i —_--—_-

auf welcher ex den Grund gu feiner architeftonifdjen Bildung legte.
Seit dem Herbft 1817 bis gum Sabre 1821 war ev fodann vovitehmlic
in ber Rheinproving als Boufithrer thatig, woburd) ev, namentlid) at
det Univerfititsbauten gu Born, Gelegenheit zur prattifden Wus-
bilbung in feinem Fach стей. Durch den Megierungsbauvath
BVagedes in Ditffeldorf wurte ev in die Wuffaljungsmetfe der frau-
	30 Шоеи Schule eingeweitht und mit ben dort fich findenden Literari-
	Iden Hitlfsmitteln befannt gemacht. Bon daher datirte er die
	Grundlagen feiner finftlerifdhen 3ЭИзииа. Зш Фа 1822 Бедани
	bev junge RKiinfiler feine Wanderjahre, die ihu зима паб Paris,
dann im Friibjahre 1823 anf einer grofen Fufyreife durch das fitd-
Sftliche Grantreich, wo ev befonders ben gahlreiden ftattlicjen Gclif-
fern aus der Renaiffanceperiode fein WugenmerE guwendete, nach dem
erfefnten Stalien bracjten. Fiinf volle Sabre fefjelte ihn das and
Der Schinheit und gwar blieh die gripte Beit dem Wufenthalt ix
Rout gewidmet. Wie er dort im Betvachten und Sindiven der Werke
alter Runfthervlicifeit und im poetifchen Erfaffen und fiinftlerifchen
Ginleben in eine frifch anfblithende Gegenwart ,,forfejend und 5162
tend” nach feinem eignen Ausorude ins Heiligthum der Schinheit
eindrang, davon gewihren [еше gahlretdhen Briefe aus jener Beit
febendige Wufchauung. Bon der Grofartigheit dev antifen Barrvefte
ergriffen, berfenfte er fic) vornehmlich in’s Studium des alten Rom
und wurde Sheiluehmer an den von Bunfen und Platner bee
gonnenen Wrbeiten suv Befchreibung Roms, indem er befonders hen
Buffalin’fden Plan durch forgfaltige Vergleichung des Lofales gum
Verftindnif brachte. Bn die Srithzeit des italienifaen Wufenthaltes
fiel aud) eine dretvierteljihrige Wanderung ourd) Sicilien, wo er
bet den Wrbeiten Hittorfs und ZBanth’s, die der gritndlicen бт
forfhung der Bauwerfe der Bnfel, namentlich der antifen, qewidmet
waren, mit regem Cifer mitwirfte. Hier fowohl wie im Pompeji
фе ihur Gelegenheit, mit ber griechifehen Bauweife durch Wn-
fchauung und fleigige Gtudten vertraut zu werden und die Erfennt-
nif Hafjifcer Wrehiteftuy unmittelbar an ber Diuelle gu fdhopfen.
Wihrend er fo den Ueberlieferungen der antifen RKunjt Sinn
und Berftindnif bereitwillig sffuete, blteb er indeh nicht einfeitig
verfchloffen gegen die veiden Cigenthiimlicdfeiten, die mannigfaltige
Schinheit mittelatierlicer und moderner Bauwerfe. SGdhon an
Rhein Hatten die Rathedralen, die zahlreichen Stifis-, Klofter- und
Pfarrfirdhen in der chavatteriftifhen Berfdiedenheit ihrer Phyitogno-
mien, Hatten die reichlich noch vorhandenen Bitrger-, Raufe und
Rathhiufer, vie ftadtifchen Manern und Thitvme wie die ritterliden
Burgen feine Phantafie lebhaft erregt, und in Franfreich waren gu
all? ber mittelalterliden Hevrlichfeit noch die Schliffer ber Renaif-
fancezeit mit igren vielfad) intereffanten Planformen, threv reichen
innerent und Suferen Uusftattung, ihrer malevifden Gejammtanlage
und pifanten Details hingugetreten. Olitdlider Weife war die Zeit
{chon verfloffen, wo in einfeitiger Vergetterung einer mifverftandenent
Untife alle Henfmiler des Meittelalters und der fpateren Zeit geving-
fchisig itberfehen wurden. Wran hatte die Werke der grofen naz
tionalen Gergangenheit fdjaken gelernt und fie zu ftudiven, gu geid)-
net und gu verineffen begounen. Go war denn auch die empfinglicdhe
Seele des jungen Stier offen fiir die Bedeutung ves Schinen, in
welder Grfcheinungsform, in welder zeitlid) bedingten Geftaltung
e8 ihm aud) entgegeutreten modjte, und mit foldjen mannigfaltigen
Gindvitden und Unfchauungen beveidhert, tvat ev mun gegen Cude
bes Sahres 1827 den Ritcweg in die Heimath an. Bon jest an
verlief fein Leben auferlich in giemlic) gleichfirmigem Glulfe, denn
ev witrde Oftern 1828 als Lehrer an die Berliner Bauafademie
berufer, bet welder ev in verfdhiedenartiger Stellung bid an тещей
Tor, alfo volle achtunds;wanzig Bahre, thitig gewefen И. Defto
‘mehr haben wir aber iiber feitt inneres Leben, feine Wirkfamfeit als
Lehrer und als Minftler gu berichten, und um diefelbe vidhtiger witr-
	hat mit diefem nenen Gemalbe — dem grépten unter ten bis jebt
pert ihm gefchaffenen — die Galerie feiner Fricdrichsbilter auf eine
feby wiirdige und grogartige Weife vermehrt und wir flimmen
gern in die allgemeine Anerfennung ein, welche Demfelben vom fdyau-
Cuftigen Bublifum uuiterbroden gezollt wird.

