im @фаНеи Liegende und dod) in Haver Weife leudhtende Linen
bes Bettes, reid) ift, dennod Auge und Sinn feinen Wugenblic da-
purd) von der geiftigen Kraft und feelenvoflen Innigheit der Dar-
ftellung abgezogen werden. Gollen wir die Art ter Anffaffung naher
begeichnen, fo mochten wir an eine Erfcheinung auf dem Gebiete der
Tonfunft evinnern: an die Oratorien Mtendelsfohn’s. Wich bei
Miendelsfohn herrfeht in der veligisfen Empfindung das allgemein
Menfehlide vor, und im Gegenfake gu dev fatholifden Myftit etnes
Palaftrina, gu der herben proteftantifchen Heroenfraft eines Bad
wird man bas Mtoderne, verftindig Stinige, dad lichenswiirdig Ware
und menfdlid) Edle des neneren Kompontften nicht verfermen. Das
Hegvinzte und Bedingte ift auch bei ihm nicht gu Leugnen, alfein
fiir die Hinftlerifehe Geftaltung religidfer Stoffe Liegen die Schran-
fen mehr imt Bewufifein unfrer Zeit als in ver Begabung des Ciu-
zelnen. Was die moderne Anfohauung in folden Stoffen SGehines
wid Wiirdiges fehaffen faun, a8 hat uns Mendelsfohn gegeben,
und ein geiftesverwandter Klang ift e8, dev aus Ridhter’s fcpinem
Werke fo menfolic evel und innig uns entgegentdsnt.

Ws eine Schipfung verwandter Wrt haben wir die ,, Maria,
den todten Chriftus betranernd” von Paul Biirde gu nennen. Auch
diefer Riinfiler hatte fic) wie Richter bisher nur durd) Portraitar-
beiten befaunt gemadt, und gwar ansfdlieflich “purch gegzetdnete
Bildniffe, fo dak alfo bet thin ver Uebergang gu einem hiftorifdjen
Werke, obendrein au einem in Oel gemalten, einen noch fithneren
Sprung bezeichnet. Und auch hier werden wir wieder durch einen
Ernft des Strebens, eine Wahrheit und ие der Eimpfindung
berithrt, die uns doppelt erfreut, neben fo vielen bloR auferlid) an-
empfunbdenen oder gar erlogenen religidfen Stimmungen moderner
Werke. Denn was uns hei vielen derartigen Vilbern heutiger Aeit
am meiften verlebt, ift nicht einmal fo febr bic unbebolfene Techni,
alg vielmebr die innere Unwahrheit, die fic) eben fo geiffesbaar als
gemitthsarm davin зи ervfennen giebt. Diefe wird aber itberall da
unfeblbar 3u Lage treten, wo etwas Oogmatifdes Dargelegt werden
foll, wabrend dagegen tiberall, wo Der religidfe Stoff auf dent tie-
fen Grinbe einer allgemein menfchlidhen Empfindung berubt, Geift
und Gemiith dev ddhteften Nahrung gewif find. Golche Stoffe ge-
walt yu haben iff das Berdienft Ridter’s wie Bitrde’s; wo einent
Clternpanre das todtgeglaubte Rind iws Leben gerufen wird, oder
two eine Neutter an bem Letcynam eS geliebten Gohnes niet, da
find die Saiten angefdjlagen, weldje gu allen Beiten, unter allen
Bonen in vemfelben Mitgefiihl erbeben werden: die fpecielf religidfe
Farbung wird hier zum untergeordneten Mebentoment und wird von
ber Liefe des Acht Menfdbltchen vollig verfchlungen. Go fniet dent
hier am Supe einer grauen Felgwand, die der Schmergensfeene als
piifterer Hintergrund vient, eine Wutter int tiefften Weh, cine adte
mater dolorosa, bor dem todt auf einem weifen Bahrtuc) ausge-
ftredten Gone. Sie hat ihn’ fdou lange betvanert, denn pie Zhra-
nen baben deutlide Spuren auf dem grambollen, von [chwarzem
лоне (есь umbillten Gefichte hinterlaffen. Aber noch einmal,
will fie fich in ben Unblic des theuven Antliges verfenfen, das nie
mehr ben Grug der Mutter evwidern fann. Und fo ergreift fie
mit der Чин die Hand des Todten und bebt mit der Medhten das
Reichentud), das fein WAngefidt verdecte, empor. An diefem Woz
mente erfafte fie Der Mraler. Wir fehen ihr Geficht im Profil, die
edlen Biige find gramumflort, bie Uugenlider vom Weinen gerithet.
Der Ausprud ift ergreifend, wae und innig, mur die Karnation
hat etwas Ungewiffes, Leblofes, dem todten Rirper gu fehv Verwand-
tes. etsterer bietet fic) fobrag dem Auge des Befchaners sugewen-
det, in fchwieriger Berkiirzung, weldje mit lobenswerther Sicher-
helt in Zeidnung und MNeodellirung darygeftellt ift. Oak man vom
Gefichte nur die unteren Theile ganz, die cberen ebenfalls fehr ver-
first fieht, zeugt von vridjtiger Leberleguig, da das Schwievige in

 
	der Harftellung eines todten Chriftustopfes Фарит vermiteden und
bad Jutereffe auf das Geficht der Mtutter concentrirt wurde. Дебет:
Haupt iff die Compofition wohl durchpacht und in edlem Зе der
Rinien aufgebaut, und wenn der Pirbing im Gargen auch etwag
mehr Klarheit und Kraft gu wiinfehen ware, fo iff doc) das Aner-
Fennenswerthe, gumal in cinent Erftlingswerfe, iiberwiegend, ba die
Hauptfattoren ciner fitufflerifden Sehipfung, Wohl ves Stoffes,
Auffaffung unb Compofition, gelungen find.

