Auswahl von Menighciten des deutfdyen Kunfthandels.
Blatter.
	Le larmoyeur. ‘Yad einen Gemilde tm Wlufeum ded Зидеше
burg von Ary Gdeffer. Geft. von Paul Chenay — Paris, Bohné
und Edulb, 170 Rue de Rivoli, — Der Weinende ift per Graf Cher-
hard dex Greiner, von Wilrtemberg. Wn feiner Seite fort, wie Schiller
in feinent RriegSliede ergdhlt, fein Sohn Ulrid) in der Diffinger Sdhlacht
mit doppeltem Liwenmuthe, da er ber Reutlinger meget, von benen ev
„дер war, eine Sdarte anszuwegen hatte. Ein Sabelhieb tiotete
den jungen Helden. , rein Goh ijt wie ein andrer Ptann,” ruft der
Vater ven beftitygzten Kriegsleuten gu, dringt auf’s Isrue im den Feind
und fdlagt ihn in die Flucht. Mit Hirnerflang giehen die Seinen jubelnd
1178 Lager gurild. *)

Dod unfer Graf — was that er igt?
Bor ibm der todte Gohu,

Aen in feinem ete fist

Der Graf, und eine Thriine blige
Im Ang’ auf jeinen Gobhn.

Diefen Moment hat der Mtaler, der befanntlid), namentlid) in fritherer
Beit, mit Borliebe feine Stoffe aus den Didjtern (Gathe, Schiller, Byron,
Dante u. a.) gu entnehmen pflegte, zur Darftellung gemahlt. Da figt
per alte Ranfdebart nod) in voller Riiftung mit gefalteten, Handen in
feinem Зее. Die Thrinen vinnen ither vas fummervolle WAngefidst in
den Bart. Bor ihm, quer ther, liegt die fdjlanke jugendlide Geftalt
feined Ulric), fogar bis auf den Stablhandfduh ebenfalls nocd) wie gur
SHlacht geriiftet. Nur vas bleide, fohjine Haupt ift unbededt und ein
davatteriftifder Bug um Auge und Mund des {ебу angiehenden und
eblen Untliges zeigt deutlid), Daf diefer Sclaf ver Leste ijt. Cin ftattlicjer
Miive fteht neben dem alten Grafen und fchaut wie mit theilnehmender
Trauer zu thm auf, wahvend ein Blid ans dem wenig gedffneten Belte
pie Becher im Lager erfennen Luft, weldje ihverr Gieg Luftfetern. Die
Freude an dem Gewinn ves eben nod) eingefewten Lebens liegt ihnen
augenblidfic) am nadften. — Die ganze Liefe ved fdpinen Stoffes gu
erfcbipfen, mute die Maleret hier ver Didhtfunft tiberlaffen. Niemand
wird dem alten Krieger im Belte die Trauer um Феи gefallenen Helden:
fohn veritbeln; aber fie gewinnt erjt an Smtereffe, mene man fein Be-
пебиеи т der Sdjladt, wenn man weif{, da ev den Situgling durd)
„баз {обе Фей, das ex gu feiner Niederlage fdpnitt,” durd) vas zer-
trennte Lafeltudy gur tollfiihnen Layferteit in der neuen Felde veigte. —
Die Arbeit res Stechers ift mit vielem Fleige und grofer Feinheit vollen-
bet, worurd) das Blatt gu einem angiehenden und wirtungsvoller gewor-
pen ift. Cine veutlidere Hervorhebung der verfdjiedenen Stoffe midhte
pied allerdings vermehrt haben, fo 3. B. beim Haupthaar der Perfonen,
fo ferner find wir nidjt gang fider dariiber, ob ex jumge Graf auf einem
Pelze liegt, oder was fonft vie Unterlage bildet; vod) wage wir nidht,
pie Sduld hiervon vem Nachbiloner bheigulegen, da wir idht wiffen, wie
weit ver Wtaler fie theilt, Wir jfahen das Original nidjt und mitifer
uns begniigen, jenes allgemeine Lob absugeben. $. С.

