webder villig bavor ити, ober es Meidet fidy felber in die itppige
miythologifche Form, die e8 bis auf den hentigen Tag nicht itberall
hat Io8werden finnen. Nicht wie gewiffe Kunftfdviftfteller uns
immer wieder von Menert beweifen wollen, ans ber Reformation,
alfo aus dem deutfdhen Geifte, fondern von Welfdland fam die:
fer moderne Paganismus tiber die Runt, und feine evften Wltire
foberten ши ben Vatican.

Allerdings Fonrten fich auch die deutfchen Kimftler feiner gewaltigen
Strimung nicht entgiehen. Gchon Diver hatte Hier und da antiti-
fivt, aber feine burc) und durch originelfe Natur verlaugnete fich
auch dabei nidjt; feine Herven und Faunen find fo gefund und ur-
Deutfeh, wie fein Ucbriges. Dtiplicher fieht ed mit den Nadhfolgern
aus. 68 Ш immerhin noch ganz Liebenswiirdig, wenn bei Ultdorfer
und Granach die erwachende Sirmenluft fic) aus dent fteifen Gefalt
des dentf[her Mieders Бетон ИЕ, ино bet aller MNadtheit doch
nod fo fcalfhaft jiingferlic) unter den Rettlein und Federbaretten
unt fic> febaut; — aber man fan e8 fcbon nicht mehr fo nennen,
wenn ett Pency oder Beham feine Heroinen gefpreizt und anfpruchs-
voll in ganger breithiiftiger Fille hinpoftirt, ohne von antifer Ane
muth ober venetianifder Ueppigkeit mehr al den guien Diller yu
geigent. Wllerlei vimifce Helden mit hochgefiederten Helinen, [duy-
pigen Panzern, determinirt nad aupen gedvehten Wabenmusteln find
eben auch nicht erfreulider. Befonders aber twollen leider die alten
Gitter nicht fo recht wieder lebendig werden: fo fchreibt man ihnen
paun, wie den Golems der Gage, ein Wort auf die Stirn oder
fonft wohin, und beift fie wandeln und thronen in einer Urt ab-
ftvacten Gcheinlebens, als Krieg und Liebe, Handel und Wiffenfdaft,
pevfonificirte movalifde und unmoralifde Adjectiva.

Дети alten Befaunten, dem Teufel, geht e8 im Gangen nicht
бест. Gr fihlt fic), wie im giveiten Theil des Fanft, auf diefem
antifen Blodsberg ,,gang und gar entfrembdet’; — fein Hofftaat.
Der fieber Todfiinden pat beffer in die froftige Gefellfeaft, aber
pas Befte an ihnen find meift, (tatt chavafteriftifdber Phyfiognomien,
ihre Reitthiere und gierlid) heraldifchen Embleme. Der Hillenfitrft
еб hat felten oder nie eine fo abgefcymadt bizarre Mtasfe (oben
Sif, unten Хе) wie in der Verfuchung Chrifti bet Georg
Pencz gefithrt, und uur Wldegrever hat in fener Parabel vom
reicben Mann und Lazarus ein Paar phantaftifd-tichtige Damons-
geftalten , in dem Echlupbilde diejer Dolge, wo Verbammnif und
Selighit (Flammen und Abrahams SchooR) neben einander treten,
auf fleinem Plattenraum cine fo grofartige Compojition gegeben,
‘wie bie dentfche Kunft deven, minbdeftens nach unferm Gefiihl, wee
пе пибшюеНен Hat. UUeberhaupt Тфешё uns diefer nidt immer
hinlanglich gewiirdigte Kiinftler, bem ohne Brweifel mehr als der
Vatican zum Raphael, aber vielleicht nur ein Mantua gum Феи фен
Giulio gefehlt hat, mit feinen wilrbemegten Rampffcenen nacter
Ptinner, fetnen chavafteriftifden biblifden und weltliden Hijtorien,
jeinen itppigzerfindungsreichen WUrabesten am meiften einen Begriff
фазой зи geben, was die deutfche Kunft nach gewohnter Bewilti-
gung des eindringenden fremben Elements mit Den new evoberten
Mitteln hatte ГеШен Юбилей. Зи Shm am Deutlicften jehen wir
jenes Bermifchen ves Wltreutfchen mit dem DMeodern-Atalienifden
alg bas, was e8 war, namlich als das Ringen einer Our dgangs-
pertobde hervortreten — aber iiber ifve Ruogpen follten die Stiirme
ber anbrechenden Glaubenstriege fic) tddtlid) hinwalzen, erft nach
set Langen Sahrohunderten ver verheerte Boden wieder echte Blii-
then deutfder Runft, von italifder und antifer gendbrt, hervor-
bringen.

