mit bem frifden brimetten Gefichtchen, dem fret guriicyeftricjenen
lippigen Haar, blict mit fo lebensfrohen Augen, mit fo natvem ии»
geheuceltem Sutereffe den Borlefer an, daG man nicht mehr an
eine bie Geele wie in Zauberdimmerfehein verfenfende Mtufif den-
Fen fata.

Dieje Gruppe, an fic fehon von poetifden Bntereffe, weldses
pure) einen dabeifiehenden jungen Dann nicht gefteigert, aber auch
nicht gemindert wird, erhalt nun durch die Fftliche Figur eines ailte-
ren Herrn — ftellen wir ihn als den Vater der liebenswiirdigen
Damen vor — noc einen erhshten pifanten Metz. Der Herr Papa,
Defjen braunes Habit mit einem ernfieren, Den rofigen Gpielen der
Poefie cntriidten Lebensalter tvefflich harmonivt, fist etwas abfeits.
Aue er Hirt gu, und ed liegt cin gewiffes @Ноа8 von feiner Afthe-
tifher Bildung, vou Sulzer’s Theorie dex fchinen Miinfte in feinen
[charffinnigen Ztigen, was uns glauben Wipt, dah ev nicht theilnahm-
[08 gegen die Werke ved Genius ПФ оста. Wher der Verftand
bed veiferen Dtannes macht fich felbfttindig geltend, und verjpottet
in cinem feinen fardonifchen Lichelu, das die Phyfiognomie iberfliegt,
pie Andacht des Eleinen Rreifes. Go figt er Denn, bequenr die
woblgeformicn Beine mit ben fchwargfetbnen Strinnpfen iiber ein-
anbergefdhlagen, und theilt fic) i den Genuf der Boefie und der
eignen fiihleren Ueberlegenheit. Bm Hintergrinde etwas weiter jue
те evblicéen wir nod) cine Gruppe von einem Hervn und aiwei
Damen, vie offenbar in einer nedend geiftreicen Unterhattung be-
griffen find, prachtige Geftalten, Rococofiguren voll elegantem Applomb
und boufdender Grazie, meifterhaft charafteriftiid) und fo tiberzeut-
gend wabhr hingeftellt, dafy man meinen follte, dem Mtaler fei ver-
giunt gewefen, in ihrer Beit gu leben. — Und ift es nicht aud
mivflich fo? befigt nicht dev achte Minftler den Mantel des Fauft,
per ibn fiber Raum und Beit Hinwegirigt und ihn fdanen Mgt,
was pet Lenten im AWltagSgewand ein Mathfel bleibt! 9$ 1016’
Achter Kinfiler Hat fic) V. v. Hagn in diefem Bilde bewahrt, und
faum brauchen wir nod) binguzufiiqen, ав and) die Technif purch-
	ед еше gejunbde, forgfaltig abgewogene und mit jelbftandiger Gret-
фен gehaubdbabte ijt, baf Harmonie, Kraft und Karheit in der Farbe
Iebt, ind bag das Gange von jenem afthetifden Ouft umfponnen
wird, der Die qeiftige Wtmosphive der goldenen Zeit ver SGchifer-
{piele chavatterifivt. Hier ift feinftes poctifches Arom jener Zeit.

  Noch ein anderer miindency Nlaler fithrt uns Rococofcener
bor, bie mit glitctlichent Griff in bas Фрей Фе bes Damaligen Le-
bend gewabhlt und dargeftellt find. Go mande utoderne Maler glaue
ben pic Itococozctt gefchildert zu haben, wenn e8 ibnen gelunaen it,
	irgend etien VBorgang bes gefellydatilicen Зебеи$ ш Эецхое, Puder
und Schinheitspflijtercdhen зи itberfeben. Weit gefeh{t! Bere Beit
hat ihre eigue Bhyfioguomie aud) in den fleinen Gcenen und Gitua-
tionen des tiglichen Lebens, und gerade folche hat BP. Roerle, ganz
im Geifte des vervigen Aahrhunderts gedacht, uns vorgefiihrt. Das
eine Bild fiellt nidts Weiteres par, als wie ein Herr die Silhouette
einer Dame ausfdneidet. Schon bei dem Begriff Silhouette wird
8 uns ganz Rococo zu Muthe; wir denfer an die licbenswitrdige
Geniighanteit und Cmpfindungsfeeligteit jener Tage, welcher die
glanzenden Erfindungen der Gegenwart noch nicht gu Statte fomen;
wo die Phautafie in Anfprud genommen wurde, in den fchwar;
ausgefitliten Umrif fic) das beweglice Mtienenfpiel, ben Ltebevoflen
Ausdrud des befreundeten Gefichtes hineingudenten; wo Géthe ber
geliebten ФоНе feinen , Schattenrig jcjentte mit jenen unvergleidhlich
fhinen Berfen, in weldjen Reinheit und edle Gluth der Empfindung
fid) fo rithvent, einfach) ind wah ausfprechen. In det Koerle’fdhen
Hilde figt ein junger Herv einer jungen Dame gegeniiber, eifrig be-
fchaftigt, ihre Silhouctte angzufchueiden. Zierlich und gefchidt hand-
Habt ex feine Scheere, und blict mit einer andachtigen Sunigfeit fein
	holbes Gegeniiber an, Die Dame ifrerjeits bietet thr Profil in rus
	aufgefabte Gituation, wie etn ftirriger Kuabe, mur mit ver uneitt-
behrlichiten Toilette befleivet, die von der forgfamen Piutter ihm
pargereichte Medicin verfdmaht. Was dem derber, offenbar зи
greR gerathenen, auch mit ben ftvampelnden Siper gu tief und lang
Herabreidenden Rnaben feble, das migen die Gétter wiffen: uns
fcheint er nur an etwas gu Llangen Beinen und gu robuften Gliedern
gu leiden, Ни die jedoch) in der AUrgnet ber Mtutter fchwerlid) cin
wirffamces Gegengift entdect werden michte. Die Mutter felbft ift
rect gut chavaftevifirt, biuerlic) viiftig und tiictig, am meiften ift
aber der Alte gelungen, der mit Meithe ren ungeberdigen Batienten
auf dem Schofe fefthalt und ihn gewaltfam fiiv die Medicin vorju-
bereiten и Dies verwitterte Geficht mit den grauen Haaren ift
von fpredender Chavafteriftif, wie denen berhaupt die game Dar:
ftellung, mit Ginfcdhlug der, Umgebung und dev nebenfadhlichen Dinge,
pon gefundem Mealismus, bet fraftiger, моб abgetinter Farbe und
pagu pon frijdhem Humer iff.

