Titeratur-Dlats
			Dent(hen ЗиийЬ [а Неа.
	HSonnerftag, den LL. December,
	1856. _
		“gubalt: Dte Braut von Sypern. обе in Verfen von Baul Hevfe. —
	Blithe der Baht. Ueber und ЗУюшиаей vow Wntara George. — Gebdtebte.
	Bon Carl Giebel. — Brodbhans’ Herfebibliothel. Der Rbecin von Maing 618 Koh. Bon Nicolaus Фойех. — 5. Pollens, ber hollandijche Зо,
	Die Sraut von Cypern.
	Movelle in Зе еи von Paul Heyfe. DMiit einem Uyrijden Whang. —
Stuttgart und Augsburg, $. G. Cottafher Verlag.
	De Torperliche Gciubeit oder Hablicfeit und die Rolle,
welche Beide gelegentlid) in den Geiftes- und Herjensangelegenheiten
ver Menfchen fpielen, find sfter ber Gegenftand der Dichtungen des
Verfaffers ber Braut von Cypern gewefen. Wid) die ,, Novelle in
Berfen’ gehirt in fofern diefem Stoffgebiete an, als ihr Held es dev
michtigen Wirkung weiblider Schinheit verdant, pa er ein Boge
Ting ber Giebe wird und dadurd) die in ihm al8 Robftoff Ltegenden
BVedingungen gu einem gebildeten und minntlichen Charafter, heraus-
avbeitet. An wilder Natiirlichfeit und derber Verwabhrlofung aufge-
wachfen, wird er durch den Giebreiz cies fei gebildeten Mtaddens
getrieben, fich dburd das Nacholen verfiumter Kenniniffe und auge-
rer Gitte und gwar vom Abece an (hem e8 brennt ihn, thren
Namen зи сиб ети, den er in. ihrem Giederbuche, das er findet,
vorne eingefdrieben fieht) guerft ihrer witrdig und ebenbitrtig ju
mmachen und weif dann durch cin fithnes entfdloffenes und ehren-
werthes Handel fid) vie faft fom fiir ihn verlorne Brant gu er-
ringen. Dies ift furg dev Bubalt der Erzihling, welche in ihren
Grundgiigen dem Decameron des Boccaccio entnonmen ift, wie der
Dichter einleitend felber evgahlt. Wie died den Stoff ved Gedichts
angeht, fo vergift der Ganger deffelben auch nicht im weiteren Ver-
faufe in Bezug auf die Form unferm Upland ein bantbares Wort
gu widmen, weil biefer burch feinen Fortunat die Ottave rinte gue
exft fiir die deutfche Dichthunft, dem Geijte unferer Sprache gemag,
ausbildete. Jun, dev Dichter ijt mehr als ein wiirdiger Sdiiler.
Meifter Ubland felber wird ihm gugeftehu, daf ex verjftanden Hat dev
Strophe firengen Pomp gu entfalten oder die Reize ihrer liehenswiirdigen
Nachlaffigheit aufgudecten, dak ex dei Ziigel des ficher geleiteten Ge-
fpannds meifterlich anguziehu oder nachgulajfen mupte, wie der wedsfel-
volle Shalt e& gebietet.

Klingt pas Lied auf diele Weije gefallig im das Обь, fo feffelt
e8 burch den ficer angefcblagenen und durch alle Modulationen
purdigebaltenen Low gliiclicher Heiterfett, welche eben fo oft einen
guten Wi und eine ergdgende humovriftifde Wendung bei der Hand
Hat, als fie ernft gu fettr und durd eine fchine Begetfterung und
Gefiihlswarme das Gemiith angufpreden weif, fo pak beidbe, Gee
miith und Berftand, immerfort ihre Mechurung finden. Go beift es,
al8 ber Held Ctmore gum erftenmal vor ver fcdblafenden Blorbelia Неве;
	> раГае8 Заре! Зоб wird alt die Welt,

Und dennod) fteht aur Anfang aller Dinge

Dads Herz, in das ein Strahl her SchInbeit fall

M8 ob Did eine ScHhdpfung new umfinge,

Wird Dir die Bruft von Vangigkeit gefdwellt,

Gs trifft Dich wie cin Schlag von Wdlerfhwinge,
ViteratiureBlatt,
	Die Chrane fithlft Ou Div im BWirge Бебей —
Nun weift Du erft, lebendig fet Dein Leben.

