iemals ein Mater éin 5616908 Geiicht liberfehen, 3umal in Ma: tonaltyadht? Berleumbdung! und wenn er in zehn Wholphinen ver- fiebt war! Man will in den Schriften einer befauuten Hochgebornen BVer- fafferin Me Bemerfung gemacht haben, dak fammtliche Berforen der »roture“, die Davin auftreten, ohne Wusnahme scelerats ober im- béciles feien. Gine dhuliche Bemerfung dirfte fic) mandyen Lefern unfered Buchs in Bezug anf die ,,exflujiven Rveije , wie der Ber- faffer fie nennt, anfusthigen. Baron Briolan, der Maguetifeur, mehr betrogen als Betriiger und bet aller Bweideutighett eine intereffante Фея, ift nod) der Befte. Den baronijirten Lieferanten Buf, Udolphinen’s Vater, und die , Abentenerin, die fic jest Brau von GStavenberg nennt , wollen wir nicht einmal rechuen. Wher auch Graf Bangor, WUdolphinen’s Verlobter, ,, hat ftch folcher Handlungen fehuldig gemacht, die an Berbreden grenen ”, Briolaw’s Schwefter ИЕ eine fronime Betritgerin erfter Rlaffe, und der Sirf, des Fria leins Sehiiger und Pathe, 3u unferer Ueberrafchung fcblieBlid) dev jelimmfte von Wien. So vielen Schatten gegeniiber hat vie Fa- mnilie in der Walbauer Sagentithle faft gu viel Licht. Wir meinen nicht gerade etwas Bsfes — aber ein Baar gute fleine menfchlide SHhwichen an viefen Lerfonen wiirden AUbdolphinen’s tmntehr einen qrigeren Werth gegeben haben. Wie es ift, wird ihr mac beider Seiten hin der Tanfch gu leicht gemacht. у Wir haben uns eine Perfon und einen Moment der Gefdhichte guilegt verfpart, richt blob, weil fie gewiffermafen die Verwidlung fowobl als die Eniwiclung bilden, fouderm auch, weil fich gegen fie unfer Lektes und Haupt-Bebenten vichtet. Wir nannten fo eben dew Пион Broteftor Adolphinen’s den fchlechteften der ganze ,, echt aviftofratifajen Gefellfcjaft, aber den Bewweis find wir nod) {dul big. Wir fithrten auch bereits alS Hawuptgrund von Wdolphinen’s Slucht ihren Glauben an, daw ihre Mtutter ves Fitrfter Mtattreffe gewefen. Wie Welt im Buch glaubt dajfelbe, auch thr Bater, der ,oreigerr”, und hat gute Griinde dafitr. Zum Sch{uf nun und gewiffermagen alg Berfehuung (!) erfahren wir burch) den Fliv- {ен felbft Folgendes. Die Mtutter war unfduloiq; unt feinen ver- botenen Umgang mit einer hohen Dame ficherer gu verbergen, hat ег ФЕ jie Durch einen Cid geswungen, vor der Welt, Те vor ihrem Mann, jeine Gublerin yu fcheinen. Um diefen Preis hat ev ifren Maun, ven iiberfithrter Betriiger, cntfejfelt, befsrdert, nobifitivt. Wir wollen iiber bas Mtoralifde der Sache fein Wort ве lieven; aber auch von der Seite des Berftandes dlivfte fie fich fhwerlidh vertheidigen Laffen. Whgefehen davon, саб мае Бе Зе recht wohl gmwet verbrecherifche Verhiltniffe nebeneiuander miglich hatten wird, — war denn, fragen mir, in fener Rejidenz feine Camelliendame, feine Diarquife von St. Ange aufzurtreiben, die fitr cine billige Entfchadigung grofinitthiq vie Geliebte ded Giirften nicht fowohl geworden wire, al8 gefpielt hatte? Gin Paar brillante Ge- {cente, die Wappencaroffe des midhtigen Herrn ein Paar Stundei por ihrer Chive — nichts weiter — und der Zwed mire, ditnft uns, auch erreicht qewefen, die Caftergzungen befdaftigt, dte vornefite Collegin gevettet, und das ohne einen Betvitger bes Staats gu pare bonniven, cine unfdjulbige Grau fiir tmimer зи branbmarien! BWe- niger of8 Wlles begveifen wir itbrigens die unfdulbige Frau, die dergleidhen fiir ben ungeliebten Mann thut. Das ift, wie der Bediente im Luftfpiel fagt, micht bloB unmbglich, fonrern fogar une wahrfcheinlidh. Der Verfaffer aber giebt uns, wie mir fojon oben tit Bedauern bemerkt, aud) hier ftatt eines Berfuds pfychologi dher бити, mur den nadten Bericht. Der бай weint, Wdolphine vergiebt! Wir bedauern, nicht einftimmen gu fonnen. Bir hotter den Betheiligten, Herrvn Ring miteingefdloffen, weit leicjter die erft- cealaubte Sduld, alB diefe Berfdhnung vergiehen, die, offen gefagt, tiven, nach bem neuen Athen an der