individualifirter Gedante fiir den Zufchauer als Refultat ergebe, иен wir auf’s Beftimmtefte verueinen. Wir haben eben von dev relativen Begrenzung und dent relativen Werth der ethifchen Ten- peng gefprocden; wir find weit entfernt von der Forderung, bah ans jedent Drama ein haec fabula docet fo mijffe extrahirt werden иней, daw e8 das Wefen der dramatifeyen Wirfung in nuce ent- hielte; aber wir werden anbdeverfeits die Ueberzeugung uidt aufgebert fitter, Daf eim jedes’ Drama, weil eS eine flinftlerifde Rompolition aug ethifdent Weatertal ИЕ, weil der Dichter ethifde Weadte und ‘nue folhe (in negativent oder poftttvent Ginn) gur Grfdeinung bringt, aud) gu einer ethifcen Gtrbett durchgebtlbet fein mug. Die Gerforen treten im Drama al handeinde auf, al8 folde find fie wiinittelbar und unwillfiibrlid) der fittlichen WUntinomie unterworfen; wenn alfo auc пит der rein afthetifchen Forderung geniigt werden ‘folf, dag nicht ein beliebiges, fchranfenlofes Hine und Herfireben itattfinde , fonder bie Gumme bes dramatifcen Gefchehens fich gu einen qefdloffenen Rretfe abrunde: fo muf eben damit die Sphare ber fitiliden DMrotive und threr Erfolge gu einem gufammenhangen- den Ubfchlugs gelangen. BSnwwiefern und ans weldhen niheren Griin- vet diefe Forderung, welche uns im flaffifden wie im germanifden Drama fo фойе паб und gelaufig geworden ift, bet Calde- ron gdnglich unerfilllt bleibt, werden wir, wie gefagt, weiterhin fe- hen. Hier haben wir die Thatfache nur erwahnen miiffen, um ei- nen anberen allgemeinen Bug der Calveron’fchen Oramaturgie Daran angufnipfen, welder mit dem Streben nach draftifcher Lebendigteit in Verbindung fteht. — Die eingelnen Ecenen und wetterhin fogar pie eingelnen Reden in dex DQramen haben einen folchen Grad vor Selbfiftindigteit, eine fo fehr in ihnen felbft begringte Wirkfamfeit, wie fie webder burd) den Zufammenhang des Sticds geboten, nod) auch mit demfelben nur vertviglich ift. Man wird ас nidjt fo- gen funen, daf die Rompofition ver Oramen infofern des Zufom- menhangs enthehrie, daf irgend eine eingelne Scene thatfachlidy bem Bnhalt einer anbern widerfprade, oder der Marheit, weldye durd) jenen bedingt ift, ermangelte. Wher die Bedeutung des dramatifden Bufammenhangs ift eine gwtefade, wohl зи unterfedeidende; einmal ift er ein vein negativer, inbdem gefordert iff, daf jebde etrgelne Scene in Beg auf ihren eigenen, abgefonderten Buhalt, MNichis enthatte, was Hie Cinkheit dev Handlung oder der Chavaftere wirklich ftiren, die Phantafie bes Bufdhauers auf verfdjiedene oder gar берусь chende Babhnen leiten foun, oder auch Midis, was nad bem Bor- ‘aitgeqatigenen ans phyfifdhen oder pfdologifden Griinden aud nur unerffirlich mare. Hier trifft die Сщецо der Buyammenhangty- felt jede eingelne Gcene fiir fich, umd diefe wird bet Calderon nie- mals fehlen. — Godann aber fann пир ии fede Scene als Theil pes Ganjen Бена, ihre Wirkfamfeit fiir pas Ganje berechnet werren, fo daf} danach nicht blos der fpegielle Subalt, fondern aud Das Maak ver Wirkung einer jeden fic) gut beftimmen hat. Hier ift pas Ganjze der maafgebende und beftimmende Gefichteprntt. Dies aber ift bei Calderon felten, faft niemals der Fall. Weil ev eben nicht auf ein cimbettlidhes Mtefultat hingielt, breitet fid) jede Scene lediglicy nad) der Riickficht aus, dak e8 eine fchine, pracht- polle, oder beliebte Scene werde; und night blog das Mang, felbft per Snbhalt ift oft der Wrt, dak er gwar nicht ftdrend gegen Cinjel nes Anderes, aber doch itberfliiffig, gqurglid) ohne Mitwirfung und alfo ungebirig fiir bas Ganjge ift. Wahrend wir bet Shakefpeare etna in fo ftreng gegliederten Stiiclen wie Othello jehr viele eingelne Scenen finden werden, die fltr fic) allein angefeher, alles poetifdyen Reizes enthehren, durdjaus anfpruchslos nur Их Фей Sortgang Bedeutung haben wollen, und auger der Leiftung fliv’8 Gane mur allenfalls ihre eigene Natiivlidjfeit gum Maffiabe dev Beurtheilung fordern, fritt bet Galderon faft jede eingelne Scene mit dem Wne foruch, eitte bramatifdy-gefallige gu