qwortung diejer бтязе Пизеи; wir aber heben einen hervor, der und
dev wefentlichfte gu fein fcheint. Die Nationalliteratur im engeren
Ginne ift in unferer Zeit fitr die meifter Gebtlteten faft die cinjige
Duelle fittlicder Belehrung und Erheburng, dic eingige unangefochtene
‘Pflangfehule fittlicher und religisfer deen. Gonft und noch bis
Ende vorigen Sabrhunderts empfing man die Elemente pes ethifchen
Lebens ans der Religion, der itberlieferten Sitte, dem Staatd-Gefet
wuntd -Leben; von dev Poefie verlaugte man veshalb allerhichjtens,
dag fie mit овен Harmonie. Jn neneren Zeiten wachfen vie Ge-
bilveten in einem Той felbfteerftindliden, aflzufritjen Ziweifel gegen
die Religion, in alzuhiufiger Auflehuung gegen die itberlieferte Sitte
und in Widerfprud gegen den Staat auf. GSeitbem nun aber den-
toch cine tiefernfte, riiftigftrebfame, ethifcy-fraftige Richtung in der
Nation Lebt, welche nur theils von jenen Ouellen abgewandt, theils
mit ihnen im Rampfe ift, fucht fie in der Citeratur fiir die Lehrer
ihren Ausdrucf und fitv die Siinger ihre Quelle. Bwifdhen diefen
Leiden Cpochen lag, um es flitchtig anjudenten, eine des Uebergangs,
in welder bet ethifchem Anbdifferentismus vein afthetifae Sntereffen
die Gemiither beherrfdjten, die Begriffe alles olen und Guten in
ver Literatur alfein unter dem Geficstspunfte des Schinen де
wurden, cine Zeit, in welder, anachroniftifeh зи veben, der golbene
Snitt das ideale Mak aller Dinge war. — Die nenefte Ridtung
des Hffentlidjen produftiven Geiftes aber bildet eine eben fo noth-
twendige ald glitdliche Neaftion sum ernften Lebensgebhalt, welche fos
gar der Poefie als folder gu Gute fontmen und ihr eine nene
Pruchtbarkeit geben wird, wenn and) augenblidlich die Geltung ver
reinen Gfthetifcen Form gurweilerr vor dent Inhalt mehr als billig
	gurudtritt.

Hiermit im wefentlidhen Bufanmmenhang fteht das Streben neve-
ver Dichter, vas poetifche Sutereffe vorwiegend auf die plydologifdhe
Entwidelung der Chavattere gu lenfen. Sonft hatte diefe feine grofere
Bedeutung, als: die Erfdeinung ver Charaftere und oeren Hand-
{ung ju motiviren, den am fich intereffirenden Snhalt begreiflicy gu
machen; felbft die blofe Situation hatte ba cine fiinftlerifde Gel:
tung. Statt defen bildet die pfychologifce Entwidelung, das Zurite:
gehen auf die Reime umd die Darftellung ves Wadsthums von
Tugend und Lafter ein eigenes wund vorwaltendes Anteveffe. Wie
jiingft bei dem Buche Keller s finden wir auch bei dem vorliegenden
hierin den griften Vorzug deffelben. G8 treffen in diefem Зиде der
Poejie wohl unbewust jene genannte ethifche mit der allgemeinen
realiftifc=naturwiffenfchaftlicben Richtuug ber Beit sufammen.
	durdaus gu verbergen, wird in bent einen Gohn gum Streben adh
einer prablerifden Geltung, durd) unbefonnene Mittel ertvorben,
dure) piefelben Mittel bald verforen; in vem andern Gohu aber gu
jener Grbfe und Gewifheit des eigenen Selbft, bak e& ,, fir ihn
fein Wein und fein vor den Lenten gab , und yu jener aud) obne
Ubficht hervfchenden Kraft, die alle Kvafte aufer ihr entweder gum
Biele leitet vder vermichtet. Chen fo ift die Verahulichung des Wei-
bes mit dent Manne, ber fie leitet, und die Erhebung ihrer mittlerer
Natur git einer edeln durch vie Schidfalsberiihrung mit einer edel-
ften, fo fchin al8 tief, fo wahr als ergreifend. — Gang пабе 62
biefem grofen und nidt genug зи wiirdigenden Vorzug diefes Werkes
liegt aber auch ei grofer Wtangel. Giir die Thatigheit der finn-
lichen Ovgane des Menfchen giebt e8 ein mittleres Wag, melded
bie hichfte Schavfe der gefunden Wuffaffung und Empfaingnig be-
geichitet, wihrend jeder Scbritt bariiber hinaus eine franfhafte Rei-
gung und unnatitrlide Spannung ausinacht; je naher dev afthetifde
Ginn mit der finulichen Unfehauung verwandt, je mehr er iy twe-
nigftens vergleicjbar ift, befto belehrender ift died Gleidnif fiir die
poetifde Schdpfung. Der Verf. Hat die Gemiithsrequngen feiner
Perfonen gleifant unter das Mtifrosfop geftellt; das mag fiir die
