pigen gu Tonner, verte wiv dte allgemeinen Verhialinijfe, in welde der 2yahrige junge Mann nun eintrat, in wenigen Umviffen an. Die Bauafademie зи Berlin, 1798 nad fohinem und um- faffendem Plane geftiftet, dev leider aus Mangel an entfprechenden Lehriraften niemals gu vollftindiger Verwirklidung gefommen war, Sefand fid) bet Stier s Gintvitt in argent Zuftande des BVerfalls, und man fonn mit feiner Berufung den Willen der damaligen Ver- waltung gundchft bethitigt fehen, dev Wnftalt erneute Gorgfalt зи gumenden, Dent jungen Kitnftler wurde der Auftrag gu Theil, eine Rlaffe fiir architeftonifde Erfindung gu begriinden, welche зи jener Beit gang feblte. Da er faft vslligen Mangel an finftlerijdher Bor- bifoung unter den Studirenden fand, fo glaubte er feiner Wufgabe als nothwendige Vorbereitung eine Cinfithrung ber Sehiiler in das Berftindnip der wichtigften hiftorifden Leiftungen der Baufunft voran- {chien ди miiffen. Go entftand gunichjt anter der Benenmmeg ,rtonumente ber Baufunft” eine Schilderung fener Stylarten, auf welche der WUrehitelt der Gegenwart vorgugsweife fetne Praxis gu griinden haben пойте. Schinkel glaubte damals in der Baufunft dex Griechen die genugfame und ansfcblieflide Grundlage fiir den Sorthau dex WArchiteftur gefunden zu haben. Der junge Minftler trat fomit gu Dem ausgezeichneten Meifter dadurd) in einen Gegen- fog, da er nebett der Bantunft der Wlten, welder ev ausfithrlidhe Vortriige widmete, fiir die Werke des Meittelalters lehrend und mit feinen Zubhdvern von Denfmal gu Denfmal wandernd feine Schiiler gu begeiftern fuchte. In der Teriengett wurden Fuftouren durd) die Mark und in die Harzgegenden unternommen, die alten Gebdude suifgefucht, Ourchforfcht und gegeichnet, indem man fic) bemithte, in das Verftindnif ihres Geiftes eingudvingen. Nicht minder wurde рез НайИ Фен PBeriode der italienifchen Bautunjt, namentlich der Reiftungen des 15, und 16. Jahrhunderts, forgfiltige Nechnung ge- tragen. Эт diefem Grunde erhob fic) die Kaffe fiir die Exfindung. Die in ihr entftandenen Urbeiten unterfdhieden fich wefentlich in ihrer allgemeinen Bbhpfiognomie, wie befonders in dev Behandlung des тие und Aufriffes, von ber bis daher, gumal ш Berlin Lblichen Weife. Die Feinheiten in dev Wnlage der franjofifchen Wohngebiude, das Wohnhaus der Alten, wie eB gu Pomtpeji fich Darftellt umd aus des Plinius Befehreibungen fich verftehen (apt, wurden bevorgugte Vorbilder fiir die Behandlung des Planes. Sn ber Geftaltung der Baumaffe fchlok man fich theils ihrer Uuffaf- fung im Mrittelalter, vorgugsweife aber jener Phyftognomie an, welche die Landfige dev Wlten gehabt haben miiffen, mit einem Зое: dem моет феи Bringip. Um dies im Sinne der Aten anfchaulich gu machen, entwarf Stier gegen 1832 in ausfithrlicen Blanen eine Wiederherftellung des Tuscum und Laurentinum ves Blinius, in wel- ther ex geiftvoll die Ucherlieferungen dev Alten nach) den vorhande- nen Reften Leben und Form getwinnen liek, Gelefencs und Erfehau- ie8 in finftlerifcher PBhantajie gu einem ibervafdend wirtfamen Bilde verfdmelzend. Die fehwierigfte Wufgabe blich jedoch dem Lehrer, feinen © fern gegenitber, bie Stylfrage, gumal da er mit Gewiffenhaftig- eit feine Stellung anfoh und in einer Sache, in der e8 ihm felbft noch an Rlarheit feblte, fic) vor Verleitung feiner Qubsrer zu Une geborigem biter wollte. Hiernach behandelte er den fdwierigen Puntt folgendermafen. Gr ftellte als Borderfak die Anjicht auf, Dap dem Architeften ber Gegenwart unter der grogen Vielfeitigteit, welche der Shavafter unferer Zeit an fich tragt, die Renntnig einer gewiffen Zahl von Stylfaffungen ndthig fei, voi denen ex allerdings eingeftand, Daf fiir das Gindringen in den Geift und bas ridhtige Verftindnif vevfelben noch wenig gefchehen, viel, ja das Wichtigfte Dagegen nod gu evfunden fei. Gr fiihrte bier namentlich an: ben griechifden und rdmifcen Bauftyl; die ovei Stylfaffiungen yu Flo- ЗВ > wv _ теиз, Senedig und Rom im 15. und 