fein, auf, und begreiflicherweife nm das 5 augenblidlide Wohlgefallen an dem dramatifden Spiel gu ergielen, ijt ber Klang der Зе. Es ift befaunt, 08 die gebunbdene Rede ber Spanier alle Heinen und grofRen Schinhei- ten Бер опен ен ить occidentalifcyen Boefie in fich vereinigte, dak der mannigfaltige Rythmus und Strophenbau, die verfdhieden gefiigten Reime, die abwechfelnden WAffonangen die Rede mit einer folchen Bille von afthetifdhen Reizen umflechten ober durchhaucen, bag fie yur Dinfif wird. Und Calderon gehirt gu denen, шее die feinften und ausgefeiltefier, reichften und gierlichften Berfe gee. fehaffen haben. Bei diefer, auf unmittelbare Unfchaulidfeit und plaftifde Birk famfeit berechneten, dramatifden Gebendigheit der Darftellung ift es. natiirlich, da®. fitr Calderon noch jener Unterfchied ganglich feblt, dev uns heute fo gang und gabe geworbden И, ий ber gwifcben dent Theater-Sffekt und der wabhrhaften und vollberechtigten фасон ен. Wirking; ет Мер, Der den Berfall der Bithne, fowoht pow Geiten der Dichter als von Seiten des Publifums leider lar genug aufdedt. Calderon ift in diefem Bunfte nocd) durchaus unbefangen . und wenn wir in feinen Etliden, die doch im Vergleich mit denen’ per iibrigen fpanifdjen Dichter unftreitig die edelften und fauberften find, Mtanches finden werden, was uns heutzutage als Theatercouy сеть, fo miiffen wiv eben bebenfen, пе Тебе синева 8 fic) um die augenblidlide Wirfung von ver Biihne herab handelte tmbd wenn wir vollends Белбин, da® ev fiiy den Genuf feiner Rede Die fcharffte WAufmerffanteit auf jedes feiner Worte vorausfegen mufte, fo werden wir begreifen, meshalb er e8 рег Убе werth halten mufte, mit mancher fiir uns allgufeby pointivten Нашей der Situation auch jenem Theil bes Publifums ein Geniige gu thun, der nicht immer die ganze Seinheit per Sprade capiven founte, und dod) nicht blos durd) Genufahigheit, fondern auch durch Autovitit De8 Uriheils in Theaterfachen пизде ие war und beriihmt ge-! worden iff ) Ш diefe effeftooll gugefpikten Ecenen, denen wir nicht felten begegnen, Laffen fic) allerdings auch noch andere Griinde anfiihren: die Meonotonie des Stoffes und der Behandlungsweife in allen Mantel- und Degenftiicen, wenightens der оное felbft in det biftorijden, modte e8 wohl nothwendig erfcheinen Inffen, die Geftalt ber eingelnen Gcene fo fcharf wie miglid) ausgupragen und arin miglichft oviginell zu fein. — Mit diefem lediglich auf augen: blidliche draftifche Wirkung gerichieten Sireben fteht eine andere Gigenthiimlidfeit ber Calderonfdhen Muje in BVerbindung, deren Afthetifher Werth theils an und fiir fich ein ftreitiger Buntt iff, theil8 nur nad) bem Grade und den-Umftinden feiner Erfdeinung ere meffen werden foun. 8 ift dies ndmlid) eine vollige Tendenglofigteit per dramatifden Dichtung; nicht blos in dem engeren und itbelen Ginne ift hier jedes Orama von jeder Tendeng fret, fondern auch das wenigftens erlaubtere, von Bielen aber als nothwendig gefor- perte, beftimmte und einheitlice ethifdje Refultat der Handlung darf man bet Calderon nicht fuchen. Nicht alS ob e8 Мех ganglicy an fittlichen Elementen fehlte, ober als ob der Dichter nur einer be- ftimmten fittlichen Rebensanfdauung enthehrie; vielimehy werden wir e8 felbft gu unferer Uufgabe machen, diefe bei der Befprechung der verfchiedenen Urten feiner Oramen in den Grundjitgen su entwideln. Aber ob eine foldje innere Gliederung ves fittlidjen Organismus ftatt- finde, 508 man in den einjzelnen Oramen aud einzelne Grundthemen neffelben snterfchetden fdnnte, ferner dag fic) aus jedem ein flarer und fafbarer, zugleich gemif der Handlung oder den Charafteren *) Gat uns bod die Gejdhichte dad felige Andenten eines Mtadrtber Odie fers arfberwabrt, der alé Rhabamantus in der Sehattewelt der Bilhne eine fo nuumidrantte vidjterliche Gewalt ausitbie, da flingere Dichter nidt verfebler burften, ifm vor ber Auffiihrung i}rer neuen Stilde bie ergebenfte Aufwartung gu machen. Geine anefbotenreidhe Unbeftedlidtelt hat diefen feinen Radruhm su einem verbienten gemadit.