‘fonnteé ди evinnern. Ruft man fic) doch gern das Bild eines
aupergeifnticjen Menfdyen guriic, gumal in feinem Sturze. Biel-
leicht ift Napoleon’s Ende die grifite Tragddie ber Weltgefchichte.”
— Die Villa, weldhe der Kaifer fic) in der Campagna bei Porto-
Servajo evbaute, gehirt jegt dem Fiirften Demidoff. Diefer ruffifche
Krdfus haut fie gu cine Mapoleonsmufeum um, weldjes prichtig
werden foll, mit Hallen von Mtarimor, worin man die Thaten ves
RKaifers an ven Winden al fresco fehen wird. Atle evbentlichen
Reliquien, die fich auf Napoleon’s Gefchichte begichen, hat Бег ЗЕ
gefanumelt und wird fie in ben Zimmern von , Gan Martino” auf-
ftellen. — Unter den Heinen Vorfallen und Begebenheiten aus Na-
poleon’s Zeit auf Elba nimmt der Befuch einer frembden Dame noch
unfer befonderes Sntereffe in Anfpruch, die mit einem fleinen Rna-
ben nach Porto-Ferrajo fam. Der Raifer empfing fie wohl, doch
mbfterids. Man fprach Wierlei, nur Wenige wuften, wer die Er-
fheinung, die nach wenig Tagen die Bnfel wieder verliek, gewefer.
Sie war eine polnifdye Grafin, der Rnabe Napoleon’s Rind. Im
Monat Dezember 1852 evfchien diefer Knabe als offizieller Bot-
fhafter Franfreidhs vor der Konigin Victoria von England und
jeigte ihr an, ,,wie die Weltgefdichte trop Elba und Sankt Helena
wieder bonapartijd geworden fei, denn acht Mtilfionen Franjofer
Hatten Ludmig Bonaparte gum Raifer Frankreichs ausgernfen. Es
ift ein Traum. Die Weltgefchichte traumt, wie der Gingelne, bis-
weilen von alten Uiebfchaften und von alten Schidfalen. Im Sabre
1852 traumte ihr von Napoleon.  — Nachdem der Werf. nun dem
Kaifer gegeben, was des Raifers ift, giebt er auch den Elbanern,
was ihrer ift, und wenbet fic) gu Gand und Golf. Wud) dort war
der Boden, anf weldhem oer frinfifde Cafar ftand, ein eiferner.
Die grofen Eifengruben von Rio, fchon feit den qranen Zeiten ded
Alterthums ausgebentet, find nach der Angabe des Berf.’s reicher,
alé die berithinten Werke Oemidoff’s in Sibirien und vielleidht madhte
ihres Gleichen itherhaupt nicht gefunden werden. ,,Vor  diefen
fehonerlichen Minen”, fagt der Verf., ,,vor woher die Furie des
SKrieges fort und fort Schwerter, Speere und Kugeln in die Welt
getragen hat und von denen das eiferne Zeitalter ausgegangen gu
fein fcheint, wie e& die Dichter befungen haben, follte man Napoleon
ein Denfinal evvidten, gang aus Cifen, einen RoloR von Elba, und
man follte auf bas Piedeftal jenen Befehl des Ctruskerfenigs Por-
fenna febreiben, da fortan bas Gifen uur gu Gerathen bed and-
baues und der Suduftrie verwendet werden folle. 

Der gweite Ubfdnitt, , ver Ghetto und oie Suben in Rom”,
fiibrt uné in’S Dtittelalter und in die Zeiten des alten Noms zuriid.
Фет грифе Ghetto, der aAltefte in der Chriftenheit, der Ghetto
par excellence, ift gugleic) bas traurige Dtufterbild weit verbreite-
ter Machahmungen. ,,Zufammengedrangt in einem dumpfen Winkel
Roms, welden der Tiberfiusf wont Trastevere fcjeidet, wobhnt hier
feit alten Zeiten, gleichfam von der Menfchheit ausgeftogen, das riz
mifce Sudenvolf. Der Зе. durchmanderte ihn oftmals und е8
diinfte ibm feine Bevolterung, weldye neben dem Theater bes Mtar-
cellus und der Halle der Octavia auf Triimmern rdmifder Raifer-
gefchidhte dem wilden Epheu gleich fic) angeflammert Halt, unter
Roms Muinen eine hodimerfiviirdige, ja die allein noch lebendige
Ruine des Alterthums und werth, af fie eine aufmerffame Bee
trachtung auf fic) giehe.” — Зи die Tritmmer der Halle der Octa-
via, der Sdhwefter Hes Wuguftus, ift oie Rirdhe Gan-Angelo in
Pescaria hineingebaut, ein Gotteshaue, bas fid) gleichfalls auf die
Suden бедер weil fie gegroungen wurden, im ihr die widyentliden
Bekehrungspredigten angubdren, wogu fie im Qeittelalter yon Po-
lizeifolbaten mit Peitichenhieben und rudelweife hineingetrieben wur-
den. Sie wurden nicht mehr, wie zur Zeit de8 Claudius, den Thie-
rent, aber nun dem mifbandelnden Chriftenvorurtheil vorgeworfet,
aller Wedhfel per Babrhunderte und das furchibare Cinerleé ihres

 
	Вон Dider von Ferdinand Gregorovins.

