fondern ba er nui alles Gegebene in velliger Gebundenheit gu ev: qreifén, e8 tt ftarven Feffel gu erhalten, gefinnt ifts in feinem Gee fidhts- und Gefinnungstreife zeigt fic) die Sdee nidt in ber Schipfung individuctler Begeifterung, fondern nur in dev abftvacten alfgemeinen Wirkfamfeit der Bnftitution. Heine anf der entgengefesten Seite an jenent PBunkte angelangt, wo da$ Sudividuum nicht mehr Вов pie allgemeine Sdee in fid) aufnimmt, auch nicht mehr fie fir fich auf eine etgenthitmliche und fubjeftive Weife geftaltet, fondern wo bas Indiviouum fic) avon abloft, den Kampf радедеи beginnt, an dem emig feften elfen dev, gwar in Gntwiclelung begriffenen, aber doch iiber fubjective Willfiiy und Berfplitterung erhabenen, Bbdee zer- бе. Calderon hat die PBhilofophie zu Salamanca дем recht fleifig ftudivt, aber er hat dort wohl wenig mehr gelernt, al8 die fcholaftifhe Dialeftif, wovon viele feiner Dialoge, gum воен феи Schaden, fehr deutliche Spuren tragen, und am wenigften befist ev irgend etwas bon dem, was wir eine philofophifc&he Weltanfidht nennen; Heine hat ficerlich febr wenig Philofophie ftudirt, aber entfdieden ift er von dem allgemeinen Geijte der geitigen Weltan- fchauung gang und tief ergriffen; an die Grengen einer bad abfolute Wiffen anfprechenden Philofophie getvieben, gehsrt er mit gu den abfoluten Rritifern, wihrend Calderon ein abfofuter Oogmatifer ift. Nihern wir uns von hier ans endlich wieder der poetijdert Natur und Ridtung beider, fo erfcheinen fie gleich fehr als Roman- tifer, aber mit demjenigqen Unterfehiere per Romantif, welder in der Cntwidelung derfelben bet unferen Vertretern gu Aufang diefes Sahrhunderts herdorgetreten. Das Wefen der Momantif follte gue nichft im der freien Rraft des Gefiihls beftehen, twelches fich itber alles Gewshnliche und Gegebene anf perfiuliche, inbdividuelle, fub- jective Weife erhebt und 8 poetifcy бери; dann aber, als fic auf diefem Зее рег Wufbaw eines poctifden Lebens von Gebalt und Geftalt trog alles Gudens und Ringens nicht finden (деи wollte, meinte man fich Darauf zu befinnen, daf c8 ja eigentlich fer- tig und vellendet objectiy vorlage, im den Anftitutionen und Gefin- nungent bes Mtittelaltcrs. Calderon entfpricht diefer wetter Mich- tung natitrlich, und wurde bier auch al8 Heres gepriefen; Heine aber verivitt noch {pat in glinzender Weife jene blithende мар ре, naturvolle fubjective Momantif. Beibe nun gleichen fich dart, daB fie fic) timmer auf dem Hichften Gipfel ber Boefie befinden, Бай Пе als wahrhafte und gumal romantifche Dichter alle Brofa des Lchens weit hinter fich уитйф faffen; aber bei Calderon tritt nur gu oft an die Stelle des freien poetifden Gedantens das Dogma, bei Heine an bie Stelle der peetijcen Phantafie ber Wik. Die Gleichheit pes poetifchen Genies beider aber zeigt fich worgliglid) in bem, wo- purdy fie allezeit auch bet ihren fdbarfften Geguern Huh geniefer werden, in Der Formyewalt; eine folche Beherrfdung oer Sprache, eine folche Runft und Madht und Uebung, das Tieffte und Feinfte, was bie Sprache augudtiicen vermag, ourdy Пе м паи феи Tdnen wiederzugeben, ift in beiden Nationen wenigen wie diefon eigen, Unmittelbar an diefe Gleidhheit des poetifden Genius Не fic) aber auch wieder die Berfchiedenheit; bie Rede Galoerons iff bet aller Gchsnheit) und Erhabenheit, bei aller fiipen Baubern dod) — falt; gurveilen heh und leer, e8 feblt der warme Pulsfchlag be indivivuellen Lebens; von Heine Lounte man viclleicht geradesi bas Gegentheil fagen; indeffen wird auch er ofter unfer Oery mit magifden Feffeln umftricfen, al8 e8 einfad) evwirmen und erfrewer, Beide ftveifen in ihrem Styl oft au vas Orientalifche, Haber anh fider von dorther Cinflug erfahren; aber Galderow hat nuv den Pomp, Heine die Gluth ves Oricnts geerbt. Calreron braudt nie ein Bild, bas uidht im hidhften Mafe fejdu und vein ift, aber fel ten oder пе Ш das Bild mehr als ein poetifder Sdmud, nie nacht e& uns dent Gegenftand, den e6 abbildet, Marer und faRlier, oder gicbt e8 ihm eigenthitmlide Geftalt,; Heine braucht