Jileratimyrs
	ty)
	Зен{Гфеи Bunltblattes.
	Donnerftag, den Sl. Wuguit.
	1550.
		 

Shalt: Gnges und fein Ming. Cine Tragddie in filnf ен von Friedbrig Hebbel. — Trifliniam. Yn drei Gefingen pon Lola Milford. —
	Naturbilber. Gebidite von Abolph Bude.
	Bewutifein fener Stirvfe fchiebt ev alte Lraditionen, an venen 598
Зо hangt, bei Seite. Gr ift gliiclich im Gefig des fchinften
Weibes; aber fchon merft mau, da® feiner Kraft diejenige Herbheit,
feinem Gliicfe diejenige Demuth fehlt, welde Dauner verheifend iff.
Gr ift, wie Hebbel itberhaupt feine Chavaftere зи potenziven liebt,
purd) und durd) fdniglid) und edel, aber eS felt ifm die poltyfra-
tifche Scheu vor der Giferfucht des Schidfals. Seine Gemahlin
Rhobope ift eine frembde Ksnigstodter und das reinfte und feufdhefte
Weib, das auc) in Updien die heimathlide Frauenfitte, fich nur dem
Gemahl zu entfdleiern, auf’s allerftrengfte halt. Sie ift ein Cdel-
ftein, er da8 Gold, bas fie einfaft und heat. Gyges endlich ift
ein fohdner jugendlider Grieche voll feiner Sitte, ebenfo erfalren in
pen fanfien Rinften, alé mannhaft und tapfer im Ringtampfe. Er
fiegt in den SGpielen, die gu Chren bes Hevakles veranftaltet wer-
pen und wird dadurch ebenfofehr beim Bolte beliebt, als ev lingit
per Gitnftling und Freund bes 81108 1. Neidlos freut fic) diefer
iitber ben Erfolg feines Lieblings, den ev aus girtlider Beforgnif
faft vom Rampf guritdgehalten hatte.

BHei dem nun folgenden heiteren Fefte bemerft dev Konig bei
pemt Freunde eine auffeimende Leidenfdjaft zur Lesbia, einer Sklayin
bes Haufes, bei diefem Freunde, den ev bis jegt falt gefunden hat,
ja unaufmertfam, wenn er von der Schinheit feiner Gemahlin, vor
feiner Ciebe 3u ihr fpvach. Gr,

ber diefelbe Flamme,

Die ihn durdilodert, gu bes Gottes Ehre
Und im dex fremben Bruft entgiinden mode,
	fieht fid) bem Пебеньеи бтешиье, dew ev germ tn Alem fd) 91619)
ftellt, auf einmal um Gieles naher geritdt. Mun endlid) fcjeint er
auf ein Gerftindni® fiir fein eignes hohes Gli rednen gu ое.
Gerabe in diefem Moment (29 ©8 фи аш идейеи, den бтениь
einguladen, fic) von der oft und viel gerithmten Schinheit сх Я
nigin burd) den БНФ зи Пбекуеидеи. Bubdemt: die ftrenge Bere
Hiillung ift (nad) Hebbel) Feineswegs lpdifd); Randaules hatte fein
Weib am liebften mit hohem Stolze allem Volfe gezeigt; er ouldet
zwar gern, aus Ciebe зи ihr, ihr EHBfterlides Bezeigen, Halt e8 aber
feinesiwwegs fiir unitberwindlid), бабе wir ihn bei Gelegenheit des
Heraklesfeftes den Berfuch machen feher, fie gu tiberveden, dafi fie
piesmal sffentlic) erfdjeine.

