Wnilig mug man einen teferen Griff im ihre von einem unbheimli-
chen Damon erfiillte Seele witnfoben. Noch mehr aber wiinfeht man
eine intenfivere Theilnahme auf den Gefidtern der doch wabriich
fehr betheiligten, von Leidenfchaft und Hah erfiillten Genoffen diefer
fcauerliden Sigung gu lefen. Hier ift der Ort fiir Ме шото фе
Haplihfett, wenn fie gleich in ftattlichen, ja fcinen augeren ние
cufgutreten hat. — Das Bild befindet fich im Befig des Herrn
Gallon, dev fich einer ausgeseichneten Galerie rithmen darf.

Bon Winterhalter find gwet Portraits vorhanden. Wir
fagten fchon, da dasjenige der Frau Grofhergogin von Vaden eine
grofe Unjiehung bt. Die hohe Frau ift in einem einfachen weigen
Kleide Dargeftellt (Knieeftii, lebensgroB). Durd) das Haar jdlingt
fich ein gritner Sranj. Das Biloni® hebt fic) von einem eben fo
einfacjen, Hellen, blaugrauen, frithlingsfeudten Himmel ab, dev fic)
wie ein balb durchfichtiger Wolkendehang ausnimmt. Das ift fihn
und cigenthitmlich; aber fiir’s Gange von vortrefflider Wiring, in-
dem fic) die Figur mit Klarheit und Rundung davon abhebt. Im Ant-
fig, fonft von treffender WAehnlichfeit, flirt eine gewiffe Trithheit der
Augenpartie, weldye ganz unbegriindet ift und demfelben etwas von
der ftrablenden Anmuth und Lebendigfeit vaubt, die der fchinen jun-
gen Siirftin eigen ift; auch gweifeln wir nicht, dah eine forgfiltigere
Durcharbeitung des Beiwerls feineswegs von Nachtheil michte ge:
wefen fein. Das andere Portrait ift das eines liebliden, blondge-
fodten SKindes im Freien, mit Blumen befchaftigt. Die Wusfithrung
hat etwas Trodnes, Frestenhaftes, der Linke Arm ift gu roth ge-
rathen.

Aus ber Gammlung des Herrn F. Reidhenheim fehen wir
dret Federviehftiide yon PB. & Couturier in Paris. Bei zwet der-
felben ift die Scene ein Hof, oder beffer ein Sti pavon, ein Win-
fel, eine alte Steintreppe, die gu einer Thite in einer alten Kalfwwand
Hinauffithrt, die nur durd) einen elegifchen Holgpantoffel belebt wird,
ber an einem Nagel hingt. Der Boden ltegt voll Stroh, und ed
fteht ein michtiger fupferner Reffel davin. Hier find nun verfam-
melt: goldglingende Hihne, bunte Hither, пи Зи, Фафети, И
einnefteln, Herunterfpringen, Trinfen, Enten im Schnattern, Ducten,
Watfcheln, gierliche Perlhithner, Truthahne, das ganze Volk mit feiner
Beobachtung feiner Natur und feiner Cigenthitmlichfeit. Cin andere
Gruppe von Biegen und Фики, шеи fic) einige Schwilbchen ge-
fellen, haujet auf einem grimen Blak an einer Hausede, wo wilder
RKopffalat und andres Untraut in Menge wuchert und den iiblen
Обе: voflauf ди thun giebt. Фе Фа ver gewahlten
Sdauplige ift charatteriftifd und concentrirt die Wufmerffamfeit
gang auf bas mit energifcher Lebenswahrheit portraitirte Vieh.

Chon, dev Sih des ausgezeidhnetiten Blumenmalers St. Sean

hat uns diedmal in der treffliden Sehiilerin diefes Meifters, Clife

Wagner, feinen Beitrag gefandt. Cin , Blumenftii eigner Com-
pofition nach der Natur  ift gugleich in der Natur fomponirt, d. В.
e8 find an der Wurzel eines Baumftammes etliche Blumen: Ksnigs-
ferze, wilde Mofen, MNtohn u. f. w. beifammen geftellt, wir follten
fagen: gehauft, denn ein vielleidht in der Natur gefundenes Motiv

ИЕ hier burd) die gewshulice Gigenfdhaft der Blumenmaler: fo vere  
fchwenderifdy wie Flora, aber nicht manGvoll wie die Natur gu fein,

itberladen und dadurd) verdorben. Nicht anndhernd fan dergleiden
fo gufammenwachfen, wie es hier gefdhehen; dies ift nicht mehr die
mit garter, unfichtharer Hand volkjogene malerifdhe Redaltion dev
Matur, died ift Lediglid) ein unfehines und bizarves Durcheinander.

