Has macht Hebbel nun ganz anders. Sein Herzog Ernft ver- fligt einfach da Todesurtheil iter Agnes Bernauer fiir das Bevr- gehen, eitte unrechtindgige Che eingegaigen gu fein. ls rechiliden Ritchalt verfohafft ev fich ein Urtheil von окей dev berithmteften Bu- riften feiner Beit, ,witrdig, dak fie den Schwabenfpiegel sufaunnen- fteflten, wenn’s nidt fdpon gefchehen wire.” Diefes Urtheil lage ev rei Sabre liege, yout Turnter gu Regensburg, wo er Woolf das Rind зи еше WMadfolger ernennt, bis gum Tobe dtefes Rindes. Dann volkieht er e& und fekt bewuft die Eriftens feines Cohnes gegen Den Crfoly. Cutiveder will er ihm rein umd ganz, ober gar nicht. Ueberfteht er die Raferci feines Gdmerzeds und das Toben нех Зи, fo ift beim endliden BWiederyufammenfommen von Boater und Sohn etwas gewonuen, eine Cuiwidelung it vorge- gangent, Die Moapregelu fiir die Erhaltung eines heiligen Gefeses haben fich in diefem Walle bewahrt oder micht bewahrt. 68 hat fein Qufall, e8 haben feine Privatintereffen eines unberufencn Bife- wichts Hineingefpiclt. — Go gefchieht e8 and. Nur eins tft nocd) gu beachten. Wie das als Recht erfaunte Toresurtheil ausfithren? Das lag nicht in der offuen und geraden Macht Des alten Herzoys. Go wie ev ganz richtig fagt, dak UL brecht bie entfithrie Frau bis am den Tod fuchen witrde, fo wiirde et die Iebende, utit feinem Bdiffen gum Dove verurtheitte, anf Leber und Tod vertheidigen, alfo ohne einen wiithenden Krieg swijden Den givei tapferften Bitriten ihres Beitalters, wire die offene Vollfiredung ves Sffentlich qefallter. Todesurtheils unmiglich. Ueber dice Schwierigteit geht ver Dichter hinweg. Cr ПАБЕ dew alten Herzoq fury vor ber Unterfcbretbung de3 Urthetls fagen: ,, Und ge- rade jest geht ed [cicht. Gr veitet het oder morgen jum Durnier nach Sugolftadt Hina... ... Enteran Nusperger zu Ralmperg Ceiner ber det Suriften namlicy) iff Michter in Straubing und Bappen- heim лин mit Gunbert Meiterm in vicrundswamjig Stunden dort fein,” — Hier hat Herzog Ernf’s Handhinysweife ihren Fleder. Ein Todesurtheil, welches man zu wvollziehen nicht dte Neacht hat, ijt feing, ift cine Fare. Und fo bleibt vie Heinlidje Ueberfallung und Hinvichtung der Wgnes durch dle Фест буи dod) immer ein eigentwiiliger Wet, freilich in der Hebbel’fchen DOarftellung nicht die Handlung cines Mitters, dev feinen Stammbaum rein wafden, oder eines Baters, dev fich racheu, fonderm gwar eines Herjogs, dev Теле Pflicht thu will, der fich aber tros feiner Metuung, mit Gott зи handel, unvermerft an die Stelle dev Borjehung fest und ihre Uebeit fiiimperhaft thut, inent fie Heiliqung ver Metttel ture) den Bwed gulapt. Herzog Sruft tvifft feine Mangregelu, der ansbrechenden Wuth bes Sohnes зи begeqnen. Gr Hofft aber fider auf deffen Ermat- mung. Der Sinjt jeplief atv in ihn, ev war wicht fodt. Warum att’ ex fonft nicht entfagt?” Bu den brennenden Dorfe fpricht ev: „Эн зи, мет @оби, пих зи! je arger, je beffer! jebt ift’s cin Tag! Was in deur zerftirt wird, baw ich fojon wieder auf.” Cin Tag ift nits gegen jahrelange Bitrgerfriege. Wher wihrend bet Wlbrecht der Tod Agnes Bernauer Heipt, wahrend ev maht, aR feint Gefchledt- in Baier ift, das ev nicht weinen macht, hat Herzog бтий feo befehloffer, рав ст die Krone felber nur bis zu dem Augendlié tragen will, wo er feinen Gob gu feimer Pflicht und feinem Beruf guritdigefehrt fieht. Der Wlte wird gefanger und Vater und Gobhn treffer wieder gufammen. An der Unterveding, die nun swifcen Beiben folgt, fest dev alte Hergog dem mod) Бег und dort. bin braufenden Wellenfehlag ded Zornes und Sehmerzes in der Seele Wlhrecht’s, Alles entgegen, was yon Vermunft und Recht in feiner Handlungsweife ift, und begegnet jeder AnSweidhung, die je- nent fein empirtes Gemitth eingiebt. Was aber in feiner Handling Sewaltthitiqes und Cigenmiachtiges war, dariiber madht er feinen Тав сх {еше р бмаег ш 5 Hohe