phifdhem ,, Sleichmmuths” gegen unverdiente Wngriffe an den Lag fegt. An der Stelle, die e8 auf der lebten Seite “vor den leber: feRungen) eimtinmt, fieht e8 fogar geradegu wie eine anticipirte Antifritif aus, und verrath ein gewiffes MtiPtrauen in ven Crfoly, das wir bet dem Dichter der Mirjza-Sahaffy-Lteder am пенки gefucht Hitten. Die peutfde BVorliche und vie deutfde Begabung fitr Ueber- fetungen hat e8 beinahe fcon zum guten Ton unter uns gemadt, Daf per Dichter nicht ohne ein Gefolge frembdlandifder Truppen pov das Publifuin gu treten pflegt. Wuch BW. fiihrt uns etn folches por, das fic) ftattlid) genng ausninmmt, an der Shige Derfchawin’s beribinte Ove an Gott, andres ruffifde von Kolgoff. RKundigere migen ither die Wiedergade ber Originale urtheilen; unfer Ge- fubl haben vovgugsweife die Lieder Roljoffs, des ,,ruffifden Burns” mit neuem und eigenthiimliden Klang angefproden. Dann де БЕ e8 englifdhe Dichtungen von Byron (hebriifche Ntelodien) und von Ghafefpeare (aus dem verliebten Pilger und dew Gonetter). Brief an die Redaktion iber Agques Dernaner. Sebr geehrter Herr Medattenr! — Ws einem Whonmenten wud Lefer ihres gefdhigien Blattes werden Sie e8 mir viclletdt nicht ithel neb- men, wenn ich einmal an Gite fcjreibe, weil ich mit dem, was Gie gefdhrieben haben, — denn da der Verfafjer nicht benaunt ft, fommet die Autorfdaft anf Ste — wicht iiberall etnverftanden bin. 39 fann e8 gwar nicht leiden, wenn die Boeten fic, wie ich zutweilen gefunden habe, gegen Recenfionen ihrer Produfte felber vertheidigen, weil fie das Dem Publifum iiberfaffen follten und fiiglich fonnten; aber unfehlbar ift dod felbft ein Rritifus nicht, und Sor Blatt geht am wwenigften auf Mtechthaberei oder Wbfprecheret aus. Giner abwei- chenden Nleinung werden Gie paher wohl nicht die Chitr vor der Mafe guwerfen! In Mv. 17 und 24 des Literaturblattes beurtheilten Sie gwet TXrauerfpiele von Friedr. Hebbel, ,, Gyges” und ,, Agnes Bernauer™. Ueber Bhre erftere Recenfion darf ich nicht mitreden, weil id) das Stitd felber noch nicht habe einfehen finnen; nachdem id) aber die ,,Ugnes gelefen Бабе, Берии mich, als wiirde id) auch itber ,,Gyges foum mit Shnen einerlei Meinung fein fennen. Gott bebiite mich, dak ich fagen wollte, Hebbel fet fein voller Poet; id) wollt’, ich wire e8, wie ev; aber Sie fcheinen mir, was man fo fagt, fly ihn gu fcpwarmen, und beshalb, wie bas Cinem dann wobl paffirt, mehr hinterm Bufe gu fuchen, al8 dahinter tect, oder aud) gelegentlic) eine Echattenfeite fiir die Gonnenjeite angu- fehen. Gie fagen 3. ©. am Schluffe: div haben fohow gefagt, welche meifterhafte und wobhlberechuete Oefonomie ш den Hebbel fden Stitcden ijt. Wuch bier! die evften Geenen enthalten Blige, deren Nothwendigfeit in den Tegten flay werden. Die Perfonen find immer mitten in der Gade, rveden nur das Nsthige. Das Ganze frappirt urd Vundheit und Knappheit der Form. 68 nimmt uns BWrmnbder, Dab das Stic nicht in Wien und Berlin gur Wusfiihrung fot, Was ven lebten Punkt betvifft, fo will ic) durd) meine Meinung Sie nicht in Verlegenheit und Bhr Blatt nicht in Ungelegenheit bringen. Hinfichtlih der Form und fonftigen Qualitaten des Stires hab’ ich беферие Bedenfen. Die Sprade, das ift wabr, НЕ Виз und biindig, marfig und ber Beit und den Perfonen im Ourdfchritte angemeffen; im Befouderen fdunte fie aber, da cine Tragddie doch iitiner eine Tragddte bleibt, auch wenn fie in Schiwaben oder Sran- fen fptelt, gurwetlen gewablter, edler und dennod) jugleic) einfader und fogar verftinblider fein. Beifpielsweife, idf verlange nicht, dak ber Kirippeldollinger gelehrt oder. vormelym зем foll; aber, wenn ev bie Agnes in ber dritter