gel att tieferer Drigmtalitat ourch mance intereffante Charaftergiige
gu entfdbadigen fucht; ferner ein DOefbild von Fr. Steffens ,,da8
Seherflein ver Witte,  das in dev Eraftigen Sarbung und Mtodel-
firung, Die mir durd das Seblen feinerer Wtitteltine etwas hart
erfojeint, ein ernftes Streben bezeugt, ohne jedod) 3u einem tieferen
geiftigen Erfafjen pes Stoffes vorgedrungen зи fein, wabrend dage-
	цей ©. Grin, deffen , Napoleon in оз“ bereits ertwabnt
	wurde, mm fetner , Hagar mit ihrem Sohne Ssmael in der Wilfte”
eine ergreifende Sunigheit bed Seelenansdruds erreict hat, die mit
der feierlih diifiren Farbenftimmung und dent grofartigen Sdhwung
der Linien in wirljamem Ginflange fteht.  Befonders dadurch,
dak die Gruppe fich punfel gegen den in unbeimlich обет Lichte
glithenden Witftenhinnel abfest, hat bas Bild eine bedeutfame Cha-
rvafteriftif gewonnen. Bon dem ,, Chriftus am Oelberqe” von ©.
Eggers in Neuftrelis endlich ijt nur (ebhaft gu bedauern, daft ein
wiirbiger Veteran, delfen frithere werdienftliche Wrbeiten in die Dror
genrvithe per Runft unfers Sabrhunbderts fallen, fic) mun mit einer
fo im jeder Hinficht unbaltbaren Leiftung hervorgewagt hat.

Gebhen wir gu den gefchichtlichen Darftelfungen бет, аи deren
Spike, nach dent grofen Ntengel fchen Bilbe, Sulius Sdrader’s
» Sfther vor Whasverus,  ,, Ubfdhied Karls IT. voit feinen Rindern “
und ,, Milton feinen Tichtern da8 verlorene Paradies diftirend” zu
nennen find. war ift von ем bedeutenden Bilder mir das
legtere ansgeftellt worden, weil dufere Hinderniffe dem Bernehnen
nach die Hingufiigung der beiden anderen unihunlich gemacht haben:
allein in unferent Beridte Фен wir fie al hervorragende Leiftun-
gen der Berliner Kunft wihrend der Legten Ansftellungs-Olympiade
mit Fug cinveihen und unfre efer auf die fritheren ausfiihrlicen
BVefprechungen im Deutfden Kunftblatie verweifen.*) Bon etnent бег
wiffenhafter Streben nach trener, lebensvoller DOarftellung gefdhicht-
Ticher Wirllichfeit legte O. Heyden in feinem qrofen Oelbilde ,, Die
Stiftung der Univerfitat Greifswald  ein anerfernenswerthes Reug-
nip ab. Das 12’ breite 9 Hohe Bild wurde von dem Miinfiler,
ber ein ehemaliger 8899 Der Univerfitat ift, alg Weihegeichent
bet ber fitvglich ftatigehabten Subelfeier fitr bie Witla beftimmt. Dte
Scene geht in der Ricolaitivde gu Greifswald vor fic, und ftellt
den Moment par, wo die beiden filbernen Scepter, die Anfignien
der бас, dem an den Wltarftufen fnieenden Biirgermeifter Rube-
tow als rector magnificus pom Herzoge Wratislaw IX. tibergeben
werden. CEtwas yu unbedentend erfcheint die Geftalt Iubenow’s,
dev Korper etwas gu furz und die Wrmte nicht fret von Bergzeichuung;

pent Hergoge funte man eine imponivendeve Haltung winfden, da
ex in feinem veichen Dtantel etwas theatralifd nichtsfagend erfdjeint.
SuvdeR bietet еше ое Ceremonie gu wenig WMnhaltspuntte fiir eine
intereffantere Ghavafteriftif, und wir miiiffen defhalb ven Gebdanfen
des Slinftlers Loben, 508 Gefolge des Meftors aus den heutigen
Profefforen der Univerfitit in den Gewandert ihrer Borganger zu
bilben. Зш Uebvigen ift bas Bild gut arrangirt, fraftig und ет
gematt, namentlich in den Sioffen, mit wirkfamer Luftperfpettive,
und nur die RKopfe fennten eine fretere Ourchfiihrung der Charaf-
teriftif zeigen. G8 ift mit einem Worte ein vedht wadkeres Repra-
fentationsbild.

