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paber jene fireuger als dtejes geldont wird, drudt in pemfelben Werk Calberons
Reonore bentitth aus, indem fie pi Don Arvias, da ev Meiene mat, die Ehre
без Feindes ungeredht angugreifen, verweifend jagt:

Lief getvintt hat ex mich gwar,

So 508 ich ben Tob ihm ginnte,

Shu ihm бабе, went ich fonnte;

Dennod fprid ich ute fiirwahy,

Nie von feiner Chre jejlecht.

Dies weik der Ouellant und fiihlt fi fret von dem Vortourf des Movalifter

und erbaben iber deffen Unfhammyg, dev nicht mit Don Arrias hat
— gebirt,
Bie auf hohem Reduerfiuble,
Su bev Shre ernfier Sdule,
Sinnvoll ihn ein Werb belehrt.

Bei diefer Anjdhanung ift oie Gefinnung des Duellanten und dex Stun dev
Ansforderung alfo offenbar nidht fowohl Race, als Mecht gu gewiunen, weldjes
man auf einem anbdern Wege — etwa vem gevidiliden — theils wegen der
fompromittivenden Oeffentlichteit nidit gu fudhen geneigt ift, thetls nad) den gee
fegliden Beftimmungen nicht gu fiber Вой. Unter Recht hat man ndmlic
nicht fowohl die обе Veftrafung bes Chrverlegenden зи verfeher (dies ware
Rache), fonder eben aud) die redtlide Ent[dheidung, dak iene Beleidigung
unwabr, ungeredt rc., da die Chre bes Beleidigten ourd) des Richter’ Sprud}
wieber hergeftellt wiirbde.

Der fpanifdhe Dichter MaGt jeinen Rinig, als den Hddhften Midter und
Redhtsvertreter, felbft behaupien, dak ev nicht im Stanbe fet, ourd feinen Sprud
ben Ehrenfiveit gu fojliditen, die verleste Ehre durch femen Spend wieder бег»
guftellen, indemt ex ihm die hodbedentfamen Worte im ben Mtund legt: „3%
bin mit der Seelen Rinig.” — Bei uns aber behauptet bie Suftiz allerdings
dieje Macht gu befiger, und befiraft neshalh hen Duellanten weqen Selbftredht.

-  Dies aber erlennen eben die Duellanten nidt an. Diele Verfdhiedenheit des

Chren- Redhishewufifeins fiir ben Staat und fir die genannten drei Stinde
(Gtubentenfdaft — Offigterftand — Abel) ift um fo grifer und natitrlider,
al jener fein Gefegw fitr alle Diixger gleidh und nad gemeinfamen Grundfigen
giebt, bie Ehrenf[sasurg fitr diefe aber aus den oben angefithrten Gritnden
faltifd) eine anbeve iff, alg bei anbdern Gtinbden. Wie aber hofft der Gerausfor-
bernbde durd) das Duell Rest, i dem obigen Sinn gu finden? in wie fern foll
biejes eine rechtlicje Entfdheidung enthalten oder verireten?

Am veutlichften fehen wir dies, wenn her Herausforbernde nicht file fig
felbft, fonbern filr einen Undern, feine Dame, feinen Stand 2c. in die Sdiranten
tritt, unt eine Beleidiqung, befonders eine Gerldumbung, zuriiczumeifen. Es
fiegt babet bas ritterliche Stveben gu Grund, Риз feinen Kampf yu beweifer,
dag jene Verlinmbung eine Uige fei, ourd) den eigenen Kampf (und Tod) die
Ehre реЙет, р dew man fdmpft, gu begeugen. Hier ift ber Sufamimenhang
mit ber altgerntanifhen Sitte bes Bweifampft am deutlidften. Diefer galt in
alten Zeiten befanntlich al8 ein geletglices, Sffentlid) gu Redjt beftehendes Be -
wetSmittels aber wobh{gemerit! nur dafilr, рав ber Sieger im Же Тор, её
mochte fic) diefes anf Ehre oder Bef oder ivgend etwas begicher, woriltber ge-
fivitten wird. Seber Streit wird burd) be Rantpf entfehieden; auf weffer
Seite der Sieg, anf deffen Seite ift aud) nicht blos Gewinn und Mad, fondern
Recht und Wahrheit. Diefe Anerfennung bes Sieges al8 Beweismittel rubte
auf dent religibfen Glauben, dah die Gottheit dem Mechte im Kampf immer dex
Gieg verleibe; daher ,fiix Greife, Gebreclihe, Rampfunmildige und Frauen der
nadfie Agnat als Vormund bie Plight bes Kampfes itbernimmt.” tnd ein
Beweis, haf died nicht eine perfEnliGe Berivetung ift, wie fie heute vorfommet,
nidt cin Kampf, den ich fiir ben Wnbdern, weil id feine Gejinuung theile und
jhitgen will, gu meinem ciguen mnde, fondern eine blofe Madt- und RKraftver-
tretung, fiegt болям, da} man im Mothfall aud) einen gemietheten Fedhter” zum
Rampfer nimnit.

