Jiler alwys
		HNentf([hen Bunthlattes.
	Donnerftag, den $. Webriar.
			ира: Cllebard. Cine Gefchidhte aus dem gehnien Sahrhundert von S. 3. SH
und erliutert von Dr. Mt. Gachs.
		Sheffel. — Hebrarde Вок. Ul. Feftgebete der Bjracliten. Meu itberfeist
$8. (©48.) — Zeitung.
	hat ev Denn entbedt, e8 fet gar feine Gefchichte, e8 fet eitel Poefie;
penn alle Herzensgefchichte ift Poefie.

Gcheffel hat diefem feinem Stoffe gegenitber einen fehr ric-
tigen ЗаН davin bewiefen, dag er ihn mehr al8 poctifher Ge
{hichisfdreiber, denn al8 Hiftoriendichter behandelte. Nitit sarter
Hand und flarem Wuge hat er als Dichter nur ither tas MaaK
und die Whrundung gewacdht, und an den vidtigen Steller dem
бубен Ergug des Herjens feinen Raum gegdnnt, alle ibrige
poetifce Kraft hat er dem Gefchichtichreiber yu Gute fommen lajfen,
und Hat auf folde Art nicht nur grofe Sdhike gefudt und gefun-
Den, fondern indent er fie gicbt, aud) ihren poetifchen Орех
aufgededi.

Wir haben in der Crzihlung die fulturgefdhichtliden Zuftinde
des 10. Sahrhunderts, an einem Stic Spezial-Gefchichte im fiir.
weftlidben Theile von Deutfdland gefchifdert, vor uns. Der ей.
felbjt Lejchreibt diefe Beit in Der Borrede als eine vergniiglice.
yUnfarge von Kirche und Staat bet nambafter aber gemitthreider
Rohheit der bitrgerlichen Gefellfchaft, der aller fpitern Entwidelung
fo gefahrliche Geift bes Feubalwefens noc) harmlos tm erften Cut
falten, fein gefdraubtes, iibermiithiges und geiftig fchwidhlices
Ritterthum, feine tippige, unwiffende Geiftlidhfeit, wohl aber efrlice
grobe Gefellen, deven focialer Berfehr gwar oftmals in einem feb
ausgedehnten Gyftem von Berbal- und MRealinjurien beftand, die
aber in ranger Hiille einen titchtigen, fiir alles Gdle empfanglichen
Kern bergen, — Gelehrte, die Morgens den WAriftoteles verdeutfdjen,
und UWhends gur Crholung anf die Wolfsjagd jiehen, vornehme
Srauen, die flix das Studium der Maffifer begeiftert find, Bauern,
in deven Grinnerung da8 Heidenthum ihrer Vorvdter ungetilgt ne-
ben dem пенеи Glouben fortlebt, — itberall naive ftarfe Zuftinde,
denen man ohne rationaliftifchen Sngrimm felbjt ihren Glauben an
Teufele und Oamonenfpul gu Gute halten barf. Dabei gwar po-
litifhe Beriliiftung und Gleichgitltigheit gegen das Reid), deffer
Sehwerpuntt fid) nad) SGachfen iibertvagen hatte, aber tapferer
Mannesmuth im Unglic, der felbft die Minche in den Kofterzelfen
(tahlt, Das Pfalterbuch mit dem Schwerdt gu vertaufcjen, und ge-
gen die ungarifde Verwiiftung gu Felbe зи riicen, — troy reich-
lider Gelegenheit zur Verwilderung eine dem Studium der Alten
mit Begeifterung gugewandte Wiffenfcaft, die in den gablreich be-
fuchten Rlofterfdulen eifrige Sitnger fand, und in ihren Humanen
Girebungen an die beften Zeiten des fechazehnten Bahrhunderts ev.
innert, Leifes Emporbliihen der bilenden Miinfte, vereinjeltes Wuf-
bligen bedeutender Geifter, vom Wuft der Gelehrfamfeit unerfticte
бтеире ай der Dichtung, frbhliche Pflege nationaler Stoffe, wenn
aud) meift in fremdfandifdem Gewand.  .

