelben projet
tirt. — Qn der Matthaustircde ift von dew zu beiden Geiten des
Altars befindlicheh Fenftern das eine mit dent Bilde des Evange-
liften Matthaus gefdhmiict und 548 andere fcheint ung dringend nach
einem ahuliden Schmuck gu rufen. Noch fchiner ware allerdings,
wenn Бебе Fenfter gang mit moalerifder Rompofition angefiiltet
wiirden.