Sm neneren Ouell fehlt hefauntermafen dieler Glaube als Grund дату,
und baker aud) bie Folge: nidt ber Sieg, fonbern ber Kampf iff ba’ Зе
weisinitiel, deni die Ehre ift gevettet, aud deffen, der fallt. Dian foun deshalh
mit Gneift*) fagen, 528 „оа8 neuere Duell mur ein Nothredt jet, getragen
bon alter Gitte, bod) mit dem Bewuftfein, dah hier uidt wirklidhes Rect ge-
women, fondern nur eme Demonftration gemacht wird, der Welt gu zeigen, daf
wir das Bedlirinif flifler, unfer Redjt geltend gu maden.” Etwas mehr als
viele bloke ,Demonftration der Iechtsforderung,” welde pad Leste Ergebutp dev
hiftorifdhen und jurifti{den Betradtung ift, zetgt allerdings bie р Гу фото
gifde im Duell, nimiid) cin wirklides Geweismittel file bie Chee, befonders.
defer, bev file fic felbft Eimpft, einen Beweis pes Medts, went anc) feinen
рун; au dicien vergichtet der Ehrenfefte, wer ex nur iene де, 38
	Зои ‘хо. Dr. Mudolph
	*) Dev Sywerkampf und die germanifde Cre.
	Gneift, Berlin 1848.
	die Schwierighit der in Rede geftellten Probleme uns vergeljer
Lage, fiihrt ev uns von Gedanfen gu Gedanfen fort und mat uns
mit den Ergebniffen feiner Forfchungen in einer Weife befannt, dap
wir, wenn wir bei ihnen angelangt find, fie wie ein Uingit gelieb-
tes, nun enthiifftes Gebeimnif begritfen. Yur demjenigen, bev in
Ghulichen Wrbeiten fic) verfucht Hat, ijt evfdjloffen, wie viel Geiftes-
arbeit erforderlich war, unt Ddiefen Darftellungen jene Cigenfchaften
gu verleifen, die wir ihnen nachrithmien, und ingbefondere, wie
piel Gefchiee dagu gehirt, um dem Lefer vie Schwierigheiten ber
anguftellenden Unterfuchungen nicht fowohl gu verbergen, al8 ihn
itber diefelben mit leichter und ficherer Hand hinweggutragen. Wher
yoo einmal, wie bier, dicfes Gefdhid in Hohem Mtanke vorhanden
ift, ba bermigen wir die Befriedigung gu begreifen, mit welder der,
Рег e8 fic) ervungen fat, davon Gebrauc madt, und melden Ge-
nn e8 ihm gewahrt, mit den fonft fo fdwer gu bewaltigenden
Meaffer wie mit leichten Billen gu ее.

