in Weimar verlebte. GSelten fallt ein Bli auf. die heitere Wirt Vichteit; felbft die Ereigniffe des Lebens sieht Schiller in das Be- reid) philofophifder Distuffion hiniiber, die Meigung des Hergens ijt wie eine Lotente Warme. Nicht minder werfchlog Charlottens ernftes, yu fdwermitthiger Schwarmerei neigendes, etwas geziertes Wejen die Regungen liebenden Gefiihls tief in der Seele, wie fie penn das weiblide Bartgefiihl ftets noc mehr verbiillen wird, als per Mann, der dabei weit weniger gu wagen hat. So war es denn eine nativlice Folge, dah beidbe. Theile fich nachmals dad offene Geftindnif zu machen batten, Cineds jet dem WAmdern eisfalt erfchie- nent, worltber 8 in ihren Bricfen manche Grpfifationen und Recht fertigungen von beiden Seiten giebt. Der Sehliiffel Hiergu, wie in anberer Hinficht gu den Harten dergeitigen Urtheilen ither Goethe if im Grunde fcon in Sehillers Selbftgeftindniffe gegeben: „Зе meine Geniiffe mug ich tief aus meiner Geele hervorholen; die Na- tur giebt mir nidts, und die Menfchen fuche ich nicht auf , womit man die havafteriftiide Suterpretation ber Weuferung: , nur durd) bas, was wir iby leihen, тебе und entziidt uns die Natur , ver- gleiden mag: ,,die Anmuth, in die fie fich Eeidet, ift nuv die innere Anmuth in der Seele ihves Befchauers und grofmiithig fiffen wir den Spiegel, der uns mit unferem eigenen Bilde iiberrajdht. Wer wilrde anc) fonft das emige Cinerlet ihrer Erfcheinung evtragen, die ewige Nachahmung ihrer felbft. Mur durch den Mtenfchen wird fie mannigfaltig; nur darum, weil wir uns vernenen, tivd fie meu. (©. 413.) Sm Mai 1789 30g Schiller als auferordentlidher Profeffor der Philofophie nad) Sena, ein fiir ihn erwiinfdjtes Ereignif, bas inde§ die alte lage iiber Mangel an Freiheit und iiber fein einfames eben wiederum hervorvief. Gein Verlangen nad einer Verbindung mit Gharlotten ward Iebendiger; ein Wiederfehen bet der Ourdhreife der Schweftern nak dem Bade Lauchfiddt fithrte eine Gelegenheit gum Geftindnif herbei, die Schillers Schiichteruheit wieder voriiber- gebert lieB; Caroline mufte den Liebenden gu Hiilfe fommen, und bei Sehillers Befuche in Lauchftidt erfolgte die offene Erklarung dev Liebe. Hiermit beginnt dev giveite, angiehenbdjte Theil bes Briefwechfels. Die Briefe voll feuviger Ergitffe eines licbenden Herzens leiden je- dod) feinen Auszug. Cine fchinere ungefannte Welt hat fich dem Dichter anfgethan. Nur einmal joq noch eine leidte Wolfe iber ben Himmel der Liebe, als Charlotte durch die an ihre Sdwefter Caroline gerichteten, von girtlicjer Sunigteit itberflichenden Briefe in Bweifel gefest ward, ob fie, die GVerlobte, feine Seele ganz erfitlle und ihm Wes fei. Dak einige diefer Briefe foldhe Bedenfen ет regen fonnten, fieht man {eyo davans, daf Caroline von Wolzogen, alg fie in ihre Biographie Schillers einen Theil verfelben aufnahm, den Namen ihrer Schivefter an ihre Stelle gefekt und mehrutals ben Plural der Wnrede umgeanvert hat. Schiller fuchte Charlotten burch bie Worte yu berubigen (S. 486): „бахоНие ift mir niber im Wlter und darum aud gleider in der Form unferer Gefiihle und Gedaufen. Gie hat mehr Gmpfindungen in mir gur Sprache, alg Du, meine Lotte, — aber ich wiinfehte micht um alles, dak die- fe8 ander wire, dak Ou anders wart, al’ Du bift. Was Caroline vor Dir voraus hat, muft Ou von mir empfangen; Deine Seele mug fic in meiner Liebe entfalten, und mein Gefchipf muft Ou fein, Deine Blithe muR in den Frithling meiner Liebe fallen. Hat- ten wiv uns fpater gefunden, fo hitteft Qu mir diefe fine Freude IMeggenommen, Dich fitr mich) aufblithen gu fehen.” Warmer (и die Erflarung feines Herzen in dem lester Briefe diejer Gamm- King: ,Die Bweifel, die Ou Div aufwirfft, meine Liebe, ob Du init auch wirklid) das feift, was Du wiinfdeft, enthalten einen ftiller Gorwurf fiir mich, ob ih gleich ое, 208 Фи mix feinen maden wollteft. Diefe