Sfar, und finbet fie, trog tiefer Buriidgezogenheit. Wuf fein Bitten, feinen Raih, begleitet fie ihn nod BWalbau. Mutter, Schwefter, Schwager und Nichten der бете ftorbenen Sreifrau von Buf, feblichte Bitrgerslente, die erfte eine Urt Patriardhin in ihrem Rreife, nehimen den fehsnen Fiidtling mit offenen Wrmen auf. Was von ben Situationen gefagt worden ift, gilt aud) von der Behandlung ver Charaftere. Sie find fehr ansfithrlidh gefdsildert und befdrieben und find im Gangen bet den Wandlungen ihrer Ge- fchice und Stimmungen fic) jelber tren, aber fie bleiben bennod und vielleicht gerade deshalb, 3u fehr Gattungsmenfden, haben nidt gan; individuelles. Geprige. Man lernt aber einen Menfchen beffer fennen, wenn man thn felber eine Viertelftunde lang rede, als wenn man eine lange Schilberung ither ihn Hirt. Legteres macht uns nur neugierig auf ihn, aber lebrt uns ihn nicht fennen. Gilt diefes auch zum Theil von Georg, dem Helden des Buches, fo ift ev doch Die gelungenfte Figur und vom Dichter mit fidhiltcher und verdienter Borlicbe behandelt. Wllein, dicfe gréGere Whrundung und Sndividualifirung gugegeben, hat e8 fic) der Berf. wieder gu leicht gemacht mit der, fo gu fagen dufern Ausftatiung diefes Cha- rafters in Bezug auf die Wufgabe des Romans iiberhaupt. Namlich fo: Wir theilen gewif von gangem Herzen des Verf. Sympathier und Hoffuungen fir ein neues AUnfblithen des Handwerferftandes, und finden det Gedanfen fehr glitdlich, ihm einen gebilbeten und идеи Reprafentanten Hhingufteller. Wher ein Mteprafentant mnf nicht 3ugleich eine Wusnahime fein. Georg ift aber еше ое; сх hat ftubtrt, er ift Doctor der Philofophie. Wenffere VBerhiltniffe haben ihn gendthigt, die Surberet fetned Baters gu tibernehmen. Dies bricht der Situation mehr als eine Spite ab. Geine fiir einen Handwerfer ungewshulide Biloung iff nun nicht Lediglich ein Produkt eigener innerer Entwidelung, fondern jugleid) auf landes- itblidhem Wege erworben, und gegenither der fehr oberflachlichen, aber durch geniale Anlagen ergingten Crgtehung Adolphinens, mehr als ansreidhend, das Haupthedenten einer ungleichen Verbindung vorineg zu evledigen. Auch in feimem Beruf bleibt er mehr Mann der Wiffenfchaft, al8 Handwerfer. Seine Beftrebungen, feine endliche Entdeung eines widhtigen induftriellen Myfterinms tragen durcdaus wiffenfchaftlichen Chavatter, und wir nehmen fdjlieblich mit der Ge- wiftheit von ihm Wbfdhied, dak ev feine Farberet dem Gefellen itber- laffen, ein grofer Sabrifant und reicher Mtann werden wird, Wir glauben aber, e8 wire bem Gindrud des Buchs vortheithafter ве wefen, wert, um e8 mit gwei Worten gu fagen, Georg etwas we- niger Giebig und etwas mehr Borfig gewefen wire. Der Heine Rebeuvoman ves Wlalers Obermann und der fchi- nen Nanbdel, im deve Wem ev fid) (etwas fehnelf) fitr den Berluft - per verfilbrerifdjen Udolphine entfcadigt, macht in dev dee nicht inbel eit Gegenbilp gu dem Hauptverhaltniffe. Wud) hier wird eine Mesalliance, nicht fowohl bes Standes aber dev Bildungsjtufe, purd) Reber, Leid und Liebe glitdlic) ausgegtiden. Wir muften unwillfiivlih Anerbach’s ,, Frau Profefforin” zur Bergleichung herar- ztehen, wo ein gang gleiches Verhattnif fic) in fobmergliche Dtffonan; auflsft. Beides find gleich inteveffante Probleme. Leider iff gerade hier die Ausfithrung ganz befonders fliidhtig. Die Umwmandlung des Parchens wird nur duperlid) veferirt. Anerbad) Mift uns den gan- ze. innerlichen Proges mit purdleben, fo dak wir von feiner pfydjo- logijchen Wahrheit ИбедемоЕ worden; Ming dagegen macht die Wandlung gewiffermagen mit einem Machtfpruch. Nandl ift ein fehr abgeblaftes ,, fore , und ber Wealer gwar Feineswegs liebens- wiirdiger, alg Auerbach’s Profeffor”, aber dafiiy aud) ein gut Theil — weniger Minftler. Gr wilrde 3. B. ein fines Landmadden itidt iberfehen haben, ware e8 ihm in tvgend einer vornehmen Gefellichat beacanet.” Richtet Shr, Lefer Hes Runfrblatts: hat