(Fortlesung folat.)
	Wilhelm Stier.
	Jtelrolog.
	Um 19. Geptember witrden wir их die Iachricht vom Hin-
{cheiden Wilhelin Stier s fchmerjlich itberrafcht und erfchitttert. Zwar
wupie man ihn fchon feit dem Gommer Leidend; aber wer fich per
Riiftigheit, dev unverwiifilich fcheinenden Sugendfrifce des Nrannes
erinnerte, fiir den e8 weber Rranfheit mod) Wher gu geben fchien,
der mochte und fornte dev Whnung einer dugerften Gefahr tein Recht
einviumen. Und num, da der Freffliche fo unerwartet fdnell uns
entriffen ift, da mir feinen Berluft als unabanderlides Gefchic 3u
tragen haben, evfennen wir exft im gangen Umfange Wefen, Bedeu-
tung und Berdienft des Hingefchiedenen. Эхе ИЕ das ver Lauf
per Welt, und nicht minder ijt e8 herfdmmlich und in der Noth-
wendigfeit begriindet, dak an die Stelle, oie Er ausgefiillt, ein Wn-
perer ivitt. Wher wie auch fonft der Todte vergeffen gu werden
pflegt, oft ehe noch bas Gras auf feinem Grabe gewachfen ift: per
Name Wilhelin Stier wird nicht vergeffen werden, е wird mit
Helfer Klange in taufend pantbaren Herzen fort und fort ertinen,
feine feqendreiche Birfug nod) lange in weiten Rreifen tiben, und
— der , alte Stier , wie die Uebe feiner Schitler und Freunde ihn
зим nannte, wird nimmer erfest werden. Denn bei ihn bee
rubte Wes auf vem perfintichen, unmittelbaren Ginflug per Gegen-
wart eines reich begabten, hodhfinnigen Minftlergemiithes, das mit
feltenem Seuer die Herzen gu entzlinden und felbft den falteren Na-
tuven einen Sunken ber eigenen genialen Glut mitgutheifen пиве.
Sein Bild, wie es in des Kebens Vollfraft fo flange vor uns ftanb,
in furgen, treuen Bitgen gu entwerfen, thn in der Entwidelung fet
nes Geiftes von Sugend auf yu verfolgen, ift uns um fo mehr eine
theure Pflicht, alé gerade in dem Wichtigften, Теме Ниуе фе Зее
peutung Betveffenden wir uns auf perfinliche Metttheilungen ftisken,
mit denen der Hingefchicdene in Hfterem Geifammenfein uns erfreut
hat. Diefe Theile unferer Darftellung, befonders die Wuffehltiffe itber
die Urt, wie er feine Wufgabe als Lehrer evfafte, werden Daher, ihrem
ganjen Umfange und Wortlaute nach, die Buverliffigheit einer Gelbft-
biographie beanfprucen f8nnen.

Wilhelm Stier wurde am 8. Mtai 1799 3u Blonie bet War-
feau in ber damaligen Proving Silopreugen geboren, fam aber
fdon int 3. 1806, durd) Verfebuing feines im Steuerfach angeftell-
ten Baters, guerft nad Gubrau, dann nach Glogau in Seblefien.
Da fih dev Trieb nach einer hoheren geiftigen Cutwidlung in dem
Lebhaften Rnaben friih regte, wurde ev in feinem dreizgehnten Bahre
nach Berlin gefchict, wo er unter die Obhut eines Verwandten trat
und das Gymnafium zum grauen Rlofter befuchte. Metit Gifer gab
er fich hier den Studien bin, die jedoch bei dem bald evfolgenden
Tode eS Vaters eine Unterbrechung zu evleiden orohten, da die
Verhaltniffe eine Fortfegung derfelben unmiglich gu machen fdienen.
Wirklich ware er gu einer untergeordneten Biireauthitigheit gedrangt
worden, went nicht ein aim Rbheine lebender Onbel fich des hoff-
nungsvollen jungen Mannes angenommen und ihn fetnem eigentlichen
Berufe gevettet hatte. Er vollendete nunmehr feine Gymmoaftalftudien,
und da fid) die Neigung gur Baufunft immer entfdjiedener in ihm
geltend machte, jo sing er 1815 aur Bauafaremie in Berlin ther,