Wenn der Verjaffer, um ein Beifpiel aus ferent alten Kramre
gu eviwahnen, unfer Sntereffe fiir Dinge, wie (GS. 15.):
„Уи Ringel Raufentran;,
Madel bang,
GSett bid in be Weege,
HU  ne Heene Zeege,
Haft en fleenen Gafenbod u. f. w. 
beanfpritcht, fo ift das wirklich um weniges geiftreider, al die Gin-
xihlungsformel unfrer Strafenduben:
n€nje bennije dittie dattie,
Biber be biber de bohne аще,
Biber be biber be buff!”
und wenn zur Menuett (S. 9.) gefungen wird:
Haft du ufen Sdaulmefter fine Biege nich efein?
Get hinket, fei flinket, fet Hxtt man ein Gein!“
fo wird der Lefer деду den Verfaffer um feinen romantifden Stod-
{Финрреи beneiden.

Mit ermiidender Breite find Spiele befchrieben, die deffen fchwer=
lich werth waren, 3. ©. ©. 35 und S. 68—72; des legteren wegen
(Ballfpiel mit der Lufde in Wltenau) hatte der Verfaffer nidt auf
den Harz zu fleigen braucien; penn — vom Dialeft abgefeherr —
fann er’s auf allen Berliner Gpielpligen wiederfinden; und hatter
wir e8 nicht vor 40 Jahren bereits, und gwar twieberum in einer
gang entgegengefebten dentfchen Gegend, felber gefpielt, wir waren
aus jeiner Befdretbung faum flug geworden. Der Beifpiele waren
noch viele vorrathiq, wollten wir unfre Lefer eben fo ermitdent.

Wie gefagt, mag Hr. Prbhle feine Liebhaberet nod) mehr in’s
Detail treiben; nur der Brokharsfchen Lefebiblintheé hatte er eine
andere Probe feines Gefdnads guwenden migen!

Wenn wir mit fener Wahl uns nicht befreunden fonnten, fo
Viegt doch wenigftens in jeiner gemiithlicen Freude aud) am Rein-
ften immer. noc) etwas Rithrendes. Aber bei Iofeph RNank’s
 Poetifcem Reife-Ahoum  hort Gemiithlichfeit, wie Rixhrung auf.

Kiunte jemals Ctwas einem Reifenden (gu Gus, wie zr Waz
gen und Schiff) die Meife verleidben, fo war’ e8 vie Bedingung,
unterwweges dies Meifebrevier abgubeten.

Gieben Lieder ,, Reifeluft” jollen Luft gum Reifen machen, zehn
Lieder den ,,Ausmarfd  verherrlichen, neununddreifig Vieder ,, auf
die Wanderung  begleiten, dretundgwanjig ,im Walde , achtzehn
,auf den Bergen  vorhalten; fechs Lieder (verhaltnifmapig wentg!)
follen die ,, Raft  witrzen, fieben ,,die Wlpen“, eilf ,,da8 Meer“
feiern, und fiinf ,bie Heimfehr  vermitteln.

Nicht, als wir’ an den Liedern etwas auszufeken; dafiir Бит»
деп [фон die Namen dev Poeten, deren Bedem der Wlbumfammiler
einige Federn ausgezupft hat, um daraus feinen poetifden Fliegen-
webdel gegen die Reifefatiguen zufammenzubinden.

8 ift mitunter fdpon fcjredlich genug, wenn ein Poet felbft
ein ganzes Buch voll Liebeslieder oder Trinflieder oder Wanderlieder
vot Stapel (apt, oder feine Dichtungen nach devgleidhen Rlaffer
fortirt und den Lefer durd) diefe Gaffen Spiefruthen laufen (apt,
anftatt ihm und fich felbft den Vortheil naturgemaker dhronologifdher
	Whwechjelunq зи Statten fommen zu lajten. Cinem Reifenden aber
	bamit einen Gefallen gu thun glauben, da’ man ihm, dev felber auf
ber Wanderung, im Walde, auf dem Berge, am Meere fic) befin-
det, zur Erhdhung jeines Genuffes etwas Fremdes itber dergleicen
Schinheiten zu lefen gumuthet, — das heift entweder auf bedeu-
tende ,,geiftige Armuth” fpefuliven, oder eine Anthologie mit Gottes
lebendiger Natur verwedhfeln!

Tantum! Mige uns die Verlagshandlung nidt grollen! Sie
hatte den beften Willen; fie fdreibt ja nicht — fie verlegt’s nur!
	Touren, ein Heft Pavrifer Briefe, ein Heft Briefe aus SGitdrugland,
und zum Sdhluf — denn e8 giebt ja aud) Leute, die felbft auf
Reifen fid) bei eigner heiler Haut gern grauen machen Laffen
— einen ,, ReifePitaval” von Wilibald Wlexis!