иен фоне Forfchung fehr dienlich fein, dev poetifcen Anfchau-
lichfeit thut e8 Gintrag. Der nachtheilige Ginfluf diefer bis in die
feinften Udern fortgefesten anatomifden Analyfe dex Charaftere wird
fich fir die meiften Lefer jundicft dahin augern, dak fie e& — lang-
weilig finden. Greilid) i{t das Beugnif, weldhes fie dantit ausftellen,
fiiv fie felbft eben fo fchlimm, als fiir bas Buch; aber fie werden
dent Dichter diefe Selbfterfenntuif uit banfen und bas Bud) bei
	Seite legen. Wber aud) bon Lefern otefer Art abgefehen, wird jfe-
der, der felbft mit ber gréften Hingebung bem Dichter felat, ja
aud wer die innigfte Sreude an Ddiefem feinen Cindringen in die
Werkftatt des Charakicrs hat, mehr eine pfychologifch-wiffenfdjaftliche
ale eine afthetifthe Gefricdiguug darin finden. Wohl wird ed fiir
den Dichter felbjt, wenn nicht geradezu nothwendig, fo doch hidhft
vortheilhaft fein, die Iegten Reime und die innerften Beziehungen
feiner Chavaftere ju fermen umd gu durdfdaucn, aber dem Qufdyaner
braucit er fie nicht alle gu geigen, ja er barf e8 nidt. Mag es
роф fiir den Dichter fogar hich{t fruchtbar fein, fich den Charatter
feines Helden in ganz anderen Situationen gu benfen, als in denen
er ihn erfdbeinent aft, um die Beftimmetheit feines Wefens gu prit-
fen; aber dem Lcfer fan ev died Experiment nicht zeigen, ohue die
Ginheit feines Runftwerfs зи jerftdren. Go mug auch ver plaftifde
	Зи der ЗраЁ, ме Feinbeit und Ttefe der pfychologifden Cnt-; Kiinftler die genauefte anatomifde KenutniR feiner Geftalten befigen,
		faltung ber Gharaftere, welche tt bem vorliegenden BWerfe uns ent:
gegentritt, Ш meifterbaft und bewunderungéwiirdig: e8 werden alfe
	Mervenfajern einer individuellen Willensrichtung bis in ibrer бе
	ften BWeraftelung und lerfefterr Beribrung mit Pleniden und DOingen
	enthillt; von der erften Sellenbtloung einer etnfachen Metgung, durd
die allmalige Erndhrung ihres Organiéninés al Starfe einer blinden
Leidenfchaft over freien Willenstraft, bis gur endlicjen Reife ent-
tweder der giftigen Gruct der Sehulp oder der erquicenden dev
Tugend, gefchieht Alles, der ganze Werdeprogzef vor ven Augen des
Lefers. Wollten wir von der ungewibhutichen Feinheit und der mannige
faltigen Gchinheit Bericht geben, welche hierbei zur Erfcheinung
fommt, wir miiften die Grengen diefes Blattes weit iberfdreiten.
Wir evinnern nur darau, wie fich aus ver Mifchung im Chavatter
bes Baters die beider Sihue, dev eine immer mehr aufwarts und
gur Liuterung fteigend, der andere abwarts in die Schuld verfinfend
tich entwideln, urd) ihre Natur und vie Umftinde dabin getrieber.
Des Vaters Neigung zur Hervfdhaft, welche die ither fich felbft ein-
fchlieBt, und der Damit verbundene Sinn fity abfolute Selbftindig:
Feit, welcher fdjon ihn зи dev Gitelfeit verleitet, feine Blindbeit
	nicht Боб die Vinten ber Oberflache, foudern ме файшет Педенфе
RZeichming und Bewegung ver Knochen und Musfeln fermen; aber
ex madt von diefer Reuntnify einen falfchen Gebrauc), wenn er fie
nicht blof purdfebeinen, foudern Hervortreten (aft. tur in eigent-
	Lichen. Rriminalgefchichten ift еше folche abjolute Rergliederung dev
moralifden Berfou geftattet, gleichwie man aud den Leib pes Ge-
vichteten vem Gecirmeffer itberliefert. бе die Grengen der
pipchologifden Wnalyfe ves Gemiiths gu beftimmen ift unfaglicdh
jcwer, инь 28 ЦЕ, wie die Analvfe felbft, Sache bes Didhters,
mige der Зе. зи Gunften fiinftiger Werke unfere Andeutung де
fallig aufnebmen; wir an unferem Orte bewundern ohnedies feine
Элен фай und erfrenen uns ihrer auch ba, wo wir glauben, dak
ex eine gu veidjlice Anwendung vow ihr gemadt hat. ке {фени
ung aud) ber Grund dafilr gu fein, dah die eigentlide Handling
ber Maffe nach fo geving und nur wie cin rother Faden crfdeint,
per fic) urd) das Seil der pfydhologifden Beobadhtung Hindurd)-
zieht; obwohl bem Werthe nach jeder Bug bedeutend, angemeffen und
sutreffend iff. Циь hierntit hangt e8 wiederum jufammen, bag die
	ganze Gefchichte in einem Buge forterjahlt und пах Hie und ba