Shenfalls cinen biblifdhen Stoff bat O. Begas in feinem
Bide ,, Adam und Cya, aus dem Paradiefe veririeben  behandelt.
Unf ver wvovigen Wusftellung trat der nod) junge Miinftler mit einer
grofen Kreuabnahme hervor, die bei manchen afaremifden RNeminis-
  зеизен ие обие etgenes Berdtenft erfchien пир На eine weitere
felbftindigere Gutwiching Gites in Ansficht ftellte. Wir finden
aber in dent gegenwirtigen Bilbe pen Ritnftler wefentlidd noc auf
derfelben Stufe per Wuffaffung befangen, gefeffelt wow einer dufer-
lichen, conventionellen Daritellungsweife, und gu cinem mmittelbaren,
Нери Ergreifen Des inuerlichen Lebens toch nicht worgedringen.
Gein Woam, der auf die Wxt geftiigt, nach vollbrachtem Tagewerl
bei fintendem Wbhend in freter Landfehaft dafteht und diifter auf die
vor thin guuppirten Geinen blidt, ift nichts mehr al eine gute Wit-
figur. Die ya, die wor ihm auf einem moosbewadfenen Felfen
figt und rem heranfletternden Wel die Brujt reidht, wahrend fie
dem unternehimmgsluftigen fleinen fdwargfipfigen Kain webrt, der
ein Lammehen befteigen gu wollen fcheint, eutbelrt der Bdealitit, und
hat bei fehr gewdhnlichen Gefichtsausdrud etwas Unfchines in der
Stellung und Bewegung, Was hilft ed ba, dak die Farbung im
Gangen Harmonifd und warn, namentlich 56 ЯатиаНон der
Goa nicht ohne Feinheit ift? Der Stoff verfangt einen Heheren
Adel der Formen und eine fcpirfere Betonung ped ypfychologifchen
Moments,

Dagegen freuen wiv uns in einer Reihe von Portraits den
jungen Begas als wacteren Nachfolger feines Baters fennen gu ler
nen. ortrefflid) find namentlich die im Wuftrage des Rinigs gee
alten Biloniffe Bach s und Boh. Meiifler’s. Bon geiftrvoller Wuf-
риа, anfpruchdfos und Tebenswahr, in Бана frifder Weife
behaudelt, geugen fie von einem titchtiqgen Streben. Der bevithmte
Phpfieloge, dev an cinem Tifche fiehend in angeregter, forechender
Haltung fich parftellt, ИЕ befonders gelingen. Ob weiblide Bild-
uiffe der Wuffaffungsiweife des Rinftlers gufagen, mus nach dem
ansgeftel{ten Werke diefer rt zweifelhaft bleiben. Die Krone unter
den tweiblichen, ober fagen wir nur gleich) unter allen Portraits der
Ausftetfung gebiihrt cinem Lebensgrofen Kuieftia von ©. Ridter,
ber fchon bei den Hijtorienmalern in erjter Linke glangte. Geit dem
herrliden weiblichen Portratt, mit welchem M. wor vier Sabren ue

 
	erft feinen Ruf begrimbdete, haben wir Nidts won ibnr gefeben, das
	jenem att innerer Фереденбей ино ЗоЦенония Те пабе Кине mie
518. Wir haben in ftillen Abendftunden, wenn nur vereingelte
Bejuder nod) in den Salen weilten und die frithe Qammerung
{chon heraufzeg, und bei fangfamem Durepwandelu der fangen Gee
malbereifen mehrmals wie gebanut vor diefem DBilbe befunder,
mit folder inneren Leuchtfraft ftralte e8 uns entgegen. Su diefem
Werke jtcht die Technif anf einer Hohe, dak man nicht mehr vor
ihy veben mth: fie dient in ecbelfter Weife mv рем Зее, ein
Hay und vein in fich rubendes Menfchenbifd im unvergdnglider
Lichte Der Runft verflart gu zeigen. AuGerdem war nod ein mitun-
liches Bilbnig® von It. ausgeftellt, ein feel und geiftreid) gentalter
Kopf, den man trog des geringen Umnfanges nicht Lcidht tiberfah.
Une die religtdfen Darftellungen зи abfolviren, crwahnen wir
nod ben Garton gu dem in der neuen Sehlopfapelle als Wandge-
malde ausgefiibrten ,,Abendmahl” von Bfanufdmibt, ein wiirdi-
	aes, in firdlidem Ginn empfundened Werk, weldes fiir den Mtan-