girleraimre

 
		Hentfhen Runlblattes.
	DSonnerftag, den 10, ЗИ
			бираи: Dret Qramen von бе @бфш+. За Фиииз иль die Gelellfdhaft. Wiacdtavellt. Peter ber Groke инь Тейт Sobn.
	Drei Dramen von EClife Sadmidt.
	Per Genius und die Gefellfchaft. Wracdiavelli. Peter der Grofe und
fein Gohn. — Berlin, Wigem. dente Berlagsanftalt. 1856.

Wir ftehen nicht an, ju befennen, daB wir e8 bier mit einer
nicht gewihuliden Begabung gu thun haben. Befonders in dem
exten Siti ift cine Cinfachheit ber Rompofition, eine rajde und
ungeswungene Folge der Geenen, etne wirkfame Rontraftirung dev
Gharattere, mit einem Wort ein dramatifehes Leben, wie fie bet
nenern Dichtern felten gentg gefunden werden, und абийфе от
slige Taffen fich aud in , Macchiavelli® und ,, Peter der Groke und
fein Gohn nicht verleugnen. Cine energifdhe und fchwungvolle
Sprache unterftiiet fie faft burchgangig, und wir begreifen febr wohl,
dak and) Renner an vas erfte Wufireten diefer jungen Kraft grofe,
wielleicht alljugrofe Hoffnungen gefniiptt haben.

Wabhrend aber jene Vorgiige fdon bei einer erften Lefung fef-
felnd und befiechend hervortreten, ftelfen fich bet niberer Betvachtung
andere Buntte paneben, die der talentreichen Verfafferin weniger
giinftig find. Die KRompofition, einfach und fonfequent gu nennen,
fobald man einmal thre Uusgangspuntte gugegeben hat, weift dod
grade in diefen manches Bedenfliche, Unflare, ja gradegu Berfeblte
auf; ver lebendige Fortgang der Handlung geratl gegen das Ende
faft immer in8 Rennen und Stiyjzen, und was die Zeichnung der
Sharaftere betrifft, fo gilt, was wir eben von der Rompofition fag-
fen, von ihnen mit wenigen Wusnahmen in verftarttem WMaake.
Vielleicht oriicen wir unfere Meinung ant genaueften ans, wenn wir
behaupten, Daf viel weniger die Wusfithrung unter der Intention,
alg die Sntention unter dem Stoff geblieben iff. Berfuchen wir
pies gunichft an dem ,, Genin  3u erweifen.

Das Ringen eines grofen Geiftes, gumal eines finftlerifehen
im weiteften Ginne, gegen die gleichgiiltige und feindfelige Welt, vie
ihn umgiebt, ift ohne Bweifel einer von den Stoffen, die mit Recht
immer wieder gu poetifder Bearbeitung auffordern; e8 ift fogar
einer ber fchiufter und bedentjamften itberhaupt, wenn er auch, der
gewdhulichen Wahl der Behandlung entgegen, mehr dem Roman
08 vem Drama zufagen follte. ES war ferner ein entfcdieden glitcd-
Licher Griff, und fdon alfein ein Beweis groken poetifcen Talents,
zum Troger diefer Aufgabe Lord Byron zu wiblen, den brittifden
Vollblutariftotraten ftatt der verbraudten Hungerleidergeftalt, gu der
pie gedichteten Boeten fo oft von ihren dichtenden Rollegen ver-
pammt worden find. Durd jeden aufern Borjzug gleichfam von
Geburt aw in die hicdften und glanzendften Kreife menfdlicer би
fteng cingefithrt, mupten fich fiir ihn gang andere Ronfitfte geftalten,
als flix Seben, der fich Dew Gingang in diefe Rveife erfi gu er-
fampfer hat, und damit war aud) fiir das Gedicht eine gang origi:
nelle Aufgabe geftellt. Weehr aber alS irgend fonft mute e8 nun
aud mit dem Charatter der Ganptperfon ftehen oder fallen.
	Viterature Blatt,
	 

