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	eripfangt von ihr einen rang. Gebr intereffant ijt auc) ein Chri-
(tusfopf von Matteo За, in ftarf byzantinifden Styl.

Die дтове Auswahl von Medaillenabgijfen, die man vorfindet —
e8 find gegen 700 aus dem Ronigl Mufeum, der Runftfammer
und einigen Pricatfammiungen, namentlich dev bes Banquier Fried-
linber, und giwar aus dem Zeitraitm von 1440 big 1640 —-fnbdet
ши fo mehr зи dem Genuffe ein, einen дебет Veberblic von
biefemt Runfigebiete in fic) aufgunehaten, als fein einigermafen wide
tiger Riinftler hier unvertveten НЫ Wich ijt died um fo intereffan-
ter, al8 nad der feby vichtigen Bemerfung Bolenthals*) ,, ver Ente
widelungsgang der Medaillentunft im Wefentliden fo innig mit den
Sortidritten der Maleret und vorgiiglich der Plaftif zufammenhangt,
als deren Theil fie gu betvadten ift, dak in ihren Werke meift der
Grad der Ausbiloung diefer beiden Riinfte ausgefprechern liegt. Die
Urfachen, welde auf die Vervollfommnung derfelben wirkten, бете
anlaften auch ein gefteigertes Schaffen im Gebiete ber Sdhaumiingen.”

Die Medailleurfunft im modernen Ginne beginnt mit bem
15. Sahrhunbert. BZunidft Stalien, fpiter Deutfdland find die
Hauptfchauplige. Wafer pflegten fie anfangs banptfaicdhlich, ja riefen
	  \е паб Bolgenthals Wnficht purch) ote Gewohnheit, ihre Modelle in
	Wachs зи formen, hervor. Die Blithe des Studinnuns der НаЙИ фен
Literatur jenfeits dev When leiftete der Erfindung von Darjtellungen
Зефир. Bittore Pifano (1368— 1448), der Maler, war ein
tiichtiger und fleifiger Medailleur, dem befoude.s Thierfiguren gut
gelangen, Фе Bilbhauer Donatello und fein Gehitler are
beiteten Mtedaillen, Micdelozzo war fogar Auffeher der Miinze in
Slorenz. Wud Gentile Bellini hat — wovon weder Vafari noch
Ridolfii beridbtet — eine fehr treffliche Echauminze auf ren Sultan
Mahomed IT. gearbeitet, welder von Venedig einen Maler begebrt
hatte. Bei dev Darftellung einer Enthauptung wugte ver Grofherr
als Kenner an der Arbeit des Miinftlers etwas ausyufegen und lief
gefprichaweife einem Stlaven bas Haupt abfdlagen, um feine Wne
ficht зи erhirten, welde Urt gu fouverfiren ferody dem Maler fo
mipbehagte, Dag er unvergiiglic) nad) Venedig guvitdfehrte. Unter
ben eigenilidien Merailleurs gehért der oken erwahnte Eperanvio
gu fen beften Meiftern ped Qabrhunderts. Camelto’s WUrbeiten
zeigen fijon ben Uebergang gu dem Dird) das Studium der Wntife
ergzeugten ibealen Styl. Cr war iiberdies der GErfte, ver Sdhau-
miinzen in Gifen und Stahl fcynitt und damit die Bragung einfiihrte.
Bis dahin hatte man vorgugsweife gegoffen oPer getricber.

Die eigentliche Bliithezeit der Medaitlenrfunft ift bas 16. Sabre
funbdert. Nicht bloB verfuchen fich vie gqrofen Bildner und Maler
felber Боли, ober geben wenigitend die Beiduungen und Mtovdelle,
fonder e8 wadhft die Bahl ber Riinjtler, die fic) ausfaplieslicy mit
diefent Bweig der Plaftif befchaftigen, auf eine wunderbare Wet. Nun
tritt anc) Deutfdland Hinsu, cbwohl die italienifden Meifter, bee
fonders in der Rompofition, anfanglic) nod das Uchergemidt he-
haupten. Rafael, Giulio Romano, Michel Angelo entwarfen
vie Beichnungen fiir bie Kirchenfiirfien. Der Lewtere war cin groker
	Berunderer dev Urbeiten des Benvenuto Cellint auf dtefem Felde,
iiber wefde Dr. Sulius Friedlander fiirglih eine Monographie
verbffentlicht Hat.**) Ws einer der griften Rinfiler, aud auf dem
Gebiete der Steinfdyneidefunft, der den berithmteften Meiftern per
Alten nachftrebte, muh Wleffandreo Gefati mit bem Beinamen if
Greco genannt werden.