16. Jahrhundert; die aus ihrer Mifehung fic) ergebende Richtung ves Palladio; endlich bas Pringip ber frangdfifden Baufchule, wie e8 feit der Mitte ves vorigen Sabhr- hunderts imit immer griferer Scharfe und Cigenthitmlicfeit heraus- gebildet worden ift. Gr nannte ferner die drei Hauptftufen in der Entwidhing der chriftlich-mittelalterliden Bauftyle, den bygantinifder, romanifden und gothifden; fodann die arabifche Wrchitettur und - endlid) madhte er aufmerffam, wie viel der heutige Ritnftler, wemt er gwedmapig und natiirlid) bauen wolle, von der grofen Gruppe r jener Bauthitigfett erlernen fonne, die man nicht gewohnt ift unter den Gefichtspunkt der flinfilerifden Anfehauung mitzubegreifen, wie die landlichen Gebaude und Villen der Staliener, die Banernhivjer ber Xyrofer und Sehweizer, wie die gefanumte bitrgerliche Bauweife und der Burgenbau des Mittelalters. Die Anfgaben, die er fitr den Bwed der Erfindung ftellte, beftanden in feft umfdpriebenen Broz “granumen, bet denen eine beftimmte Stplform zur Bedingung gemacht wurde; die Erilarung derfelben nach ihren befonders charatteviftifchen Biigen ging der Bearbeitung vorher. Auf dtefe Weife evwachte une ter Den Gtudirenden eine rege Theilnahme fir die hiftorifche Ge- ftaltung ihres Gaches, fiir die Gefchichte der Baukunft iiberhaupt. Man begann gu begreifen, dak auch in ber Thatigheit des Bau- Hinftlers blofe Begabung, die fogenaunte Snfpivation nidt genug fei, von vielen fabigen Naturen vergeblich erhofft werden michte, und раб Па diefe Thatigkeit cin grofer Umfang von Kenniniffen die natiirlidhe Grumblage bilden milffe. Die Schitler danften ihrem Lehrer mit бк al8 gewdhulider BWiivme und bezeugten in dem Streben, den in folder Fille darge- botenen mene Stoff gu bewaltigen, einen Gifer, dev der Begeifterung ihres jugendlic) frifchen, reicjbegabten ehrers nachzueifern begann. Die Erfindungen, welche aut viefe Weife hervorgebradt wirden, true gen einen ebenfo vielfeitigen Charafter an fid), al8 einen gewiffen Stempel deffen, was man ,, Schule” зи nennen pflegt, indem gletch- wohl bei diefer fcheinbar bunten Bewegung ein beftimmtes Pringip alfgemac) mehr und mehr gewonnen wurde, weldjes in dem verfchie denartigften Gewande wiedertehrie. Zmwar fehlte e& anfangs diefer Richtung von Seiten dev Riinfiler Berlings, welche amals alle nur in die Supftapfen Schinkels zu treten und rein hellenifd yu banen fuchten, nicht an vielfacher Anfechtung. Wllgemac) ging jedoch die Mehrgahl der jitngeren ftvebfamen Wrehiteften auf bie von Stier ane gebahute Nicdtung ein, die namentlicd) im Gewande griechifher Dez tails in die Praxis eindrang und nach und nach aud) tm Bublifium Anflang fand. Vian pflegt fie gemeinhin unter der Benennung der ysingeren Berliner Baufdule” zu begreifer und — hat den Ane reger fo gtemlic) vergeffen. Mie dem aber auch fei: allgemeinere Geltung und Anerfennung evlangte dies Streben nach einer malevifchen Geftaltung der WUrdji- teftur, als feit der Ritdfehr des damaligen Rronprinzen aus Stalien auf deffen befondere Anorvduung im Potsdamer Par! Gebdude von Schinkel aufgefiihrt wurden, bet enen die Wufgabe dabhin lautete, die Stylfaffung der lindlichen Gebsude der Staliener und jene des реше рези феи Wohnhaufes feftzuhalten und in diefem Ginne Werke gw entwerfen, die dev natitrlichen Umgebung fich leidit und beiter an- fdhldffen. Hierdurd wurde der gefeierte Meifter veranlakt, fid) einer freieren, malerifchen Beweglichfeit der architeftonifdyen Com- pofition gugumenden. Meit wie feinem Geifte ev dies ollbradhte, fich auch Hier wie tt anderen Gebieten in voller Bedeutung bes Wortes als Riinftler bewahrend, dafiiy zeugt vor Wllem in unither- trefflider Weife Charlottenhof und die dagu gehsrige Marfchalls- wohnung, das jebige Garinerhans. Stier hatte mehreve Sahre als Lehrer gewirit, als die An- ftalt, ber er feine Rrafte gewidmet hatte, eine durchgreifende Um- wandlung evfubr. Oie Berliner Bauafademie verwandelte fich in cine