fondern auch bejonders jene fetnen Pathe gu verbergen, wo ме
Erfinding des Dichters fich den gegebuen realen BVerhiltniffen an-
Обе. Sn dem Valle zum Geifpiel, wo ein Зеро, das in
der Wirklichfeit zu profaifchem Unghie ansfdlagen wiirde und
miipte, poctifey zur gllidlichen Vifung fommen foll; fet e8, dag ein
voreiliges Rloftergeliibde wieder anfgelift, oder da cine обе Vere
wanbtfchaft mit einer ungletchen Verbindung wieder ausgefdhut
werde, Die grifter Meifter pes Genre find hierin nicht immer
glictlich gemefen.

Gine andre Klippe der Dorfgcfchichte ift bei der Cinfachheit und
gemeinfamen Webnlichteit ver Verhaltniffe vie Cinfirmigtett, die
fich leicht nicht blof in der Begebenheit, fondern auch in рег Зе
nung der Perfonen einjtellt. Nicht als ware fic) in der That
Bauer und Bauer gleich, oder auch nur ahnlicher, als ein Studter
Dem andern; aber e8 fieht in Der Ferne leicht fo aus Go mug
man —- wenn bad grobflingende Gleichuig erlaubt iff — um die
einzelnen BHhyfioquomien in einer Heevde gu unterjcheiden, enttebder
ber Sehiifer oder cin — Verboedhoven fetn.

So war uns denn auch beim erften Lefen ber vorliegenden
Erzihlingen, al8 fimen wir in gar befanute liebe Gefellfdjaft.
Wir glaubten hen ehrfamen Sdhultheif von dev ,, Bebfreude  erft
mit feinent Gone fdmollen, dann die unchenbitrtige Schwieger-
tocjter witerlich liebreid) aufuehmen зи fehen. Зее Wuerbach’s
Lanterbacher ging an uns vorbei, und fchien — bas Lorle am Brn
su haber. Unb gulegt evhob fic) leibhaftig die michtige Geftalt des
quien Burden, den feine Pflegemutter (in einer Heinern Gotthelf -
бен Grzahlung) mit Lauter „У“ (аби) sunt Riefen ge-
fitttert at.

Bei noherer Befanntfdhaft verlor fic) indefR viel von diefem
Gindrud. Wir nahmen dafiiy tberall das feineswegs vergeblice
BVeftreben ded Verfaffers wahr, durch pfychologifde Firbung die
allerdings etwas thpifehen Viguren gu individualifiver. Und zulegt
muften wir mit Vergniigen faft dDurdweg zugeftehen, da die vielleicht
abgehenbde Neuheit hichft anerfennenswerth durd) Konfequenz dev
Eniwidlung und inure Wahrheit erfest wird.

Die erfte und Низ der oret Erzthlungen: ,Luowig und
Эбле” hat uns am Beften gefallen. ЗА fer anmuthige
Weife fceint uns hier jene eben ermihnte jdwierige Verfdmelzung
der Poefie und Wirklichfeit Hergefiellty und die gllidlide Ldfung
erf&eint dburchaus naturgemif. Die gweite Gedichte: ,, die Lehrers-
brant, zeichnet fic) bei etwas fomplizirteren Verhaltniffen purd)
einen grofen Reichthum pfychologifder Entwidling aus, die Lofung
aber erfceint uns weniger gelingen, als bet der Grften. 681
am Ende ziemlich natiirlich, bah die ehemalige Lehrersbraut jdjliep-
lih ihren alten Berehrer, den Better Hans heivathet, und nebesbet
pielleicht poctifd) nothwendig, — aber das pliglice Uuflodern einer
bis dahin ungefannten Neigung fiir ihn in Shriftinens Herzen, will
uns nicht einleudten, und fteht jedenfalls wenigftens nicht an der
rechten Stelle. Better Hans ijt eine fehr madre und lebensfihige
Sigur, vielleicht nebft Chriftinens Neuter die originellfte des Buchs.
Shr zu Leb michten wir jedod) die Strafenbegeguung mit dem un-
getvenen Sehulmeifter vermieden fehen, die vielleidht der Derbheit
mancher оне ен Figur vergiehen twiirde, an dem rubigen vev-
fiindigen , Hans  aber hichft unangenehm tibervafeht.