Sn Deutfdhland bewies fdyon Kaifer Mavimilian I. eine groge
Sreude ant fdsnen Nelinzen und beftellte fich in Behem einen eigee
	nen Уишуменкт. Фепиоф werden die beftert Mebdaillen unter und
	*) Sliggen gur Kunftgetdrdte der mobernen Medailler-Arbett (1429—1840)
von GHeinrigy Bolzenthal. Mit 30 Kuypfertafeln. Berlin 1840, 3
	FEY ©, аи’. Sabrqang ©. 14%,
	und guverlaffigen Originalporivaits aufgufuden und fiir ме Неше
Reliefplaftif zu verwenden. Bon welder Widhtigheit hierbet die Lu-
genden eines uneriniidlicyen Fleifes, einer faft leivenfcjaftlichen Spir-
ый, einer peinlichen Gewiffenhaftigteit find, Leuchtet ein. Hr. &.
befist diefe Tugenden in Hohem Grade, und wo ohne bereits вот»
handene zuverliffige Bilbniffe gearbeitet,. wo vielleicht nad) dem Leben
modellirt werden mug, fteht ibmt gewihnlid) unfer beriihmter Me-
Daillery 6. Fifer gur Seite, fo daf man fic) unbeforgt dem an-
genehuten Gefiihle Hingeben barf, etwas Gediegenes und Zuverlaffi-
ges zu bejiken, wenn man, je nad) feiner Ridjtung und Neigurrg,
in diefe Gammiung von mehy als 800 MNeduaillons hineingreift,
weldhe fic) in feinem Elfenbeinghps ansgefiihrt darbieten, 25 Boll
im Dureymeffer духов, entweder mit Goldftreifen umvandet, oder
inter Glas mit goldenen Metallrahmejen gum Aufhingen.  Wufer
einer grofen Anzahl von Regenten und firftliden Hauptern ans
Der Vergangenheit und Gegenwart findet fid) jeder Stand und
jedey Beruf vertreten: Etaatsminner und Cdhaufpieler, бе
fophen und Neturforfder, Hiftorifer und Dichter, Werjte und
Kiinfiler, Feldherven und TGeologen, — furg e8 geht von Бако
bis Ywingli.

Wun diefe Ubtheilung fehlieBt fick) nods eine andere Heinere tus.
waht von Portraitmedaiflons von BF und 53 Boll Ourehmeffer.

Gine gweite Richtung, nach welder E. fiir eine ausgegeichnete
Galerie von Meebaillen forgte, ift diejenige, wobet ev die Beton
auf vie Urbeit als fitnftlerifche Leiftung Legt. Es wverftcht fic) indef
von felber, taf bier auc) der Gegenftand ber Darjtellung oft das
Hodhfte Intereffe in WAnfprudy gu nchinen gecignet iff. Dean mus
fich nur vergegemwartigen, taf gur Blitheseit dev Mtedailleurfunft
nicht ausfdlicflid) die Bewunderung Bieler Dagu gehirte, um cine
Perfsnlictcit durd) eine Medaille gu feiern, fondern bak e8 oft nur
der Buneigung ves Cingeluen bedurfte, felbft wenn vicfer feinen an-
bern Grund zur Feier hatte, al die Sdwuheit feiner Dame oder
feine eigne Gourteifie. Go geht nicht blof mandhes bevithmte over
merfiwitrdige und intereffante Wntlig vor bem Befdhauer voviiber,
fondern ex hat auf dem Revers and) Gelegenheit, manche finnige
Darfiellung, manche originelle Biloiefeyrift gu beroundern. Blict
man $. 3. auf jenes gwar ehenmifpige, aber fulte, faft miinntidje
weibliche Profil, melcyes wie die Sicel des abuehmenten Mondes
unter ciner Fille von langen und reichen eden hervorjdant. ©8
ift Luevetia Borgia. Was lft fic) Ud denfen bei rem Revers,
welcher cinen iiberaus reigenden Wmor ze gt, feftgebunden an einem
Gorbeerbaum, mit der Binde iiber den Wugen. Gein Rider hangt
zerbrodjer: in den Ziweigen, die Pfeile ftlixjen heraus. Meben ihm
eine Sufdbrifttafel mit cinigen uns unverftdndliden, auch nicht ficher
aut beftimmenten Buchftaben, darunter eine Geige und cin Noten-
bud. Die Umidhrift loutet: virtuti. ac. formae . pudicitia , praetio-
sissimum. Wir wiren begierig, hieriiber eine geniigende Crflarung
gut horen. — Over blicke man anf den Revers der Milne, weldye
Gperandio (+ 1528) auf einen berithmten RechtSgelehrien, den
Andrea Barbagra fertigte, Mit der Umfdyrift Fama . super . aethera,
notus. erblict man die an dem MRitcen, dem Hintertheil und an
pen Waden geflitgelte Figur bed Ruined. Sie ift mit Lorbeer-
bldttern, wie der Papageno in der Zauberflite mit Federn itber und
liber fchuppenartig befleibet. Gie fteht auf Birdjern, wahrfdeinlicy
Het Werken bes gelehrten Chemispriefters und trigt gwei davon in
Hen ausgeftredten Handen. Die Biicyer aber liegen in einem dicen
Halbtrang von Lorbeeren, ber fich gu ihren Siifen windet.

Von vemfelben Meifter fieht man eine Meraille auf den Didhe
ter Carbo, auf deren Revers der Springbrunnen der Poefie abge-
bildet ift. Wn ber einen Seite fist die Miufe Calliope, von dev an-
bert taht ber Didter, ourchaus in der Tracht feiner Sage, пир