Danw gar veeten Zeit. Gegen bas Ende nimlidy errettet Hertans,  
ingwifthen al Oefonomie-Bnfpeltor -angeftellt, bet dem veringhiidten!
Yufftande ben gefangenen Ludwig durch Beriiendung einer hod
fichenden Dame. Ludwig, der ruhige und befonnene Mann, dem
ber Anfolug an den Aufftand Sache heiliger Ueberzeugung, Pflidt
fiir Baterland und Flixft: ift, findet den Lewteren in Prag und er-
fahrt aus feinem Dtunde, dak er jeden Schein ber Theiluahme an
der Erhebung feines Volfes fiir ihn meiden wolle. Das brit bem
treuen Unterthanen das Herz; ev verfallt in ein Mervenfieber und_
ftirvbt, Ueber diefen bedeutenderen Zug aus dem Gebiet wahrbaft
fin{tlerifder Behandlung wird aber rafch hinweggegangen. Hermann
verbindet fic) mit Gina.  

Wir haben damit den einfaden Roman gegeben. Man fieht,
um Hermann’s willen ift das Bud) fein Цою Фет Roman; aber
auch nicht ши Serome’s willen, um deffen Heine Brivatbeziehungen,
Riebfchaften rc. e& fich ЩИ Handelt. Der damalige luftige Caffeler
Hof mit afl feinem Sfandal wird lebendig genug gefchiltert, faft
gu [Бенуа und fo fehr mit dem Air und dem Bewuftfein einer  
chronique scandaleuse, und mit ihrer Unermiidlichfeit, eine galante
oder pifante Wffaive an Die andere зи hanger, dak die daritber ver-
geffene Herzensgefchidhte des Helden fornlid) ftdven fanu. Go jebr:
ift diefe mit ihrer Romannatur und das Uebrige mit feiner Nte-
moirennatur gweierlei. Deshalb fann man auch wohl einmal das
eine oder da8 andere Rapitel itberfcblagen. Rurz wir haben von
den Forberungen eines hiftorifhhen Romans, eines rund abgefdjloffe-
nen fitnftlerifden Werkes abgujehn und uns mit Memoivenlettiive  
gu befaffen. 218 folde haben mix des Unterhaltenden genug in
dem Bude. Hichft vortrefflid) Ш bie Schilderung der eingeluen :
Perfoulichteiten und ihrer Bethitigung, wie die Reidardts und fei-
nev Todjter Muife — ja man foun fagen, die ganze Cajfeler Ge-
фон. Qas Ausmalen der [юри Verhiltniffe im gegebenen
erigen Rahinen, das Leben in der Refideng Caffel, auf der Wilhelms-
hihe und im ber ndchfter Umgebung findet man змей вито  

 

 
	gefithrt, dte Familtengivfel und Feftlidjtetten find mit genuthlicher
Genauigheit und Behaglichkeit befdprieben und die Perfonen feffeln
purdh die BVeftimmtheit ihrer Zeidhnung. Lewteres ift eine ber grdf-
ten Vorzlige dev Darftellung. Die fiber und in ganjer Vollftan-
vigkeit Hingeftellten Charaftere bleiben ftets diefelben, wo fie auf
treten und Handeln und veden durdhaus fid) felber gemaf; га bleibt
Ridis Shablone in ihnen, Wes ift individuell und beftimmt. Das
madt die Gade bei der Unjahl von Perfonen, wweldye aujtreten,
welche fommen und verfchwinden, natiirlid) fehr lebendig. Nament-
1% gelungen find die Trauengeftalten. ina, Luife Reichardt, die
Grofbhofmeifterin Grafin Wntonie, welde nur leider bisweilen ge-
giungen oder git Ungzett, dann aber ftet8 mangelhaft in Фен фойе
bifcen Dialekt verfallt, die Ninifterin von Bilow, Adele fe Camus, —
fur; alle non ber gennffiidhtigen, mehr al8 inbdecenten Generalin du
Cudras an bis gv Cordula Stilting, die einer fdhon vor ihrer
Blithe oahinwelfenden Lilie gleicht und in deven Mlund jedes Wort
sum poetifcen Bilbe wird, eine Sede ift ein gelungenes Portrait. —
Auffallend war uns cine mitunter fehr nachlaffige Form der Diction,
die unguldffige Conftructionen durchfdblitpfen und auch bisweilen einen
allgu burfchitofen, villig unpaffenden Ausdrud mit unterlaufen (apt; die
vielen Wortwike пи Mtunde der auftretenden Perfonen find viclleicht

 
	zeitgemag, aber defto weniger hatte fie ber Crgihler dure) folde,
die ex auf eigne Rechnung macht, vermehren follen. Soldje sret-
heiten ftdren um fo mehr, je mehr andere Particen зейдем, wie ge-
wandt, ja brillant ber Dichter mit dev Sprache umgugehn wei.
	 