Bou den wns vorliegenden vier Heften ift ungweifelhaft _,, die
Cifenbahnfahrt ourd Weftphalen” das Vefte.

Auf dent, wie der Verfaffer fagt, ,,thm gugemeffenen” Raume
pon etioa zehn Bogert ift eine Monographie gufammengedrangt, melde
topographifch, hiftorifd) und biographifch das Wtoglice leiftet, ohne
purd pedantifche Griindlichfeit den Genus zu verleiden. Denn der
Berfaffer den Reifenden nicht mit ,,literarifchem Gepact befdweren”
wollte, fo hatte, meinen wir, freifich, um Paffenderem (3. ©. еше
Mbfteher nach Rehme) Play zu fchaffen, Mtanches weghleiben diirfen,
was, wie 3. $. № Ян itber Grabbe, Freiligvath м.  . №.
(G. 14.), ither den Frenndeszirtel der Fitrftin Galligin (S. 113.),
iiber Suftus Mibfer’s Werth (SG. 161.) an andern Orten gefucht,
cat diefem nicht vermift werden midhte.

SaHwicher ijt jedenfalls das , Wien  behandelnde Heft, weniger
eine Sehilberung, als eine Rvitif ber Raiferftadt, bei ber man fich
nur wenig dariiber far wird, ob die Tendeng ded Verfaffers зи
Gunften oder Ungunften der grofdeutfchen Kapitale geht; Фит
gefiihrt auf Hiftovifchem Grunde im Romandialelt, fiir eine ernfthafte
Behandlung gu wikelnd, fir geiftveide Unterhaltung gu flac und
gewdhnlich; gewiirgt mit Leider allgubefannten Citaten aus dem Wiener
Jargon und mit alluoft wiederfehrender Sronie iiber die unentbebr-
lihen , Bachind’l“; und nebenbet benugt gu fubjeftiven Diatriben
iiber Svfephinifde und Metternichfde Politif, dev ein ,, Reifender 
nadgerade Lieber entrinnt, als begeanet, mithin ein Werlet von hifte-
rifchen Notizen, lofalen Xriviatitaten und herbeigezogenen Reflevionen
ther Hans Oefterveid) vom Babenberger bid auf Franz Sofeph. Gin
unrubiger, halb blendender, halb ungrasidfer Styl, mehr ftacjelud,
alg anregend, hin und wieder fajt nadlaffig (Raifer Sofeph wird
3G eit halbougend Male mit dem nimliden Cpiteton: ,, der edelfte
Menfeh auf dem Throne  ornirt, was felbft die Wahrheit am Cuve
im Preife herabfest) fteigert die Unbehaglichfeit bes Lefers.

Wen nichisreftoweniger diefe Arbeit ben Lefer gewiffermaagen
in Athem erhilt und den Lebhaften Geift des Verfaffers befundet, jo
wirfen die , Harzbilber geradehin bem Bwede der » efebibliothet”
entgegen, namic) entfcieren Langweilig. Wir wollen e8 dem Ber-
faffer feineSiwegs berargen, wenn ex aus Privatleivenfdaft, wie ans
feiner Gorvede gu erfehen, in Wanderlujt und Sammlerbehagen den
Harz ourchftdbernd, nach Viedern, Sagen und Brauden botanifirt
und in feinen thm wunderfam, allen Under aber vollftindig ,,aus-
getrodnet  exfdjeinenden Herbarien fdwelgt. 68 ИЕ еше [Фёие heilige
Sache um den alten — fachlichen, wie geiftigen — Hansrath der
port mobderner Kultur nod) unbelediien Bevilferungen patriarchalifder
Grbdenwintel; aber c& muh fich denn doch ein intereffanter Bug, ein
erbaulider Ginn daraus eninehmen Laffen. Darnad fucheu wir in
	Orn. Prbhle’s WAusheute vergeblid. Seine Weonomanie verblendet.
	би augenfcheinlicdh, je Linger er iby nacdbangt, defto griindlicher gegen
die Schaalheit und Werthlofigteit feiner ntdedungen. Wir miiffen
	e8 Underent itberlajfen, Tangweifen im Worten, ftatt in Moten,
entziickend gut finden, da der Lefer nicht einmal den Verfaffer biefen
Text vorfingen hiren foun, 3. € GS. 13, 18, und es nit uns)
	purdaus nichts, wenn gefagt wird: ,, Wer firhlt mide jedes Wort
piefer Gltern (Rerbader) Tangweife mit und empfindet das WUrm-
felige unfrer jebigen Tangmujit dagegen?” Gott fei wenigitens
Dank, 208 wir gu diefer unferer Tangmufit nicht noch ahulide
Texte in den Kanf gu nehmen haben!
	Verlag von Heintid) Schindler in Berlin. — Drud von Crowihld und Sohn м Зеии.
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