BVerhallt bre wirre Menfdenluft,

Der wunde Menjden{ehret.

So fill der Wald! E8 ranfeht der Strom
Mit balbem Mang vorbei.
	Gin lautlos fendter Uferwind
Grregt dein Blut mit Madi,
Unb nuv bie eine iebe ruft
Vernehmlidh burch bie Nacht.

Su dem Reifetagebudhe find die meifter Gaben aus des Didh-
ters italienifdjen Aufenthalt, namentlid in Gorrent, dem felber ein
wunderfchines flangvolles ied gewidmet wird. Mit auferft reigen-
dem Humor find acht ben Qacerten geweihte Gedichte behandelt. Diefe
zerlichen Gefchipfe fcheinen dent Verfaffer ein befondres Wobhlgefallen
abgelocdt 3u haben.

Die Heimath enthalt unter andern fehinen [yprifdyen Ergiiffer
einige Balladen, die den charatteriftifcren BVorgug haben, in Tou,
Vershau, Melodie, kurz bem ganzen Vortrag durchaus da8 paffendjte
Reid ihres Snhalts gu tragen. Зи der bebeutendften in ,Sdamyl
und feine Mutter“ giebt e& wieder einmal einen Fall, wo — bet
реш iiberaus feffelnden Stoffe und feiner meifterhaften Formbehand-
{ung — wir die Lefer fcjon in Gedanten in gwei entfchiedene Parteien
getheilt fehen, ob der Dichter bag fonft ficher in feiner Hand ruhende
MaaG feftgehalten habe, oder nicht. G8 handelt fic) darum, wie dev
Held Sdamyl nach einem furdhthaven innern Kampfe, feiner {Фи
ден, Durch Gottesausfprud) zur Geifelung verurtheilten Wutter
al8 ausitbender Richter gegenitber tritt. Er findet die hervlidje Ld-
jung, fic) felber unnachfidhtlich fity bie Gchulbige geifeln gu Laffer,
erft nad) den erften Sehligen auf feine Erzeugerin. Wir geftehen,
bah wir gu denen treten, welche die Lsfung vor dem erften Hiebe
Но miglich und fchin alten.

Den SAluf des Ganjzen bilden Spriiche, unter denen diefer
Fenen und jener Diefen befonders treffen oder anmuthen wird. Daf
Rnappheit ber Form, eine befonders hervorragende Cigenfdpaft der
Hevfefchen Mufe, fich namentlich hier in Epigrammen bewihrt, lief
fic) erwarten. —

So hat der Dichter die lebenden Zengniffe feines Talented unt
eine hidhft anfpreckende Gabe vermebrt, und wir wiinfcjen ihut von
Herzen, bag, wns zur Freunde und gum dantbaren Gemuffe, nach feinen
eiqnen Worten vied ,, Gefchaffene wieder gzeuge. 
	Blithen der Macht. Lieder und Dichtungen von Wmrara
George. Gingefiihrt durd) Wleyander Kaufman. Leipzig. J. A. Brod:
hag. 1856.

Gedicdte. Bon Carl Siebel. Leipzig, Otto Wiegand. 1856.

Benn Amara George Seite 38 ее: „ра Holet’ id) herbet vie
Briefe mix” und Seite 50: ,,uud ftveidel’ id) mit Leidhter Hand,” ftatt ,holte”
und ,ftreidle,” wahrend Carl Siebel fingt: Seite 96: ,,die tindelen hin
und tindelen her” und Seite 99; Und e8 tragt fie der Bephyr auf Flit-
gelen fact” ftatt ,tindeln* und „одет“; fo foll bas hier nidjt etwa her-
ausgehoben und gufammengeftellt fein, um angndenten, dafi beide Poeten
gleicen Sdjlages feien. Antara George ift wenigftens mit dem, wenn
aud miflingenen Streben nad) Vermeidung des Hiatus gu entfduldigen;
Carl Siebel faun nidjt cinmal vies fitr fich anfilhren; beffere Berfe Hatten
aber Beide maden finnen!

Sm Uebrigen find unfere Didhterin und unfer Dichter, nicht blos де
ое, aud an Geiftesgaben und aefthetifdjem Natuvell feb verfdpieder.