_. Dev Hirt ,,Mein Licbden* and feine Parteigdnger.
Hiftorifder Roman aus der lesten Halfte des 18. Sabrh. bon IW. Bachmann.
Berlin 1856. Deder’s Geh. Ober-Hofbudsdructerei.

Gin bebentendes Werk flavifder Literatur tritt hier zum erften
Meal in veutfder Bearbeitung vor uns Hin. Schou vor 10 Jahe
‘Yen, wie uns die Borvede belehrt, ohne Namen des Verfaffers er-
‘fcienen *), hat е8 fic) einen. feltenen Huf im dem ganjzen gebilveten
‘Often gefchaffen. Man glaubt es leicht, denn felten hat wohl pol:
nifde Wrt, hat befonders der eigenthimliche Liiftre polnijher Wrifto-
fratie eine fo trene und geiftreidhe Darftellung gefunden. Dev greife
Magnat gwar, der uns fo wohlwollend mit feinem gefcorenen Haupt
und gefraufelter Sdhuurrvbart vom Titelbilbe anfchaut, Carl Fiirft
Radziwill, der Bedermann ,, Mein Liebden” angureden pflegte und
Dafiiy unter dDiefer. Beinamen hiftorifd geworden Ш, — Мех
felbft ift gletchfam nur ber edle und gaftfreie Wirth, bet dem wir
bie intereffante Gefellfchaft piefes Buches fennen lernen, aber das
ift ja Pflicht und Rirhm eines Gaftgebers, jedent feiner Gajfte die
bolle Geltung yu laffen, fogar anf cigene often.

G8 ift im Grunde eine fehr einfache Gefdhichte. CEs find drei
ober vier charafteriftifde Figuren auf dem Hintergrunde einer Ddiiftern
verworrenen Bett. Wher diefe Zeit ift die Sterbeftunde des polni-
{бет Reichs. Wher diefe Fignren find die Verkerperungen ber feind-
lichen Pringipe, an deren Reibung 08 untergeht. Bn vielen Strawinsti
fimpft bas alte, heitve, glaubige, aber itberfebte Sarmatenthum ge-
gen ettte verfrithte triigerifche Civilifation, funtelnd von Esprit und
fehilfernd in allen Farben — der Berwefung.

Bwei Briider werden bedentfam fdon als oben burd) ber
Mutter Unireue und Scheidung auseinander geviffen, der Cine von
ber Heutter frangijifeh, ver Andve vom Vater farmatifdy exgogen,
und fo ffeht dann im Leben ber Cine gu dein madt- und nenerungs-
flichtigen Rinig Stanislaus Wuguft (aus dem Haufe Poniatowsfi),
ber andere зи det Patrvioten und Wabhrern ded alten Reichs und
	Rechts. “Wleifierhaft find biefe Beiden im Contraft gegen einander
burchgefithrt; jeder auf feine Weife im Mecht und Unrecht, jeder
auf feine Weife edel und intereffant, beide aber gleich liebenswerth
in der britberliden Bavtlichfeit, die nicht nur den Gegenfag der Gr-
gichung und Politif, fondern and) den. fdjueidendften Conflict einer
Mebenbublerfdaft des Herzens iiherwindet. Hat der Verfaffer fei-
nen Landslenten damit eine Lehre geben wollen? Sie wire eben
fo politifd) war als mtenfeblich fojsn! — ber das Оф,
purd) beiderfeitige Schuld aufgerufen, wird nicht durd) die briider-
(фе Viebe verjéhnt. Wir finden ев den Ginen Bruder als
	Enifihrer ves Konigs Stanislaus, dew andern al8 deffen Retter,
	gu пешенуелиеи Berderben. Der den Konig aus der Hand feiner
freuen aber verbfendcten Unterthanen befreit, findet feinen Ginflug
gu fad, den gefangenen Bruder vom Schaffot zu теНен; er glaubt
fid mit Rains Brandmal geseichuet und endet durch Selbftmord.
G8 ift wahr, die Motivirung diefes Sapluffes evfdheint nicht fret
won einer gewiffen Willfithr, aber tro diefer hat ev felbft feine
volle poetifde, man michte fagen, fymbolifde Berechtigung.
Reinlide Dinge, Heintihe Menfdjen verderben dus Grofe und Gole;
das ift polnifdyes Schicfal — wenn nicht menfclides!

Night minder treffend als die Hauptfiguren find aud) die iibri-
Gent qezeichuet, mit einander in Refler und Gegenrefler gefteltt; —
	pie е0[е абег dharatterfdimache Gopbie, guerft Braut des einen, dann
Gattin des andern Straminsti, gegenither die fdjdne Leichtfinnige
Caftellanin ». Viefland; der Silrft-Woitwode und der ehrbate alte
Landedelmann, der grundfaglofe Héfling und der verwegne handel:
fiichtige ,,Wlbenfer.” We Gragien der Verderbuif, alle Wehmuth
	fi.
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