Sn eine ganz andere Wimofphive fithrt une & o. Hagu mit
einem Зое, welches als ein foftbared Kabinetsftiidd ber UAusftellung
fich allgemeine Wnerfennung evworben hat. Diefer Mitnftler hat
frither bereits in mehreren Werfen fich als ein hichft achtbares La-
Lent fiir Relorvit und Farbenbehandlung bemerflid gemadht. Dod)
bradjte ev uns bisweilen Stoffe, tie nicht fret vom diifter melanco-
Lifdhem Anflug waren, wie ter , Wldymift , da8 , lebte Rleinod der
Wittwe und Webhuliches. Wuch feiner Parbe theilte fich eine ge-
wiffe Diifterfeit und Triibe mit, fo bak in dev mit tounderlicdem
» Urvaterhausrath” und antiquarifdhem Trivelfram vollgepfropften
Behaufungen cin Gefiihl ven Oede den Befchauer befchlid. Dies-
mal hat Hagn dagegen einen Griff in’s volle glangende Leben es
Tages, in die freie Gotteswelt, in die GEriftenz glidbegiinftigter
Wefen, deren Wthmen und Sein nur Licht und Anmuth ift, gethan.
Gein Bild nennt fic ein ,,Converfationsfiiid , und wabhrlich eine
per edeljten Converfationen fdeint e8 gu fein, zu deren Sheilnehmern
wir durch feine Gunft und Kunft gemacht werden. Cin ftattlicber
	Bark thut fic) vor uns auf. Wir befinden uns in feiner Witte.
Hohe Baume entfalten ihre Laubmaffen, ftill und regungslos ftehen
fie, von feinent Virftchen gefichelt, als Lanfchten fie dem PBlatidhern
pes Springbrunnens, der aus breiter Schale auffteigend feinen filber-
nett Strahl entfendet. Und mit ifnen Taufcht ein Marmorbily, im
Schatten der Baume blaulich iikerhaucht, und zur melodifehen Be-
glettung der Fontaine Halt dicht vor uns ein eleganter juager Mtann
in ber Tracht des origen Yahrhunterts aus einem diinnen Hefte
eine Borlefung. Wir wetter, сз Пиф Зее, und smar feine eiges
	Newt; denn fo menig wir vow femme nity tm Halbprofil fich gcigen-
pen Gefichte fehen, e8 iff genng, um uns eine geiftroll poctifee Mer
parin evfennen gu Laffer. Und dann, welche Cmpfindung, welder,
Seelenrhythmus bewegt feine feingeformte Rechte — Me Linke, bhei-
Tiufig bemerft, ift nicht fo gut gezeichnet —, die ev zierlid) ausjtredt,
und in fanftem Taftiven feine Stimme begleiten 158, fo pak wir
aus Ddiefer Gand feine Verfe gu fithler qfauben! Bor allen Dingen
endlich: welche Bubsrer hat der junge Poet! Wenn wir Nidts fahen,
ale die gragidfen Geftalten diefer beinen Damen, ihre ganz ди be-
haglihem Genus anggefudte Etellung, zumeift aber den Ausdrud
ihrer Gefichter, fo wiiften wir, ba с8 Hier um Boefie fich Hanbdelt.
Bei dev cinen Dame, deren nachdenflidem UAngefichte das gepuderte
Haar fo reizend еб, Вии man alfenfalls anc) auf Mufit feblie-
Per, denn ihre Augen find in fill traumerifhem Sinnen gletchfan
auger бии юн дерев, инь vie Seele hat fic) offenbar in’s eigne
Sunere guriidigezogen, den Emypfindungen des Hergens зи laufdjen,
die fich mit Dem Range, der von aufen fie berithrt, zu einem Ge-
webe verfcblingen. Die jiingere aber, die fich gutvaulich an die Freun-
bin Lebut, wm de8 foithenden Gonnenfehirms, per die Belden amit

 
	Golbigem я фанеи ИБетоеЕ, theilhaft gu werden, diefe jiingere