Wir miijfen vavauf vergichten, den Inhalt diefer Ergahlung mibju- theifen. Gie will eine Banerngefdichte fein; dagu aber fehlt ihr alle Wahrheit in der Beichnung und alle Wahrfceinlichfett in der Compofition. Die Bauern reden nie wie Bauern und die Wuer- бабе Dorfgefcdhichten find fpurlos an dem Verfaffer vovitber- gegangen. Da8 Ende ver Ergihlung ift folgendes: das bife Pringip geht unter, der boshafte Gerichtediener fommt ins Gefangnif, ein Herr von Griinau heirathet die Tochter des Sehulgen und es ftellt fich fchlielich етом, Фо die WMagd deffelben ein abdliges Fraulein, und gwar die Sehwefter des genannten Herrn iff. Dies Fraulein pon Griman heirathet der Sohn des Sehuljen. Go triumphirt das gute Pringip. Die turje Biogtaphie ,, Ludwig Tied“ yon Литой Яр verweift uns auf ein griferes Werk veffelben Berfafjers: ,, Ludwig Tick, Erinnerungen aus dem Leben ves Dichters, nach deffen miind- fichen und febrifttichen Mittheilungen. Leipzig, Brodhans 1855, 2 Boe. Wenn vie vorlieqende Biographie al eine Gumme des bezeichneten griferen Werkes zu betrachten iff, fo wilnfdten wir um fo mehr, daf dem Hauptmoment in Tiedk’s dichterifdher Perfonlidy- Feit, der Romantif, etwas mehr Raum geginnt worden ware. Mit per Llofen Wnfiihrung der Gegenfake des Snnerlichen, des Gebheim- nifvollen und anbdererfeits bes Unverhiillten, Berftandesmapigen ift ди diefem Ort von der Sache gu wenig gegeben. Cin Iachweis der Berechtigung beider Gegenfike, wie ev einem parteilofen Spiteren zufteht, und ein tieferes Cingehen auf bas Wejen derfelben hitte der Mittelpuntt diefer biographifchen und literarifchen Weittheitungen bil- pen miiffen. Diefelben werden indef auch, wie fie vorliegen, den Freunden des Dichters und denen der Literaturgefdidhte tiberhaupt wiflfommmen fein. 6. VW Michelet’s Abhandlung, , die Tragddien des So- phofles in ihrem Verhiltniffe зи einander und gu denen ber an- Deven griechifchen Dramatifer gehirt gu der gervingen Deinderzabl der Beitrige zum ,,Lefegarten”, die auf einem, im Berhattnif gu ihrem Stoff fehe befchrintten Raum ihre UAufgabe vollftindig Durd- filbren. Wir finden hier anf zehn Octavblittern eine Entwidlung ‘per Theorie nach Ariftoteles im WAllgemeinen, fodann eine Begiehung per Steflung ded Wefchylos, bes Euripides und pes Sophofles gu diefer Theorie, und endlich das Verhaltnif der fieben vorhandenen Tragddien des Sophofles gu verfelben, mit allgemeiner Inhaltsan- gabe. Diefen Unterfuchngen gufolge bilden WAefdhylos und Cuvipides zwei Gztreme, in fo fern dev erftere die vollftandige Whhingigheit per imenfeblichen Rraft vom unabinderlicen Gcidjal, an weldyem fie willenfos jerfejellt, reprafentirt, Guvipides aber dem оф, pen Gsttern -felbft und ihren Ото durch fein aufflivendes Philofophiren alle Glaubwiirdigfeit nimmt, ja, fie oft mit Spott bedect und Wiles vom Willen und der Willklihy der Sudividuen abhangen АВ. Bet Sophokles nun- werden alle Rrafte in ein riche tiges Berhiltnif gu ecinander geftellt, die Gewalt bes Schidjals tritt suri, aber die Sreihett des Helden fteht unter dem Ginflug dev fittliden Miicjte, SGophokles reprifertirt das Обе Sleihgewidt zwifden diefen und jencr dreiheit, поте in feinen Tragidien Язи Общ, Cleftra und Antigone. Die Durdhfithrung diefer Bee irachtungen ift wohl geeignet, das dvamaturgifde Sntereffe bes Lez _ fers anguregen und gu befriedigen. Die ,, Reife-Grinnerung” von Titus Ullrid, ,, Verona und Shatefpeare, Hefchretbt das, was ciit flitchtig Meifender in Berona yon Romeo s und Sulia’s Spur findet. Dies ift freilieh nicht wiel, aber wer hirte nicht gern, was died Wenige iff, Bon Romeo ber, ridhtet un8 ver Verfaffer gar nichts; an Ginlietta erinnert uns per Palaft Capelletti, wiewohl ex hente cine gemeine Fuhrmanngineipe ift und die Snfeprift ,, Trattoria Cocanda e Stalfo fithrt, unter deren Tafel wir ein Biindel Heu ols fubrminnifdes Symbol erblicen. Smt Hof trttt uns wher einem Thor pas Wappen der Familie, ein