Victoria, Kronpringelfin von England. Rad) einer Photographie
ith. von Gdwabe. — Berlin, Letpjigerftr. 68a, Fried. Schulze. —
Die Kronpringeffin von England wurre am 21, November 1840 als
ltefte Todhter der Kinigin Victoria geboren, Wks Verlobte des jungen
und liebendmilrdigen Bringer Friedrid) Wilhelm von Prenfen nimmt vie
Зи eben jest aud) bet uns ett befondeved Intereffe tn WAnfprud).
Gs it daher angenehm, eit authentifdes Portrait von verfelben зи be-
finer. Mls foldes geidjnet fid) das porfiegende vor allen bisher erfdjie-
пепси ВФ vortheilhaft aus. @©8 wurde nach einer febr gelungenen
	Photographie nad) vem Leben angefertigt, weldye wir mit ver Lithographie ;
	st vergleidjent Gelegenheit hatter. Die Uebereinfttmmmung mut vem Bor-
bilde ift vollfommmen und man darf fid), ba dem Beidnenftift ver Gonne
andy die verzethlidjfte Sdymetdjelet fremd ift, ber angenehmen Ueberzeugung
	hingeben, dah fo viel Edhinheit und bezaubernder Ciebvety Dem Vrigmale
eigenthitnilicy find; fie find gugleid) ber eingige Schmud deffelben in diefem
	Hilde, weldes vie Pringeffin im einfadjen Kleidbe und gwar retdyem aber
	*) Man wolle vie Вибтабииа 5 5. SGegenbhauer’ (den Bresten tm
Ronigl. Refivengsldfloffe gu Stuttgart, Забта. 1854, ©. 210, vergleidhen.
	fohlicht angeordnetent Haar zeigt, Dte Kerigin und ег Фииу ЗИбех
haber е8 durch) Wneignung von einer Wyahl vow Eemplaren anerfannt
weldjen Borzug 8 auc) durd) die elegante und forgfiltige Wusfilbcung
und Anorduung von Seiten des Steinjeidhners verdient. Wir haben nod
bes vortreffliden Drudes, ver in ver W. Rorn’fdjen Anftalt bewerfftelligt
НЕ, зи gebenfen. . ©.
	Zriftunny.
	В: Perlin. Ueber ben Plan ип ben Fortgang ber RKoftitmtunde von
$. Зав, worilber in Kinfilertreifen wfters Racdfrage ift, vermigen wir Fol-
gendes mitgutheilen. Das binnen Ruryzem erfdetnende britte Heft behanbelt die
Meeder, Perfer, Phinizier und Chrier bis auf einen geringen Theil ber Gerith-
{cbaften der LeBteren. Dtit ben nidhften drei Heften, alfo fedjs int Gangzen, denft
ber Berfaffer ben erften Gand gu febliefeu, dec etwa bis gum Concil von Nicaea
reidhen wird. Зипафй (apt er ndmlid) im vierten Heft die Rleinaftater, bie
Pbryger, Lyder, Bootier und die jonifden Grieder folgen. Dann zu ben euro-
paifhen Gilfern iergehenb, wir er ben Often und Norden Europads behandelt,
wo er ber Kulturgeldhidte vsllig neue Gebiete nidt nur anffdlieGen, fonder
burdfor[ht unb bearbeitet iiberliefern wird, Griedjenland, Etrurvien und Latium
bifben bie legte Gruppe biefes Bandes. — Die talentvolle Bildhauerin, Fraulein
Ney, eine Shitlerin unferes Rand, wird in Kurzem eine Bilfte diefes @фийе
ftellers vollendet haben. Mach bem bereits Fertigen ift Borgitglides von hiefer
Arbeit zu erwarter.

