Titeratur-DBlatt
	Феи Геи Runfiblattes.
	Donnerftag, Den 24. Gull.
		‚Ле То,
	Siuhalts Demetrius. Hiftorifdje Cragvdie in filnf Aufgligen oon Friedrich Bodenftedt. — Die Sugend Gatertna’s be Mebdict. Bon Wlfeed von Reumont.
	 

Miftislamsty die феи fich ausbreitende Runde, dah Dimitry, der
todigeglaubte Barenfohn, wiebererfcjienen fei. Gin Mittelvorhang
geht auf; Borijt Godunoff, der Ufurpator, empfingt vom Thron
herab die genannten WUtamane vom Don, und fommt dann felbft
unmittelbar auf des Dimitry Wiebererfceinen gu fprechen. Gr er-
innert, wie man ihm feiner Zeit die Ermordung 5е8 Pringen guge-
fdvieben, wie ev fic) Durch das Beugnif feineds eigenen Gequers
SGuisky gerechtfertigt, wie er endlich nur geswungen, und auf Bit-
ten bed Volks und des Patriarden die Krone angenommen. Wher
Strenge und Wohlthaten hat er feitbem umfonft angewendet:
Hup s nene hat der
Leihighin’ge Psbel fich bethiren Laffer.

Зи ИОНЫ habe die Ainme ves Pringen, die waknjinnige Orina,
pen Lebteren wieder unter ven Lebenden evfennen wollen, und fei,
pom Bolle gefchiigt, ihrer GVerhaftung entgaugen: die Stadt fol
pafiir biifen, Gr wird in der Verkiindigung diefes Urtheils pur
die Nadricht unterbroden, dah Pring und Wimamre fic) augenbliclicy
in feine eigene Mahe, nad) Moskau felbft gewagt, und befiehlt fie
zu ergreifen, worauf er unter vier WUngen dent alten Gegner Schuistty
zuerft fein Miftvauen, dann, nicht ohne Inconfequenz, das — Ge-
gentheil zeigt. Wllein, entdeckt er uns, Рав с insgeheim ben trif-
tigften Grund befigt, den Dimitry fiir einen falfden Pringen gu
halter: ev fat еп бей и феи — , Zum Heile Rue
fand3 . — Gein Gewiffen fagt ihm, dak der Bavenerbe todt ift,
noch ex bereut nicht, er that? e8 wieder und hofft von der Nachwelt,
Daf fie fei Recht dazu anerfennen wird, auch wenn ihn die Mit
welt ungerecht verdant. Wir Бои diefen Monolog fiir einen
per Glangpunfte pes Werks, obgleic) aud) ev fitv feine Wichtigheit
nod) etwas aphoriftifd) geblieben ift.

Die Scene wechfelt. Bor einer Kirche Mtosfau’s ftitrgt pldg-
lid) Orina unter allerlet Bolf auf einen jungen Mann in Mindhs-
tradt зи, der eben aus der Kirche getveten: e8 ijt Dimitry, ihre
„тебе Sonne.” Bwei anwefende Greife beftitigen die Wehnlichfeit,
pas Volk ftiirgt fubelud gu feinen Figen.

Wir fennen nicht umbirt, dies erfte Wuftreten Hes Titelhelden
als folches mehr oviginell als glitdlid) gu finden. €8 foll uns
pielleicht cin wenig das Gefiihl fommen, dah dte Sinnesverftirung
Orina’s fie felbft und Andre КИЙ. Aber e8 Yontmt, ditt uns,
gu frith. Вира erfahrt man nicht recht, warum fie fic) von
ihrer ,vothen Gonne  getrennt, denn e8 ijt ja nicht das erfte бт»
fennen, dies hat fchow in Uglitfd ftattgefunden, — und man ift
paher geneigt, bie ganze Scene fiir eine in betviigerifcer Wbficht
angeordnete gu Halter. Зи ver That erfcheint auch, wihrend
Dimitry dem Volfe und dem dagu getretenen Sehuiskh in begeifter-
ten Worten feine Wechthett, feine Sendung proclamirt, der Hetmann
Sefimoff, dev fon im Krem! fir thn gewirlt, geigt fich als feinen
alten Betannten und entgieht ihn mit Hiilfe fener Rofafen den an-

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	Hemetrius.
Hiftorifehe Tragddte in 5 Aufzligen von Friedrich Bodenftedt.
Berlin 1856. Decerfihe Geb. Ober-Hofbuddruderei.