&s fann uns nicht befrembden, wenn nach dem, was wir bis
hierher iiber das vorliegende Werk gefagt haben, in unferen efern
ber Зин rege wird, миф Vorfiihrung eines Bruchids aus
pemfelben unfere Wusfagen veranfdaulidht und unfere Behauptungen
evbirtet gu fehen. Wher nicht nur der grofe Reichthum des Angie
henbden, das uns tiberall entgegentritt, erfdwert die Auswahl, fonder
auch der ftrenge Bufammenhang ben Ausug. Die eingige Stelle
vielleicht, welche durd) ein Herausnehinen aus dem Zufammenhange
etwas minder, alg jebe antere, gefahrdet werden michte, ift die ein-
geflochtene Crivterung ither die ftets fiir fchwievig gehaltene Frage
von der Statthaftigheit ves. Ouells. Wir entnehmen die betreffende

Stelle dev gweiten WAbhandlung, welche die Ucherfcbrift fiihrt: Chre  

und Ruhm. Sie lautet  , 132 ff.)

Der Hddhfte tragifche Erfolg des буден geigt fich bet dev Beriesung —

peffelber durd einen Unbern im Chrenfompf anf Tod und Leben. Dieler fann
wilder ganjen Bilfern, Staaten und Gefellihaften, fowie unter eimgeluen Iu-
dividuen flattfinden; wir redex bisher immer nur von ber Ehre des Bndivi-
buums, alfo auch hier vont Duell.

Biel ift Her und gegen diefe leider immer nog nicht bloR hiftorijd) in-
tereffanie Erideinung, welde allen WAnfpritden der Meligion und der Sittlihkeit
Hohn gu bteten fdeint, geiprodjen worden; dew plydologijden Grund, die innerfte
Vrfadhe derjelben hat man noch nivgends entwidelt, Enum irgend berilfrt, wie
goblreid) auc) die Were und Werkchen, die dariiber handelu. Die meiften Geg-
mer bes Duels ridten ihre Widherlegung gegen das gu ftarke, unfittlide Iadhe-
gefihi, im welchem fie die Urfade de8 Duells finden. Bhre Reden find defto
fruchtlojer, je offenbarer e8 И Рав fie ben wahren Grund nidt treffen, je veut-
Liher in den meifien Duellanten das Bewnftfein ift, dai fle von jeden Wachee
geift fern find, je ftdrfer ber Glaube, daft fie nicht aus irgend weldiem indivi-
ducllen Trieb, fondern aus fittlicher Mothwendighctt kimpfen. Wie flimmie auch
ein Dloes Machegeliifte gu ber eigenen Gefdhrdung und vollends yu бер Вий
gen Exfahrung, bak die Ducllanten fid} nidt blos freundlid umarmen, fonder

oft wabre Freunde werden ober bleiben, wenn fle, durch Gunft des Bufalls une B

befdadbdigt, ihren Mtuth gegenfeitig bewiefen haben?

Wohl in den feltenften Fallen faun bas Duell als ein Erfolg bes Rae-
burfies angefehen werden, ans dtejem allein witvde eher moc} dev Mendelmord
folgen. Wuch bet diefem aber aniifje wir uns fragen: wie fommt ein verniinf-
tiger und halbwegs fittlicher Menfeh dazu, widht blos in der exften Gike der
Retoenfdaft, fondern bet — ust nicht gu fagen rubiger Befinnung, fo pod —
faltem Blute, dte Verlegung der Chre mit dem Leber gu ftvafen? Wir find an
bie Thatjace, fdeint es, То дебри, dak wir nad) dem Grunbde yu fragem ganj
ergeffen; denn follte e8 nidt mehr Staunen nod als jelbft Unwillen erregen,
dai ber Cinjelne eine Beleidigung, die der Stant und das Bffentlide edt
bielleidht mit vierwidjentlider Haft belegen, mit dent Tobe beftrafer gu diixfen,
fa gu milffer imeint?  Freilicy Calberons Don Gutierre, der feine Gemahlin
wegen Untrene ermorben aft, antiwortet ung:

Dak meiner Chre ЗО genannt ih werde,

 

Bede ich meine Sdhande mir mit Erde.
	Aber worn, fragen wir jelbjt hier, findet ein verniinftiges Wefen das dedht,
weil ber Glang der Chre getritht iff, das Lit des Lebens зи verldfden? —
DaR eB nicht eine blofe Ungeredhtigteit bes hillifden Mtachegerftes ijt, fondern
aud im umgefebrten Fall bie хе hem Leber gleich und felbft Hiher gefdarst,