Die Vunigfeit diefer Strophe zeigt, wie fehr dev Dichter mit
ganzer Geele dabei und in den Seelen feiner Geftalten ijt. Sn dev
That ift die in den gwet erften Gefangen vorgehende Unwandlung
deS Helden aus einem Halbwilden in einen mit den Undern zufame-
шеи paffenden, fic dann aber atm fittlichem Werth und Herz itber-
vagenbden Kavalier fehr meijterhajt und mit leidter fidrer Hand
gefchildert. 8 Пер 14 itberands vergnitgli, wie in ей Зее
bungen nach feinerer Gitte und Biloung die ungefiige Naturwiidh-
figtett fich immer hindernd in ben Weg ftellt und beswungen wird.
	Aber auch in den [еВеи Gefangen, welde auf Whodus fpielen, bez
gegnen wir eben fo fein und anjgiehend gefchilderten Siquren and
einer pfiydhologifd) иена gn Stande gebradjten endlicen Lsfung
de8 Ganzen. GSollen wir uns in Bezug auf die Anorduung uneing
mit bem Dichter evfliven, fo betvafe diefes bie Scene auf den
Schiffen, als der als Geerduber verfappie Ctmone der alten Fitrftin-
Mutter die von iby ale Brant ihres Sobhnes hinweggefiihrte, per
procura vermiblie, Flordelis raubt. Die ganze Cigenfiichtigteit und
Rilte in ber Geele ber Wlten Fommet in den Heftighten Wisdritcen
‘an ben Zag, und miiffen wir fie aud) erfahvemt, da uns der Dichter
einen Cinblic in ihre Geele fchuldig ift, fo fcheint uns, daw er der
‘Slordelis erfpart werden mute, wenn fie mad) dev Landing
noch an die Fortfegung eines BVerhialiniffes foll denfen иней, wel-
ches durch) jenes Betragen der Alten gevadezu fity aufgeldft gehalter
werden darf. Go Lange fie durd) die Borginge auf den Schiffer
‘пит иг grifern Selbftfenntnif ihres Herzen gelangt, fonnte fie
Rhodus nod) mit dent Cnifchluffe betreten, ,, burd) Зена зи line
dern, was zu verhindern fie nicht die Kraft befeffew hatte.” Nach.
Dem fie aber tidjt WoR tiber ihre eigne Neigung farer getworbder
war, fondern auch der fdynddeften Herglofigkett von anbderer Seite
bege; mee, hatte fie in Rhodus wohl felber die Lifung des ungliie
lichen Gerhaltniffes in die Hand nehmen miiffen; dew wer ftand
iby filr das glitdliche Walten des Schidjals?

Bon der Sitte, im epifchen Gebdichten auf Erfheinungen dev
Beit uamentlid) auf literarifehem Gebicte anzufpielen, macht ver Dich
Ку сиси oft fehr evgigliden Gebvaudh. E8 wverfteht fic) von felbft,
Pap e8 fic) Hier nicht win die Erérterung ver auf folche Art ansz
gefprocjencn Urtheile handeln faun. Nur das fei beilinfig bemertt,
Daf dex Berhervlichung Genelli’s ein peffimiftifder Ausfpruch bet-
gefiigt ift, den vielleicht nicht Seder mtt Dem heitern Dichter gu ver-
стей шей:
Genelli, ben die Beit verfennen muh
  Weil vies Gefdlecht nicht mehr nad) Grbge fragt.
hr bevorgugten Dichterfeclen, eS ift ja ener fddner Beruf,
ung Andern, die wir ja bereit genug find, gu verehren, die Grofe gu
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