Bweifel Бей Фи пб wenn meine Liebe fiir Dih einen lebhafteren Anediuc gehabt ое, wenn id) mehr Worte bafitr gehabt Witte,-pas By meinem Herzen bift. Wher diefe Bwei- fel werden bet Dir aufhiren, wenn Ou mich ganz Fennft, wenn Dir mit meinem Wefen vertranut genug geworden bijt, mm gu wiffen, in welche Sprache fic) meine Empfindungen feiden, Wud) meine Liebe ift ftill, wie mein ganzes itbriges Wefen; — wicht aus eingelnen rafhen Uufwallungen, ang bem gangen Zufammentlang meines Le- bens wirft Ou fie fennen Lernen.” Bm Februar 1790 ward der Bund. der. Ehe gefehloffen, deve feqensreiche Cinwirfung anf Scil- ler geiftiges Gein, das in die fchdnfte, blitthenreidite Beviode feiner Entwidelung trat, in den, Biographieen. unfers grofen Dichters. faum, gebithrend hervorgehoben worden ift, ba fie fic) in Der Stille det Haufes befdhetben зе ее. ле gmeite der genannten Brieffammlungen, Briefe von Sdillers Gattin an einen vertranten Freund, verfest uns in eine fpdtere Lebensepocje der trefflidien Frau. Gie thetlt ihrem Sreunde Ludwig von Knebel die grofen und Eleinen Grlebniffe bes Tages, die Vorfalle in der weimarifden Hoiheren Gefellfdaft, in der fie fic bewegte, ihre Sorgen um ihre Rinder, ihre gufallige Зее, Титу Эа, was ihren Geift und ihr Феи gerade Бег fchaftigt, in vertraulichfter Weife mit. Ruebel’3s Briefe waren nicht im Befig bes Herausgebers, dem aud) gu feinem lebhaften Bedauerit ein grofter Theil ner Briefe Charloitens vorenthalten blieb, fonft tolirden wir ftatt ded einen ftarfen Banded mehrere Bande ded Briefwechfels erhalten haben. ,, Wllein, miiffen wir es aud) bedauern”, bemerft der Herausgeber (Cinleit. S. 23), „та durch diefes angft- liche Vorenthalten. viele Hidft fchakbare Ntittheilungen aus einer noch fetnediwegs flay vorliegenden Zeit uns entgehen, das Bild dev edeln Gattin Schillers tritt uns in den hier glitdlich ber Oeffertlichfeit geretteten Briefen fprechend entgegen. Wie ganz ift vie edle Frau purchorungen von bem Bewuftfein ihrer fo fcyweren al8 theuven Mutterpflidt, wie innigq lebt fie in den Grinnerungen an den frith entfhrwundenen Gatten, wie fihlt fie fich, mag aud) ein tritber- SGdleter ihre Seele bededen, alé freifinnige deutfdhe Grau auf der Hohe [chin menfdjlider Bildung, im innevften Genuffe alles Reiner, Guten und Schsnen! Und wie riihrend ergieft fich ihres reider Herzens ltebevoller Antheil an dev vortreffliden Pringeffin Caroline, per Wtutter der Herzogin von Orleans, an diefem holben Engel, piefer Sphigenie, die, verfehlagen an die unfiebe Rifte, fern vom Lande ihrer Sebnfucht, hinfiechen follte! Wir geben dies gern gu — im Grunbe ift mit diefen Bhrafen weniy gefagt —, ohne des- halb der Verdffentlichung diejer Briefe bas Wort reden zu wollen. Wenn es fich nur darum handelt, das ,edle” Gemiith einer Frau it bem vertrauliden Geplauder ihrer Briefe uns vorjufithren, fo fsunten Hunderte von Banden weiblider Corvefpondeng gedruct wer- Den, die ein gleiches Inteveffe in Anforud) nehmen wiirden. Freilid ift e8 die Gattin Schillers; allein dak man aus ihren Briefen etwas Erheblides zur KenmtnifR der devgeitigen deutfdjen oder auch uur weimarifden Zuftinde gewinne, mBdhte dem Herausgeber gu erweifer fhwer fei. Chenfowenig michte die Budistretion des vollftindiger Aboruds diefer Briefe gu vedjifertigen fein. Gdillers Briefe ве hiren dev Oeffentlidifeit an; aber giebt das ein Recht, die Briefe feiner Wittwe abdructen yu Laffen? — Mur elf bet Lebzciten Sehil- fers gefdhricbene Briefe haben fic) vorgefunden und von denen dev ndchften Sahre bis 1812 nur eine fleine Anjahl. Der grifte Theil der Sammlung rishrt aus dem nadhjtfolgenden Bahrjehend ber, in welche iiberhaupt der Briefwedhfel mit Knebel ant lebhafteften ge- fithyt worden ift. Am Liebften begleiten wir Charlotte v. Sdiller im ihrenr fchi- nen patriotifcen Gefiiht wabrend der Befreiungskriege, deren Schatz