1, Figuren. GSejdhidte, Leben und Scenerie aus Stalten. — Leipzig, Brod:
haus. 1856,

2. Rieder de8 Giovanni Mteli von Palermo. Aus dem Sicifianifden бет»
fet. — Leipsig, Brodhaus. 1856.

Serdinand Gregorovins, der nordbentfce Wanderer in
Stalien, nimmt alé Forfcher, Beobachter und geiftoller Berichterjtat-
tev eine der erften Steffen unter unfern reifenden Sehriftftelfern ein.
G8 ift thm vergénnt, feit vier Sahren jenfeit der Wlpen gu weilen
und feine Auébente vow vielfachen, der grofen Strafe gum Theil
fehy fernen Wandergiigen ift Hechft ergiebig und barf dem Borziig-
Tichften, twas die nenere Zeit in diefer Sphire hervorbradte, Stahr’s
Gin Jahr in Stalien , unbedentlich an die Seite gefest werden.
Sein Buch iiber Corfica hat eine fo glingende Aufrahme gefunden,
bof es in Wmerifa und Stalien iiberfegt worden ift, in England
fogar jweimal. Die Augsburger ,,AWllgemeine Zeitung” und das
nDentiche Miufeum™ haben Hinfig Berichte won feiner Feder ge-
bracht, unter melden fich in lester Beit die ,, Fragmente von Agri-
gent  (im ,,Dentfcen Mufeum ) ourd anfchautiche Darftelling und
hiftovifde Beitrage Hidhft vortheilhaft auszeicinen. Gregorovius ge-
Hort nicht gu ben Reifenden, die das oft genug Befehricbene noch
einmtal befdbveiben und gelegentlich eine geiftreicke Bemerfung ma-
chen; ev wahlt gum Theil Stoffe, die бег twenig befprochen wur-
den, da fie einem Boden angehiren, der von gewdhnliden Couviften
nicht betveten gut werden pflegt oder, felbjt wenn cv ihnen nabe liegt,
unbeachtet bleibt; aber auch fiir bas bereits Befannte weik ex purdy
fiefere Anffaffung und erfdipfendere Darftetlung unfer Sntereffe
auf s Neue yu gewinnen. uch vervath er die 3u feinen Arbeiten
evforberlichen, ja unerliflidhen Gigenfehaften: gediegene Flaffifebe,
Hiftorifce und dfthetifce Bildung und jenen aufmerffamen Bli¢,
ber auch das Meine im den Kreis feiner Betvachtungen gieht und
bem Unfcheinbaren feine Bedeutung verleiht. Der Verf. felbft inde
fagt von bem erften feiner oben bejeihneten Bitcher: ,,was e8 giebt
find Verfuche eines Solden, der wenig weif, aber gern lernt und
gern betrachtet. €8 find Blatter aus ernften Wanderjahren.”

Die ,, Figuren“ bieten uns was der Titel verheift, Gefchidhte,
Neben und Scenerie aus Stalien. SndeR ift vie Bezeichnung „УЕ
guren” befonders anf einen Whfdhnitt, promifhe Figuren , anwend-
bar, in welchem ung das Leben und Treiben bes Volks im heutige
Rom in genvebildlidher Darftetlung vorgefiihrt wird. Das Buch
aber enthalt feche folder Ubfdhuitte, im denen e& fich Рошен ег
ichiedenen, einander fern Liegenden Stoffen juwendet. Sie firhren
ме Ueberfebriften: , Cin Befud auf Elba , ,,der Ghetto unr die
Suden in Rom , ,, SdHllen vom baltifen Мес , Зейн vom’

 
	vateintjden Ufer , ,,vimifce дитей” und ,, Capri, eine Cinfiedelei.“
Die , Sopllen vont baltifehen Ufer” witrde man freilid) nicht unter
der Scenerie aus talien fuchen; fie galter ver Heimath des Зет:
faffers, dem fambindifcben Paradiefe, den Villeggiaturen ber Ksnige-
berger, und find, wie der Berf. fagt, nur um eines Gegenbitdes
Шен инф um dem Wunfde feiner Freunde in per Heimath gu
entiprecen, in diefe Sammlung aufgenommen. Ucbrigens find fie
boch gum Strand des Mittelmeeres in einige Beziehung gebracht,
ba Das berglofe, lateinifehe Ufer bet Porto Эти Фен Berf. an die
baltijdhe Siifte evinnerte, ,,die fic) gu jenem verhalt wie ein ис,
naturfrifes Bolkslicd gu einer flaffifdien Boyle des Theokrit.
Зи dem evften Whfdhnitt nun, dem  Befuch auf Elba , dev fid)
fehx wohl an das frithere Buch bes Verf.’s „бота“ anjfdlicgen
wiirde, wird gunddhft die Grinnering an Napoleon erwedt, der in
ber Hauptitadt, Porto-Ferrajo, im jesigen Gouvernementshaufe re-
fidirte. Саи Wufentkalt pafelbft und feine Slucht von der Infel
werden gefchildert. Man mag ed verjeiben, au Wltes und Be-