aus vielen Singelbeiten dod) cin wirffamer, einbeitlider Gefammt-
eindrud gewonnen. Nur in der malerifchen Ourehfiihrung bleiben
die Kopfe etwas juriic hinter bem UUebrigen und jgeigen die mate-
vielle Seite dev Farbe nicht immer itbertounden. Bon 3. Fay
finden wir eine Gcene aus dein italienifchen BVolfaleben dargeftellt,
eine ,, Wallfahrerin fix iby fieberfranfes Rind um Hiilfe bittend.”
Go fein empfunden und hodpoetifd die landfdhaftlihe Stimmumng
und itherhaupt das Kolovit in feinen tiefen, dem Dditfter Mtelanco-
Пет des Borganges entfprecenden Tone ИЕ, fo bat die Compo-
jition etwas Unbefriedigendes, und Iapt die ibrigen Verdienfte ped
Bildes nicht recht gur Geltung fommen. Gin uns bisher unbe-
fannter Ritnftler W. Cordes hat mit einem recht tiichtigen Were
unter dent Zitel ,, Schiffbriichige” fic) eingefithyt. Cin faler Strand,
an den die Wogen des Meeres ftiirmifeh beranrollen. Jn ber Ferne
ftiirzt Die Wuth des Woaffers fchaumend itber ein umgelegtes Wra. ,
Mus den gerriffenen Wolfen fchieht ein unhetmliches idht iiber den
Sehauplay dev Berftirung und beleuchtet mit fahlem SGeheine eine
Gruppe von Sciffbritchigen, welche ein Letterwagen iiber die Dil-
nen dem Фе зи. BWorauf febreitet in cine Wollendecke ge-
Hillt ein Mohr, der die frembe Welt verwundert anftarrt. Die’
Wahl des Gegenftandes jengt von einem tiichtigen Streber und
verfiindigen Ginn, die Chavalteriftif diivfte hier und da beftimmter
und mannidfaltiger fein; die Wirkung ift im Ganjen jedod) beden-
tend, ernft по Ва.

Mit lebenswitrdiger Wirme hat F. Bofer wieder mebhrere  
Darfiellungen aus der Kinderwelt gegeben, bon denen ,,der Opfer:
Кен” fowohl Фит den Gegenftand wie durd) die anfpridslofe,
naive Unffaffung befondevs angieht. Unfer ЭН ТИ аш dic
gebffnete Thity einer Oorffirde. But Snnern bemerft man Gruppen
von Betenden. Drei allerliebfte Kinder find eben im Begriff die
Kirche gu verlajfen. Der Knabe fteckt mit wichtiger Miene, indem
ex fic) auf die Behen Hebt, feinen Stupferdreier in den Opferftod;
ein Madden neben ihm fucht nicht ohne Berlegenheit thr Scherf-
Tein in der Tafde, die fie wie eine vollendete Hausmutter an der
Seite tragt. Das dvitte Rind, ein Meines Sdwefterden, weiff nod)
Nidis von folden Pflichten und Berlegenheiten. Cs fteht i rei:
gender Unbefangenheit mit feinem Blumen(traugden neben den Bei-
ben und wartet rubig, bis ¢8 weiter geht. Cine allerlichfte Adee,
und hichft fauber und forgfam ausgefithrt. Эшф H. Sonder-
tanwt hat unter mehreren eingefandten Bildern, von denen ein
n Vlumenmiadden fic) als fleifige und gewifjenhafte Studie be-
merflich macht, ein eines Genrebild ,, Nach dem Unterridt,“ das
einen glitdlicjen Gedanten mit Gefdhid und guter Beobachtung ves
Lebens ausfpridt. Cin Dorflehrer Hat feinen einen Pflegebefoh-
Tenen viel vom ,, Ulten Frigen” evzahit, und zeigt nun am Ende
pes Unterrichts den Rindern eine Gipsftatuctte ded grofen Kings.
Mit frohem Ungeftiim umringen vie Kleinen den waderen Lehrer, ,
defen Geftalt ein fleines Meifterftiice von Charafteriftif ijt. Wie
er fo dafteht, die Heine, Hugeve Geftalt, im milden, freundlicen
Geficht gewiffe Zitge, die auf ein forgenvolles und frappes, aber
dod) gufriedencs und ftilfergebenes Dafein deuten, und wie er mit
der fangen Pfeife erflarend auf das Figiirden, bas er in der Redh-
ten Halt, hinwweift, das ift etn ganged Lebensbild, tren, gemiithvoll
und rithrend jugleid. Bon ©. Reimer finden wir zwei eine
Senvefcenen, darunter der ,, Kiichenjunge von Hunden verfolgt voll er-
gdglihen Humors ijt. Der Aevmnfte foll einen fohinen Ruchen itber
die Sivafe tragen, wird aber dabei von gwei grofen Hunven, einem
Sagdhund und einem Windfpiel, betvoffert, die nun in bedenflicher
Weife die Abfidht an den Tag legen, ifn von der aft gu befreien.
Snide fegt ein dvitter Bewerber, in dent wir einen gebildeten Pine
feher evfennen, fic) didjt vor ihn hin und ovitdt mit erhobenen Gor: ,
derpfoten bittweife feine Wiinfcye aus. Dies ift ebenfo Тебе und

