Stgend war rubelos und thranenreich unter den Stiirmen de8 flo- rentinifesen Bitrgerfriegs. Frith war fie waters und шине ов. Wahrend ver Belagerung der Stadt Floreng wurde das ungliicliche Rind, in beftindiger Gefahr, von den Feinden entfithrt gu werden, per Obbut mitleidiger Nonnen im Rlofter della Murate vertraut. Shre dauernde Begiehung gu diefen Nonnen, ihre Danibarkeit, welche fie al8 fpdtere Rinigin von Frankreich ihnen nod durch reide Ge- {феи ино Stiftungen begeugte, giebt Wnlagk, das liebenswirdige, weide Gemiith nicht nur der jungen Caterina, fonder and) der madtigen Rinigin gu begichnen. UWuter den Nonnen diefes Monnen- flofters ,, della Mtuvate liberhaupt fchwebt der Breunpuntt des fanften apsfogetifden Lichtes, welched ither die berithmte Mtedicderin verbreitet wird. Bei ihrer Verheirathung wird ihre Meigung nicht befragt, uur die politifchen Ritdfichten des Pabftes Clemens VIL, ihres Berwandten find mapgebend. Bon ihm auch erbte fie ihre fpiitere giweidentige, imebdicdifde Politi. Wher wir verzeihen ihr Wiles, dem ihre ungliclide Sugend bat unfer Wtitgefiihl erweekt. Nachoem wir fie endlic) anf hodsyeitlichbem Fahrieng nach Marfeille gur glangenden Feier ihrer Vermihlung mit Heinrid) von Orleans begleitet und von ihr und ihrer bewegten Bugendgefchichte Wbfchied genommen, begeqnen wir am Edhlug noch einigen WAusfpriichen des BVerfaffers iiber die fpatere Rinigin. „308 Regentin bes grofer miidhtigen Reides, fagt ev, ,,ift iv Bild nur vervgerrt auf die Nachwelt gefommen. Bn ihrer Vorficht hat man nur MiGtrauen, in ihrer Gefchiclichfett nuv Hinterlift, in ihrer Ausdauer nur Зее ftodtheit, in ihrem Muth nur Rachfucht gefehu.” Wls Bengniffe fir die Borziige per Herrfcherin werden noc) Worte aus Briefen eini- цех Boifchafter am franofifden Hofe angefiihrt. Wire fie nicht mehr, fcbrieb der floventinifde Gefdaftstriger im Sahre vor ihren Tove, , wir wilrden noch viel fchlimmere Dinge erleben, als wir jest evfabren. Brandt e8 mehr, um ven Lefer vollends mit der beritchtiqten Medicderin gu verjdhbuen? Die Bluthodjeit war alfo nicht fo Фи; Пе war nur ein weifes Whleitungsmittel geger noc) Sdlimmeres. (1) Weld) eine Tiefe des Wbogrunds jener Zeiten, nicht des Herzens der Ronigin, eriffnet fich da vor unfern Blicent!! Sajlieflich fei noch hervorachoben, dah jeder Freund italiani- {cher Detailgefchichte fich an der Wtaffe des fir dies Buch verwen- deten biftorijden WApparats ervfrenen wird. JNtur Femand, dem ed, wie bem Berf., vergénnt war, wabhrend eines mehr als zmanzigiib- rigen Wnfenthalts in Italien an Pen Quellen zu fdipfen, vermag 68, aus dem bunten Trof der florentinifcen Groken jeven Cingel- nen bezeichnend heragsuheben, oder, wenn wir vurdy die Thore der Palafte gefiihrt werden, uns mitzutheilen, auf welde bewegte BVer- gangenheit die Manern derfelben bereits niederblidten. — Cin von @ Burger nad Wilori, genaunt if Brongino, fauber lithographir- te8 Portrait Catevina’s finden wird als Titelbilo. — VBollftandig exjdien jo eben bet 55. Ж. Brockhaus ш Letpzig und ift purd) alle Budibandlungen gu begiehen: SGejchidte der deutiden Poefie Had) thren antthen Clementen. Vor Carl Leo Cholevius. Bwei Theile. 