Brokhaus’ Neiyebibliothef, Oer Bhein von Mainz
bis Kiln. Bon Nicolaus Hoder. Leipzig. F. W. Brodhaus, 1857.
(Rit, BL 1856, S. 78.) — Der BVerfaffer hat bereits in меш der bis-
her erfcjienenen Bandden der Reifebibliothel, nas uns jedod) nidjt guging-
lid) geworden ift, dad ,Dtvfelthal von Nancy bis Robleng” gefdpildert;
in dem uns jest vorliegenden Hefte filhrt er dad veifeluftige Publitum
purd) bad verwandte Gebiet des alten Vaters Rhein bis Kiln, wo er
еше Funktion al8 Cigerone in dte Hande Wolfgang DMtitller’s fiir den
»tieder-Rhein” (egt.

Auf 200 Seiten widelt fic) das gedrudte Pleorama vor uns ab,
und wenn gwar nidjt gu [ugnen ift, oak dergletden Btidjerfarthen mit
feltenen Unsuahmen nur wenige Progente ves VBergniigens abwerfen, wel:
ches pte Lebendige Natur gewahrt, fo hat voc ver Berfaffer an Begeifte-
vung, Fei} und Gammtlerluft pas Seinige gethan. Durd) eine Menge
BZuthaten aus dem Gebiet der Gefdhichte, per RNunft unb PBoefte ift die
Gefahr der Cinfirmigheit ves Wegweifens und topographifdhen Wufsihlens
glitclid) vermieden.

Veilinfig wird GS. 26. 39. 41. 43. G1. 76. 79. 102, 120, 134,
159. 160. 162. regiftrivt, wie bie Herren Franjojen mit Feuer und
Се yur heiligen Romantif ves gefeqneten Mheinlands beigetragen
haben! Cin Gegenftiid Меди ift dad Denknal, weldes ver Verfaffer
©, 166. dev funfiliebenden Mturifizens ded Herrn Grafen v. Flivftenberg-
Stammbeim fest.

US willfonrmene Epifoden erwahnen wir nod, S. 49., die Befdyrei-
bung des Hanshaltes und ber LebenSweife in den VBurgen, S. 65, die
Reminiszenzen dev Weinkultur, ©, 81. Proben ded mittelalterlidien Stadte-
[ebens, und dergl. mehr.
	(Сиииетиицей emer Grogimutter. Ionmtan. Bou J. Burow. 2 Bde. 16,
Geb. 14 Thr. — Prag, Exped. des Wlbums.

SHiller. Kulturgeldhidtliger Roman. Bon 3. Sdherr. 4 Boe. 16,
Geb. 22 Thr. — Prag, Exped. des Wlhums.

Vor Turgot bis VBabeuf. Cin foginler тат. Bon G. Hefetier.
3 Thle, Lexy.-8. Geb. 45 The. — Berlin, Exped. b. AWbelSlerifons.

Kaifer Fofeph UW. und fein Gof. Von B. Mihlbad. 3. Woth. Kifer
Jofeph als Selbfthervfder. 1—3. Band, 8. Geh. pro 4 Bre. 6 Thr. —
Зе, Зап.

Hiftorifhe Charakterbilber von &. Miihload. 2 Bde. Dev Pring
5. Wales. Die Franjofen in Gotha.) 8. Geh. 38 Thr. — Berlin, Sante.

Hingelmeier. Cine nadbentlidhe Gefchichte. Von Th. Storm. 16. Geb.
15 Ggr. geb. 27 Sgr. — Berlin, W. Dunder.

Soll und Забен. Roman von Guftad Freytag. 3 Bde. 6. Muflage,
— Reinzig, S. Hirzel.

Yorié’s empfindfame Meife. Von Sterne. Deutfdh oon A. Bsttger.
2. Unsg. 32. Geh. 12 Sgr. — Berlin, Cromigich) und Sohn. — Mit febr
portreffiiden Zeidnungen von &. Ldffler ansgeftattet.

Carly Beno. Eine Didtung von RK. Gottfdall. 2 Mufl. 16. QE Thi.
— Breslau, Cremendt и. Granier.

Foyle vor Vodenfee oder Fifer Martin. 2 Aufl. 16. Geb. 26 Sgr.
Geb. 1 Thr. 6 Sgr. — Stuttgart, Sdyweigerbart.

Waldfrdulein. Cin Marden in 18 Ahentenern, Bon Zedlig. 4. Muft.
12 Thr. — Stuttgart, Cotta.

Stimmen vom Ganges. Cine Sammlung indijder Sagen. Bon YW. §F,
b. Shad. 16. Sn engl. Cink. 1$ Thr. — Berlin, Belfer (Gert).