Hut (il capello) als eingige Reliquie der Capulets entgegen. Auf pen ehemaligen Rirdhof der Frangisfaner, jewt ein Gemiifegarten, foll e8 unjerer Wehuruth vergénnt fein, wor dem fteinernen Sarge gu ftehn, der einft die fcpinen Glieder Giuliette’s in fic) trug. Unfere Blufion ift indeh bald gerrvonnen, wenn ver Verfaffer fid feloft gu den Sfeptifern fdlagt, die diefen vermeintlichen Garg, wenn nicht fiir einen Trog zum Trinfen der Schaafe und Schweine, fo doch fiir eine alte Badewanne erflaven, wie man deren haufig in Stalien fieht. Nad ver an fich febr anmuthigen Cinleitung, die tiber Baolo Beronefe und feinen, wie der Berfaffer meint, den Wogen der Sif) entlehuten blauen Farbenton fpricht, fid) aud) ver Himmelfahrt Marti in der Rathedvale quiwendet, unter pen Wntiqui- titen die Runde madt und uns ither die Wnkiindigung ber Maria Stuarda, sublime tragedia di F. Schiller, aufgefiifrt im Zeatro Palle, ein Lacheln abgewinnt, — nach diefer Ginleitung Hatten wir pon ulia’s Meliquien fretlic) etwas mehr erwartet, als die Bade- wonne. Der Berfatfer nennt fich felbft einen flitchtig Retfendert, vielleicht Бане ein Lingerer Wufenthalt ihm mehr Anusbente gugefithert. Die geographifden Sizzen von Dr. KR. FoR, ,,aus dev Lief- ‘Ghene Nord- Europa’s , nehimen unfer vollfies Suterejfe in Anfpruch; pie Naturwiffenfchaften haben verimbge der Realitit ihrer Objette eine befondeve Kraft der Angiehung. Wich diefem Berfaffer hatter wir germ mehr Raum gegéunt, al neun Blattchen thm darbicten. Wir hedauern den geringen Umfang feiner Mittheilungen um jo mehr, als er uns auf den erften Seiten auf die Widerlegung dev befannten WAnnahme, dak die Chene Nord-Dentfchlands yor Beiter Meereshoden gewefen fei, begieviq macht. Gr filhrt die Wrgumente, vie man fiir diefe Annahme aufzuftelfen pflegt, an und verfiindet, pag fie bet niberer Betrachtung in’S Michts juviidfinfen werden. Der Verlauf feiner Darftellungen fiihrt ihn indef nivgend wieder auf diefen Punt guriid, deffen Crledigung anfinglic) Bweed Ded. ganze Auffazes gu fein feheint. Wud) tritt uns ftatt deffer fpater nicht etiva ein andeves Biel entgegen; vielmehr fcblieBt der Verfaffer mit einent Borbehalt weiterer Mtittheilungen. — ©. Fidicin’s , Berlin im Bahr 1435; ein Beitrag zur Ge- fhichte der Mtarf Brandenburg “, ift ein Bortvag, ver am 5. Ba- nuar 5. S. im wiffen{dhaftlicen Verein in Berlin gehalten wurre. Gs fonnte nidt fehlen, dah ein Hiftovifcher Beitrag von diefen Berfaffer, der fid) neben Mlbden die anerfannteften Verdienfte unt die mirfifhe Gefchichte erworben, unferm Sntereffe fitr die preugifde Hauptftadt in mannigfaher Weife geniigen wiirde: wir erhalten ein anfchaulides Bild von dev Cutftehung ber beiden Stadte Berlin пир би, deren erftere Die Legtere in fic) aufgenommen und ihr faum an einigen Stellen die Crinnerung an ihren Namen und thre frithere Selbfiftandigfeit gelaffen hat; wir fehn die alten Stragen und Rirchen vor uns, werfen einen Blic in bas Leben dev dama- ligen Bewohner der Stadt, begleiten gelegentlich einen Hochgeitazug, pie Wtufifanten an der Spike, nach bem Mathsboden, wo e§ an Pier fiir die Tanger und an Badwerk und Meth fiir vie Frauen und Sungfrauen nicht feblte, genug, wir erfreuen uns iipihliger Details, — aber wir verimiffen einen Neittelpuntt, Wir vermiffen ihn um fo mehr, als die Uecberfdhrift: ,, Berlin im Забх 1485“ uné einen foldhen ervwarten lief. Die Thatfachen, die am Ende per Darftellung allerdings ans ет abr vorgefithrt werden, naimlich ein Conflict gwifcen der Stadt und pew SOrbensritiern, er fceinen durchaus nicht im Sufammenhang iit ber erwalhnten, vore angegangenct Fille von Detwils. Lektere felbft обв Зе des Ganjzen angufehr, wiirde wiederum wicht mit dex Ginleitung iiberein- ftimmen; auch find dicfelben vom Berfaffer fetbft und von anderen Bearbeitern der marfifehen Gefchidhte bereits hiufig mitgetheilt. Das Nahr 1435 fpielt purdaus nicht eine hervortretende Rolle in der