mit Geift und Gemiith gugletch erfafien Natur beziehen. 8 iff
nicht Semand, der fich geswungen hat, itber Wiles, was ihm begeg-
nete und was fic) der Unfchauung darbot, feinen Vers gu machen,
foudern dent e8 паб ift, bei Manche feine Gedanfen zu haber
und fie, wo ber Stoff fid) dazu eignet, tt der ihm gehordenden
poetifcen Form anszufpreden, nur fiir fic) und etwa fitr die theil-
nehimenden Freunde. Und fo legt fich in den Gedichten eine prad-
tige, wahrhaft frommte Gefinnung dav, eine hichft gefunbde Reltgio-
fitét, fo da eine Gemeinde fich gewif qlichlicy faigen mug, einen
Mann von fo inniger und warmer Tiefe ded Gemiiths zum GSeel-
forger gu haben. Die Lieder find recht auf deutfoem Boden ge-
wachfen, gmifden unfern Rornfeldern, in unfern Walbern, auf une
fecr Wiejen und an unfern Bichen. E8 ijt eine Fille des Reidh-
thums von Beobachtungen in dev hetmifchen Natur davin, welche
auf offerliegende, Sedem verftindlide und dod) nicht ебет
bewupte Herrlichkeiten Hinweif t und пи Оке Ш, den in der
gropen Stadt Bergrabenen und an den grofen Markt ded Lebens
Gefeffelten mit einer tiefen Gehnfucht зи evfiillen. Die michtigiten
Naturerfheinungen, Gewitter, Hagel und Windbrud, fo wie die
fleinften Gegenftinde, Wiles ift mit gleicher Liebe und Wahrheit er-
fagt, und jeded in feiner Art chavatteriftifc) behandelt. Фа НЕ
lide Glement, das in ber Betrachtung der Natur ift, die padago-
gifce Gewalt, die davin liegt, dufert fic) auf eine eben fo сие
Dene al8 wobhlthuende Weife. Wir veihen hier cin Baar Broben ein:
	Herbiytaben d.
	Wohl lenn’ id) nod) dre Sett der Droffelf[dnetde,
Mod Hiht Spivanthes anf dev Fohrenweide,
Da war s ber Kran’dhe freches Heimgefdrete,
Das 11% zum Berge 30g hinans in’s Krete,
	Sit Stoppelfelb fah im Flor ber Spinnen

Зи Chante fojon der @уег Hauch gerinnen!

ES war fojou. fpat; tief hinter mix nur fcballte
Bom Churnt ber Riche nod bas fromime , Malte!“
	Huy Frauen пой, Die Laub im ае Теден,
Unb arme Kinder fommen mir entgegen

Mit hohem Korb, mit laubgefiilltent Laken,
Mit Wellenbiindel und nit Cetterbafen.
	Kein Laut! Yur Steghy’ nod und blaue Жейеи
Gah 1% um weike Diftelfopfe freifen:*

Bur Kugel lag gerollt im Laub ber Sgel;

Rein Kuiftern mehr in einent Wemfenhitget!
	Und e8 verjdwand tm Perlenmutterglimmer

Hes Abends Blutrubin unb Sapbiridhimmer,

Der Ptond mit Wilken, wie ein Hirt mit Sdafen,
Qn friedlich iter Wile, bie ba fdplafen.
	Und al nun brannten alle Htmrmelstergen,
Dad’ ich ber Cifte ither meinem Herzen,

Unb fejlich mid) gu thr burd) bie Graberbeden,
Sie mit bem Lauh der Oftertugy gu decker.

Sm Garten.

Nur nit 3u hod) hinaus mit envem Barn!

Saft mug man dritber finnen mit den Figen!

Er mu gebunbden werden auf Bertraunt!

Wenn wir nuv Hrunen eine und auswarts fdhau’n,
Und Ahes, was vorbeigebt, freundlic qrilfen!
	Den fteberr Veildenfirank dort {apt miv flebu,
Der blutroth hangt aus dunklen Mtauervitsen,

G3 giebt auc) mances Unfraut, — bas ift [dhin,
Die Trew und Liebe fann bas wohl verfiehn:
¥Gas finnia ift, das mu midt alles nilgen.
	Drum fitet mir aud nidt das Senfforn aus?
Wenn is’s vervgdfe, fprad’s: , ic bin ver Glanbel”
	eigene Handlungen find aber vein menfdlicer Natur. Br der Уве
Lavifa endlich ИЕ Wes natiirlic), menfchlid; die Rampfe find dem-
gemag feine mit Gittern und fiir Gitter, fondern einfade Rriege
pon politifden Folgen.