Das Ш der Chavakter jener Beit, deffen leibhaftige Trager
per Berfaffer vor wns treten Laft, Bug fiir Bug. C8 ift ein Stiie
	Sine Gejdhidte ans ем зебеи Забуриирей vow Sp. 3, Ффейе[, —
Здания а. Mt, Berlag von Meidinger Gobr u. Comp.
	(Srftexr Band der gweiten Folge der оенИфеи Зое. Ganrmlung аи

: evlejener Originals Romane.)

Diefes Buch ИЕ ein Tulturhiftovifeher Roman. Uber e8 ift
augleicy mehr al8 das: e8 ift nicht blos hiftorifde Boefie, fondern
e8 ift aud) poetifcse Gefchichtsfdpreibung. Gefchidhte und Poefie ift
allerdings ein зерен Ding, und Beidbe werden im gewshnliden
Leben gern als Gegenfige einander gegeniibergeftellt, obfchon fie oft
merfivlirdig eind find. Der wahre Gefchidtsfchreiber fann der poe-
Нет Ginbildungstraft ebenfo wenig entbehren, al8 der epifche
Dichter des Hiftorifehen SGinnes. GCarum foll Sener nidt glauben,
die Poefie jet ein Leichtfertiges Mtidcen, mit welchem ev fid) nicht
abgeben Diirfe, ober ev miifte der Gefchicte eigne, alte Mutter,
pie Gage, verunehren. Die Alte fafele viel, und was fie fage,
bebiirfe fehr der Gduterung, fprechen die Hiftorifer; aber wir fra-
gen, ob man nicht mitunter bet ber Gelegenheit den Rern der
Dinge weggelautert hat. Wir meinen, die dichterifcye Phantafie
бане см gar feine Githlfiben und oft ein wunderbar belles,
beobachtungsjeines Wuge, und mag fie dem friti{chen Berftande шее
den miiffen, wo e8 auf die Feftftellung von Cingelhetten anfommt,
die uns Andere oft fo wenig wie moglich angehu: in Begug anf
die innere Wahrheit und auf die Meproduftion des Geifted einer
vergangenen Зав hat fie gewif denfelben Wnfpruc> auf Vertrauen,
Wir find eB uns wohl bewust, dak wir hiermit eine innigere
Freundfdaft swifchen Gefchidhte und Poefie gepredigt haben, als
avin befteht, Daf diefe jener nur eine gefillige Darftellung (ей,
Man gebe fich Mechenfdjaft, weshalh uns grofe Gefchichtsfechreiber
gefallen. Sft с8 nicht ihr philofophifder Geift, der uns zu den-
fender Betradtung anvegt, fo ift e8 aflemal ber Poet in ihnen, der
ung faft und 3ur Begeifterung mitfortreifit.

Uber gewshnlich Hat die Poefie mehr Freundfchafteneiqung zur
Gefchichte, alS umgefehrt diefe gu jener. „ЗН Рав Ию? 
pileqen wir gu fragen, wenn uns an der Mtittheiling bes Boeten
Hiefer oder jener intereffante Zug, diejes oder jenes charafteriftifde
Motiv als befonders poetif lebhaft bevithrt hat, und wir freuen
uns, wenn ev und beftitigt, зав die Gefdhichte fo poetifch gewefen
ift, fo wie e8 ihn freut, wenn er das anfgehinfte Material in der
Riiftfammer der Gefdhichte dDurchfucht, und recht Bieles findet, das
ex nur anjguhauchen braucht, um e& gu felbftindigem Ddichtevifden
Reben yu eviwecten, und als folches foribeftehn gu laffen.

So ift e8 dem Dichter рев Небо ergangen. Er hat viel
in alten Gefdichten und teberlicferungen gelefer, 08 find ihm Gee
	ftaltert au}gettanden, ex ift ihne bis in thy Herz gegangen, und bal Homogenitét in wm mit per Beit, die er fo treffend gefchifpert hat.

Witeratiurs Blatt.