8. Geh. 5 Thr. 10 Nex. Diefes mit dem fo eben erfchieneten sweiten Theile vollftdndig vorliegende Werk bilbet einen Hodft widtigen Beitrag gur Gefdhichte der ренйфен Poefie, ber aud) meben dem beriihmten Werfe von Gervinns feine eigentbiimlide Bee beutung behauptet wird, da er daffelbe im vielen Bunlten ergangt und felbft thatladlid) beridtigt. temimifde Berfuche gu jeter Mettung. Dod) umjouft. Wemayimete pringen ein, Schuiaty an ihrer Spike; cin Schugb fallt — und mit ifm der Held des Stiides. Bndem ev feinen Mtdrdern flucht, fein Land beflagt, ftirbt er in den Wrmen feiner Brant und Kovela’s. Wir fennen gr wunferm Bedauern nit hehaupten, bak e8 ven Dichter gelungen ware, fity feinen Helden befondeve Sympathte gn erweden, weder im Leben noc) im Sterben. Wan wird, wie fdon twiederholt bemerfi, viel 3u frith tibergengt, da er minbdeftens das Werfzeng eines Betruges ijt, und fieht ihn denfelben ruhig fort- fpielen, ohne iiber die nothwendig merdende Ermorbdung feines Ohms Sefimoff auch nur ein Wort gu verlieren. WS ev fic) entdeckt jieht, wedbfelt in ihm Ungft und Trok, wie bet einem gewshuliden Ver- brecher, trog der grofen Worte, in die er fic) einhiillt, Bon den Hbrigen Perfonen fprachen wir bereits. Die Sprache ift fliefend und nicht ohtte poetifde Schinheit, wenn auch das Gilige der gan: zen Behandlung fie felten den vollen Schwung gewinnen aft. Die Sugend Caterina’s de’ Medici. Gon Wilfred Фон Леннон Rweite umgearbeitete Wuflage. Berlin, Deer. 1856. Unter vielen Schriften des Herrvm von Reumont giebt fich ent- fchieden die Tendenz fund, gewilfe trabditionell gewordene Wuffalfun- gen hiftorifeer Perfonen und Thatfacen, und gwar vovgitglic) Фет jenigen, die nicht geeignet find, дих Bermehrung des Ruhms der fatholifden Kirche und ihrer Vertreter beizutragen, durd Forfdung und Rritif gu berichtigen. Clemens XIV. (Ganganelli), veffen Breve ,dominus ac redemptor noster,“ die Anfhebung des Sefuitenordens yerfiigend, noch immer wie dev fern Hallende unvergeffene Ituf einer gewaltigen Tuba aus dem achizehuten Sabrhundert heritbertint, — ex ift 8 nach den Miittheilungen des Verfaffers nicht, der gu einer fo einflufreidhen That den Impuls gab, er ift ein Rohr im Winde, er wurbe git diefem, fein Pontificat allein begeidnenden Sdritte mit Gewalt gedrangt, die fatholifden Weltmadte verlangten thu, und nachdem ev gefchehn, fehn wir den fo unverdient betwunderten Trager dex dreifachen Krone in Vergweiflung und tempovirer Geiftes- abwefenkett burch feine Gemacher umberivvert mit dem Wusruf compulsus feci! Und — um ein Beifpiel aus gevingerer Sphare зи wihlen — Beatrice Cenci, vor deren lteblichem Bild von Guido Feni man mit tieffter Theilnahme und Mithrung fteht, da fie, wie e8 heft, falfcblic) angeflagt, ihr fdines Haupt dem Henferbeil preiggeben mufte, damit Baul У. (GBorghefe) ihre Gitter eingtehn und feiner Familie itberweifen fonnte, — fie wird im des Verfaf- fers ,, rimifchen Briefen” aller Wnfpriiche auf unfere Theilnahme enthlapt. und Guido’s Bild Lauft Gefahr, feinen Bauber eingubiifer. Gine Ahuliche, wiewohl mit griferer Schwierigheit gur Geltung gu bringende Tendeng liegt swifchen den Blattern, welcye des Lefers Simpathie fix die Urheberin der Batholomiusnadt beanfprucen, fiir Caterina de’ Medici. Bene Sdwierigheit wird indeR da- тит befeitigt, dab der Verf. uns nicht das ganze Leben Caterina’, nicht die ,, Ronigin Mtutter“ vorfiihrt — nur ihre Jugend. „6 Handelt fics, fagt das Vorwort, , nicht um Biirgerfrieg, Vigue und Bartholomiusnadt.... die Ereigniffe der Jugend der nadhmaligen Kbnigin Frankreichs bilben den Weittelpuntt. Caterina de’ Meedict ift eine gu bebdeutende Crfcheinung, al8 da e8 fic) nidjt verlohnte, ihren Anfingen nachgufpiiven, die Verhaltniffe fennen gu Lernen, in denen fie heranwuchs, die Perfinlichfeiten vorgufiihren, weldhe auf ihre Bildung Cinflug fatten. Und in der That gelingt e8 fo, un- fer tiefftes Wtitgefithl fiir die junge Caterina gu ermecten. Shre Verlag von Heinrid) Sdindler in Berlin. — Drud von Crowihla) and Sohn in Berlin.