Eb. Meverheim wird diefen Sommer verfdhiedene Studienreifen maden.
Vor einigen Tagen ift er nad) Oresben gegangen, um die neuanfgeftellte Galerie
in Angenfcjein yu nehmen unb von dort einen Abfteder in die fidfildhe Schweiz
sit machen. Gpadter wird er nad Geffen geben und hat befonders Marburg und
Raffel gu Punter langeren Aufenthalts beftimmt.

Unfer ®. SHhnaafe ift yu einem mehrwddhentlidhen Aufenthalt nad Liebens
fiein abgegangen.

WE werthen Gaft hatten wir den Galeriedireftor Frommel aus Karlsruhe
bier, nicht von Eigland guvitdiehrend, wie die Beitungen melbeten, foudern biere
bergefommen, um unfere Sammiungen имо Werlftatten fennen gu lernen, wel-
cer Belchaftiqung er fich mit Eifer und amermiibeter Milftigkeit gemibmiet hat.
	WL. Herlin im Suli. Serv Hohe in Bonn, durd) feine Wufoedungen
mittelalterlicher Wandgemilde am Rhein um die Exrforfdung der Gefdhidte un-
frer heimifden Malerei beftens verbdient, giebt iber feine jitngften Entdedungen
in ber Tanffapelle von GS. Gereon gu Kdin, bet welder wiederum der fitr die
Exhaltung ber Kunfidenfimale mit bejonberer Gorgfalt fic) intereffirende Regie
TuUngs-Prafident Hery von Mebller gu Min wefentliden ФЗойфиб geleiftet hat,
folgenden Beridt:

„Зе Anorbnung nach befinden fidh in ber Dede der Witarnifde, in Halb-
figuren, Chriftus mit anfgehobener Redjten, gur Luter Maria, gur Жен Зо
harnes, eine Scheibe mit dent Lamm Gottes halterd, Daneben, vom Cingange
linfs, fteher neben einanber Laurentins und Stephanus, daritber ber Engel,
welder der Apokalypfe gugebbrt; diefen gegentiber zur redjten Seite bes Wars
fiebt in einer Nijcbe allein Conftantin, itber im bev apotalyptijdje Woler; neben
ет, in einer bdritten Mijdje, ftehen St. Gereon und St. Gregorins, daritber
ein Serabhim in Halofignr, dann folgt noch eine Nifche mit swe Bifdhofen,
baritber ber Lowe.  Hterauf folgt bas GFenfter, weldjes mit gemualten Borden
und Geraphims in Medaillons gefdmiidt ift; diejem zur Rechten befindet fid
eine female Nifdje mit der Kaiferin Helena und neben viefer in einer fedhsten
Зе, auf der Wand bes Gingangs, fleht bie heil. Katharina, dariiber ber
Stier.

Die Geftalten find in guten BerbhAltniffer und fhdnen Formen gegeichret.
Der Faltenwurf, elegant unb verftindig angeordnet, umwallt reidjlic) die etwas
febr weit augeinanderftehenden Gilfe; jedod ift fehon ein Hinneigen зи Heinen
Perfuitterungen und Bierlicsfeiten vorhanden. Die brannrothen Umriffe geben
her Horigens auferorbdentlid) einfadjen Ansfithrung etroas Geldmeidiges, Rubhiges,
was bet aller Guntheit der Farbenzufammenftellung vent Wuge ungemein wohl:
цепь unb angenebm erfdeint. Nimbus, Borden ber Gewiinber и. f. w. warett
vergolbet amb bic verwenbeten Farben beftanden aus Oderarten, aus Gifen:,
Bleic, Kupferoryben und Smalte. Die rothen gebrannten Oder waren guweilen
mit etwas Mennig vermifcht, woburd) fte bas Anfehen bes Zinnobers erbielten;
wirklider Binnober fommt hier nod) midt vor.

Ueber der Gingawgsthiire befinden ПФ in Halbfiguren ein Geiliger mit
offnem Munde predigend, im Diafonengerand, und davither ein Engel. Die
Dede war blan mit golbnen Sterner.