 

 

frifdy dargeftellt, wie ungeswungen wud munter evfunden. Renner
wir nin nod) F Hidvemann mit feinem ,,blinden Geiger,” cinem
fleinen fraftig gemalten, aber etwas oberflachlid) entworfenen Bilde,
und B. Gohn mit einem etwas phantaftifcen, mehr fiir Zeichuung,
als fiir Delfarbe fich eiqnenden Bilde: ,, Der Kinder Traum in der
Shriftnadht,  fo haben wir die Genreleiftungen der Diiffeldorfer
wohl erfdbipft. €8 bleiben indeB, auger einer grofen ЗабС von
gum Theil vorgiiglidjen Landfchaften, noc) einige andere Werke ju
Hennen, unter denen Dret Portraits von EG Leuge (ein alter Mili-
ких, eine Dame mit ihrem Kinde und cin Herr in der Tract des
16. Jahrhunderts) fic) durch Ginfachheit der Auffaffung, evnfte,
froftoolle Gediegenheit der Behandlung und eine an alte fpanifcje
Bilder ervinnernde Firbung vortheilhaft augzeidnen. Befonders ge-
Tungen find bie beiden erftgenarnten.

Aud) einige religivfe Bilder hat Diijfeldorf gefendet, unter
bene ein Wltarblatt von Andr. Neiiller urd) fclichte, innige
Empfindung und cin fanftes, havmonifces Gefitht anfpright. Die
Madonna figt mit bem Befustinde auf bem Throne, zur Redhten
die b. Wanes, welche die fnicende Stifterin des Bilbes vorftellt und
der Huld der HimmelSfinigin empfiehlt, zur inken die h. Urfula.
Die Geftalten find etwa in der finnigen Gefithlsweife ber alten
Kilner Malerfchule aufgefagt, und die DOurehfiihrung cutlehut von
einer vealeren Unfdhammng und Darftellung dev menfelihen Figur
eben genug, unt dem modernen Bewufifein wicht fremd zu bleiben.
Dagegen ervfcheinen gwet gqroge Cingelgefialten von 3. Nteken,
„бои dev Giirletvende  und ,,Chriftus der gute Hirt  etwas gu
abfichtlich gefudt in Wusdrud und Bewegung, unt nidt ein git ftar-
fe8 Voriwiegen der Reflexion hervortreten ju Laffen. Die Farbung
bietet Unflange au venetianifde Meijter, jedod) nicht in freier, eine
felbjtandige Wuffaffung befundender Weife, fondern in диете це

`уоцивенет, von Uebertreibung fich nicht fret haltendem Dtanieris-

mug. Recht bray find dagegen drei Studientipfe deffelben Kituftlers,
wo die angenominene Sdhultradition burch cinfache Beobachtung der
Natur wirffaim gebrochen und untgewandelt erfcheint.

Wenn wir wns jet zur Betradtung der Diiffeldorfer Land-

fcaften wenden, fo amitifen wir voraus{dhiden, dag diefelben im

gangen landfchaftlichen Contingent der Ausftellung an Ansdehnung
und Bahl vielleidt, an innerem Werth und Mannnidhfaltigteit
jedenfalls ben Vorrang behaupten. Unter ifuen wieder gebithrt,
was poetifden Gebhalt, Feinheit und Tiefe des Naturgefithls betrifft,
bem Norweger Hans Gude die Krone. Um ifn in feiner Gigen-
thitmlichfeit beffer gu erfaffen, mige und ein Vergleich feiner Werke
mit denen des Berliners Cd. Hildebrandt зи Statten fommen.
Gude ift der Mann der fanften Stimmungen in der Natur, Hilde-
braudt liebt mehr die erhihten, pifanten, anfergemshniliden; bei
Gude handelt 8 fid) um Feld over Wald, Wafer oder Gebirge,
bet Hildebrandt um Curopa, Wien, Wfrifa, Nord- oder Sitdpol, fo
daB man bet ihm gu fragen geneigt ift: ,,wo bin ich?” wenn man
УВЕ vor feine Bilder tritt, wahrend mai vor einen Gude fchen
mit bem Gefiiht dev WAnhetmelung fagt: ,,hier bin ic!’ — Bei
Gude fcheint die Sonne, bei Hildebrandt glitht und fticht fie.
Beide gehen in ihrer Sicherheit der Erfaffung und Fefthaltung des
poetifchen Ntotins ver Realitat fark gu Leibe; Gude iibergengt bet
ber Gelegenheit, Hildebrandt iiberredet. Die Ueberginge in der
Tages- und Gahreszeiten find e8, die wir diesmal von ihm gu be-
wundern haber. Weberall find Ueberginge fchwer; aber intereffant.
&8 fiegt cine wunbderbare Poefie in einzeluen Vorfrihlingstagen,
welche fid) oft fojon bet nod) fchneebededter Gandfdjaft anmelden ;
ev liegt fdjon in den Wolfenbiloungen des Himmels, ,,tviamend in
ben itfter, ex gritit aus der Ferne durch ven Sliigel eines war-
men Windes, durch einen vollen Blic des Gonnenanges, durch der
Buruf der Lerchen. Die qritnlich befprengten Baumsweige, vie hellen