Geene evften Wltes frdgt, ob er nicht iby ,, Patfchchen” before? fo mag ev immerbin ein alter Geek fetyn, id) giweifle jedoch, daB jic) bas anf ten Bretteru beffer ansnehmen werde, als im ие. Und wenn in der fedszehnten Scene Fravenz Hoven ber Bitrgermeifier aus heiler Haut fragt: ,, 3ft 8 wahr, wie шой пи Reich ergihlt, dak der Boden von Wugésburg feine Ratten puldet? fo mich? e8 Wenige geben, die das reimen founen. Der Herzog Albrecht forcirt fich ntitunter gu Biloern und Phrafer, die einem Carl Moor oder Fiesco nicht fremd ftehen witrden; und die fchine Wqnes mag febr [chin gewefen fein und ein ganz fapitales DBiirgermadden; aber, wenn ich gleich [ебу боб Ми, dag aus ify und Theobald fein Pendant yu ,, Carden und Brackenburg gewor- dent ift, etwas weniger trocen finnte fie Dod) gehalten fein. Was Sie ysrtappheit” neunen, geht mir zuweilen nacigerade itber die Rlaffi- gitét hinaus; und wenn unfre heutigen Schaufpieler (die mit feltnen Ausnahmen nur ihre Venden und Wamfer fpielen, aber ihre Hollen nod) feltener verjtehen, ald fie fie auéwendig wiffen) diefe Hebbel’ ‘fchen Dialoge dem Publifum ourdhweg flar machen, fo will id niemals imeine Diniterfprace gefount haben! Dod) das find Nebendinge, wozu ich eB auch vechve, wenn tin efter Mt in der zwélften Scene Agues zum Turuter geht, und in der dreizehuten Geene Wlbrecht vom Turnier fommt und fich gum Ball angieht, over im dritterr Wht in dev swelften Scene Al brecht von Bohburg wegreitet und in der dreigehnten Scene in Rez gensburg beim Lurnier tft; oder wenn man vom RKanzler Preifing (in dev dritter Gcene vierterr Wits) ganz beildurfig erfahrt, wie zwi- {феи dem odvitter und vierten Whe nicht weniger als drittehath Sabre verftriden feien. Gie werden fagen, da8 fet Abuen foun anfgefallen und wobl зи ertragen. tag fein; mein Gefdnact if’s nidt, und beffer fojeint miv’s immer, wenn cin Poet dergleiden Vigenzen und Sndulgenjen nidt braucht. Bir Hauptface! Sie fagen: ,, Wir wiffen, dak Hebbel die dramatifce Feder nicht anfebt, ohne ein Problem im CSinne зи haben, da er feinen GStoff in die Hand ninumt, ofne ih vorher auf ein folded Problem anjzufehen. — — Welches ijt min fein Problem in ver Gefdichte der Bernauerin? Oas Legitimitats- princip, mit Wem, was daraus folgt.” Dak Hebbel (wie Sie fagen, und ich glaub’s auf Ihr Wort) felbft pie Lieblingsgefchidite feines Bolkes nicht oramatifiven witrde, wenn ev dabei fein Broblem eniwideln Филе, фе mir mehr eine Spio- jyufrafie des WMaunes, als ein Berdienft zu fein; und wenn er dent Stoffe der , Agnes fein poetifceres Butereffe abgewinnen шоб, al3 daran die Logif des Legitimitdtsprincips зи demonfiriren, fo ift ш. ©. abet die Agnes fo fchlimm gefahren, wie ber Poet. Die fohine Bernanerin hat nehmlic) auf diefe Weife das dop- pelte Ungliid gehabt, gu jterben und wicht einmal die Heldin ihres eignen Gchidfals gu werden; fie bat eben nur ben Namen hergeben ntiiffen (anger det Leben!) yum Stile, und den AnlaB zu ctttent bramatifden Erperimente. Gomit hatte Hebbel nicht fein SGefiihl, fondern den Verftand wahlen und arbeiten Laffen; und die hievaus entfpringendDe RMible und Niiditernheit weht durd) das ganze Lrauerfpiel, woran ein Paar gemilthlide Liches- oder Flittcerwoden- feenet und gelegentlich die Unerfdittterlictcit ber fid) dem ode itberliefernden jungen Grau oder die Extafe des iiber ihren BVerluft rafenden Whrecht — in meinen Wuge — nichte andern. Ober Hitte etwa das Sehicffal ber Agues firr fich alletn nicht ausgereicht, um ein Traverfpiel davaus aufjubauen, und mufte, um einen Gdwerpunft zu haben, die Berftitcfelung oder Vereinigung Baherms daran gehangen werden? Gin hiftorifdes Tranerfpiel