frachtung gaben, fo miffen wir fagen, dak bet demjenigen der Frau
Serichau die Mtacht des Wusdrucis in den RKspfen des Baters und
Demmnachft der Tochter gutfagen helfen mu fiir eine etwas harte und
folte Wusfithrung, wahrend die Mialeret in vem Bilde der Frau
Wiegmann fo voll Weidhheit, Schmelz, Harmonie und Wirme, und
mit folder Viebe durchgefithrt ift, dag bas Bild fdon daburd
feffelt und antreibt, fic) in die Ripfe eben fo hinein gu febn, als
die Gugere Schinheit Derfelben gugleid) auf den erften Blick fiir fich
eingenomtmten hat.

Lreten wir mm vor die beiden ebenfalls fcjpon genannten Bil-
der bon Qulius Hitbner, ,, Karl V. im Rlofter von Gan Yufte“
und ,, Sriedvidhs des Groen lebte Tage in Sansfouci.” Mtan hat
den gervingen Beifall, den diefe beiden Lebensgrof und in ganzer
Sigur ausgefithrien Bilber auf unferer Ausftellung beim Publitum
und ber Kunftverwandten haben, griptentheils auf die Stoffe ge-
fohoben. Mit Unrecht. ,LebenSmatte Greife, Tritmmer einftiger
Grife” fagt man, ,,wie farn man fo etwas malen!“ Warum nicht?
Aber eS geben diefe Bilder vielleicht den beften Beweis Байт, иле Тех
Gedanke und Wusfithrung einanher decfen mitffen, wenn die Poefie
eines Vildes gum Borfchein fommen foll. Unfer Oredner Bericht
erftatter hatte unferes Bediinfens ganz Recht, wenn er (Seite 274)
den Gedanfen einen fehr glitdlidhen genannt hat, Ме беден ве Бет
cuszuarbeiten, welche fich in den Lebten LobenSmomenten diefer bet-
pent Slirften darbieten. ,,Der machtige Raifer, im deffen Meidh die
Sonne nit unterging und der wabrhaft grofe Firft pes fleinen
Nandes; die duferlide Frommigheit, welche uur im Klofter mit dem
Brevier und dem Rofenfranje gur Geligkeit gelangen yu fonnen
glaubte, und die Stimmung ded Philofophen von Sansfouct, der bei
alfem Mangel an pofitiver Meligion und dem in feiner Beit ить
Schule herrjchenden Mivverftindniffe des Chriftenthums, vennoch mit
nativlicher Frommigfeit nach oben blidte, geben die frudtbarften
Contrafte und regen Gedanten an, die durch die Gingelnbeiten alfer-
dings noc) manche Nahrung finden. Der faiferlicke Mind, mehr
auperlih alg innerlich von der Welt und ihren Hanbdeln gefchieden,
noch mit threm PBrunf umgeben, in foftbarer Rleidung, Papageien
und AUffen neben, die ftolen Tulpen, fete Lieblingsblumen, vor fid):
der Liniglide Seldhery Dagegen, foldatife) einfad, die befannten
Windfpiele gu feinen Fiifen. WAlfo ver Gebanke, diefe beiden einfti-
gen Grifen, nach der Vollendung ihrer Mtiffion, nach gefdehenem
TagewerE auf Erden gu fchiloern, ift an fic) gang gut; aber hier ift
nur die Ausfihrung hinter ihm guriiclgeblieben. Denn, was zunichft
die Auffaffung anbetvifft, fo giebt ber Miinftler feine Helden wie
nad) Memoiven oder legten Tagebitchern ber Umgebung und erste,
anfiatt nach ber Hiftorvie. Wie anziehend auc) bas Buch Stirlings
vom Rlofterleben Karls des Fiinften gu lefen ift, bie legten Tage-
buchblitter, wo e8 fid) um Hithnerbrithe, Rhabarberpilfen und
Transpiration breht, find e8 fehr wenig, und find e& gar nicht,
wenn es fid) um Stoffe fiir die Runft Handelt. Der Leste interef-
fante Moment ift die Ergihlung von den Bildern, die er fich auf
pie Galerie bringen lief, und in deren Betrachtung ex fich verfentte,
bis Doctor Mathys ihn aus feinen Traumereien wedte. Wenn wir
nicht ixven, hat das fchon irgendwer behanbdelt. Go wird auch der
Hiibner’ frhe Karl intereffelos, weil er ausfieht, wie jeder beliebige
alte franfe Herr; Sriedvid) gar fieht aus wie Giner, der nidt Tage,
der fourm noch Mtinuten zu leben hat. Die eine Hand erhebt fic,
unt die Aeugerung an die Goune gu begleiten, wodurd) bas ftille fchone
Wort zu einer pathetifden WUnrede wird, die andere foll auf per Decke
ruben und thut e8 boc) nicht. Man wiinfcht die Hitlfe der Dienerfcjaft
deS franten Mannes herbei, und e8 behalten diejenigen Recht, weldje
fagen, da man bet diefem Auguftnachmittag, dev ohne Grund herbft-
lid) rauh in Wolken fteht, mehr Sorge fiir das frperlide Wohl
bes Helden empfindet, al pak er unS dies vergeffen liebe in der