Gebanfen iiber Wert und deffen Tragddie Mirra bet Gelegenbheit des
@afifpiels ber Mab. Riftorvi. Bon H. Grimm, gr. & Geh. 4 The, —
Berlin, Sdneiber u. Comp.
	Я. Collens,
рег hollandifde Bollsdichter.
	„ое т! Си Propbhete,
Gin Seber bin id) Dix,

Sh feb’ auf Deinem Haupte
Der fcinfien Krone Bier;
Sh fehe, wie Dein leuchtend
Geftirn bie Nacht beftegt
Und eine Welt verehrend
Qu Deinen Kifen liegt!“
	3a wir glauben, dah das nicht nur Buviel ift, fondern bak e8 tibev-
Haupt zu Umara’s wahrem Wefen gar nidt pat Dies Ween ift
nights weniger, al8 ein auflendtendes, Bemunderung fudendes Зе:
tenor, fonbern ein in tiefer Nacht ernft und etnfam gichender Stern.
Dies Geprige rubt auf ven Befferen ihrer Didhtungen vorgugdweife; ein
nur mit fic) felbft befchaftigter Gram eines in feiner eingigen Liebe un-
heilbar vermundeten und unerfeglid) vermaifeten Herzen8 fpricjt jene herbe,
fodbmudlofe und um die Conveniengen der Uufenwelt unbeftimmerte Sprade,
die wir als ,, Mtitternadtsmonologe der Seele” begeichnen midjten. Daz
hin redjnen wir grifjtentheils pie Gedidjte des „би Buches 5“
suwweilert finden wir freilid), mie in ,,Gine Nacht” S. 16 und ,, dev fcjmar-
zefte Tag’ S. 23, die Grengen der Weiblicjfeit itberfehritten. Unberen-
tend und fdwad) erfcpcinen vie Verfuche der Verfafferin, fremde Stoffe
gu bearbeiten, wie im gweiten Bue gefdehen tft, Sn ber Profa (vier-
48 Bud) vroht ihr dte Gefahr der Phantafterei und Weidlichfeit. Die
SHragmente aus tinftigen WArbeiten (orittes Buch) hatten wohl beffer ge-
than, auf diefe legieren gu warten,

Legen wir die ,Blitthen vex Radht” widdt ohne eine gewiffe Stimmung
dex Welt aus ver Hand, fo evfakt uns bei Carl Siebel’s ,,Gedidhten“
pas Behagen mephiftophelifier Heiterfeit. Wie unendlic) erhabener er-
Тени un8 ein fpiefbiirgerlider Chronift aus der Beit ved Rartoffelfrie-
ges mit feinen frbliditen unwidtigen Motizen gegen einen Didter, ber da,
was ihm etwa in feiner Gefannt/dhaft von ,gmeitten Frauen,” ,Wittwern,”
zerfdjlagenen Parthien, Tovesfallen, ,gefallenen Engeln” und dergl. Stadt-
gefdidten vorfinunt, in Verfe umfest und dann ba8 Motto vaviiber pflangt:
	„@Я\юеБЕ ий) ber Зах ber Poefie
Hod ob hem heimathlicjen Heerdbe —
Bergeffen barf ex dennod nie,

Da fetne Geimath ИЕ vie Erbe!“
	Stolz will ih еп Фратех; обет е8 пы аи еш Франтек  е!

Carl Siebel macht zwar auch, mie man gu fagen pflegt, Ciniges
in Politif und Religion. Indeffer — witrde uns die bittere Wahl ge-
fiellt — wir gigen unbedentlid) die verfifizixten Stadtgefdidten ob ihrer
Harm- und Anforucslofigteit jenen mit Faufts und Manfreds pantheiftt-
{Феи Expeftorationen alles Cruftes rivalificenden ,,Glaubensbefenntniffen
und fonftigen Dtanifeftationen vor. Wir Laffen wohl gern Seder bet fei-
nem @lauben, wie wir bet bem unfrigen gelaffen зи werden verlangen;
aber fir eine ,Dreieinigheit,” wie viefe (©. 166)

pHeilige Dreieinigkeit —

Bater, Sohn wund heiliger Geift,

Die ver Mtenfd) in fich erfennt,

Die ber Жен ив Gottheit preift;
Bater heiket die Matur;

Menjdh: — der Sohn ded Vaterd heist:

Und die Lieb’, die allgemalt’ge,

ЗИ рег еще heilige Geift!
Unb rie Lieb’, die alfgewalt’ge,

Und die gittlide Natur —

Ging, dreieinig werden Beide,

Sn ber Vruft bes Gohnes nur!“

wire wn8 denn bod) die trabitionelfe ober ,gar feine“ wivlltd Lieber!

Gin intereffantes, leider unaufgetlartes Phanomen ift uns die tri-
folore Glaubensflamme (G, 47) gewefen, weldje der Verfaffer blau,
roth und meif{ hat brennen fehen. 908 das tieffinnigite aber ift und die
Wiegorie: ,,Gin politijd Lied” exfchienen, wie ein Reattiontie und ein Pro-
Grit in einer mit dev Beit” befpannten Drofdfe fahren (©. 144), je-
“Hex ont bent Rildfig, diefer im Fonds figend; die Pointe wileden wir
nidht verrather, felbft wenn wir’s бищен.
	Bu Ende Oftobers ftarb auf feinem Yandgittdyen gu Mysmyl der hollane
difde Dichter H. Collen; der gefeierte Sanger ves hollindifden Volksliedes
,Wien Neerlands Bloed in de aders vioeyt.“ Wher midht allein burd diefes
ied hat fic) Tollens den Ruhnr eines ,,Volfsridters“ erworben: im feinen
beften und beffern Gedichten gliiyt die ebelfte Baterlandsliebe, фени fie
waren aus einem Herzen entfprungen, dah warm faft nur filr’s Vater
land, file deffen Ehre, flix deffen vergangenen ulm und feine Helden-
gripe flopfte. Geine Gefange drangen denn aud) gn den Herzen Wher,