jedes Bild, Folge deffen vow der Kirche und бет @бище fehr’ bebentende Все ben, fo daB er nicht blos, wie bisher fon, forglos, foudetw тебе Lid) und iippig eben fonnte. G8 mocjte aud) um das einundfunf- gigfte Sahr feines Gebens fein, als H. fied) darnieder Lag, nur ioc per Schatten feines fritheren Dafeins; auch er hat fich jest ,,reli- gidfen Sdeen gugewendet,” aber wie er dte Decke feines Auges mit Wbfidht Heben mute, um des Gonnenlichtes fich gu erfreuen, fo hat aud wohl das Licht der Religion nur gefuchte und fpirlide Strah- len de8 Troftes in fein Herz gegoffen. Wber fein fhapferifcher Geift erhiclt fich ИФ bis in die lebten Stunden. Wud) C. blieb regen Geiftes und hat noch Gin Sahr vor feinem Lebensende eines fetner fchinften Stiice gefdrieben; aber ex ift in Behagen 80 Sahre alt geworben. Wenn wir nun beidbe Dichter in ihrem Verhaltnig зи ihrem Nationalgeift betrachten, fo werden wir gwar von Heine nicht fo wie vont Calderon fagen finnen, dab er ein vollftandiges Whbild, ja gewifferntafen ein poetifch geftaltetes Urbild feiner Mationalitat fet; Denn jener ift viel gu fehr eine durd) vie mannichfachften Ginfliffe per Beit, durch felbftwillige Strebungen und Richtungen des Geiftes gebildete, eigene Sudividualitat, unt das Wllgemeine fdjlechthin repra- fentiren zu fonnen; aber wenn wir jugleid) den Gegenfag der beiden Nationalgeifter ing Auge faffen und e8 fich davumt handelt, dure) Sudividuen diefen allgemeinen Gegenfas in feiner Gchirfe zu фа ratterifiven und heraustreten gu Laffen, dann eignen fic) diefe beiben Naturen gleid) vorgiiglcd, und fie erfcheinen als die Reprafentanten tiuferfter Entfernung der fpanifden und beutfdjen Wert. Spanien iff das Land der ,, Objectivititen”; липа и jener Beit und in den Kreifen, denen das Leben und die Dichtung Cale peron’s angebirt, ИЕ Das geiftige eben felbft ber privaten und nod), piel mehr der sffentlichen Verhaltniffe fitr alle Inbdividuer eng Бег grenzt, nach affgemein giltigen Sitten und Neiguugen beftimmt, von einem unabweidliden Glanubensfyftem behervfcjt; Wes ift fteferd beftindig ; und diefer allgemeine Glaube, diefe nationalen Sitter und Gebriuche find fo fcharf ansgepragt, zum Theil fo eigenthitmlid und fpeciell chavafterijirt, Dag von etwer fernerven Sudividualifirung im Ginzelnen faum nod) Die Rede fein fan. Unigefehrt enthelrt per Inhalt ves deutfeh-nationalen Geifteslebens fowohl jener Be- fdhranttheit oder Beftimmteit, freie Indivioualitit und Subjectivitit: find bas alfgemetne Gtreben, aber auch dies ift nidjt etnmal ein’ abfolut fefter und ungetheilter Rug bed Yationalgetites, weil es) naturgemag aud) an dent Gegenftveben nad) ber Beftinmthett und pen Beharren von Wlters her und von oben herab nidt fellen fann. Wahrend nun Calderon fowohl dem Suhalte als dent Motiven und der lesten Gefinnung feines Dichtens nad) gu den objectinfter, Dichter feiner Nation und Zeit gehsrt, ift. Heine ein hervorragendes lied in der Rethe jener Mtiuner und Richtungen, welche bas aller- pings in dem gevmanifdjen Geifte beqriindete Princip der Snbdivi- pualittt itd Gubjectivitat auf die Epike getrieben, und in aller Sphiren des ethifeher und geiftigen Rebens nad) einer abfoluten Freiheit getvachtet haben. Calderon fennt Daher nod) nichts von bent freien Walter ded individucllen Geiftes, ihn bewegen feine Veen, die ingend vem Gingelleben des Weenjdjen еийенией; сх Lebt ganz in ben Snftitutionen, in den allgemetnen Arieber fetes Dolkes: ex ift villig, af8 Menfc) wie als Dichter, geiftig wie мое cin Dieter feines Msnigs und feiner Kirche, Wir werden dies fpiter, wo ven den Werken Galderon’S geredet werden foll, naber evir- tern und e8 wird fich zeigen, Daf nicht, wie e& innerhalb des pro- teftantifden Geiftes miglic), ja wie eS nad) dem Hidhften Principe Deffelben natiirlic) und nothwendig ift, ein religidfes Leben urd) пе Erhebung des indivtouellen Geiftes und Gemiiths зи den ob- jectiven Sdeen, nicht eine perfintic) beftimmte und durch freie That manifeftirte Thetfnahme fiir ben Staat im Sinne Calderon’s lag,