Da doch ein ingendwie natinlidhes und gefenadvolles Arrangement ;

folder Sachen dem Schinheitsfinn der Damen nicht fcjwer fallen
fann, fo follten wir wohl nicht ndthig haben, uns davitber durch cine
fehy naturwahre Uusfiihrung, wie fie der ivefflihen imftlerin зи
GSebote fteht und auch hier an den Zag gelegt ИЕ, Вен laffen zu
muiiffen. Die gliidliche Organifation, welche RKitnftler oft yu haben

 

Sa Ce eee

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	pylegen: itber die Techni alles Uebrige gn vergeffen, hat Gott fei
Dank nidht Seder, und ebenfowenig, wie wir einem Freunde gugeben
fonuten, diefes Blumenftii fei bas befte ver gangen Musftellung, da
; eB dod) in der KRompofition verwabrioft ift, ebenfowenig fonnten wir
ihm vor dem Bilbe von Le Comte ben Sats zugeben: ,,Laffen Sie
‚еп Bild nur in einem Stic excelliven, da braudjen wir nichts
  weiter,  — ba e8 Doc) aufer bem Ginen noch alles Wndere braudt,
unt ein Kunftwerf gu fein. Sch fan wohl fen, dak le Comte ein
 Maler ift, aber daf er ein Rinftfer ift, bie Wiffenfchaft apt fie
og feinem Bilde nicht mit Gewifheit fchdpfer. — Wie ungleid
— glitcélicher ift doch Clife Wagner mit ihrem andern Bhumenftite ge-
 Welen: eine irbene VBafe mit %alien auf einem Gidhentifce ftehend.
  Die einface und fchine Anordnung (AGt uns ungeftdrt und ungehin-
  Dert die treffliche Wuffaffung der Natur in den davgeftellten Blumen
‚  дешевем.

Die Schweiz wird auf der Ausftellung пих оп ешмеш Яйий-
ler, Uhert von Meuron, aber in fehr witrdiger Weife durd) eine
»dtuhe von Gemfenjigern in den Hochalpen” vertreten. Der Maler
hat das Terrain im Verhaltnif gu pen drei Figuren, die fis davauf
befinden, Htulinglich groB genommen, um auch fcjon bierdurd) die
Meidhtigteit ber Wlpennatur und die Ginfamfeit des Schauplaves
gum Ausdrud зи bringen. Wir befinden uns auf einem fehr hoch
gelegenen Plateau, wo Wolfen und farghefleidete Felsmaffen fic
mit einander mifcben und Luft und idht in Ahulicher Maffenhaftige
feit, faft ebew fo gegenftindlic) werden. Gin Feiner Gee von Haven
Gebirgswaffer erfiillt nen Bordergrund. An ihm haben fich die
Waidminner gelagert. Cin getddtetes Chier geugt, dak fie heute
mit Erfolg ,von Fels gu Fels den Wagefprung gethan”. Der
Alte Hat fich behaglich hingeftredt und ift eben im Begriff, fich nach
dem Bribjtiide yon getrodnetem Obft, Brot und Kafe und einem
Shuck brennenden Wafers, feine Pfeife au ftopfen; ein junger Be-
gleiter fteht auf feinen Gijenfteden geftitgt vor ihm und fpabt in
die Ferne, ein dritter liegt ausgeftvedt auf dem Baud, in das Bild
hinein mit fithner BVerfiirzung hingelegt, aber meifterhaft purchgefithrt
und trinft undermittelt von dem Maren Sdjnee-Gee, den ihm in ihrem
grofen Selfen-Becher die Riefenhand der Matur entgegenhalt. Die
ganze Scenerie athmet frifdje Urfpriinglichfeit und ijt voll von poe-
tifchem Reiz.

Bon den farbentundigen Belgiern und Hollandern ift Gallait
‘diesmal nicht verireten, welder vor einigen Sabren it feinem Паб
{Фет Miufifanten ein Zugftiid geliefert hatte, im Gangen aber finder
wir eine Ungahl wohlflingender Namen durd) angiehende und 6:
tige Uvbetten veprafentirt. nteveffiren wir uns zunidft fiir 9. &
Guffens in Antwerpen, welcher gwei veligidfe Bilder ausgeftellt
hat. Mean merit е8 dem erfien Bilde: ,,Chrifius nimmt Wbfchied
bon feinen Siingern nach dem Abendmahl” an, oak der Urheber viel
at freéto gemalt haben muf. Qn der That hat ber Minftler nach
einem Befuche in Deutfdhland, welder ver Vervollfommnung in die-
fer Mtalart galt, die Frauenfirde gu St. Nifolas in Antwerpen im
Verein mit Swerts mit Fresken gefdhmiidt. Wher nicht blof der
Sarbenvortrag ertnnert an das Fresko, auch die Eigenheit, dak die
Umvriffe die Formen фин und breit umgringen, mahnt an alte
Wandmalerct, welche fic) die Contouren vorzeidhuete und dann aus-
fiillte, wogegen die Gewandung wieder den grofen and ftvengen Styl
geigt, dev den Compofitionen anf dem religidfen Gebiete gufommt.
Wir fehen Chriftus in der Mitte des Bilbes yon feinen um ihre
gtuppirien Biingern umgeben. Wie befdwirend hebt ex beide Arme
gerade ansgeredt in gewaltfamer Bewegung gen Himmel. Dies
Sreentrifdje, ja Efftatifce hervfdht ach in den Bewegungen fammet-
licker Slinger. Go niet einer derfelben wor dem Феи, indem ev
beide Arme nach hinten und den Kopf in den Macken geworfen hat;
eit anberer ftvedt in ebenfo geraber Linie det Sridjer beide Write

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