verfdhnen will (wobet die menfdliche Geftalt nidt in Betvacht fonunt
und das Schine nicht guy Offenbarung gelangt, foudern ein Erha-
benes, welded fich in’s Grotesle und Bizarre verliert); Рав fie viel-
mehr in Betractung ped Menfden und in idealer Darftellung fo
vieler Momente menfchlider Fabhigkeit und Beftinunung feiert als
in diefem Mtifrofosmos, chen nach hellenifcher Grfabrung, enthalten
find. Subent der Grieche die Naturgitter vermenfehlicht, veredelt,
verfittlidt er alferdings ded Menfehen Geftalt und Erjcdeinung. Wher
Diefe See des menfehlicen Gottes und gittlichen Menfden foun
mehr nidit hergeben, ald fie enthalt. Die hellenifche Kunft ijt aller-
pings Runft fiiv immer, aber nuv nicht fraft thres eingefdrintten
Snbalts. Das Erle weif noch nichts vom Heiligen; der vollendetfte
Ausdrud bes weiblichen Viebreizes hat noch feine Spur von dem,
was Liebe ift. Die Herrfderwiirde eines Bupiterfopfs ijt etwas
anderes, al8 die Majeftiit ver allerheiligften Hulo, die int Angefichte
Chriftt fid offenbart, und ourd den Geift Chrifti, der ein Geift der
Herrlichfeit ift, dem Angefichte dev Gebeiligten fic) alfo mittheilt,
aR fich num auch auf ihre Erfceinung die fiindentilgende und tod-
iberwindende Kraft bes Heilandes, fo yu fagen bas Dogma von der
Anferfiehing, von der Verfshnung felbft hinjeidhnet. Oas Chriften-
thum ift ein new aufgefchloffenes Weltall von finftlerifchen Dtotiven.
Andadht und Demuth, Minne und Hoffnung, Seligheit in Sdmer-
gern und Sreudigheit gu fterben, fennen nicht gegeichnet und gemalt
werden, went e8 nicht vont gefrengigten Erlifer, fondern mur von
Der Religion herfommt, die die Abgriinde des Verderhens gwar ver-
edt und bas Arge verfdbleiert, aber nur wvorliuftge ober natinliche
Erlsfung varreicht. Gerade alfo Vorbedingung noch griferer und
unerfdspflicher Runftgefchidhte ift die Religion, die Gott abgubiloen
werbietet, wenn fie gu Der rechten, vollen Theophanie den Weg bahnt,
weldje befernet, das Wort ward Fleifch, Er wehnete unter uns, wir
fahen feine Hervlichfeit als die Hervlichfeit des Cingebornen vom
Vater. E8 fann nun weber dics befrembden, daw die chriftliche Ge-
meine firs erfte die Runft iberhaupt, fofern fie обет in Den Haffi-
fen Formen feierte, vow fich abwebrte, moc) dads andere, daf fie
al die Beit ihred aufgeforderten Viloungstriebes gefommen war,
vorithergehend fogar wieder in dev Weife dev Erborgung und We
bequemung fic) dev Geftalten der Gdtter und Helden yu ihren Bers
herrlidungen veshalb bediente, weil doc) Chrijtenthum und Antife
in pent Sbeale der menfcblichen Grfcheinung gufammentrafen. Endlid)
auch died nicht, Dag die Kirche auf frifdem Volksboden Lieber purd
Denkeichen ihrer Ueberfieferung, durch Kreuz, Heiligenfdein und
pergleidjerr dem Gedanfen die Gegenftinde der Andadt geniigfam-
fid) anveutete, als auf alle Daritellung verzichtete, bis fie unter Bore
anfdreitung ber Urehitefiuy guy grofen Kunjftpertode chriftlicher Zeit
hindurchpvang. Ueber die Begiehung der Reformation und der
evangelifden Sirchlichteit zur Runt int Wilgemeinen, gur bilbenden
insbefondere Hat man endlich aud) angefangen anders зи denfen.