Wir haben das Gefiihl, als fet der Didhterin die Geftalt ihres
Helden in hohem Grade Oem entfprechend aus der Form gefommen,
wie fie ihn gewollt hat, dafity geugt uns fcjon der Eine Umftand,
раб ет ов aller bizarren Gettenfpriinge feiner Stimmung eigentlich
Derjelbe bleibt. Er exiftivt. Wir firdten fogar, dak das Bild, was
die Verfafferin gezeichnet, der Vorftellung vieler feiner deutfden Lefer
nidt alga undhulich fei, wollen hier aud) nicht utterfuchen, in wie
weit eS wirllic) getvoffen fein michte. Wher Das behaupten wir
entfchieden: War ev wirklich fo, wie EClife Schmidt ihn dargeftellt,
fo ИЕ ev entweder feine Gigur fiir die Tragddie, — oder man mufte
ihtt ganz anders darftellen, als er gewefen. Ohne ZBweifel giebt e3
jolcher vergogenen, forcirt geifiretchen, ungufriedenen Gefellen, denen
e8 webder Gott, noch ihre Frau oder ihr Rammerdiener recht machen
faun. ente, die viel gu gut dagu find, fic) ber Welt irgendwo
niiglich gu machen, und doch ewig jammernd nad) einer Stelfung,
die ihnen im Groen dazu Gelegenheit gabe; nach Gefolgen liftern
und doch gu trige, fic) thretmegen WMeithe gu geben, weltverachtend
wie Philofophen und bewundernngsfiichtig mie eine Ballfonigin. Ntan
Faun folche eigentlic foum beifender perfiffiven, als die Berfafferin
felbft beifaufig gethan, wenn fie den Lord den ihm angebotenen Git
am Steuer der michtigften nnd freiften Nation ver Erde ausfehla-
gen und int demfelben Athem eine Nation von Rannibalen verlangen
Lift, umt unter ihren ,,ein Wriftides oder Wafhington 32 werden.”

Bie gefagt, e8 giebt dergleichen Leute, wenn auch feine Wa-
fhingtons darunter. Wher der Dichter des Manfred und Sardanapal
Durfte nicht al8 ein folder ,, Brummel” de8 Geiftes dargeftetit
werden, und wenn ihn Mite und Nachwelt einftimmig dafiir erflart
Hatten. Die Dichterin hat nimlic) den fehr quien Gedanten gehabt,
unter dem Legtgenannten Namen ihrem Rinig der Dichtung. einen
befannten Modenfinig Londons gegenitbersuftellen; — fehr gut,
wenn iby Bhron fo ganz Byron geworden ware, al8 iby BSruminel
— Brumimel ijt, Wher leider ftellt fic) die Wirkung etwas anders
herans. Wihrend der Lewtere Licherlid) evfcheinen foll und ift,
ungeachtet einer flarfen Gchattivung ing Verdchtlide, wird e8 der
Lord, ohne e8 gu follen, trog feiner ftolzen Worte, feiner fublimen
Leidenfchaften, und die beiden ,, Diosfuren Englands  wirken nidt
al Rontrafte, fondern als — Pendants. (Wozu nod) fommt, oak
per Dichterfiirft alles Ernftes auf ven Ruhm ves Mobdegebieters ei-
ferfitchtig exfcheint.)

—- Wir diivfen nur andeuten, wie durch diefen eingigen Uebelftand
pie Verhiltniffe des gangen Stites verfdoben find. Die Praten-
fion Bhrongs, eit wunverftandener groper Mann gu fein, — feine
einzige Berechtigung gu der Rolle, die ihm von dev Verfafferin gu-
getheilt worden, — wird eigentlich nivgends itberzeugend begritnbdet.
Daf diefe Perfinlichfeit begadt ift mit didjterifcher Schspfungstraft,
miiffen wir eben aufs Wort glauben, wir horen und fehen aber
nichts davon. Lady Byron, ftatt uns als Sem huh eines folden