Gs ift ein eigenes Ding mit einem Stoff, den ein Genius be-
riifrt hat, ohne ihm die ganze Vollendung zu geben. Gin Bann
umgiebt ihn, und unfidjtbare Sdhwerter find gegen den УйЙБием ge-
slit, der den обо ves todten Magiers ausbauen will; unfidht-
bare Hinde midepten in der Macht das Werk bes Tages wieder
auseinanderreifen. Und erfteht dem Bauder gum rob cin neues
Gebsude auf dem alten Grund, fo fteht ricfenhaft ras Gedanten-
bild dahinter, 2а8 die Phantafie nach dem Rip des erften Bauherrn
aufthiivmt, viefenhaft durd feine Unbeftimmtheit, und dabdurdy
ein folimmerer Nebenbubler, al8 vielleidht ber vollendete wirkliche
Bau gewefer wire.

Wir haben uns bet der vorliegenden Tragidie ме дубе Убе,
wiewohl vergeblich, gegeben, ven Sdhiller’fchen Entwurf peffelben
Stoffes gu vergeffen. Der Verfaffer vergeihe uns die Vermuthung,
Dak e8 ifn — ebenfo gegangen. Nicht als wollten wir irgend daz
mit fein Werk als eine Nachahmung bezeichnen! Gondern im Ge-
gentheif, wenn irgend Etwad erfiltend auf paffelbe gemirtt, fo ift
e8 nad unferem Gefiihl das Beftreben gewefen, etwas Neues, etwas
Andered zu geben, wo das — Beffere {феи фа war. Wir rechten
auch nicht mit ber Wahl cines Dichters. Зои der Geift ihn treibt,
das ergreife er tmmerhin; fei es bis gum Gemteinplag profanivt oder
pure det grihten Borfahren geftempelt: das ift Beides fein Hin-
Dernif Grofes und Neues gu fcjaffen. Aber wir beflagen cd aller
pings, wenn die felbftgefcaffene Sehwierigkeit dem vollen Gelingen
der didhterifcen Wufgabe Gintrag thut.

Und hier fommt nun gu den Aehulichfeiten, die der Stoff, die
unvermeidlich {фон dev hiftorifdye Verlauf ver Gache bietet, noch
Gine in ver Weife oer Wusfihrung, die дат wohl зи vermeiden
war. Was Schiller Hhinterlaffen, ijt eine grofartige Gfizge; mur
Ginjelnes tritt fcpon in voller Veftimmtheit der Lunviffe bervor;
pas Ucbrige ift Blof in den Maffen angedcutet. Wher aud Beden-
ftedt hat uns nicht ein durdjgearbeitetes Bild, fondern ebenfalls nur
eine Stize gegeben, und gerade ba, wo er felbftftindtg hingufompo-
nirt, bei weitemt mehr angedentet, als ausgefithrt, Cs flingt viel-
leicht feltfam, aber e8 diinft uns, als wiirde fein Demetrius einen
vortrefflidjen — Operntert geben; fo viel fande cin Wagner oder
Meverbeer nod) urd die Tine gu ergingen. Dod) betvachten wir
pas Sti niher, um dabei unfer vorangefdhidtes Urtheil gu mott-
viren.

Der erfte Act, auf vallig jungfraulident Terrain, filbrt wmng
guerft in einen Gorfaal des Zavenpallates gu Mtosfau. Зи уч
perfohiedenen Gruppen befpredjen hier die Atamane und Ubgefandten
per Rofaten, Rorela und Sefimoff, dort die Bojaren Schuisth und
	Vireratur «Blatt.