Ruther madchte fon 1522 ver Bilverftiirmerei cin Ende. Luther
in jeiner Kunftfreudighcit, in feiner entfchiedenen Neiguug gur relis
gidfen Darftellung, die gang gufammenflang mit dem Gijer fir bas
verbum Dei externum und mit feiner Gaframentlidfcit, Luther hat
nicht allein confervatiy fiir Erhaltung der Runftwerte, fondern and)
nen anregend fir die propuftiver Talente damaliger deutfder Schule
ден. Begreiflich iff e8 wohl, Daf fo viele Kiinftler proteftanti-
fer Herkunft wiahrend unferer rationaliftifden Periode vom Ieijze
per Nomantif ergriffet mun jeder andern al8 der rdmifden ЭП
faffung der Kirche und Kirdhengefdhichte fich entfrembeten; an und
fiir fic) aber ift bie cvangelifae in Begug anf heilige Perfonen,
Thatjachen, Verhaltniffe nicht etwa der Bdealitit fremd; fcplteBt fie
viel aus, fo evdffnet fie aud) viel neue Gebiete und Uufgaben. Dan
fehe die trefflichften Bilderbibeln au, wievtel ift Da fon von evatt-
gelifdher Seite gethan, und wieviel noc) gu thun! Wir Proteftanten
	aber nicht, um die Rive und jene menfdpbeitlicen Deftimmungen
gegen einander al8 getvennte Theile gleidgiiltig ju machen. Gleich-
giiltighett ift der Uebergang yu Feindfcjaft und beiderfeitiger Зет»
fiimmernng. Getern Ш niemals blof ein Nein fiir Arbeit und
Убе, fondern der feternde Mtenfch fetert etwas, genieft feiner Бе»
fchanliden Greiheit vom Gemeinen in finnender Hingebung an die
Urbifder des Lebens; und geht von da gum Singen oder Zeidhnen
poder fonft gum Geftalten des Inhalts feiner Berehrung iter. Was
ihn nun allein zu vollfommener Feier und Rube brings, ift ftets die
Religion, und alfo auch diefe die eingig unerfchdpflide Quelle dev
Hervorbringungen, durch welde fic) Welt und Matur in Vertlirung
und Nenfcopfung zeigen. Go ift auch von Anfang at, und dann
in folgenden neuen Bilbungsepocjen, die Kunft iberhaupt von der
Religion Durch deren gemeinfame Uebung abgefloffen und fann nicht
anders of8 aus eigenem Untriebe dort dienen wollen, wo ihr gugleic)
verftattet ift, ihr Hschftes gu evveicjen. Gveilic) fann es nun den
SHein gewinnen, als miiffe wenigftens die bildende Runft in dem
Perhilinif abnehimen oder doch wenigftens von der Theilnahme am
Cultus entfernt werden, al8 dev Hichfte Gegenftand der Verehrung
und die Berehrung felbft fich vergeiftigen und verfittliden. Wo die
Religion ves iibernatitrliden (ebendigen Gottes fpricht, Ou follft
Dir (von Gott) fein Bild, fein Gleichnif machen. Da ft denn die
Antife verabfchiedct, Wher die Reformation riumt nicht mur mit
den fcjerzenden Bildern, deve Kunft die Mirdhe des fpateren Nrittel-
alters, im Vollgefithl ihrer fichern Hervfchaft auch davitber, gu ibven
Забен fpielen (ft, und nicht muv mit denjemigen Gontraften ое
foen dem Heiligen und Weltlichen, dev im Berhiltniffe des Minds
und deS Laien, des Priefters und de8 Laien gegriindet iff, auf; fon-
сети о gu Gunften der biblifdjen Gefchichte mit dev funftreichen
Regende und firchlidien Mythologie; weldy’ eine Fille von Motiven
fallt nun fort! Gndlid) foun ja wohl die eine Richiung der Ree
formation minbeftens vom Cultus jede finnfallige Darftellung, die
auferhalh des Wortes und Lautes gefchieht, entweder deshalb вет.
drangen und bannen wollen, weil Йе {Фон Bebhifel des alten und
nenen Heidenthums gewefer, oder weil fie dem Worte Gottes irgend-
wie unmittelbar zu widerfpreden fdjeint. Зи Wahrheit aber hat ed
mit dem Wien nod eine andere Gewwandinif. Rant findet, e8 gebe
am Gefege Mofes Erhabeneres nicht als das Verbot, Ou follft Dir
fein Bilbnif machen. Dew ift auch fo. ем бей ее сие
Den verneinte Ubbilbung des dennod) allgegenwirtigen und allwirl-
fam einwohnenden Gottes, welche gundchft tiefe Snnigfeit und
Rehendigkeit des Gotteshewutfeins wirfet, imuB gugleid) damit den
Lebhaftefter Orang wirten, dennocd pie Gegenwart Gottes, die Wun-
per, die Wirkungen und Gigenfdaften Des Herrn defto reichlicher git
{ymbolifiven; wie fic) davon eine unerfchopfliche Bille von geheilig-
ten UAnfohauungen firs exfte in der Rede der Propheter und im
Liede des alttefiam. Cultus herfahreibt, Daun aber auch cin defto mide
tigerer arvchiteftonifcer Trieb. Nur erft, wei Gottes Wefen gan;
iber alle Vorftellung erhoben worden, arbeitet dev bildende Geift
mit unerfhipflider Thitigheit und Betviebfamfeit oahin, die Dent
miler und Statten gvttlicher Offenbarung gu bauen und gu fdpmiicten
und Gott in feinen Gpuren und Refleren dev Wnfdjauung fo nahe
als miglich gu bringen. Da hat der Mofaismus gwar nichts von
religidfer Magie sugelaffen — denn diefe gehirt der смей фай
568 Э\еиеи mit natiivlidjen (ФвёНети an — aber einen grofer
Reihthum reiner Berfinnbiloung. Bereits ergiebt fic) hieraus, dak
pie Untife, ungeachtet ihrer Form-Vollendung, nicht das Ende der
Kunftgeichidhte fein foun. Sie hat den unevineflihen Borgug vor
per ltern, dev afiatifchen Runft, DaB fie nicht fowohl das ВОН бе
Univerfum и Uuszuge mannigfaltiger Theile und Gegenfake, ober
bas unendlide Bergehen und Werden im Naturleben darfteflen und
burch dic Grdfen ves Raum- und Beitverhiltniffes die Contrafte