mn wenighten Hat uns  die legte Ergahlung: ,,Ende gut, Wes
gut  zugefagt, wortn die fomifce Saite angefdblagen wird. Der
Perfaffer diinft uns hier, fowohl in der Unbeholfenheit des Bur-
ем, 08 in ben Zuvorfommenheiten der Dorffdhinen, vie oben-
ein bet aller maffiver Rofetterie andanernd als ein Gpiegel bon
tugendfaften und liebenswerthen Madden hingeftellt wird — des
Guten yu Biel gethan gu haben. Wie fie von ihm gehafdt fein
will, fic) da8 Halstud von thm orvdnen 8 — beilaufig Wlles.
	bie Bauern mupter namentlic) den Unterjchted gwifden ihrem jebt-
gen Herrn Wolinsty und allen andern allmalig erfennen, und an dem
gegebenen Beifpiel einen erwachenden Ginn fiir Freiheit zeigen. — Die-
fes Stick ift in Brofa verfaft; die Sprache ift eben fo ebel als
friftig, aber weder vou Lofaler oder nationeller Firbung — bis auf
pie mit frangd{ifden Phrajen durchfiodtene Meden der Salonfahigen
— nod aud ift fie [iy die eingelnen Berfonen chavatteriftifd) indi-
pidualifirt, Ueberhaupt ijt die Charatteriftif und plaftifche Heraus-
Брина dev handelnden Berfonen nicht bags, wodurd) der Dichter
	unjere dfthetifche “Sbeilnabine befonders an feflelir geftrebt oder вехи
	modt bat. ЭМейиебг по т реш ее Gtiide die Perfonen Тай
affe, aufer сем Зет УЕ, mehr purch ihre Seen und Be-
fivebungen, af8 durch die Weife ihres Seins und Benehmens indi-
pidualifixt. — Das am metften Crgreifende und eigentlid) Bedeu-
tende берег ОН фе liegt in ber fittlichen Wirking und in dem veinen
ethifcen Bathos fily dchte Humanitat, woraus fie Hervorgegangen
fein miijfen. Die allgemeine Theiluahme ves Publifums fann ins
ein wobhlthuendes BeugnifR fiir daffelbe und den dramatifden Dich-
tern die Gewifheit geben, daf, mas aus der immerften Quelle der
Sittlicfeit ftammt und an diefelbe appellirt, immer nod) cinen
Widerhall findct, und dak die Konjeffionen an den Gefchmad des
Publifums fo grof nidjt gu fein brauchen, al8 man oft меш, €8
fehlt fogar diefen Stitden das, was man ben poetifchen Hauch und
ЗЕ nennen foun. Michi als ob eB rvealijtifde Mtalereten, oder
ideale Cendengrechenexempel waren, aber fie haben und bieten dod)
ein voriviegendes Sutereffe fir das geiftige und fittliche Mefultat des
dargeftellten Lebens. €8 herrfat in dev Darftellung von Perfonen
und Gedanfen und Thaten eine innige Warme ves Gefiihle, aber
nicht fo flix die nattirlichen Triebe und Bitge, wie Liebe, Haf 2c.,
foudern fir flitliche Strebungen und Sdeen, wie Recht, бе, Зи:
manitit x. G8 Leudbtet davin ein fares, Helles Licht, aber nicht
das verfldrende Licht der Schinheit, foudern das arifflarende der
Vernunft, des rein innerlich Sdhinen. Wolffohn evinmert in diefer
BHeziehung offenbar ftark an effing, aber er ift ein Singer deffelben
aus freifchaffender Rraft, nicht aus Nachabmeret, wie fchon die
eigenthiimlicbe Erfaffung des fulturbiftorvifden Stoffed fiir [еше
Cramen beweift. Mit vefto gréperem Snterelfe erwarten wir fol:
gende UWrbeiter bes Dichters, mige feine hohe ethifche und in-
telligente Kraft auspaucrn, und feine vein poctifde wachfen, um fitz
jene einen timmer reicheren und fcdneren Boden 3 gewinnen.
	Crahlungen aus dem Ries.
Bon Melehior Meyr. Berlin, Sulius Springer.
	Der Verfajfer diejer HOorfgelchichten (Henn das find fie) hat
uns in der Borrede feine Unfichien tiber bas Wefen derartiger Pro-
puftionen flar und umfaffend genug Dargelegt; ein Verfahren, das
die Kritif nicht anders als dantbar anerfennen foun. Nicht allein,
bok wir baburc) unmittelbar den eignen Mtafjtab des Berfaffers in
die Hand befommen, fondern wir finden aud) in diefem Salle, bet
Vergleidung effen, was an einer andern Stelle diefes Blattes
(Sahrgang 1854, Nr. 21 des Literaturblatts) ber Dorfge[dicdien
aufgeftellt worden, ung gu unfrer Greude mit dem Grgihler aus
bem Ries faft ginglich einverftanden, wenigitens was die Vheorie
betvifft. Dod fei uns, ehe wir gur Praxis tibergehen, med) eine
und die andre DBemerfung vergdnut,

Bei dem derben Realismus, den bie Dorfgefchichte wiht allein
vertragt, foudern heifcht, ift e8 in diefer Didjtart ohne Srweifel
fcwerer, alé in jeder anbern, nicht bloB das ineale Element, bas
wir fiir jedes Runftwerk fordern, iberhaupt an- und eingufiigen,