Aus diefem Grunbe wiirde auch die Malavifa nod) am ebeften
Пу un8 ein ausfiihrbares Stitt fein, bas einent hiftorifch feingebil-
deter Publitum gar viele Befriediqung gewahren Вии; wabhrend
vie Cafuntala wohl vdllig unmaglic) wird durch die vielen Gatter-
evfcheinungen; aud) die Urvaci, die Geliebte bes Rinigds, diirfte ein
wenig einleudhtendes ober Harmonifdes Bild geben, wenn fie als
Ny mphe von ihrent Geliebten geprieferr wird, поедем einer folchen
„Ве der Hiiften, 208 die FuPftapfen hinten tief und vorn flad
find. ”

8 bliebe nod) ein Wort iiber die Wrbeit des VeberfeBers und
Herausgebers zu fagen; ither den wichtigften Theil feiner Arbeit, die
Herftellung eines forreften und lesbaren Tevtes, die Treue рег Дебет»
fegung, die bealeitenden Noten, diivfen wir als Cater dent in feinem
Sache fo anerfannten und beriihmten Berfaffer fein Wort, felbft des
Lobes fagen; wir find tibergeugt, bak bie Stimmen, welche fiir би

“bedeutend fein finnen, ihm den volfwichtigen Зори der Anerfennung
feines Berdienftes auch hier gollen werden. Wir aber finnen dem
Berfaffer der Gefchichte der indifdjen Literatur fiir diefer durd) die
anfprechenbe, glatt hinflieBende Gorm, welche da8 darafteriftifcs Frembe
	nicht verwifeht und dod) ohne Harte an das heimifde Obr anflin-
gen Lagt, um fo mehr hichft fdhigbaren Beitrag gur Kenninif® Фет:
felben nur unferen innigften und warmften Dank fagen.
	Gedidte von Auguhl Chieme.

Ryweite Wnflage. — Naumburg, Louis Gare.
	Poetides pultrety werden gu latjen, ift freilich heutzutage eine
feby feltene Gache. Wher e8 wird wohl immer fo gewefen fein,
fonft hatte [Фои der alte Horas fein beriihmtes nonum prematur
nicht gu fprecben ndthig gehabdt. Wir fennen gwar die gegenwirtige
Ueberfohwemmung, aber wir wiffen’s nur nict fo, was frither neben
dem Guten, das uns itbrig blich, fir mittelmagige Sachen migen
auf der Markt gefommen fein, da fie gum Gli bald in Bergeffen-
Heit geviether, wenn fie nicht bier und ba um der Lieben Gelebr-
famfeit willen wieder heransgegraben werden. — Sit dent voriiegen-
ber Bude Hat Dev Lefer gum grofen Theil Gedichte, weldhe Гоп
im Sahre 1819 herausgzugeben Johannes Зо nur durch den Tod
verhinbdert wurde. C8 ift ein giemlich ftarfer Band von Poetien, die
in Dent Beitvaum von 1801 — 1850, alfo im Caufe eines halben
Sahrhunbderts, verfabt wurden. Schon im Sabre 1849, bet bem
Erjdeinen der сени BWuflage, rief ver noch lebende Didhtergreis
pemt Herausgeber W. v. Wolzogen, in einem fiir junge Dichter fer
behergigungswerthen Cinleitungsgedidhte u. a. gu:

Lerne fdjaffen, als ob’s nie erfchiene,

Nie Dein Werk bas Licht bes Vags verdiene,
Frage nur nad) ей, ие паб Rubm!
Wenn dex Umwmeg Dich in Deinem @фабе
Reidern Silberadern ndher brachte,

O, dann flibrte nimmer er Dich unt.
	Hus dem ganjzen Gedichte geht Вегоют, dag die Publifation
von Seiten ded Dichters nur eine anf frennbdlicdes Buveden erlaubte
ift und ba wollen wir nicht verhehlen, dak die Auswahl wohl eine
etwas ftrengere atte fein diivfen. Dod davon nachher ein Wirt
{eit. G8 ift und gunddhft viel mehr Bediirfniz, den Werth der,
Sammlung hervorguheber. Diefer befteht in einer nidjt gevingen’
Anzahl von Gediehien, die fid) auf einen an innerem Leben reidjen,
itclihen Fumilienvertehr unb det fortwahrenden Uimgang mit der’