Dennod) wiirde ein Kinig wie Kandaules vielleidht miemals
pagu fommen fonnen, fein Weib ohue ihre Ginwilliguug frembden
Blicen zu entfchletern, wenn hier nidt der RZauberring 3uv Hand
wire. Diefer iibt auf gwiefache WArt feine dimonifdye Gewalt, Cine
mal erfpart er den gewdhnlicen und gefigrliden BVerfted und Ladet
fiatt zu einem fleinlicjen, plumpen Petruge su einem wwunderbaren
und anreizenden Spiel cin, wie eB die Gitter gu treiben pflegen ;
und darn, was weit widhtiger ift: e8 feheint eine Eutdedung aufer=
halh des Bereidhes der Mdglidjfeit yu liegen- Hiermit — und dtes

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	Gyges und fein Hing.
Gine Tragddie in fitnf Alten von Friedrich Hebbel.
Bien, Tendler u. Comp.

Gon allen Gagen des Alterthums fojeint faum irgend eine we-
niger dazu angethan, den Stoff gu einer Tragddie hergugeben, als
bie Gage vont Lydifdjen Rinig Kandaules und feinem Trabanten
und Liebling Gyges, weldye Herodot im erften Buche feiner Ge-
fchichte ergihlt. Randaules, ber fehr in feine Frau verliebt war und
fie fiir die allerfchinfte ihres Gejchlechts hielt, witnfchte feinen un-
gliubigen Giebling burch den Augenfdjein davon gu iibergeugen. Er
verfilbrt ihn firmlich dagu, dag er die Kinigin unbefleidet im Sadplaf-
gemac) fehen muf. Sie aber erblidt den Wiederhinausfdlipfenden,
und da fie ahnt, dak hier ein Bervath ihres Gemahls vorliege, fo
{aft fie diefem gwar nichts merfen, befdjlieft aber, fic) gu тафеи.
Sie ruft daher am anderen Tage den Gyges und ftellt ihm die
Wahl, entweder den Konig zu tddten und fie felbft und das Minig-
reich der Lpdier gu nehmen, ober fofort felber gu fterber, auf daf
er nicht nod) Hinftighin Тебе, was er nicht fehlen foll. Gyges wahlt
von den beiden Wegen den erftevet, tdptet mit Hiilfe der Konigin
feinen Herrn, vermahlt fic) mit ihr, wird Rsnig der Lhdier und in
piejer Cigenfchaft vom тер фен Orafel beftatigt. Cine andere —
pielleidht fpatere — Gage bringt einen unfichtbar madhenden Ring
mit hinein, durch) deffen Hiilfe dem Trabanten ein verbotener Um-
gang mit der Rinigin und die Ermordung des Rinigs gelang. Wir
haben hier anf den erften Blicé nichts, was ju den Erforderniffen
einer Tragdbdie gehiren foun. ше Ве, faft unmotivirte Be-
leidigung, eine Rache, die einen fatalen Beigefdmad hat, — das
ift Wiles. Bn diefen flix ein Kunftwerk entfeglic) roh gugehauenen
Ябурег einer Gage eine Seele hinein gu legen, weldhe ein feines
Gewebe fittlich und afthetifc) intereffanter und berechtigter Motive
aufoedt, fo dag das Ganze ein fiinftlerifeh migliches Leben де
winnt, das ift allerdings eine angiehende YAufgabe fiir einen Didjter,
welder pfychologifce Erperimente Liebt, und e& gewahrt Intereffe,
nadhgufehen, wie diefe Aufgabe geldft ift.

Man weif fou, wenn man an ein Hebbelfhes Drama geht,
bag man oft diefe ober jene Vorausfegungen wird gugeben mitffen,
unt 1% dann einer griperen Confequeng in der Verfolqung feines
BielS erfrenen gu Wnnen. Man weif, ров man auf eine frappe,
gedanfenreide Rede gefafit fein, Daf man fortwalrend aufmerfen, ja
mitarbeiten mug, wenn man nicht Verlufte erleiden will, welde die
vihtige Exrfaffung des Gangen gefahrden, aber man darf aud) immer
gemig fein, da die fdharf und fider hingeftellten Chavattere iby
Са mit der gebiihrenden Nothwendigheit hervorvufen und voll-
enden. Go hier.

Der Hebbelfhe Randaules tritt uns als eit eehter Pinig
	entgegen. Gr bliiht in Rraft; ev hat die Grieden unterworfen; im
StteratureBlait.