Hebt and gum Ranjler jagt: „та folltet Shr doch auch имей, лиф ob Bhv auf dem Todtbette {iget! Go viel Refpect fiir mein Blut verlang’ ich!” Ws er abev auf dem Turnier gu Regensburg von diefem eignen Blute das Un- exhirte evfirt, fo thut er e8 eben fo fcbnell und felbjtverftindlic, cin Brutus, von fih ab und ernennt feinen Neffew, den vierjahrigen Erduflichen Gohn feines Bruders Wilhelm gu fetnem Madhfolger. Da viefes Kind ftivbt, fo fommt Ernft anf die Meinigung feines SGohnes fiir deffen Beruf guviick. „Фон hat gefproden, fagt cv, „1 warf mein eignes Sunges aus dem Neft und Legte ei fremdes Hinein, 8 ift todt.” Die Bernidhtung der Bernaner ИЕ Цит mun cine fich von felbft gebictende Mothwendigtett. Freilich founte ev die Krone an Wudwig von Sngolftadt oder Heinrich von Landshut geben ; allein ev vedhnet fich aus jeder diefer beidc Mtaafregeln eben fo ficher einen Biirgertrieg herans, al8 ev ifn aus der Wnerfenmng dev Bernanerin Herausrednet, weil Streit ans der Legitimitét der Mine per entftehen miirde, weldje allerdings von den einfacjen Rittern nidt einmal ihren Rindern ebenbiirtig gehalten werden. Der БИ per fonft den Ausgang Gott anheim fiellt, hier rechuet er fir die Borfehung, denn ev hat eB fich зи foi gedacht, fein Land dew Herrlicften Sohn gu hinterlaffen und es vow thu fortvegiert gu felen. Alfo: , Agnes Bernauerin fahr hin! Und Albrecht? — die Confequeng feiner Vermihlung war, dap er ver Krone entfagte. Stott aber diefe Entfagung ОБЕ gu pollbringen, ftatt fie gleich bet der erften AnsfehlieBung yu Gunjten feines Betters Adolph gu erfliven, fprach er fie mur heimlidy guv Agues aus, , als eine Zauberformel in ver Legten Noth; penn ex Hat e& fich gu 198 gedacht, fein Land zu beherrfchen an ver Seite eines geliebten, durd) freie Wahl die Seinige geworbdenen Weibes. Gr whblte night swifdhen Herzog und Birger, ba ev wahlen umfte. Alfo wird fiir ihn gewahlt, und Per nicht fahren gelaffene Firft tidtet ihin die geliebte Biirgerin. Sn Bater und Sohn wiegt der mannhafte tapfere Slirft fo entfchicden vor und Beide find fid) einander in diefer Begiehhung fo gleid, fo fer amet Harte Mibliteine, dag fie an den imbglichen fried- lichen Lsfungen, weldhe allerdings dem Siirften in ihnen Conc effie- nen abgeswungen hitten, voriibergehn. Sie beftehn betde auf ihren Зин. Der Vater will das ев оон der uugetrithbten Erbfolge alg ein fiir Sand und Volk wichtiges und hetliges Grundgefey auj- recht erhalten. Der Sohn will es e8 umftofen, wenigftens fiir fic; ex bringt Dagu aufer dev eignen vitterlichet und flirftlichen Perfin- Tichfeit allerdings eine Agues Bernaner mit und, geftattete pas Ge- fey WUnusnahmen, diefe wire es, um derventivillen eine Wirsuahine ge- macht werden miipte. Wher das ФЦ der ungetrithter Crbjolye ние ше Wusnahinen; exft die nenere Beit Fennt Austunftsmittel, wie die morganatifce Che, bei der Ciner noch Regent [ем Тамм, went auch die Kinder nidjt auf ben Thron fonmmen fennen. le bret aber fontte, fo lange ev der Sherman einer Baderstodter war, gar nicht auf den Thron gelangen. Hatte ev’s wollen, fo hatte er eit Leben voll Kampf und Krieg davan fewer mitffen und Ipitte bod vielleicht mur fiir fich erreidht, tas cinmal allgemeines Gefets nicht werden fann. Go fiehen die Gachen. Sehen wir nun die fritheren BVearbeitungen ded Bernaner- Stoffes an, fo finden wiv immer, саб cin bereitwilliger Theater- Hefewicht die Agnes mittelft Hexenproceh abgethan Hat, mabrend Hevjoq Exruft mit perfahnliden Gebanfen im Эбзиде iff, Dann natitvlic) ift e8 feine Kunft, Vater und Sohn, Beibe in Jammer iter die gu fdjnell vollbrachte Unthat, wirklich gu verfopuen. Beide find nun aber um nichté Figer, um nichts anders; e8 ift Mes wie porher und ohne den dienftwilligen Bafewidht waren die Dichter und ihre Hergige avg in Berlegenheit gewefjen; fie bitten alle miteinan- or ettwas деи Unmiidglides gugeben miiffer.