H. Stilte hat den ,, Sieg dev veveinigten gothifden Stamme
iiber die Hunnen  gemalt. Sn das Urtheil Derer, welche bei fol-
феи Stoffen fogleicd) ausrifen: ,,Was gehen uns die Gothen und
Hunnen аи?“ vermigen wir nicht einguftimmen.  Dagegen fann
man wohl bedentlid) fragen: „Зав gehen uns diefe Gothen und
Hunnen an?” Was wir damit meinen, ift wohl ungweifelhaft. Nicht
pa man foldhe Gegenftinde malt, jondern wie man fie malt, gibt
pie Enifdheidung. Stilfe hat nun mit groker Gorgfalt und Феи:
	*) 9501. Забта. 1855. ©. 14. 396 und lauf. Sabrq. ©. 1601.
	lenhaftigtett im emer augerft gruppenreichen Compnfition pas Ge-
fhichtliche jenes Vorganges зи fchiloern unternommen und gewif
mit redlichem Cifer nach hiftorifder Tiefe und Bedeutfamfeit gerun-
gen. УШЩеш wenn auch im Gingelnen fich hie und da ein gelungenes
Motiv des Ansdruds, der Bewegung entdedien АВЕ, То vermag doh
das Bild in feinem Grundcharatter feineswegs gu befriedigen. Gs
tragt gu fehr das unguliingliche Gepriige der Alteren Diiffeldorfer
Schule, das Gemachte, Uenferliche, WArrangivte zur Schau, und
enthehrt jener innerliden Wahrheit und Energie, welche allein gu
paden, gu iibergengen vermag. Reine der Figitren ift mit dem, was
fie gu thun {chetnt, wirtlich befdhiftigt; e8 find allefammt Wugendie-
ner. Dagu ift obenbdrein die Farbung conventionelf, ohne reale Le-
bengfrifche, und die Beichuung letdet an manden Mangeln. Nicht
anders verhalt e8 fic) mit ,, Kaifer Heinrich dem Vierten auf der
Slucht von der Harzburg,  wo eben WAhles fehlt, was eine beliebige
Sludhtfcene gu jener Hiftorifch befttimmten des unbefonnenen und ии»
gliclichen Raifers ftempelu fonnte. — ,, Triffan und Sfold in der
Berbannung  find zwei langweilig romantifde Figuren, die in tréu-
merifcer Verfunfenheit ihrem Fifchfange obliegen. Mein Funke von
ber Glut, welche in Meifter Gottfried’s herrlider Dichtung [орет
und aud) in unferer Beit ben trefflicken Simmermann bei feiner
Bearbeitung der alten Gage begeifterte, ift hier gu fpiiren, und ohne
ben Katalog wiirde Niemand ahnen, dak man hier das berithmtefte
Viebespaar des Mittelalters wor fic) hat. Gern wollen wir dage-
gen befennen, daf die zehu allegorifden Siguren, nach Stilfe’s im
Hoftheater gu Deffau auggefiihrten Plafondgemilden photographirt,
wilrdige und zum Theil grofartige Geftalten find, die von cinem
fein gebifpeten Schiubettsfinn zeugen. ,

Uus der Gefchichte dev Bapfte finden wir wei Bilder. ©. Stiiye
mer malte ,, Kuvfitrft Friedrich I. von Brandenburg nimmt oer
Papft Sohaun XRT. anf Befehl bes Kaifers Sigismund in Freie
burg gefangen.  Die Figuren find lebensaro®, aber nur als Rniee
ftlicke behanbdelt, und auger det Hauptperfonen feher wir mre int
bunfeln Hintergrunde einige Geftalten aufdoimmern. So Lobenswerth
698 Streben des Males in forgfiltiger Qurehfithrang fich zeigt, fo
felt doch and) hier die unmittelbar ergreifende Energie ber Hand-
fung, und bas bramatifde Moment der Darftellung fommt nicht
zur Geltung. B. Wolke, чи jiingerer Mitnftler, der vor злое
Sahren den grofen afademifcen Preis gewann, hat Sirius V. darz
geftellt, dem ,,als SKnaben eine Prophezeiung in Betreff feiner Bue
funft gemacht wird,  ein fleifiges und nicht vhue Talent entworfe-
ues Whtbild, bas fic) fretlich fehr im Geleife вез Тиба Herz
fimmnlichen bewegt. Wher wie farn man nur einen folchen Gegen-
ftand gur Darftellung nehmen? Der ganze afademifde Ropf blict
fon aus der Stoffwabl hervor.

Da verfteht H. Krewfdmer beffer, ja beffer als die meiften
unferer nur gu hiufig in gedantenlojem Schlendvian fic) bewegenden
Mealer feine Stoffe gu wihlen. Schon hierin geigte ex fich als
penfender Ritnftler. Diesmal hat ev das Gebict des hiftorifen Genres
mit grogem Grfolg. in feiner ,,Uuftfahrt des PBagen von Seydlig
mit dem Marfgrafen von Schwedt  betreten. Barnhagen von Enfe
evghlt im feiner Lebensbefehreibung bes beriihmten Reitergenerals,
bap berfelbe als Page bet dem durd feine Extravaganzen befanntern
Marfgrafen sfter dew halsbredhenden Wagftiicen des alten Фатхи
beiwohnen mufte. Midht felter fieh der Mtarkgraf, mit feinem Paz
gen int offenen Wagen ftehend, die Rigel fallen und trieb die fiih-
verlofen Pferde durch tolles Orauflospeitiden зи vafendfier Cile,
gu planlofem Ouerfeldeinjagen an, bis der Wagen zerfdhellt oder ume
geftiixgt wurde, wo e8 dann galt, durch filhnen Sprung das leben
gu retten. Gine folde Situation at R. mit grofer Wahrheit und
Srifche dargeftellt und fowohl turd) die intereffante Wahl wie ours
bie refolute Ausfithrung allgemeine Anerfennung ervtoorbert. VWeber-