3 B. der erwahnte fonft fo gartfpredende Pater vow ber deut}den
Raifertrone fagt, daf fie ,in die Grapfe” gefommen fei. Wir be-
merften vorher, dak der Stoff ungewshuli giinftige Gelegenbeit gur
Ginflechtung moderner und allgemein menfhlicher Idee gegeben,
und finden diefe Gelegenheit feinestweges iber die Gebiihr benugt;
aber une miffallt aud) weit weniger, was ber Verfaffer fagt, als wie
und von went er e8 mitunter fagen (abt. So ware gewif and) an und
fiir fich nichts gegen den Gedanten einguwenden, die ettoa bendthig-
ten biftorifcen Fingergeige den Handelnden Perfonen felbft in den
Mund gu legen. Aber e8 madht fic) doch gar gu abfichtlid, wenn
per alte Qangenfehwar; feinen Briidern in gedrangter Эйтуе, wie
aug einem Compendium einige Notizen itber ,, Peter Waldus, Walbo
oder Baldex” geben mug, und gradezu fonrifeh, wenn die gweidentige
Kreuzfahrerin Wilfwivk dent Mitter Convad, der um einen Waffen-
handel bei nictlicher Weile gu ihr fommt, ein Privatiffimum iiber
Raifer Friedrich) IL., feinen Kreuggzng und feine Handel mit dem
Papfte vortrigt Die Klarheit und der hiftorifdhe Tiefblic, den fie
dabet entwidelt, ift fehr billig in unferm Zeitalter der Converfations-
{evifa und Miniaturctaffiter, aber der braven Я тем” инф Landfah-
rerin will er ebenfowenig, al8 der gebildete Docententon anfteher.
Wn einer andern Stelle finden wir im Ntunde des bruftfranten und
terbenden Minches Borgias eine voliftindige poetifch-philofophifde
Abhandlung itber den Kampf ved menfcplichen Willens gegen den
Bwang der Natur, des Staats, und des eigenen 30%, бе Dffen-
barung, Sire, bitrgerliche und geiftige Greiheit, und fiirdten bei
nahe, in ihr den eigentlichen ‘geiftigen ern bes Buches evblident
su jollen. Sie hatte namlich, diinft ung, dann entwebder Haver oder
poetifcher, — vielleicht aud) beides fein milffer.

Wir gweifeln itbrigends feinen Augenbli€, Daf vas Buch der
efewelt als unterhaltende und fpannende Lectiire, willfommen fein

wird, und Wnnen e8 von diefem Gefidtepuntt Ourdaus empfehlen.
Der oft und riihmlic) genannte Name ded Verfaffers veranlafte
ung aber eingehenbder nach der Grfiillng der fiinftlerifden Be-
dingungen зи forfder.
	Bur Frage vom geiftigen Cigenthum.

Unfre Mufifer und Mufifverleger find ia lebhafter Bewegung.
Sie haben fic) veranlaft gefehen, die Rechte des geiftigen Cigen-
thums an Titeravifeen Erzeugniffen und BWerfen der Runjt, wie fie
in Frankreich und wie fie bet uns gefichert find, gu vergleiden, und
fie beforgen, falls e8 cinmoal jum Ubjehlug eines Vertvages mit
Frankreich yum gegenfeitigen Sdhuy diefer Rechte fomme, flir uns
Ме grfiten Nachtheile, da der frangififce Componift fic) einer viel
weiter greifenden gefeblichen WAnerfennung feines geiftigen Gigenthums
evfreut al8 der Deutfdhe. Sie dringen vor Wien anf Wnerfennurng
bes ,, ausfeblieflichen Gigenthums der Melodie,” weldjes $. 3. in
Frankreidh jedem Exfinder einer Melodie (oder demjeniger, dev recht
lich in feine Stelle getveten, alfo feinent Berleger), die alleinige Be-
nugung derfelben in allen migliden Bearbeitungen, befanntlich der
eintraglichften Unternehmungen des Mufifhandels, fofern e8 fic) mix
um irgend welde beliebte Melodien handelt, gufpricht.