Wir glauben gwar, dak Herr Kaufmann in feiner ,,Cinfilbrungevor-
rede” fic) von feinem pflegevdterliden Cifer etwas зи weit hat fiihren Laf-
fen, wenn er (Geite VIL) die Begeifterung gewiffermaager su feiner eige-
nen macht, mit welder fein Mitcrrator Daumer von ihrer gemeinfanten
Miindel fingt:
	zeigen und gu verfiinden. — Der dumime Hauje wird weoer
heute nach Grife fragen, nod that er e& je, aber dak dies
ganze ,, Gefchledt fo unempfinglid) fiir das Grofe fei, dad
glaubt ber Dichter muthmoflic) felber nicht fo im Crnfte; feine
дозе eigene warme Anfohauungeweife fpricht Lebhaft gegen diejen
Berdacht. Doch ,died fet vies . Dergleichen find Staubden, die
man nur bemerft, weil der Guw de8 Gedidhtes fo rein iff. Ev fltept
fo anmuthreid) dabin, dab fic) ganze Stellen leicht dem Gebdidhinif
einprigen, wenn bas Muge einigemal darither hingeglitten; aber er
tragt aud) Schinheiten mit fich, weldje ihre Gegenwart exft beim
aufmerffameren Gefen entfejleiern; e& ift tie bet einem Rofenftranch;
er bliht fort und e8 find immer anvere frifce Mtofen, heute entgiictt
uns Ddiefe, morgen jene, diefe БЕЛОЕ allen Bliden frei, jene mar halb
im Griin verftedt. Wir wiirden nach und nach den ganjsen naheren
Snhalt verrathen, wollten wir alle fcjinen Blige befonders anfilhren,
und fonnen unfre Refer nur erfuchen, felber gu Lcfen. Um aber dod)
einen Begriff von dem Reiz des Vortrags zu geben, fet es erlaubt,
einige Strophen anjufiihren; wir wihlen foldje, die fidh gugleic) auf
pen Gortrag Бемеби. Der vierte Gefang hebt an:

Des Hinrmels golbne Pforten fprangen auf
Dem fHBuen Gott des Lidies und der Lieber.
Die Sonnenvoffe ftitvten hin im Lauf

Und jprithten ihren Schaum al8 Thau hernieder.
Gin Sdhwarm von Liebesgittern flog vorauf
Und fewkte rafdh gur Erde das Gefieder,

Yim abguldfen ihrer Britber Sdhaaren,

Die dort an Macht auf ihren Poften waren.
	So etiva wiirh’ id) dew Gefang beginnen,

Wav’ vie Antike nicst fo ftreng verfehmt.

Sch weifi, dag mande meiner Leferinnen

Sich viefes Bopfs in meine Seele fhamt.

Getvoft! Auf andern Anfang will ich finnen:

Streiht diefen aus, wenn iby ihn ithe! nehmt;

Denn end gefillig fein ift all nein Sorgen.

Num denn: E8 war ein auferft {chdner Morgen.

Bwar, foll ich ehrlich meine Meinung jagen,

SHlecht war die Strophe nidt. eh, wenn ihe wiiftet,

Wie jest ein Epifer Hat fic) gu plagen,

Seithem end) nit nad Gittern mehr geliiftet.

Nun muh er feine Helden jelber fragen,

Wo fonft ein Gott mit Weisheit Ши веде,

Und ben erlancten Seherblic erniedern

Bu nitdtern pfydologifdem Bergliedern.

Der ,lprifhe Anhang ” darf foum Anhang genaunt werden

Gr bildet ein Buch voll Lieder, welches an Umfang nict gevinger
ift, als das epifdhe Gedidht. Wher aud nicht an Gewicht. 68
дев eine fehr forgfaltige Anewahl, oa man Leidt von jedem ge-
feffelt wird und nicht erft nach den befonders antlingenden зи blattern
braudt, mehr noch, da uns manches Hebfe fche ied im Gedadhinif
angen geblicben it, Боб ПФ mitotic) und {ehriftlich fortgepflangt
hat und bas wir Мег vergeblid) gefucht haben. Diefe Zuriichaltung
berithrt angenehm, den vielen jungen Lprifern gegenitber, die nicht
Blok iiberhaupt anftimmen, fonbern dann auch gleich Ales durch den
Schnabel gehen laffen, was je, ob fpater veif geworden oder nidt,
in der: Geele erwacht ift. Die Gedichte find in dvet Wbtheilungen
gruppirt: Lieder, Reifetagebuch, Heimath. Зи den Liedern Hervfcht
diefer zauberhaftr hellountle Zon, welder das cigentliche Wefen der
Myrif ausmacdht, und den mufifalifchen Gefichleftrimungen in unfrer
Seele nur einen halb von ihnen verfdlungenen Text unterlegt. Cin
	Beifpiel jet vergonut:
Stimme ber Madt.
aw eine Wachtel fehlug im Feld,
Da ih vorilber ging,
Nur eine lebte Glode мер,
Die hod im CGhurme bing.