 
	 

geiftigen Wbendjonnenglovie jeiner Eviftenz, ,,anbetungsmirdig fchet-
pend ; daran ift Schulb, dag der Riinftler feine Helden gu nake vor
dem phpfifdjen Ende genommen hat, wo fie ИФ {фо mit dem
Kranffein befhaftigten, Warum aud diefe abfolute Ginfamfeit, die
weber natitrlich ift, nod) hiftorifd) fein faun? Hiatte eine menfcplice
Umgebung und Gefellfdhaft nicht vielleicht beffer chavatterifirt, als
Thiere, Blumen und Hunde? Diefe Dinge, welche jegt mit gu Нате
fern Uccent attributin gegenwirtig find, waren mehr in ein abfidhtslofes
qufalliges, ihuen mehr anftehendes Ntitwirfen guriidgedrangt worden.
— Go viel fteht feft: Siguren, aus’ denen uns der Odem der Gez
{hichte anwebt, haben wiv nicht vor uns. Wir ftehen alfo, wie
oben angedentet, an einer Gchranfe der Runft oder einftweilen ar
einer — 008 Ritnitlers.

Denn angenommen, wir irrten durchaus in unferer Wnficht iiber
die Wuffaffung, — wir wiffen ja Wile, wte fer e& in der RKunft
auf dag Wie anfommt — fo miiften wir die Wusfiihrung befdhul-
bigen, 1nd gu diejem Srrthum verleitet gu haben. Der verehrte
Rinftler hat vem Genrehaften der WAuffaffung vielleicht их еше
breite und derbe Behandlung begegnen wollen, aber fein Werk ИЕ Фа
ritber ju troden und falt gerathen- Wenn eB dagegen im Bortrage
einfach mehr Leben, mehr malerifde Siefe befommen hatte, fo
wilrden nach unferer Mteinung, alle obigen und fonftigen Bedenfen
viel weniger in’s- Gewicht fallen.

Die BVHefriediqung, weldje man vor diefen beiben Bildern ver-
geblich fucht, findet man in hohem Grade vor den Cartons deffelben
Ritnfilers, die derfelbe in foloffalen Dimenfionen fiir die Oominifa-
nerfirche in Rrafau fomponirt bat und von denen wir im сотен
Sahrgange zu Nr. 5 unferen Lefer eine Wbhbilbung vorgulegen das
Bergniigen hatten. Wiles was vort zum Lobe diefer Sdhipfung von
anberer Geite gefagt worden iff, fonnen wir nur beftitigen, ja burd
erhibten Beifall ergingen. C8 herrvfdt ein grofer edler Styl in den
drei Hauptfiquren; Schinheit und Anmuth purchleuchtet die Himmels-
fénigin mit bem gitiliden Rnaben; tiefer Ernft und Wiirde liegt in
dem von Sorgen und Иен, von der Dornenpilgerfabrt der Erde
gefurchten Untlis bes heiligen Hhaginth; innige, hingebende Wndacht
befeelt bie Figur der heiligen Wdelhetd gur Redhten. Зои der fchi-
nen harmonifcen Wnordnung giebt der von uns a. a. O. mitgetheilte
Stich einen Begriff. WMtan dente fic) die fo eben gegebene Charal-
teviftit Hingu und man wird fic mit uns leicht vorftelfen, von einer
wie herrlichen Wirfung diefe Kompofition gut in Glasmaleret iiber-
jegt fein muf.

Unf diefe Weije zu ven Hresdnern gefithrt, fei ed geftattet, bet
ifnen зи verweilen und gunddft , Maria mit dem fevlafenden Chri-
fiustinde und bie eilige Elifabeth”, halbe Figuren, Lebensgrdfe, vow
Adolph Wichmann in Augenfdein gu nehmen. Bon einer fritheren
Ausftellung her evinnern fid) die Lefer vielleicht an eine fehr gelun-
gene und gum Herzen fprechende Darftellung deffelben Miinftlers von
реш Heilande al8 Kinderfreund, Das jest in Rede ftehende Bild
befigt diefelbe Gigenfchaft, purch den Ausdrud liebevoller Herglich-
feit, ber davin niedergelegt ift, bas Gefiihl angufpredjen. Maria еб
int einer architettonifd) begrangten Qandfdjaft und blidt mit Mutterzart-
lichfeit auf den in ihren Wrmen fchlummernden Rnaben. Hutte der
Maler auch nicht die heilige Clifabeth mit andadtig gefalteten Han-
Den yur Seite der Madonna beigefitgt, wir wiirden dod die gittlice
Mutter mit ihrem @оби erfannt haben, und vie Begleiterin fann
fie uns nicht hetliger machen, als fie e& durch) thre Mutterfeligteit
ift. Mit diefem Gefiihl allen in dev Landfdaft wire fie viclletdht
nod) anjiehender und gern atte der Bufchauer vor dem Bilbe die
Stelle eingenommen, шее vie Begleiterin im Bilde einnimmt.
Von befonderer Lieblichfett ift bas falummmernde Kind.

Hermann Pliddemann hat ,, Columbus im Disput mit der
gelehrien Sunta in Galamanca” ausgeftellt. Dev Riinftler gebirt