Pielleicht darf fir unfre Poeten Webnliches in Erwdgqung font
men. Int Uigemeinen gwar ift ihr Autorvecht gefidert, und unlangft
ift noch die, gewif fehr anguerfennende Grweiterung deffelben Hine
sugefommen, ов gedrudte Oramen urd Феи Dru, welder fiir
bie Rectiire und flix die buchhanbdlerifce Benngung beftimmnt iff, fo-
fort noch nicht der gweiter, hievon wefentlidy verfdjiedenen Be-
uugungsart, der Bilhnenanffithrung, anheim fallen follen, dah die
(сете vielmehr und die Berechtiguag dazu unter allen Umftinder
	Antlig ourch den Umftand, daf der iibrigens dod recht}dajfne Hurit-
abt von Fulda, der angeflagten Hedwig Onfel und Landesherr, уши
Mitwiffer und movalifden Theilnehmer gemacht wird — und wabr-
Lich fein befferes urd) die villig jefuitifehe Ziveidentelet, mit der er
fich und die Uebvigen ither feine unleugbare Mitjeuld зи шеи
bentitht, oder gar durch die dabei angewendeten Bibelcitate, von
denen iiberhaupt im ЗВифе ет оби Hhanfiger und nicht immer wobhl-
thuender Gebraud gemacht И. Der Berfaffer fcpeint felbft nicht
ohne eit warnendes Gefiihl bei diefer (nad) unferem Gefitht auch
Daneben ganz itberflliffigen) Betheiligung des Whtes an vem bevor-
ftehenden Meucjelmorde geblieben gu fein — fo mug denn doch die
Sache am Ende genannt werden! Er felbft giebt fic) gewiffermagen
Miihe, ihn wieder tweifzubrennen, dod) mit wenig Erfolg. Der
Anfehlag des Wbts, det gefihrlichen Widerfacher feiner Michte und
feines eignen Anfehens durch den fungen Bitter Konrad aufheben
und fo fitr eine Weile anger Gefecht feken gu {afjen, ware an {ich
eben fo gefcheidt als и, шепи er nidt eben ein Paar Tage gu
fpat gefabt wiivde, und wir nicht Lingft den Dornbader mit des
Abtes Seger (1) und feiner guten Klinge, nebft noch bejfern Vor-
fagen unteriwegs wiiften. Die natitvliche Folge von alledem if,
pag wir, ftatt uns durd) den Tod der RKegerverfolgers evleichtert
und befriedigt gu fithlen (was, glauben wir, burdhaus im Stoff, wie
im Antereffe des Buchs Ing, und unfdjwer gu erreicjen tar) einen
fatalen Nachgefmad ungefiihnter Gewwaltthat behalten, dev durd)
pen Schlug, wo der Thater vor Raifer und Reich — nicht ettoa
geftraft, fondern gevadegu belobt wird, weit entfernt ift wieder auf-
gehoben зи twerben.

Ginigermafen gereieht allerdings der Umftand zur Miilderung
piefer miflichen Gindriice, dak pas Opfer der Mordthat fo pechfdhwarg
und flammenvoth alé miglich gemalt wurde, aber diefer Umftand ift ge-
wif im Vebrigen fein Bortheil fiir pas Buch. Die Rolle, dte Meagifter
Kurt von Marburg in der Gefchichte, wie in vorliegender Novelle зи
fpielen hat, ijt an fic) gehaffig genug; ohne daf e8 ndthig mar feinem
Bilde zu fehmeidheln, fonnte twas gefdhehen, uné fiir einen fo energi-
foben, muthvollen, vielfeicht nur, wie auch der Verfaffer andeutet, durd)
feindliche Schicfale und innere Kaimpfe gerrittteten Geift, wenn nicht
Sympathie, dod Antereffe einguflifer, etwa wie dies Dem grofen
englifen Romantifer mit bem Templer Brian ve Boid-Guilbert
(Svanhoe), ja felbft Victor Hugo mit dem Archidiafonus Clauve
Prollo (Notre-dame) gelungen ift. Wir glauben nun einmal, der
„Завет“ Гор doch eigentlich die Hauptfiqur, wenn nicht des Buchs,
pod) bes Stoffs, und bebdentfam genug fiindet ihn der Ber-
faffer an (Zh. 1. S. 161), wo das evfehrectte Volk ihn in einem
poritberwanbdelnden hochgewachjenen Pilger git erfennen wahnt, der
aber nur — fein Opfer Ц. Aue) am impofanten dufern Wuf-
treten feblt e8 nicht, aber e8 fann und nicht fir dad entfchadigen,
as wir am innern geiftigen Gebhalt diefer Figur vermiffen.

Wenn, wie wir fohon anbdenteten, die meiften iibrigen Perfonen
mehr in der Anlage als in der Ausfithrung befriedigen, fo liegt
pies viclletcht nicht fo fefr an dem, was fie thun, fondern was
oder vielmebr wie fie veben. Nicht blos ber gelehrte und frei-
finnige Pater Borgias, der excentrifde junge Novize Egil, fondern
auch ber derbe jahzornige Giirftabt und feine verftindige Midte veben
mehr a8 einmal in Weifer, wie man — wir fagen nidt im 13.,
fondern auch im 19. Saeulum wohl felten зи fprechen, allerdings
aber im legteren gu fdreiben pflegt, — mit einem Wort, wir hiven
gar gu oft den poetifchen und modern gebildeten Berfaffer ftatt fet-
ner Figuren reden, jwihrend die wigelude Ausprucsweife dev rohe-
ret oder niedriger geftellter Perfonen gradegu an den Ton gewiffer
фею   феи Gchergblatter evinnert. Diefe beiden Weifen ее
penn fo ziemlic) ab, wie der Bak des Puppenfpielers mit dem Dis-
Cont feiner Brau, gerathen atc wohl zuweilen durcheinander, wenn