Sliiclicher in mehr a8 einer Beziehung follte ме перебить
bifde Runft den Beitftitrmen und dem oben erwahnten frembden Cle-
ment widerftehen. Sene phantoaftijde Richtung, die wir von H. Bofd

 
	ausgehend in einer frihern Betradhtung зи Фохайениен fuchten,
	Гоа, зп weldem wir dent talentvollen Riinftler von Herzen Olid
	twiinfcher Ditrfer.
(Kortletsung folgt.)
	Der Ceufel und feine Gefellen in dev bildenden Kunft.
УП.
Bon Raphael zu Callot.
	Us wir м ипуех Ви Vetrachtung-. Durer’s ,, Hitter mit
Tod und Teufel” und SGangio’s fiegenden Erzengel neben einander
als Gfthetifche Gipfel ves Gebietes gu bezeichnen wagten, find wir
wohl noch ein Wort daviiber fchuldig geblieben, wie fich denn, jene
Sisung gugegeben, beide Meifterwerfe tm Ber gleich gu einander
verhalten. Holen wir vor dem Hinabfteigen das Berfaiumie nach.

Blict man auf die Wusfihrung, пи weiteften Sinne de3
Wortes, fo wird allerdings dem grofen Staliener der Preis nicht
зи beftreiten fein. Nicht eben weil das {ebensqrofe Oelgemilde mit
feinem Golorit und feiner Formendurdhbifoung gleichfam quanti-
tativ gegen den SMupferitich yovwiegt — denn der Lebtere Ш
in feiner WUrt mindeftens eben fo vollendet. Cher jchon deSwegen,
weil jenes Hauptmoment Fiinfilertfcher Darjtellung, die Sdhinheit,
unfeugbar auf Raphaels Seite tviumphirend leuchtet. Bu der That
und vor Went aber deshalb, weil dte eigentliche Wufgabe felbjt, der
GContraft des Bifen mit dem Guten, entfchieden in Hsherm Sinne
pon ihm gelift worden iff. Meifter Wlhrecht’s cberartiges Ungethiim
fawn fich im feiner, wie wir fchou angebeutet, vorwiegend thierifden
Grfheinung mit Naphaels geflitqeltem Crzbsfewicht Afthetifd und
fittlich nicht meffen.

Unders jedoch ftellt fich vas Berhaltnig, wenn wir auf ben
Mdeengehalt, auf Tiefe und Originalitit der Erfindung blicen.
Da fteht dev ehrenfefte Dentfde aufrecht und Leudtend neber dem
grofen welfdjen Zettgenoffer, umd darf fo gut wie diefer die Hand
nach bem hichfter Preis ausftreen. Raphael gab die volle Weihe
feines Geiftes einem fchon oft bearbeiteten Gedanfen; unitber-
tvoffen gwar, ift ev damit aud) dev gweifelbaften Chre vielfacher
Nadhahmung nicht entgangen. Ditvers Werk gehirt ihm allein, е8
iff eine ganze Ridhtung filr fich und fonder Borbild nod) Nachfabh-
ver fteht es in cinfamer Grige.

Wenn Meifter, wie dieje Beiden, die veifften Friicte einer
Epodhe pffiiden, fo gefchieht eS allerdings naturgemig immer, daf
fie pabet aud) deren Kerue зи never Entwidelung ausftrenen. WAber
ebett fo natiirlich ift e8 auch, baf lebtere oft fpat erft aufgehen, ег
nigftens felten fdon den nachften Cpigonen gu gut fommen. Go
Yonnten wir denn weiterfchreitend Diver und Raphael gulege auch,
nod) Davin vergleichen, Dak beide wicht fo glitclich fein jollten, zahl-
veidhen mittel- und unmittelbaren Gehiilern mit dem Cliasmantel
auch ihren Geift, пит ueben suberlider Machahmung auch iby
innerftes und ebdelftes Streben gu hinterlaffen. Hierzu tray cigen-
thitinlic) der Umftand bei, dag Beider Cinflitffe fic) gleidfam freu-
jen, und dadurd) bredern und vermifden muften, nod) mehr aber
ein anderes Ntoment, das bisher unleugbar fitr die Kunft frudtbar
und fegensreich, nachgerabe bedenflich iiberguwudern begaun. Raphaels
reiche und elaftifdhe Matur hatte nod) chriftliche und antife Ideen
harmonife, wie einjt Dante, nebeneinanber git faffen vermodt
(was man felbft von Buonarotti nicht iiberall behaupten darf), aber
{chon bei feinem Hanptfchitler Giulio befinden wir im vollen Hei-
Denthum, b. b. unter antifenr Stoffer, Siguren und Qlotiver, wenn
aud nicht eben im antifen Geifte*). Das Cbhriftenthum tritt ent:

 
	*) So wird nunmebr die Oppofition bes HBBfer ftatt Lucifers und feiner Engel
	burch Ме тебейИщен Giganter, bas fiegende himmlifehe Brincip burd antites
Oiiterwefen gurv Anfehaunng gebradt.